Geräte der BG 20-Serie Smaragd
#1
Smaragd

Nach den, schon fast legendären Bandmaschinen wie BG19, Tonmeister oder Topas, kam Anfang der 60er Jahre eine der ersten „vollwertigen“ Geräte auf den DDR-Markt, die BG-20 Smaragd. Im Unterschied zu den Vorgängermodellen enthielten die Smaragd-Geräte sämtliche Komponenten, die für die Aufnahme und Wiedergabe gebraucht wurden. Hergestellt wurden diese Geräte im VEB Messgerätewerk Zwönitz

Sie kommt in einem stabilen Holzkoffer daher, dessen Ecken und Kanten leicht abgerundet sind. Von außen ist er mit Kunstleder, meist in zwei Farben bezogen. Während Kofferdeckel und Boden in einer Farbe gehalten sind, erscheint die „Bauchbinde“ in der zweiten. Die ersten Modelle hatten noch einen festen Kofferboden, der auch nicht abgenommen werden konnte, er war mit Lüftungslöchern durchsetzt. Für Reparaturen, auch für den Wechsel einer Sicherung musste das Chassis aus dem Koffer ausgebaut werden. Spätere Modelle erhielten dann eine abnehmbare Bodenplatte aus gelochter Pappe, wie sie auch als Rückwand für Radios und Fernseher genutzt wurde. Gewichtsmäßig könnten diese Geräte es bestimmt mit den ReVox aufnehmen, je nach Ausführung wiegen sie zwischen 16 und 19 kg.

Öffnet man nun den Deckel des Koffers, kommt die Geräteabdeckung zum Vorschein. Meiner Meinung nach, war die rotbraune mit den goldfarbenen „Zierrat“ die schönste aber das ist Geschmackssache. Es gab auch noch Ausführungen in Hammerschlag-Look und die der allerersten Geräte war elfenbeinfarben. Gefertigt ist die Deckplatte aus dem damals üblichen Bakelit. Die erste Ausführung, die „Ur-Smaragd“ (BG 20) verfügte nur über die 19er Geschwindigkeit. Es entfielen auch die Banduhr und der Regler für die Tonblende. Für Schmalfilmamateure wurde noch ein Sonderzubehör angeboten. Es war eine Deckplatte mit einer Aussparung an der rechten Kante. Hier konnte das Band in einer Schleife aus der Maschine gezogen werden um es über die Rollen eines elektromechanischen Tonkopplers zu legen. So wurde der Filmprojektor von der Laufgeschwindigkeit des Bandes gesteuert und so eine gewisser Gleichlauf zwischen beiden Geräten geschaffen. Beeinflusst wurde hierbei aber nur der Projektor. Dieses Sonderzubehör war notwendig, weil die Spulen in entsprechenden Vertiefungen der Abdeckung laufen.

Wenn man sich nun das Gerät genauer betrachtet, fällt als erstes die fünfteilige Tastengruppe, vorn in der Mitte der Deckplatte auf. Links und rechts daneben findet man jeweils einen Drehknopf. Weiter nach rechts befindet sich dann das magische Auge (EM11) und ein Rändelrädchen. Zur linken Seite hin folgen dem Drehknopf die Banduhr und ein verchromter Hebel. An der vorderen Kante der Deckplatte befinden sich links und rechts neben der Tastengruppe noch zwei kleine verchromte Hebel.

Fangen wir nun von links an, dann finden wir zuerst den Hebel für die Umschaltung der Bandgeschwindigkeit. Es kann zwischen 19,05 cm/s (Hebel nach vorn) und 9,53 cm/s (Hebel nach hinten) gewählt werden. Die Umschaltung sollte im stromlosen Zustand erfolgen um Schäden am Antrieb zu vermeiden.

Als nächstes folgt dann die „Rolex“ besser gesagt die Banduhr. Das Zifferblatt ist genau wie bei einer richtigen Uhr eingeteilt, hat aber keinen Bezug zur reellen Zeit. Man könnte ja auf den Gedanken kommen, diese Uhr zeigt die Spieldauer an, ist aber nicht so. Da diese Banduhr nun nicht, wie meistens von einem der Bandteller angetrieben wird, sondern von einer Gummirolle im Bandlauf, zeigt sie unabhängig vom bereits gelaufenen Band immer gleiche Zählschritte an. Zum Bespiel sind „zwei Minuten“ am Bandanfang genauso viel, wie am Bandende. Man könnte an Hand der Anzeige Rückschlüsse auf die Meterzahl des schon verbrauchten oder noch vorhandenen Bandvorrates ziehen. Übrigens, der berühmte Uhrenhersteller hat mit dem Bandzähler nichts zu tun, ich habe dem Ding bloß den Namen verpasst, wegen der schönen goldfarbenen Umrandung und dem schwarzen Zifferblatt mit goldenen Zahlen und Zeigern.

Dann folgt in Richtung Tastengruppe, der linke Drehknopf. Mit ihm wird ein vierstelliger Drehschalter betätigt. Dieser dient der Wahl der Eingänge für die Aufnahme und zum Schalten der Lautsprecher bei Wiedergabe. In Stellung „4“ kann bei allen Modellen ein Außenlautsprecher betrieben werden. Soll dieser außer Betrieb genommen werden braucht nur der Drehschalter in eine andere Stellung gebracht werden. Die Stecker der Lautsprecherzuleitung können in den entsprechenden Buchsen am Gerät verbleiben. Bei Stellung „1“ können Mikrofonaufnahmen gemacht werden. In dieser Stellung braucht der Verstärker die geringste Eingangsspannung. Bei den älteren Modellen ist in dieser Stellung auch die Wiedergabe über den eingebauten Lautsprecher möglich. In der zweiten Stellung sind Aufnahmen vom Rundfunk oder Schallplatte möglich, zur Wiedergabe über ein Radio oder Zusatzverstärker kann der Wahlschalter in der Stellung „2“ verbleiben, der Lautsprecher im Gerät ist dann abgeschaltet. In Stellung „3“ wird bei Geräten der älteren Ausführung der Eingang gewählt, der den höchsten Pegel braucht. Hier kann, wie bei der BG19 ein Radio mit einem hochohmigen Lautsprecheranschluss als Signalquelle dienen. Bei Geräten der neueren Baureihe (ab BG 20/5) erfolgt in dieser Stellung die Wiedergabe über den eingebauten Lautsprecher. Der „hochpegelige“ Eingang entfällt bei diesen Modellen.

Nun schließt sich die fünfteilige Tastengruppe an. Hier werden die Lauffunktionen der Maschine geschaltet. Von links nach rechts: Aufnahme – Rücklauf – Halt – Vorlauf – Wiedergabe. Die Tasten sind durch Stege so voneinander getrennt, daß man nicht versehentlich auf zweie gleichzeitig drücken kann. Auf der Deckplatte, über der Tastengruppe, ist eine Zierleiste angebracht. Darauf sind die Symbole für die Laufwerksfunktionen erhaben angebracht. So ist diese Maschine auch für Blinde gut geeignet aber wer sich mit dem Tonbandhobby beschäftigt, kommt auch schnell ohne die Hilfestellung klar.

Vor der Aufnahme- und der Wiedergabetaste ist jeweils ein schon erwähnter kleiner verchromter Hebel angebracht. Der an der Aufnahmetaste hat zwei Funktionen. Schiebt man ihn nach links, ohne eine Taste zu drücken. Wird der Verstärker auf die Eingänge geschaltet. Man kann so eine Aufnahme vorbereiten und schon bei stehendem Band die Aussteuerung einstellen. Will man die Aufnahme starten, muß vorher ebenfalls dieser Hebel nach links geschoben werden, denn er verriegelt mechanisch die Aufnahmetaste und verhindert so das unbeabsichtigte Löschen einer Aufnahme. Der rechte Hebel hat auch zwei Funktionen. Beim schnellen Vor- und Rücklauf kann mit ihm kurzzeitig das Band gegen den Tonkopf gedrückt werden. Der Wiedergabeverstärker wird dabei eingeschaltet und man kann so bestimmte Stellen im Band, wie zum Beispiel Pausen auffinden. Heute nennt man sowas ja „Cueing“ und Review“.

Rechts neben den Tasten findet man dann den zweiten Drehknopf. Mit ihm wird der Lautstärkeregler bedient, der mit dem Netzschalter kombiniert ist. Bei Aufnahme dient dieser Regler zur Einstellung der richtigen Aussteuerung. Diese kann man am daneben liegenden „magischen Auge“ abgelesen werden. Wenn die Leuchtsektoren der Röhre EM11 sich fast schließen, ist der Pegel richtig eingestellt. Ganz rechts ist dann noch ein kleines Rändelrädchen, wie man es vom Taschenradio her kennt. Mit ihm wird die Tonblende bedient. Diese wirkt nur über den eingebauten, sowie den angeschlossenen Außenlautsprecher. Bei Aufnahme und bei der Wiedergabe über einen Zusatzverstärker ist sie wirkungslos.

An der linken Seite des Koffers, hinter einer Metallklappe verborgen, befinden sich die Anschlussbuchsen für die Ein- und Ausgänge des Gerätes. Während die Anschlüsse für Mikrofon und Rundfunk als dreipolige Din-Buchsen ausgelegt sind, wurden die Buchsen für Zweiten Lautsprecher und den Kopfhörer als Bananenstecker ausgeführt. Eine Erdbuchse ist auch noch vorhanden. Bei den älteren Modellen befindet sich noch ein Anschluss, der den heutigen Netzanschlüssen an moderneren Geräten ähnelt. Hier wird das Signal vom hochohmigen Lautsprecheranschluss älterer Rundfunkempfänger zugeführt, die noch keine Diodenbuchse hatten. Bei den moderneren Typen entfällt dieser Anschluss. Eine Besonderheit ist noch erwähnenswert, an beiden Din-Buchsen liegt bei Wiedergabe das Tonsignal zur Speisung eines separaten Verstärkers an. Die Stärke dieses Signals ist von der Stellung des Lautstärkereglers abhängig.

An der rechten Seite des Koffers, die, die den Anschlüssen gegenüberliegt, ist der Lautsprecher eingebaut. Durch seine geringen Abmessungen und dem gedrängten Aufbau des Gerätes ist er nicht in der Lage, den vollen Frequenzumfang des Gerätes wiederzugeben. Er dient nur zur Kontrolle. Eine hochwertige Wiedergabe ist aber über einen guten Rundfunkempfänger, einen Verstärker sowie einem Lautsprecher, besser einer Lautsprecherkombination in einer Box möglich.

An der Rückseite des Koffergehäuses befindet sich noch eine weitere Metallklappe. Hinter ihr verbirgt sich bei den älteren Modellen der Anschluss für das Netzkabel, der Netzspannungswahlschalter und eine Spezialbuchse für die Kabelfernbedienung (Handfernschalter). Für den Netzanschluss wird ein Kabel benötigt, wie man es von alten Bügeleisen oder Heizstrahlern her kennt. Als Fernbedienung gab es ein Sonderzubehör. Damit konnten die Funktionen Halt – Wiedergabe – schneller Rücklauf gesteuert werden. So konnte die Smaragd auch im Büro als Diktiergerät verwendet werden. Bei den neueren Ausführungen entfallen diese Anschlüsse. Hinter der Klappe befindet sich ein Staufach für das fest angebrachte Netzkabel. Der Spannungswahlschalter befindet sich hier dann am Kofferboden und ist nach Abnahme der Bodenplatte aus Pappe zugänglich, genau wie alle Sicherungen des Gerätes.

Das Laufwerk wird elektromechanisch gesteuert (deswegen auch die Fernbedienbarkeit) Alle Funktionen werden durch Kraftmagneten ausgeführt. Andruckrolle und Bandtellerbremsen werden durch je einen Zugmagneten betätigt. Beim schnellen Umspulen wird der jeweilig aufwickelnde Trieb durch eine elektrische Magnetkupplung starr mit dem Riemenantrieb verbunden. Die abwickelnde Seite wird durch eine gewichtsabhängige Rutschkupplung leicht gebremst. Bei Aufnahme und Wiedergabe reicht die Rutschkupplung aus, um das Band stramm aufzuwickeln. Angetrieben wird das Ganze durch einen 11 Millimeter breiten Flachriemen, der über die Unterteile der Wickelteller, der Capstanwelle, einer Spannrolle und den Motor läuft. Die Umschaltung der Bandgeschwindigkeit erfolgt auch auf dem elektrischen Wege durch Änderung der Drehzahl den Motors. Dies wirkt sich auch auf das schnelle Umspulen aus. Ausgelegt ist das Laufwerk für Spulen mit einem maximalen Durchmesser von 18 Zentimetern. Dabei ergibt sich eine Spieldauer mit LCH-Band (Langspielband) vom VEB AGFA-Wolfen eine Spieldauer von zweimal 45 Minuten bei 19,05 cm/s.

Der Entzerrerverstärker ist mit den Röhren ECC81, EF86, EL84 und EM11. Die EL84 erfüllt eine Doppelfunktion, Während sie bei der Wiedergabe als Endstufe arbeitet. Wirkt sie bei Aufnahme als Löschgeneratorröhre. Bei 19,05 wird ein Frequenzgang von 60 bis 12.000 Hz erreicht, bei 9,53 sind es 80 bis 9000 Hz. Wie schon erwähnt, ist der eingebaute Lautsprecher nicht in der Lage den vollen Frequenzumfang wiederzugeben. An den angeschlossenen Außenlautsprecher wird eine Leistung von 2,5 Watt an 5 Ohm abgegeben. Bei den älteren Modellen erfolgt die Umschaltung von Wiedergabe auf Aufnahme durch ein Relais, welches auch oftmals die Quelle von Störungen war. Wurden die Kontakte dann gereinigt, ging es eine Zeit lang wieder gut. Bei der neueren Ausführung, wurde durch den Sperrhebel der Aufnahmetasten ein Kontaktschieber betätigt. Die Freischaltung der Aufnahmefunktion erfolgte erst durch Drücken der Aufnahmetaste. Der Verstärker ist frei verdrahtet. Eine Leiterplatte kam erst in der Ausführung BG 20/6 zum Einsatz. Die Maschine arbeitet in Halbspur Mono und ist mit Ringkernköpfen bestückt. Mich wundert dabei, daß bei alles Smaragd-Geräten, die mir begegnet sind, die Köpfe kaum Abnutzungserscheinungen aufwiesen. Entweder haben die Leute die Geräte nur Sonn- und Feiertags benutzt oder die Dinger waren wirklich so haltbar.

Zu erwähnen ist auch noch, daß es diese Geräte auch als Einbauchassis für Tonmöbel gab. Bei dieser Variante entfiel dann der Ausgangstrafo und der Lautsprecher. Der Trafo wurde durch einen entsprechenden ohmschen Widerstand ersetzt.

Für Reparaturzwecke, zum Beispiel zum Riemenwechsel, konnten die elektrischen Baugruppen leicht vom Laufwerk getrennt werden. Es mussten nur ein paar Schrauben gelöst, und die Steckverbindungen getrennt werden. Auf dem Druckgussrahmen des Laufwerken waren alle Stellen mit einem roten Pfeil markiert, an die nach ca. 1000 Betriebsstunden ein Tropfen Feinmechaniköl gegeben werden sollte.

Für die damalige Zeit waren die Smaragd-Geräte sehr gut ausgestattet. Der Klang war annehmbar und auf jeden Fall besser als bei den, viel moderneren Gundig-Lizenzbauten von Unitra aus Polen. Ich denke mal, hätte man die Smaragd weiter entwickelt und gebaut, es wären bestimmt schöne Stereomaschinen dabei herausgekommen, die einen Vergleich mit führenden „Westherstellern“ nicht scheuen brauchten. Wieviele Japaner liegen schon längst in der Tonne und die Smaragd, diese „Magnetton-Großmutter“ ist noch immer dicke da.
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#2
Ich habe die Smaragd in schwarz und sie ist eine richtige Schönheit! Wer auf alte Röhrenkoffer steht, kommt an einigen DDR-Aussenposten nicht vorbei Wink
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#3
Hier ein Bild von der Smaragd mit der schönen, dunklen Frontplatte

[Bild: bg20test.jpg]
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#4
Dieses Gerät ist ein Schmuckstück!

Wenn man bedenkt, daß sowas jahrelang neben uns her existierte, ohne daß wir es bemerkt haben! Wahrscheinlich hätten wir es auch nicht für voll genommen. Ich spreche jetzt mal von uns Wessies. Erst jetzt werden diese Geräte hier so geschätzt wie früher "drüben" wo man nicht viel andere Wahl hatte.
Michael(F)
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#5
Genau so sieht meine BG20-4 auch aus, nur das 2 Schnapper für den Deckel
vorhanden sind. Klanglich ist das Gerät sehr gut, auch der eingebaute Lautsprecher ist nicht übel. Die Köpfe sind sehr groß und sehr stabil.
Schade das es keine Stereo Version gab. Woher bekommt man einen Ersatzriemen und wie sind die genauen maße für diesen?
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#6
Wegen dem Riemen frage mal bei MGW51 nach, der ist auch hier im Forum.
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