Teac A2300-SX
#1
Eine Vorstellung der Teac A2300 mag neben denen einer Olimp oder Studer eher unspektakulär wirken. Das Gerät (oder zumindest eines der Schwestermodelle, unter denen der weitgehend baugleiche Großspuler A3300 das bekannteste sein dürfte) ist unter Tonbandfreunden hinlänglich bekannt, wurde mit überschaubaren Änderungen über zehn Jahre lang (von 1969 bis 1980) gebaut und ist heute (vor allem in den USA) noch regelmäßig auf eBay anzutreffen. Da es bislang aber nur von Michael Franz (Nord) im Vergleich zur A77 kurz angeschnitten wurde und ich um eine Vorstellung gebeten wurde, will ich mich nicht lumpen lassen. :-)

Meine heutige 2300 ist bereits meine zweite. 1993 habe ich schon einmal für ein paar Monate die ältere, aber technisch weitgehend identische Ausführung 2300 S besessen, von der ich mich leider aus Platzgründen trennen musste, als eine Tandberg 9200 XD in's Haus kam. In dieser Zeit habe ich sie als problemloses, sehr wertig aufgebautes und klanglich überraschend gutes Gerät kennengelernt.

Meinen jüngst vollzogenen Bandmaschinen-Wiedereinstieg, rund zwei Jahre nach dem Verkauf meiner Akai GX 636 DB, wollte ich als überzeugter Akai-Freund eigentlich wieder mit einem (kleinspuligen) Modell meines Lieblingsherstellers begehen. Letztendlich wurde mein neues Gerät aber mangels interessanter Akai-Angebote eine 2300 SX. Dies zugegebenermaßen nicht ganz ohne Bedenken, weil die bei Akai üblichen GX-Köpfe und der Direktantrieb (die Teac treibt die Capstanwelle über einen Gummi-Flachriemen an) in einer Zeit knapper werdender Ersatzteile eine gewisse Sicherheit geben und es sehr unterschiedliche Aussagen zur Haltbarkeit der 2300-/ 3300-Köpfe gibt. Letztendlich überwogen dann die guten Erinnerungen an die erste 2300 und die Hoffnung auf das Andauern der noch recht guten Teac-Ersatzteilversorgung, und ich griff zu.

Die A-2300 ist auf den ersten Blick ein recht typischer japanischer 70er-Jahre-Kleinspuler: Unlackierte Alu-Platte hinter den Spulen, schwarz hinterlegtes Bedienfeld, offenliegender Capstan und Andruckrolle. Ein Dreimotorenlaufwerk (bei dem, anders als bei neueren Teac-Modellen, ausschließlich Wechselstrommotoren zum Einsatz kommen) ist Ehrensache, ebenso Anschlüsse nach internationaler Norm (Cinch und Klinke plus ein zusätzlicher DIN-Ein-/Ausgang), drei Köpfe und Hinterbandkontrolle. Mischbare Eingänge für Line und Mikrofon sowie getrennt schaltbare Aufnahme- und Wiedergabekanäle ermöglichen das leichte Schalten von Trickeffekten wie Multiplay.

Darüber hinaus gibt es aber keine Gimmicks, wie etwa die bei Akai-Kleinspulern übliche Reverse-Funktionalität. Überhaupt scheint die Käuferzielgruppe dieser Teacs eine andere zu sein, als jene der preislich vergleichbaren Akai- und Sony-Geräte – weniger der reine “Wohnzimmerbenutzer”, sondern eher der Tonbandamateur, der neben der reinen Aufzeichnung und Wiedergabe auch kreative Absichten verfolgt.

Billige Japan-Alternativen zu den von der beschriebenen Klientel in Europa bevorzugten Uher- und Revox-Geräten sind die 2300 und 3300 aber nicht. Die im Internet teilweise (z.B. auf tonbandhobby.de) zu findenden Neupreisangaben von über 2.000 DM für die 2300 dürften zwar etwas hoch angesetzt sein, aber mit realistischen ~1.400 DM für die 2300 und ~1.600 DM für die 3300 liegen die Geräte preislich auf oder gar über dem Niveau der Royal (de Luxe) und A77. Offenbar war das Argument von Teac auf dem europäischen Markt gegen die etablierte Konkurrenz nicht der Preis, sondern der Anspruch, alles ein bisschen besser zu machen.

Es ist eine wohl nie allgemeingültig zu klärende Glaubensfrage, ob das geglückt ist. Uher- und Revox-Geräte gelten als wartungsfreundlicher, ihre Besitzer schätzen das Druckgusschassis und halten den im Vergleich geradezu protzig klingenden Angaben Teacs zum Frequenzbereich der 2300/3300 (30 bis 20.000 Hz bei 9,5 cm/s., 30 bis 28.000 Hz bei 19 cm/s bei den Viertelspurausführungen) entgegen, dass diese unter anderen Bedingungen ermittelt wurden als die ihrer Geräte.

Ich schließe nicht aus, dass meine Vorlieben anders aussähen, wenn ich passionierter Schrauber wäre, aber mir gefällt die Teac besser. Die Bauweise wirkt massiver (allein der Kleinspuler A2300 bringt, trotz relativ kompakter Bauweise, rund 18 Kilo auf die Waage). Gegenüber der schon in den 70ern antiquierten Uher mit dem drehknopfgesteuerten Einmotorenlaufwerk ist die 2300 einwandfrei das modernere und besser zu bedienende Gerät, und auch im Vergleich zur Revox ist die Bedienung über große, klar beschriftete und auch farblich gekennzeichnete Tasten (gegen die bei Akai wahrscheinlich die Design-Abteilung auf die Barrikaden gegangen wäre :-)) angenehmer. Optisch sagt mir die Teac ebenfalls am meisten zu, wobei das japanische (amerikanische?) Design natürlich Geschmackssache ist – dafür spricht z.B. der Umstand, dass bei den meisten in auf dem deutschen eBay angebotenen Geräten die im Original holzfunierten Seitenpanele schwarz überlackiert wurden (so auch – vom Vorbesitzer – bei meinem Gerät).

Klanglich kann ich zumindest zu den oben genannten Geräten keine Vergleiche aufstellen, weil ich sie seit weit mehr als zehn Jahren nicht mehr besitze. Um die negativen Seiten vorwegzunehmen: In Sachen Rauschfreiheit reißt die Teac keine Bäume aus (was nicht heißen soll, dass sie in diesbezüglich zu den absoluten Katastrophen-Geräten zählt, aber angesichts des relativ hohen einstigen Neupreises könnte man m.E. mehr erwarten).

Ansonsten gibt es aber wenig zu meckern: Auch mit 9,5 cm/s. lassen sich auf der 2300 erstaunlich gute Aufnahmen machen. Ich neige zwar gemeinhin zu der Behauptung, dass mich das der Legende nach eher höhenbetonte Klangbild der GX-Akais nie gestört hat – die Teac hat mich aber schon ein bisschen in's Grübeln gebracht. In meiner Erinnerung klang meine vorherige Akai GX-636 DB tatsächlich etwas weniger voll und warm. Ich würde beide Geräte gerne noch mal im Vergleich hören, schließe aber nicht aus, dass mein persönlicher Favorit (trotz des mit Sicherheit besseren Störsignalabstands der Akai) die Teac wäre.

Noch eine erstaunliche Erfahrung meinerseits: Die Teac scheint in Sachen Bandmaterial weniger anspruchsvoll zu sein als die Akai. Letzte hatte vor allem mit älteren BASF-Bändern nicht selten ihre liebe Mühe, mit 9,5 cm/s. ließen sich oft nur noch unbefriedigende Resultate erzielen. Die gleichen Bänder schlagen sich auf der Teac dagegen recht wacker.

Wenn ich den Teac-Ingenieuren rund 30 Jahre nach der Vorstellung des Geräts eine Wunschliste schreiben dürfte, ständen verschleißfeste Ferrit-Tonköpfe und eine rauschärmere Audio-Elektronik ganz oben. Der Rest wären Kleinigkeiten: Die für den linken und rechten Kanal konzentrisch angeordneten Pegelregler sind m.E. nicht optimal – da ist mir die Lösung mit paarweisen Schiebereglern, wie sie z.B. bei der Tandberg 9100/ 9200/ X10 anzutreffen ist, immer noch am liebsten (die bei der Teac allerdings aus Platzgründen nicht ohne weiteres realisierbar wäre). Ein Timer-Schalter wie bei vielen Akais, der das Gerät gleich beim Einschalten im Aufnahme- oder Wiedergabebetrieb startet, wäre nett (die 2300 lässt sich leider nur über den ehemals als Zubehör erhältlichen Teac-Timer zeitsteuern). Und vielleicht könnte man den etwas klapprigen Blechdeckel durch eine etwas massivere Lösung ersetzen (auch da könnten die besagten Tandberg-Modelle Pate stehen).

Zusammenfassend kann ich aber guten Gewissens sagen, dass die Teac für mich eine sehr gute Wahl war – im Moment wüsste ich keinen Kleinspuler (auch nicht von Akai), der mir definitiv lieber gewesen wäre. Wenn mir irgendwann noch einmal die Dolby-Variante 2300-SD in sehr gutem Zustand in die Hände fällt, könnte ich mir vorstellen, dass ich mich von meiner jetzigen (ebenfalls sehr gut erhaltenen) 2300 trenne. Ansonsten wird sie mir (hoffentlich) noch lange erhalten bleiben. :-)

[Bild: teac2300_1.jpg]

[Bild: teac2300_2.jpg]
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