Hochwertige Tapedecks vor dem Dolby-Zeitalter?
#1
Hallo,

mich würde einmal interessieren, ob es bereits hochwertige Tapedecks vor dem Dolby-Zeitalter gab?

Hochwertig im Sinne von 3-Kopf-Geräten oder Doppelcapstan-Antrieben, oder kamen solche Features später?

Bin sehr gespannt auf die hoffentlich kommenden Beiträge.


Gruß Frank
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#2
Hallo Frank,

was es alles in der Studiotechnik mal gegeben hat, vermag ich nicht zu sagen aber ich nehme an, in der Dolby-A-Ära (1966-68 ) spielte die Kompaktkassette auch in diesem Genre noch keine Rolle. Die ersten Stereo-Geräte, die noch ohne Dolby in die Läden kamen, steckten entweder in sogen. Kompaktanlagen drin oder es handelte sich um einfache Zuspieler vom Schlage eines Sony TC125 oder Teac A-20 (beide 1971) - beide ohne Dolby aber eben auch Singlecapstan und Kombikopf-Geräte. Die Massenproduktion von höherwertigen Decks begann erst etwas später. Die von Dir angesprochenen höherwertigen Geräte hatten dann aber auch schon Dolby (wahrscheinl. Dolby-B) an Bord. Ich denke also, dass Du nach einem sochen Gerät vergeblich suchst. Diese "Faetures" (wie Du schreibst) kamen m.E. erst später in die Geräte, da war Dolby (oder andere Rauschunterdrückungssysteme) bereits weit verbreitet. Dieser Werdegang erscheint mir auch logisch - zum Anfang der Kompaktkassette war man, was einen zufriedenstellenden Rauschspannungsabstand angeht, einfach noch nicht so weit. Die Hersteller versuchten der Kompaktkassette zunächst mit Rauschunterdrückungssystemen "Manieren beizubringen". Es galt hier schliesslich, mit der kleinen Bandgeschwindigkeit bzw. mit den Eigenschaften des verfügbaren Bandmaterials (z.B. Schichtdicke) klarzukommen . Je weniger "Dampf" man aber auf ein solches Band drauf bringen kann, desto ungünstiger tritt das Rauschen hervor. Ein Doppelcapstan hätte da nicht geholfen. Darüberhinaus war ein Tonkopf mit getrennter Aufnahme-/Wiedergabesektion zu der Frühzeit der Dolby-Geschichte wohl noch nicht so einfach herzustellen. Da hatte man doch noch andere Sorgen als die fehlende Hinterbandkontrolle oder die auf den Einsatzzweck des Kopfes hin optimierte Kopfspaltgeometrie zur Erzielung breiterer Frequenzgänge. Aber das ist nur meine persönliche Sicht der Dinge...


Nachtrag: in den mir vorliegenden Hifi-Jahrbüchern (national und international) finden sich vor 1970 überhaupt keine Einträge zu damals beworbenen Tapedecks. "Hifi" schien die Kompaktkassette zu der Zeit wohl noch auszuschliessen.

Gruß
Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#3
Ich denke das Tapedecks zu der Zeit begannen hochwertig zu werden als die Tonbänder verschwanden. Ich würde also sagen frühestens Ende der 70er wenn nicht 80+.
VG Martin
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#4
Nun ja, eine der ersten Geräte mit 3 Köpfen und Doppelcapstanantrieb dürften die ELAC/Nakamichi Tri-Tracer 700/1000 aus 1974 sein.

Dolby B wurde ja 1968 entwickelt und 1969/70 in die ersten Tapedecks eingebaut.

Stereotapedecks gab es ab 1967.

Gruß Frank
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#5
Hallo Frank,

Philips stellte sein Compact-Cassetten-System auf der Funkausstellung 1963 vor. Meines Wissens (damals war ich halt noch etwas jünger, das Gedächtnis....) wurde es als Diktiergerät und als Gerät zum mitnehmen, für draußen, im Auto (bis dahin nur Radio im Auto! und das beim damaligen Radioprogramm!!! Ich weiß natürlich, daß es damals Plattenspieler gab, die die Singles für 45 U/min einzogen so wie heute CD-Geräte, aber die waren sperrig, und alle 3 Minuten eine neue Platte auflegen...o.k. der Verkehr war damals ein anderer...) beworben (wozu sich Spulentonbandgeräte oder Plattenspieler nur bedingt eigneten: man stelle sich vor: mit dem Tonbandkoffer von Grundig oder Telefunken im Freibad.. Jetzt kommt der Einwand: es gab doch das Uher report und noch ein paar Geräte von Telefunken und Grundig , aber vom handling her ist ein Cassettengerät an diesem oder vergleichbarem Einsatzort einem Spulengerät grenzenlos überlegen).

Ich habe jedenfalls den Vergleichstest der HiFi-Stereofonie aus 1974 vorliegen, in dem die Tests aus 1973 zusammengefaßt sind (Ich hab´s mir nur aufgehoben, weil die Tests der Revox A77Dolby und Rexox A700 enthalten sind)
Getestet wurden: Akai GXC-46D, Sony TC-134SD, Sony TC-161SD, National-Panasonic RS-263US, National-Panasonic RS-276US, Philips N 2510, Pioneer T-3500, Pioneer CT 4141, Tandberg TCD 300, Sanusi SC 700.

Von denen hatten alle Dolby B mit Ausnahme des Philips (das hatte das hauseigene DNL) und des Pioneer T-3500(ganz ohne Rauschunterdrückung (?)).
3 Motoren hatte nur das Tandberg.
Mit Doppel-Capstan-Antrieb warteten das Sony TC-161TC (das aber so hohe Gleichlaufschwankungen aufwies, daß es zum zweiten Teil des Testes keine Berücksichtigung mehr fand) und das Tandberg auf.
3 Köpfe hatte keines der Geräte...

Keines der getesteten Geräte erfüllte die HiFi-Norm. Hauptprobleme waren die Gleichlaufschwankungen (bei der Tandberg z.B bis 0.44%) was aber auch an den damals erhältlichen Kassetten lag, und überhaupt die Behandlung des Bandmaterials.

Und, wenn ich mich recht erinnere: der "Quantensprung" kam mit Nakamichi und neuen Kassetten...

Zusammenfassend glaube ich jedenfalls nicht, daß es "vor dem Dolby-Zeitalter" hochwertige (was verstehst Du darunter: HiFi? ??) Cassettendecks gab....

Viele Grüße

Frank
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#6
beutlin,'index.php?page=Thread&postID=223199#post223199 schrieb:Stereotapedecks gab es ab 1967.

Aber die waren sicher nur begrenzt Hifi-tauglich (im Sinne der Norm) und wenn sie (...was ich nicht annehme) bereits Dolby an Bord hatten, dann aber wohl weder 3-Kopf noch Doppelcapstan. Das alles gab es m.W. in der Kombination erst gegen Mitte der 70er Jahre wobei die hier zuvor genannten Nakamichi sicher zu den frühen Vertretern dieser Gattung gehören dürften. Aber Hersteller, wie NEAL (Ferrograph) und einige andere spielten da auch schon früh in der Musik mit... ...aber eben nicht ohne Dolby.
Zurückkehrend auf Deine Ursprungsfrage: 3-Kopf/Doppelcapstan in der "Dolby-freien Zeit", also in den späten 60ern? Meines Erachtens, wie ich schon schrieb: ein klares Nein (zumindest meiner Einschätzung und Recherche nach.)

Bekanntermaßen gab es aber hochwertige Decks ohne Dolby - dies aber eher wegen der Lizenzgebüren. Da kamen dann andere Rauschlimiter (ANRS, HighCom...) zum Einsatz. Aber das war noch nicht zur Pre-Dolby-Ära sondern bereits mittendrin und wird nicht das wiederspiegeln, was Du meintest.

Gruß
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#7
Harman/Kardon CAD 5 war 1970 das erste Dolby B Tapedeck:

https://www.audio-creativ.de/?page_id=3195

Frank Stegmeier,'index.php?page=Thread&postID=223205#post223205 schrieb:Ich habe jedenfalls den Vergleichstest der HiFi-Stereofonie aus 1974 vorliegen, in dem die Tests aus 1973 zusammengefaßt sind (Ich hab´s mir nur aufgehoben, weil die Tests der Revox A77Dolby und Rexox A700 enthalten sind)
Getestet wurden: Akai GXC-46D, Sony TC-134SD, Sony TC-161SD, National-Panasonic RS-263US, National-Panasonic RS-276US, Philips N 2510, Pioneer T-3500, Pioneer CT 4141, Tandberg TCD 300, Sanusi SC 700.

Von denen hatten alle Dolby B mit Ausnahme des Philips (das hatte das hauseigene DNL) und des Pioneer T-3500(ganz ohne Rauschunterdrückung (?)).
3 Motoren hatte nur das Tandberg.
Mit Doppel-Capstan-Antrieb warteten das Sony TC-161TC (das aber so hohe Gleichlaufschwankungen aufwies, daß es zum zweiten Teil des Testes keine Berücksichtigung mehr fand) und das Tandberg auf.
3 Köpfe hatte keines der Geräte...

Keines der getesteten Geräte erfüllte die HiFi-Norm. Hauptprobleme waren die Gleichlaufschwankungen (bei der Tandberg z.B bis 0.44%) was aber auch an den damals erhältlichen Kassetten lag, und überhaupt die Behandlung des Bandmaterials.

Das glaube ich dir sofort, obwohl ich anhand einiger mir bekannter Tapes sagen würde, dass die Spitzenklasse der damaligen Zeit eher nicht vertreten war.

Gruß Frank
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#8
Hallo Frank,

das mit harman-kardon weiß ich nicht, aber 1974 schrieb Karl Breh in einem Test des Advent 201 (das ich nie in Deutschland gesehen habe):
"Zu den ersten Cassetten-Recordern mit Dolby B Rauschverminderungssystem auf dem deutschen Markt gehörte das Gerät aus Cambridge/Massachusetts"(Bem: Sitz von Harvard).

Wann Advent damit auf den Markt kam, verschweigt der Herr Breh allerdings.

Viele Grüße

Frank
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#9
Hallo Frank,

das war wohl 1971, ein Jahr nach dem Harman/Kardon:

https://www.hifiengine.com/manual_librar.../201.shtml


Gruß Frank
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#10
Vor dem Advent 201 gab es bereits das Modell Advent 200, das 1970 erschien. Ob es sich dabei um das erste Deck mit Dolby B handelte, oder nur um das erste, welches Dolby B und Chromdioxid-Umschaltung miteinander vereinte, bin ich mir nicht ganz sicher.

Während das 200er noch ein Nakamichi-Laufwerk besaß, baute der Nachfolger 201 auf einer Wollensak-Konstruktion. Hier gibt es ausführlichere Informationen zu den beiden Geräten:
http://davidreaton.com/advent/model-200-...tte-decks/

Das erste Dreikopf-Deck sollte in der Tat einer der Nakamichi Tri-Tracer von ca. 1973 gewesen sein.

Viele Grüße,
Martin
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#11
Das erste Deck mit Doppelcapstanantrieb könnte das Sony TC 160 von 1971 gewesen sein.

Hier eine eBay-Auktion:
https://www.ebay.com/itm/SONY-TC-160-CAS...3047801940

Und hier die Quelle für 1971:
https://www.radiomuseum.org/r/sony_tc_160tc16.html

Gruß Frank
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#12
beutlin,'index.php?page=Thread&postID=223209#post223209 schrieb:Harman/Kardon CAD 5 war 1970 das erste Dolby B Tapedeck


Das Gerät ist 1970 auf der Hifi in Düsseldorf vorgestellt worden (wann es in die Läden kam...?) Einige Quellen behaupten, es sei bei Nakamichi gefertigt worden. Das CAD5 hatte aber weder Doppelcapstan noch Dreikopftechnik.
Soviel zu Deiner eingangs gestellten Frage... ...oder geht es Dir da gar nicht mehr drum? :whistling:
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#13
Bei dem Advent 201 bin ich mir mit 1971 nicht wirklich sicher. Diese Geräte segelten auch unter der Neal-Flagge (ich besitze selber eines davon), datieren aber unter dem Neal-Logo etwas später. Aber auch hier keine Spur von Doppelcapstan und 3-Kopftechnik. Ähnliche Geräte mit dem selben oder ähnlichem Laufwerk gab es auch von Wollensak.

http://davidreaton.com/advent/model-200-...tte-decks/

https://www.google.com/url?sa=i&rct=j&q=...7195106077

https://www.google.com/url?sa=i&rct=j&q=...7345504899
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#14
beutlin,'index.php?page=Thread&postID=223225#post223225 schrieb:Das erste Deck mit Doppelcapstanantrieb könnte das Sony TC 160 von 1971 gewesen sein.


EDIT. Ja , kann passen. Hier eine Nahaufnahme...
https://www.picclickimg.com/d/w1600/pict...d-Loop.jpg
Und das Ganze noch ohne "D-D" mit irgendeinem anderen Limiter.

Gruß
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#15
Dann hätten wir nun in etwa Folgendes:

- Dolby B 1970 Harman/Kardon, Advent
- Doppelcapstan 1971 Sony
- Dreikopf 1973/74 Nakamichi

Interessant auch, dass die ersten Dolby B Decks über einen Oszillatorton von 400 Hz verfügten, um den Dolby-Arbeitspunkt (und damit die Wiedergabe-Absenkfunktion) möglichst exakt einzustellen. Und das bei Zweikopfdecks, reichlich umständlich...

Gruß Frank
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#16
Dieses Video gibt einen kurzen Einblick ins Innere. (Und zeigt gleichzeitig wie ein "sicherer" Arbeitsplatz aussieht.)

https://www.youtube.com/watch?v=Fg9ziJy78O8

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#17
Nach diesen Erkenntnissen würde ich den Thread gerne umbenennen in:

Hochwertige Tapedecks ohne Dolby

Gruß Frank
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#18
Können denn

beutlin,'index.php?page=Thread&postID=223277#post223277 schrieb:Hochwertige Tapedecks ohne Dolby
überhaupt existieren?


Ketzerische Grüße

TSD
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#19
Mhm, interessanter (und erwarteter) Einwand.

Ich habe sowohl eine HighCom- als auch eine DBX-Einheit. Neben meiner generellen Neugier, was die Entwicklung von Tapedecks betrifft, zwei weitere Argumente für diesen Thread.

Gruß Frank
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#20
Natürlich hätte meine Frage „… ohne Rauschunterdrückung“ lauten müssen, aber das Zitat paßte so schön.


Ergänzende Grüße

TSD
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#21
Man kann die Entwicklung an den Prospekten von Telefunken zeitlich ganz gut nachvollziehen.
http://www.hifi-archiv.info/telefunken.html
Das hochwertigste was ich gefunden habe war 1975 ein C2100. Ohne Dolby dafür DNL an Bord. Letzteres benutze ich z.B. gerne am Saba 936. Dolby benötigt im Grunde gut eingemessene Systeme. Da das (bei mir) eher selten der Fall ist, ist DNL für mich ein äußerst praktischer Rauschverminderer.
VG Martin
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