8-Spur-Kassette (8-Track)
#1
Hallo zusammen,

als weiterer Beitrag zu meiner Sammlung von Geräten, die ich eigentlich nicht brauche, begegnete mir vor kurzem ein Receiver mit eingebautem Abspielgerät für 8-Spur-Kassetten von der Firma LLOYD'S. Machte jetzt keinen besonders hochwertigen Eindruck, sollte laut Verkäufer aber mehr oder weniger einwandfrei funktionieren.

Nach einer ausgiebigen Reinigung vor allem des Wiedergabekopfes aber auch dem Rest des Gerätes und ein bisschen Kontaktspray an den Schaltern und Reglern läuft das Gerät auch gut. Der Klang des eingebauten Radios hat mich auch positiv überrascht. Ein paar 8-Spur-Kassetten waren dabei in unterschiedlichem Zustand. Die besseren sind klanglich durchaus gut wenn man bedenkt, dass die vom Anfang der 70er Jahre sind. Da es sich um normales 1/4 Zoll Band handelt bei 9,5cm/s und gleicher Spurbreite wie bei einer normalen Kassette (doppelt so viele Spuren, doppelt so breites Band) hatte dieses System im Vergleich anfangs bestimmt seine klanglichen Vorteile. Unpraktisch ist, dass man nicht zurückspulen kann und nur wenigen Geräte einen schnellen Vorlauf bieten. Meins zumindest nicht. Da das Band in einer Endlosschleife läuft kann man also nur zwischen den 4 Programmen (eben je 2 Spuren für Stereo) wechseln oder einfach alle nacheinander durchhören, weil das Programm am Ende automatisch auf das nächste umschaltet.
    20363

Bei einer Kassette hatte sich der Schaumstoff(?) aufgelöst, der das Band gegen den Wiedergabekopf drückt, weshalb ich die Kassette geöffnet habe um diesen zu ersetzen. Schon eine interessante Konstruktion. Die Andruckrolle ist in der Kassette, das Band ist auf einer kleinen Spule und wird in der Mitte herausgezogen und außen wieder aufgewickelt. Bei wikipedia gibt es ein Bild einer offenen Kassette: https://de.wikipedia.org/wiki/8-Spur-Kassette und hier auch noch mal mit der Möglichkeit zur Vergrößerung am Ende der Seite: http://vintage-technics.ru/Eng-Lloyd's_8_track.htm - da handelt es sich wohl schon um eine spätere Kassette, wo man wohl zum Kostensparen eine Andruckrolle aus Plastik verbaut hat.

Aber wieso funktioniert das ganze eigentlich? Das Band wird aus der Mitte der Spulen gezogen, am Wiedergabekopf vorbeigeführt und wieder aufgewickelt. Aber der Spulenumfang ist in der Mitte, wo das Band herausgezogen wird, doch viel kleiner als der Außendurchmesser, wo das Band wieder aufgewickelt wird. Wenn sich die Spulen nun dreht, müsste doch eigentlich mehr Band aufgewickelt als abgerollt werden, das Band immer straffer gespannt werden und irgendwann reißen? Das passiert aber natürlich nicht.

Na ja, auf jeden Fall ein Interessantes Format.

Gruß
Robert
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#2
Ich habe erst kürzlich ein Autoradio mit diesen Kassettenformat gesehen - eingebaut in einen wunderschönen und fachgerecht restaurierten Lincoln Continental MK IV aus den 70ern. Dieses Format scheint in den USA stark verbreitet gewesen zu sein.
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#3
Ja, war es auch. 8 Track war in den Staaten Kalifornien und Florida sehr beliebt. Von Blaupunkt wurden auch solche Geräte fürs Auto angeboten.
Viele Grüße
Michael
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#4
In alten Völkner-Katalogen aus den Mitt-80ern tauchten immer 8-Spur-Rekorder von Voxson auf, sowohl Einzelgeräte als auch Kompaktanlagen mit integriertem Deck. Ich dachte anfangs, es handele sich um einen US-Hersteller, aber tatsächlich ist er italienischen Ursprungs.

Die Kompaktanlage ist auch hier zu sehen.
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#5
q-tip,'index.php?page=Thread&postID=219419#post219419 schrieb:...
Aber wieso funktioniert das ganze eigentlich? Das Band wird aus der Mitte der Spulen gezogen, am Wiedergabekopf vorbeigeführt und wieder aufgewickelt. Aber der Spulenumfang ist in der Mitte, wo das Band herausgezogen wird, doch viel kleiner als der Außendurchmesser, wo das Band wieder aufgewickelt wird. Wenn sich die Spulen nun dreht, müsste doch eigentlich mehr Band aufgewickelt als abgerollt werden, das Band immer straffer gespannt werden und irgendwann reißen?...

Das Verhältnis "abwickelnder Durchmesser zu aufwickelnder Durchmesser" bleibt ja immer gleich. Überdies ist der Unterschied nicht sehr gross, da man ja eine LP-Länge auf 4 Spuren aufgeteilt hat. Das macht die Gesamtmenge an Band recht klein. Die Menge (Länge) an Band, das aus der Mitte heraus abgewickelt wird, ist schlussendlich genauso gross wie die Menge (Länge) Bandes bis zum Aufwickel-Durchmesser, da der längenwirksame Abstand zwischen Rolle und Innen-Abwickelpunkt grösser ist, als zwischen Rolle und Aussen-Aufwickelpunkt.. So wird der Unterschied zwischen den beiden Durchmessern einigermaßen ausgeglichen, Die eigentliche Bandgeschwindigkeit bestimmt ohnehin der Capstan. So dürfte das dann laufen, ohne das irgendwas reisst. Im Grunde eine recht geniale Idee. Wenn so ein Band allerdings das Kleben anfangen würde, wäre die Kassette dahin. Das ist auch einer der Schwachpunkte des Systems - das rückseitig teflonbeschichtete Band muss in der Mitte des Wickels gleiten können, sonst funktioniert das Abwickeln (...das ja eher ein "Herauszerren" ist) nicht.
Es gab im übrigen einige wenige Geräte, mit denen auch aufgenommen werden konnte. Leerkassetten sind aber heute entsprechend selten.

Gruß
Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#6
Hallo,
die 8-track sind wirklichi in Amerika das was bei und die Compact-Cassette ist.

Dort gibt es diese in Stereo und sogar in 4-Kanal, also Quadrophonie.
Daneben gibt es dort auch noch 4-track - eine weitere Variante

Falls jemand 8-track in Quadrophonie hat (eine Auskerbung in der Cassette und nur zwei Programme statt 4, so würde ich mich über Verkaufsangebote freuen.

Hintergrund: Ich höre tatsächlich quadrophonisch und habe einen Player - aber keine Quadrophonie-Cassetten.

Danke und einen schönen Abend.
mit quadro-philen Grüßen



Jörg
suche Quadrophonieschallplatten und -Cassetten (keine Klassik)

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#7
bevergerner,'index.php?page=Thread&postID=219450#post219450 schrieb:...die 8-track sind wirklichi in Amerika das was bei und die Compact-Cassette ist...

Naja - nicht so ganz. Irgendwann im Verlauf der 80er Jahre hat dann die Compact-Cassette die selige 8-Track-Cartridge endgültig aus dem Markt gekegelt. Auch in den USA... Aber bis dahin - und da hast Du natürlich recht - wurden unzählige von den Cartridges verkauft. Besonders angekurbelt durch die Geräte für den KFZ-Einbau, der ja bereits in den 60ern unmittelbar nach der Entwicklung des 8-Track-Systemes begann. Zu der Zeit waren KFZ-Einbaugeräte für die Compact-Cassette noch eine Seltenheit. Schlußendlich dürfte die 8-Track-Technik primär für den KFZ-Sektor ersonnen worden sein wohin gegen die Compact-Cassette ursprünglich einer anderen Zielgruppe zugedacht war. Folglich wirkte sich das auf die Geräteentwicklung aus. Auf jeden Fall kamen Autoradios mit eingebautem Compact-Cassetten-LW erst später in den Handel.

Gruß
Peter
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#8
Ich hatte 8-Spur-Kassetten auch immer nur in amerikanischen Filmen aus den 70ern gesehen bzw. in Filmen, die in der Zeit spielen. Hierzulande hatte ich die noch nie gesehen.

timo,'index.php?page=Thread&postID=219429#post219429 schrieb:In alten Völkner-Katalogen aus den Mitt-80ern tauchten immer 8-Spur-Rekorder von Voxson auf, sowohl Einzelgeräte als auch Kompaktanlagen mit integriertem Deck. Ich dachte anfangs, es handele sich um einen US-Hersteller, aber tatsächlich ist er italienischen Ursprungs.

Die Kompaktanlage ist auch hier zu sehen.
Bei meinem Gerät waren auch zwei Kassetten aus Italien dabei. Vielleicht war das System dort etwas erfolgreicher als hier?

PeZett,'index.php?page=Thread&postID=219433#post219433 schrieb:Das Verhältnis "abwickelnder Durchmesser zu aufwickelnder Durchmesser" bleibt ja immer gleich. Überdies ist der Unterschied nicht sehr gross, da man ja eine LP-Länge auf 4 Spuren aufgeteilt hat. Das macht die Gesamtmenge an Band recht klein. Die Menge (Länge) an Band, das aus der Mitte heraus abgewickelt wird, ist schlussendlich genauso gross wie die Menge (Länge) Bandes bis zum Aufwickel-Durchmesser, da der längenwirksame Abstand zwischen Rolle und Innen-Abwickelpunkt grösser ist, als zwischen Rolle und Aussen-Aufwickelpunkt.. So wird der Unterschied zwischen den beiden Durchmessern einigermaßen ausgeglichen.[...]
Es gab im übrigen einige wenige Geräte, mit denen auch aufgenommen werden konnte. Leerkassetten sind aber heute entsprechend selten.

Gruß
Peter
Danke. Ich hätte jetzt gedacht, dass es auch längere Bänder gab. In der Kassette wäre ja genug Platz.

Eine selbst bespielte Kassette war bei mir auch dabei. Die scheint aber recht kurz zu sein, ich schätze mal insgesamt 30 Minuten. Bei jedem zweiten Lied schaltet dann mittendrin das Gerät um auf die nächsten Spuren. Aber es ist bei Eigenaufnahmen ja auch kaum möglich, das immer so genau abzupassen. Definitiv ein großer Nachteil des Systems.
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#9
q-tip,'index.php?page=Thread&postID=219419#post219419 schrieb:Aber wieso funktioniert das ganze eigentlich? Das Band wird aus der Mitte der Spulen gezogen, am Wiedergabekopf vorbeigeführt und wieder aufgewickelt. Aber der Spulenumfang ist in der Mitte, wo das Band herausgezogen wird, doch viel kleiner als der Außendurchmesser, wo das Band wieder aufgewickelt wird. Wenn sich die Spulen nun dreht, müsste doch eigentlich mehr Band aufgewickelt als abgerollt werden, das Band immer straffer gespannt werden und irgendwann reißen? Das passiert aber natürlich nicht.
Na, dann warte halt noch ein wenig ab. :-)

Nein, es funktioniert eigentlich gar nicht und nur deswegen doch ein bißchen, weil ein spezielles Band verwendet wurde, welches auf der Rückseite gleitmittelbeschichtet ist (bei BASF lief es unter LP36). In der Tat reiben nämlich ständig alle (!) Wickellagen im Betrieb aneinander vorbei – wegen dieses „unmöglichen“ Aufbaues mußte man dem schnellen Rück- und eben auch oft Vorlauf entsagen. Nach einer gewissen Zeit – als ein gutes Band bezeichnete man eines, das 300 bis 500 Betriebsstunden durchhielt – übertrug sich, eigentlich logisch und vorhersehbar, das Gleitmittel auf die Schichtseite, wo es nicht hingehört. Schlimmer noch: auf der Rückseite fehlte es nun, und damit lief die Cassette immer schwerer und schließlich gar nicht mehr. Müll.

Mitte der 1970er-Jahre war das Thema 8-Track dann auch in den Vereinigten Staaten durch, dank der philipsschen Compactcassette. Lediglich in gewissen Nischen konnte sich das System noch halten, nämlich als Zuspielmaschine für Jingles oder auch Musiktitel in Radiostationen, wo sie allerdings mehr als Verbrauchsmaterial galt und es auf eine ewige Haltbarkeit nicht so ankam. Dieses Format hieß „Fidelipac“ und unterschied sich in Details (Spurlage, Andruckrolle nicht in der Cart), nicht jedoch im Prinzip der Wickelei.


Gleitende Grüße

TSD
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#10
Passend zum Thema. Pink Floyds Album "Animals" erschien auch auf 8 Spur mit einer ganz besonderen Version von Pigs on the Wing Part I und II. Die beiden Parts, jeweils am Anfang und Ende des Werkes, waren hier miteinander verbunden. Im Internet findet sich interessante Literatur dazu.

Und ja, ich kenne Leute in Deutschland, sogar in meiner Heimatstadt, die 8 Track Geräte besaßen. Und Richtig, im Homebereich war das System weniger verbreitet. Und wenn dann doch hauptsächlich zum Abspielen. Geräte mit Aufnahmefunktion waren sehr rar. Ich habe in Natura kein einziges in Action gesehen.

Die ollen 8 Track Geräte von Blaupunkt spielten damals so praktisch jedes KFZ CC Gerät locker an die Wand. Eigentlich kein Wunder. 4 Track war der quasi Vorläufer von 8 Track und ist noch seltener.
Viele Grüße
Michael
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#11
Hallo zusammen
Eben auf ricardo.ch gefunden:
Mal ein paar der seltenen 8-Track-Kassetten zum Selbstbespielen:
https://www.ricardo.ch/kaufen/musik-und-...984901826/

Und hier passende Geräte dazu:
https://www.ricardo.ch/de/a/abspiel-aufn...984660740/
https://www.ricardo.ch/de/a/abspiel-aufn...984661176/

Bespielte Kassetten tauchen recht häufig auf der schweizer Auktionsplattform auf, stationäre Geräte eher selten. Autoradios mit 8-Track-Abspieler wiederum regelmässig.
Viele Grüsse, Sebastian
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#12
Ich habe einige alte Sendungen vom Radiosender R.SH wo in der Anfangszeit wohl auch diese Fidelypacks benutzt wurden. Was mir da so auffällt ist, dass die Spurlage immer daneben ist und die Musik teilweise ganz schön leiert, bei Jingles geht das vielleicht noch aber bei Musik ist das ganz schön scheisse. Professionell finde ich es aber in beiden Fällen nicht aber die ollen Jingles sind echt lustig.

LG Tobi
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#13
Wie die Technik funktioniert, zeigt Techmoan hier ganz schön: https://www.youtube.com/watch?v=XLZS0Sj9-1U

Viele Grüße
Nils
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