Wie lässt sich ein A/W-Kopf prüfen?
#1
Ich wünsche einen schönen Tag rundherum und bitte um Tipps bei folgendem Problem, da es mir hier an Erfahrung fehlt ;( :

Ich hatte mir kürzlich aus Nostalgiegründen ein Vintage-Tonbandgerät, nämlich ein Grundig TK24 (Röhrengerät, 4-Spur, mono, 9,5 cm/Sek.), besorgt. Leider war es nicht funktionsfähig, aber das finde ich verzeihlich, schliesslich ist das Teil fast 60 Jahre alt.

Inzwischen hatte ich nun fast alle Wima-Kondensatoren gewechselt, hatten alle falsche Werte.
Die Mechanik ist gereinigt und Verschiedenes nach der Service-Anleitung aus dem Netz geprüft und eingestellt.

Nur mit einer Sache komme ich nicht weiter: Ein anderweitig bespieltes Band gibt die beiden Monospuren je Laufrichtung wieder. Zwar noch nicht optimal, da ich noch keine exakte Spureinstellung vornahm.

Aber bei Aufnahmen stehe ich vor Problemen. Jede Aufnahme wird extrem verzerrt wiedergegeben und die Löschung ist nicht einwandfrei, es sind immer noch leise Reste der Voraufnahme zu hören. Beim Aufnehmen ist allerdings das Aufzunehmende einwandfrei über dem eingebauten Verstärker und Lautsprecher als Mithörkontrolle zu hören. Der Löschoszillator funktioniert. Am Löschkopf (ohmscher Widerstand 0.4 Ohm) konnte ich 8 Vss mit 53 Khz oszillografieren und am A/W-Kopf

(839 Ohm) lässt sich eine HF-Spannung von etwas 12 Vss bis 100 Vss über einen 60 pF C-Trimmer einstellen (Last Tastkopf 10 MOhm).Ein Abhören des Aufnahme-Signals direkt am A/W-Kopf per separatem Verstärker ergibt fast nichts, sicher deshalb weil die HF-Vormagnetisierung den separaten Verstärker übersteuert und natürlich bei 53 Khz nicht hörbar ist. Wenn ich dann den Löschoszillator künstlich abschalte, ist das NF-Signal

am Tonkopf relativ sauber zu hören. Eine so versuchte Aufnahme ohne Löschoszillator ergab bei Wiedergabe etwas leises, kaum hörbares.Mit einem Funktionsgenerator habe ich testhalber 220 mVss Sinus 1 Khz per Phonoeingang eingespeist und konnte am Kopf etwa 3 Vss unverzerrten Sinus feststellen. Natürlich auch ohne Löschspannung, die würde ansonsten die 1 Khz gnadenlos auf dem Scope überdecken.Tja, was kann die Ursache der verzerrten Aufnahmen sein? Ein defekter A/W-Kopf? Nur, warum läuft dann die Wiedergabe?

Oder ist es die sicher jetzt nicht korrekte Einstellung der HF-Vormagnetisierung?Ich habe mangels Erfahrung keine Idee mehr, würde aber das alte Teil zu gerne wieder in Betrieb setzen. Einfach nur wegen nostalgische Erinnerungen, denn mit so einem gleichen TK24 hatte ich Anfangs der 60er Jahre als Pimpf Schlager im Radio gejagt.

Vielen Dank fürs Lesen,
Piefke

P.S. Sehe gerade, diese Forumsoftware macht wohl eingene Formatierungen. So komische Absätze, wie ich jetzt sehe, habe ich selbst nie eingerichtet. :S
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#2
Ja, wie lässt sich ein Kombikopf prüfen?

Zum einen optisch, mittels starker Lupe (wenn nicht vorhanden: Kamera-Wechselobjektiv kürzerer Brennweite). Dabei sollte ein gleichmäßig abgenutzter Kopfspiegel festgestellt werden, ohne Dellen und Kratzer. Ferner muss der Spalt begutachtet werden. Da er nur 4-8 µm breit ist, soll er nur als sehr dünne Linie in der Mitte des Spiegels erscheinen. Wenn er stellenweise deutlich breiter ist und der Kopf gleichzeitig starken Einschliff zeigt, ist er am Ende seiner Lebensdauer angelangt. Tonne.

Elektrisch misst man den Gleichstromwiderstand, der bei Transistorgeräten im niederohmigen Bereich (ca. 50 bis 200 Ohm) und bei Röhrengeräten deutlich höher liegt. Beide Systeme bei Stereo- bzw. Viertelspurgeräten sollten etwa gleiche Widerstandswerte im Toleranzbereich von 10 % aufweisen. Die Messung der Induktivität ist meist unnötig, kann aber interessante Aufschlüsse liefern, wenn eine Wicklung durch teilweisen Schluss beschädigt ist.
Ich hatte mal einen unbenutzten Revox-Aufnahmekopf, der eine mechanisch beschädigte Wicklung für die untere Spur hatte. Es gelang mir, die Wicklung unter Umgehung einiger Windungen mittels einer nadelspitzen Lötspitze wieder zu verbinden. Der Gleichstromwiderstand der Spulen betrug: oben 14 Ohm, unten 12,5 Ohm. Och, dachte ich mir, das ist ja fast in der Toleranz! Aber als ich dann die Induktivität maß, kam das böse Erwachen: oben 8,8 mH, unten 890 µH! Damit hatte sich die Sache erledigt.

Aber ich schweife, wie fast immer, schon wieder ab.... :whistling:

Mehr kann man an einem Tonkopf nicht messen.

LG Holgi
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#3
Die Frage ist nicht wirklich zielführend, denn ein defekter A/W-Kopf erzeugt nicht die von dir beschriebenen Verzerrungen.
Ein Teil-Problem dürfte zu niedriger HF-Pegel am Löschkopf sein -> unvollständige Löschung voriger Aufnahmen.
Starke Verzerrungen ein Aufnahme, die zu leise erscheint, deutet auf zu niedrigen HF-Bias hin.
Da solltest du mal forschen, ob es Service-Unterlagen gibt, in denen typische HF-Pegel genannt werden.
3 Vss für das NF-Signal erscheint mir für ein Röhrengerät auch etwas wenig.

MfG Kai
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#4
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=220533#post220533 schrieb:Da solltest du mal forschen, ob es Service-Unterlagen gibt, in denen typische HF-Pegel genannt werden.

Unterlagen gibt es bei "HiFi Engine". Zitat S. 12*: "Die Vormagnetisierungsspannung beträgt, auf den Mittelwert beider Systeme eingestellt, je nach Farbkennzeichnung: 75 V eff. bei weiß, 70 V bei grau, 65 V bei gelb und 60 V bei grün, gemessen an den Sprechkopfanschlüssen 2-1 und 4-3 bei entsprechender Stellung des Spurschalters. Die Löschspannung beträgt für das System mit der niedrigeren Spannung 7,5 V, gemessen direkt am Löschkopf rot/schwarz und gelb/schwarz bei entsprechender Stellung des Spurschalters."

Grüße, Peter

(* Tatsächlich auf S. 7, Dank an Kai für die Korrektur)
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#5
Es gibt anscheinend (mindestens) zwei Varianten des TK24 mit unterschiedlichen Köpfen.
Peter's Hnweise habe ich in dem Service Manual, das sich bei hifi engine downloaden läßt, auf Seite 7 gefunden.
Es gibt aber weiter hinten im Manual einen Nachtrag für andere/spätere Kopfbestückung, die andere Beschaltung und andere Spannungen benötigt.
Dort ist zB von 12 V HF am Löschkopf die Rede (bei allerdings auch höherer Frequenz).
Dort werden auch überprüfbare Kopfströme angegeben.

Weitere Ursachen für ungenügendes Löschen können natürlich sein: dicker Dreck zwischen Band und Spalt, aufgeschliffener Spalt, falsche Höhen-Justierung oder Bandlauf am Löschkopf.
Außerdem dürften sich die HF-Spannungsangaben auf ein vor 60 Jahen typisches Band beziehen.
Das könnte bei heutigen Bändern etwas anders sein. Das kann Peter aber besser beurteilen.

Du hattest bislang weder den benutzten Bandtyp noch den eingestellten HF-Bias-Level verraten.

MfG Kai
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#6
Ihr habt natürlich recht, dass man als Erstes an ein Hf-Defizit denkt. Das habe ich auch. Aber ich war darauf jetzt gar nicht eingegangen, weil Piefke seine Messwerte (8 V am LK, max. 100 V am TK und 53 kHz als Frequenz) ja angegeben hatte und bei meinem Online-Blick in die Serviceanleitung lagen diese Werte vollkommen im grünen Bereich!
Ich war natürlich von der ersten Version des TK 24 ausgegangen, später lag die Oszillatorfrequenz ja über 70 kHz!

Andererseits wüsste ich auch nicht, wie solche nichtlinearen Verzerrungen verursacht werden sollten... Huh
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#7
Zu später Stunde noch kurz einige Gedanken meinerseits:

Bist du sicher, dass sich nicht bei den Tauschkandidaten ein Kondensator mit falschem Wert eingeschlichen hat ?
Oder einer an der falschen Stelle angelötet wurde ? Bei der Freiluftverdrahtung des TK 24 kann das schnell mal passeieren.

Der Tonkopf ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht defekt, der Hund liegt hier woanders begraben.

Gute Nacht
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#8
Ich möchte auch wetten, dass die Ursache nicht im Kopf liegt. Dennoch ist es hier wichtig zu wissen, welcher Kopf hier vorliegt: Woelke oder Grundig?


Hintergrund: Die Köpfe haben deutlich unterschiedliche Eigenschaften und damit Einstellungen.
Die frühen TK 24 wurden mit Woelke-Köpfen 7489-050 geliefert, offenbar war Grundig mit den eigenen Viertelspurköpfen nicht rechtzeitig fertig geworden. TK 24 und 54 waren ja die allerersten Viertelspurgeräte von Grundig. Die späteren 24 hatten dann den regulüren Grundig-Kopf Typ 7489-058.

Also bitte berichten.
Woelke-Kopf in seinem Abschirmbecher in etwa würfelförmig, mit Logo obenauf

Gru-Kopf in seinem Abschirmbecher hochkant-quaderförmig, mit gekonterter Stellschraube obenauf.Oder Foto.
Gruß
Stefan
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#9
Hallo Stefan,

und wieder was gelernt. Dass es den TK 24 mit Woelke-Köpfen gab, war mir bis eben unbekannt. Habe ich auch noch nie gesehen. Ich vermute, dass die frühen Koffer trotzdem grau-weiß waren ? Oder gab es diesen frühen Typ etwa auch im grünen Koffer ?

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#10
Guten Morgen,

ich bedanke mich für die zahlreichen Hinweise. Leider war ich gestern nicht mehr am Rechner, deswegen ich sie erst jetzt lesen konnte.

Grundsätzlich scheint sich das Problem aber geklärt zu haben. Es ist offenbar nichts defekt. Ich hatte gestern abend noch eine Weile mit
den Einstellungen der HF-Vormagnetisierung, Spurlage und Kopfeinstellungen herumgespielt und siehe da, die Verzerrungen wurden immer geringer, bis
sich ein schon langsam akzeptables Klangbild (der damaligen Hi-Fi Qualität entsprechend) einstellte. Da der Sicherungslack überall im Kopfbereich
verletzt war, gehe ich davon aus, dass hier bereits jemand sein Schraubertalent erprobt hatte. ?(

Heute will ich dann exakt nach den Angaben in dem Service-Manual vorgehen, wobei ich leider keine Möglichkeit habe mir das dort beschriebene
Einstellwerkzeug herzustellen. Ebenso verstehe ich einige Angaben dort nicht. Die Massangaben (s. Anhang 1) sind mir unklar. Die geringste, einstellbare
Oberkante der Bandführungsbolzen ist meiner Messung nach 23mm (s. Anhang 2, rote Striche). Und welche Zeichnung ist denn gemeint?

Dieses Foto (Anhang 2) ?, ist aber keine Zeichnung. Und welche Platine ist mit 46.8mm Abstand gemeint?
Aber egal, das olle TK24 scheint doch grundsätzlich in Ordnung zu sein.

Im Gegensatz zu heutigen Konsumergeräten wurde das Ding damals offenbar für die Ewigkeit gebaut. Wenn man sich die Robustheit der Mechanik
ansieht und mit heutigen Kram vergleicht...
Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass damals um 1960 herum der Kaufpreis von 435 DM vermutlich fast einem Monatsverdienst entsprach.

So, dann werde ich jetzt mal weiter "schrauben", tschüss
Piefke


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#11
Piefke,'index.php?page=Thread&postID=220553#post220553 schrieb:Ebenso verstehe ich einige Angaben dort nicht. Die Massangaben (s. Anhang 1) sind mir unklar. Die geringste, einstellbare
Oberkante der Bandführungsbolzen ist meiner Messung nach 23mm (s. Anhang 2, rote Striche). Und welche Zeichnung ist denn gemeint?
Mit der "Oberkante" der Bandführungsbolzen ist die obere führende Kante gemeint, also die von der Band-Oberkante berührte Höhe. Mit der "Zeichnung" ist die Konstruktionszeichnung des Geräts gemeint, die natürlich nicht in der Serviceanleitung zu finden ist. Diese Maßangaben sind nur ein Hinweis auf die Sollwerte dieser Bandführungsteile. Die angesprochene "Platine" ist keine Druckschaltungsplatine im späteren Sinne, sondern das Metall-Chassis des TK.

LG Holgi
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#12
Hallo Piefke,
schön dass es geklärt ist. (Ob Grundig oder Woelke wäre trotzdem interessant gewesen, aber nun nicht mehr so wichtig).

Ja, das Gerät hat 1960 435 DM gekostet. Das entspricht zwar einerseits kaufkraft- und einkommensmäßig so etwa heutigen 1400 Euro, andererseits war es das zweitbilligste Gerät von Grundig (wenn man vom Batteriegerätchen TK 1 mal absieht). Unter dem 24 lag nur noch das TK 20 mit 380 Mark (einziger Unterschied: TK 20 = Halbspur, TK 24 = Viertelspur). Technische Geräte waren eben teuer damals. Und wurden trotzdem gekauft, man hat halt länger gespart und das Erworbene länger be- und erhalten.
Hallo Thomas,

ja, da frachste was. Sagen wir so, mir ist keinerlei Hinweis auf ein blaugrünes 24 bekannt, kein Bild, kein garnichts. Ich möchte daher behaupten, das 24 gab es nur in weiß-grau. Sein Debut fiel in die Zeit der Umstellung der beiden Farben. Aber! Etwa gleichzeitig erschien ja das TK 54 als (Vierspurversion des 50) - und das hat es in blaugrün (wenigstens kurzzeitig) gegeben, ein (kompetenter) Sammlerfreund hat mal eins "in leibhaftig" gesehen.
Das 24 mit Woelke-Köpfen ist gar nicht so selten. In der grünen Kundendienst-Schrift gibt es einen "Nachtrag" für die Version mit Grundig-Köpfen (auch anderer Löschkopf, andere Oszillatorspule, eine um 20kHz höhere Hf (bis 78 kHz) und ein paar weiteren Änderungen, auch im Entzerrer).
Gruß
Stefan
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