Grundig TM320 - dunkles Rumpeln auf einem Kanal
#1
Moin zusammen,

ich hatte ja letzte Woche eine TM320 abgestaubt.
Jetzt habe ich mich mal dran gemacht alles ein wenig zu reinigen und die Mechanik zu fetten und ölen.
Mechanisch macht sie mir einen wirklich guten Eindruck, allerdings
hat sie einen elektrischen defekt, den ich noch nicht lokalisieren konnte.
Der eine Kanal funktioniert einwandfrei. Aufnahme und Wiedergabe. Bei dem anderen Kanal funktionieren auch Aufnahme und Wiedergabe, allerdings ist im Hintergrund ein permanentes[size=10] dunkles "Rumpeln" zuhören, das sich anhört, als wenn man eine dreckige Schalplatte auflegt und die Musik noch nicht anfängt.[/size]Das Rumpeln ist bei Aufnahme und Wiedergabe. Also bei Aufnahme wird das Rumpeln mit aufgenommen und bei Wiedergabe (auch ohne eingelegtes Band) ist das Rumpeln zu hören. Am Kopfhöreranschluß ist das Rumpeln bei der Aufnahme auch zu hören.
Ich habe alle Schaltkontakte und Potis gut mit Kontaktspray gereinigt.Wenn ich die Schalter bewege, verändert sich das Rumpeln nicht.
Ach ja, die Röhren habe ich für den Kanal bereits getauscht.
Vielleicht hat jemand ja noch eine Idee?

Bilder folgen.
Danke
Viele Grüße
André
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#2
Hallo,

wenn es unregelmäßiges Rumpeln/Bollern ist, kann es tief-frequentes Rauschen (1/f oder Pop-Corn) sein,
wenn es regelmäßig ist, können es tieffrequente Schwingungen sein.

MfG Kai
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#3
Es ist unregelmäßig. Manchmal ist es auch kurzzeitig ganz weg.
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#4
Dann ist es "Pop-corn"-artiges Rauschen.
Tritt bei manchen alten Transistoren auf (bei neueren seltener).
Kann aber wohl auch in alten (insbesondere Kohleschicht-)Widerständen auftreten, vielleicht auch in Elkos.
Wenn es nur Gerumpel ohne höhere Rauschanteile ist, würde ich die Quelle vor der Wiedergabe-Entzerrung vermuten, weil die ja die tiefen Töne stark anhebt.
Das wäre allerdings wohl noch in dem Röhren-Teil der Schaltung (ich hab bislang nur mal kurz drauf geguckt).

Tritt das Geräusch auch noch auf, wenn man das Gitter der zweiten oder dritten Röhre mal testhalber an Masse legt ?

MfG Kai
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#5
Danke für die Hinweise. Ja Kohleschichtwiederstände habe ich in dem Gerät gesehen und in anderen Geräten auch
schon Erfahrungen gemacht, dass diese mit der Zeit hochohmig werden.
Ich werde die mal durchmessen und auch die Gitter der beiden Trioden mal testweise auf Masse legen. Komme ich aber erst morgen Abend dazu.
Wenn ich recht überlege und den Schaltplan ansehe, kann ich
den ersten Test (erste Stufe der ECC81 auf Masse) jetzt schon beantworten, denn der Pegel Regler zieht bei Aufnahme das Gitter runter.
Dann ist das Rumpeln weg (wenn Pegel auf 0). Dann könnte ich doch den hinteren Teil der Schaltung ausschließen oder?

Viele Grüße
André
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#6
Genau,
der verdächtigste ist dann der 10 MOhm Gitterwiderstand der EF86 oder Schwankungen des Gitterstroms der Röhre.
Deshalb als nächstes einfach mal den Widerstand mit einem großen Folienkondensator überbrücken und auf Rumpeln horchen.
Einfach kurzschließen würde möglicherweise den Arbeitspunkt der Röhre zu sehr verschieben, könnte man notfalls aber auch probieren.
Da ist wohl aus Kostengründen oder schlechter Angewohnheit ein Parallel-RC-Glied im Kathodenkreis eingespart worden.
Besser wäre, den Gitterwiderstand <= 1MOhm zu wählen, nötigenfalls den Trennkondensator davor genau umgekehrt vergrößern (für gleiche bzw ausreichende untere Grenzfrequenz), und vor die Kathode ein RC-Glied zu setzen, das die gleiche Anodenspannung erzeugt, Kondensator groß genug, damit es da keine unerwünschte AC-Gegenkopplung gibt.

MfG Kai
Nachtrag: Bei dieser sehr hochohmigen Auslegung des Gitterkreises kann auch ein "zappelnder" Leckwiderstand des C102 Kondensators vor dem Gitterwiderstand (10 nF) leicht ähnliche Probleme machen, weil dadurch ebenso die effektive Gitterspannung "rumpeln" würde. Da sollte man einen guten Folienkondensator spendieren.
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#7
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=222995#post222995 schrieb:Da ist wohl aus Kostengründen oder schlechter Angewohnheit
Das ist eigentlich eine gängige Methode der Arbeitspunkteinstellung bei Röhren vom Typ EF xx oder ECC xx.
Hauptursachen für solches Rumpeln sind Papierkondensatoren mit Leckströmen, bevorzugt solche, an denen höhere Spannungen anliegen, also jene an Anoden oder Schirmgittern, und oxidierte Kontakte an der Röhre bzw. der Fassung.
Wenn der Fehler vor der ECC 81 liegt, würde ich auch den Koppelkondensator an der Anode der EF 86, den Kondensator zwischen ihrem Schirmgitter und Masse und die Röhre selbst (bzw. ihre Kontakte und die der Fassung) inspizieren.

Gruß
TSF
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#8
TSF,'index.php?page=Thread&postID=222997#post222997 schrieb:Das ist eigentlich eine gängige Methode
Was gängig ist, muß deshalb keine gute Praxis sein.

Eine andere Unsitte sind sehr hoch-ohmige Potentiometer direkt im Gitterkreis zur Lautstärke-Einstellung ohne Trennkondensator gegen den Gitterstrom.
Bei älteren Potentiometern, deren Schleifer nicht mehr kontakthaltend über die Widerstandsbahn gleitet, gibt es dann beim Bewegen häßliche Kratz- und Rumpelgeräusche, die vom Produkt aus Gitterstrom mal den unkontinuierlichen Widerstandsänderungen (->Gittervorspannungs-Gezappel) herrühren.

MfG Kai
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#9
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=223000#post223000 schrieb:Was gängig ist, muß deshalb keine gute Praxis sein.
Bin ganz Deiner Meinung.
Alles, was Du hier als Unsitten aufzählst, ist in Röhrenkoffern der 50er und 60er auch anzutreffen.

Wir sollten aber auch nicht ganz aus dem Blick verlieren, daß diese Amateurgeräte von A bis Z voller Kompromisse stecken. Das fängt beim Ein-Motoren-Laufwerk mit seinen Riemen, Reibrädern und Rutschkupplungen an, setzt sich fort beim Kombikopf und endet (oder vielleicht auch nicht) bei simpler Elektronik. Man kann sich natürlich fragen, welchen Sinn es macht, Bauteile im Wert einiger Pfennige einzusparen. Allerdings haben viele Käufer einst für ihren Röhrenkoffer ein volles Monatseinkommen und nicht selten sogar noch mehr ausgegeben. Jede Mark, die man bei der Fertigung einsparen und um die man dem Kunden preislich entgegenkommen konnte, ließ das Preisschild ein wenig freundlicher aussehen und die Erfüllung des Traums vom eigenen Tonbandgerät ein Stück näherrücken.
Fabrikneu funktionierten die Geräte zufriedenstellend, und das blieb vermutlich auch etliche Jahre so. Heute, ein halbes Jahrhundert später, ist an den Geräten fast immer etwas zu tauschen, egal wie ausgeklügelt die Schaltung auch sein mag.
In meinen Anfangsjahren als Bastler habe ich auch bisweilen den Kopf geschüttelt. Inzwischen sehe ich es mit einiger Gelassenheit, wenn ich bei der Überholung solcher Oldtimer auf eigenartige Schaltungskonzepte stoße. Es ist eben der Stil der Zeit.

Gruß
TSF
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