Schreck in der österlichen Morgenstunde
#1
Hallo,

heute Vormittag wollte ich das auf der wohnzimmerlichen N 4522 befindliche Band mal eben schnell zum Anfang zurückspulen. Zu diesem Zweck schaltete ich das Gerät ein und drückte die Taste "Schnellrücklauf". Ist ja auch sinnvoll.
Dann begab ich mich ins Badezimmer, weil ich dort noch eine Kleinigkeit zu erledigen hatte.

Nach etwa einer halben Minute ertönte aus dem Wohnzimmer ein gar entsetzliches Getöse. Klappern, Knallen, Scheppern und das Geräusch der auf Stopp schaltenden Philips 8| ?( .
Nachdem ich meinen ersten Schock überwunden hatte, eilte ich näher und machte folgende Feststellung:

Die Aufwickelspule lag vor der Wohnzimmertür, von ihr zog sich das Band mit einigen Knicken und Verdrehungen bis zur noch auf der Maschine befindlichen Vorratsspule. Zwischen deren oberem Flansch und dem Wickel hatten sich etliche Windungen nagelneuen SM 468-Bandes eingequetscht. Die Spule drehte noch nach und ich stoppte sie unverzüglich mit der Hand. Etwa fünf bis sechs Meter Band lagen abgewickelt auf dem Fußboden und weitere zwei Meter waren zerknittert worden. Das verdrehbare Dreizack-Oberteil am Bandteller der rechten Seite — fehlte!

Ich suchte eine zeitlang und fand Feder und Bolzen auf dem gut zwei Meter entfernten Sofa und die Dreizackhülse auf dem Boden vor der Anlage wieder. Was war passiert?

Bei der N4522 (und natürlich auch bei der 4520) hat Herr Philips keine Schraube wie sonst üblich verwendet, um die Dreizack-Oberteile mit der Feder zu befestigen, sondern (obwohl die Dinger im montierten Zustand wie eine Schraube aussehen, mit Schlitz!) sind es in Wirklichkeit in die Druckguss-Unterteile eingepresste, glatte Bolzen. 4 mm Durchmesser, gut 2,5 cm lang. Die haben am unteren Ende eine kurze Kerbverzahnung, um sie in der Bohrung gegen Verdrehen und Lockern zu sichern.
Das hatte diesem Exemplar offensichtlich nichts genützt!

Der Bolzen hatte sich, nach nunmehr 35-jährigem Betrieb, gelöst und war von der Druckfeder rausgeschossen worden, während die Maschine mit voller Drehzahl zurückspulte. Die rechte Spule flog meterweit durchs Zimmer (zum Glück hielt sich die Katze gerade in der Küche auf!), prallte auf der Haube des Plattenspielers ab und landete drei Meter weiter. In dem Moment schaltete die Philips auf Stopp, weil beide Fühlrollen an den unteren Anschlag fielen. Durch die lange Nachlaufzeit rupfte sie dann noch die zwei Meter Band zwischen Flansch und Spule. Sad

Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, schnitt ich das beschädigte Bandstück raus und überlegte, was nun zu tun sei. Ich hatte vor, das Ende des Stiftes mit Zweikomponenten-Epoxykleber zu versehen und dann mit leichten Hammerschlägen wieder in die zuständige Bohrung zu versenken. Um die Durchführbarkeit zu überprüfen, hielt ich die drei Teile schon mal an den Bandteller an, als die Feder unvermittelt erneut in Tätigkeit trat und mir den Bolzen aus der Hand katapultierte. Die Feder selbst war an mir abgeprallt und lag vor der Bandmaschine, der Bolzen war weg. Ich glaubte mich zu erinnern, dass auch er an mir abgeprallt war, weil ich ja genau vor der Philips stand, aber er war verschwunden. Meine Frau und ich suchten nun, mit Taschenlampen bewaffnet, das ganze Wohnzimmer, vornehmlich in "Schussrichtung", ab. Nichts.

Hinter dem Sofa, unter den einzelnen Geräten der Anlage, zwischen den CDs... der Bolzen blieb verschwunden. "Und wenn er hinter den Verstärker geflogen ist?" fragte meine Frau und deutete auf das zuoberst im Hifi-Rack stehende Gerät. Da der Verstärker zwecks besserer Erreichbarkeit der Anschlüsse auf einem ausziehbaren Boden steht, zog ich ihn raus und — es es klapperte kurz dahinter!
To make a long story short: der verflogene Stift war hinter die Anlage gerutscht und konnte dort vom Boden ohne weitere Schwierigkeiten geborgen werden. Nach etwa einer halben Stunde Suche.

Das erneute Einpressen mit zusätzlicher Verklebung funktionierte nach einigen leichten Hammerschlägen wie geplant. Auch am linken Teller bemerkte ich, dass der Bolzen bereits gut einen Millimeter herausgerutscht war.
Die leichten Hammerschläge hatten den Effekt, dass der Bandteller auf seiner Motorwelle bis zum Anschlag nach hinten getrieben wurde, weil die Klemmschrauben wohl nicht richtig angezogen waren, wodurch nun das Band am oberen Spulenflansch schleifte. Also musste ich auch noch die Frontplatte entfernen, um dann mittels eines dünnen L-förmigen Inbusschlüssels die beiden Madenschrauben an der Nabe des Bandtellers zu lockern und ihn dann wieder in seiner korrekten Position zu sichern. Puh!

Ich hoffe inständig, dass das das erste und letzte Mal war, dass sich einer dieser Stifte selbstständig gemacht hat. Andernfalls kommt eine größere Aktion auf mich zu. Dann hilft wohl nur Gewinde schneiden, Buchse einsetzen und Schraube verwenden oder etwas in der Art.

Und ich wollte doch nur eben das Band zurückspulen; stattdessen war der halbe Vormittag draufgegangen, zu einer Zeit, als wir längst die Lammkeule in den Ofen schieben wollten. Die gab es dann etwas später als geplant, aber geschmeckt hat sie trotzdem oder gerade deswegen! 8o

Frohe Ostern. ^^

Holgi
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#2
Ach Holgi,

bei Dir ist es in letzter Zeit auch wirklich nicht langweilig.

Frohe Ostern noch!
Wolfgang
VG
Wolfgang
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#3
Im bolzen ein gewinde schneiden von der hinteren seite und diese von hinten her am spulenteller sichern ....
Ich putze hier nur...
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#4
Nun ist es ja erst mal wieder zusammen!

Sollte sich einer der Stifte nochmals lockern, baue ich die Teller beide ab und dann gehts ab in die Werkstatt. "Von hinten" kommt man da nicht heran, es sind Gussteile mit Sacklöchern, in denen die Verriegelungsstifte sitzen. Aber da gibt es genug Möglichkeiten: Messing-Einpressbuchsen, Gewinde-Reparatursets mit BaerCoil-Buchsen, HeliCoil-Einsätze und so weiter. Das kriegt man schon hin und das hält hinterher besser als im Originalzustand!

Aber vielleicht holt mich ja der Sensenmann, bevor eine erneute Reparatur nötig wird.... Huh
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#5
Na, ich hoffe mal nicht das der Sensenmann kommt, hoechstens um deine Messer zu schaerfen in der Kueche.
Ich putze hier nur...
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#6
Natürlich wird er kommen. Da kommt keiner von uns drumrum! Aber ich hoffe, die Reparatur von gestern hält länger als die Zeit, die mir noch bleibt. Wink
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#7
Siehste,

Holger, deswegen hab ich keine Philips-Maschinen.

Unbesorgte Ostern und intakte Bänder dank Revox!

Gruß
Stefan
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#8
Dieser eine "Zwischenfall" könnte aber niemals meine Zuneigung zur N 4522 trüben! Die läuft jetzt bei mir fast täglich seit 2013 und ich musste nur einmal eine rausgefallene Schraube am Bremsgestänge wieder reindrehen und ganz zu Anfang den Netzschalter wechseln. Ansonsten ist sie absolut zuverlässig.

Du weißt vielleicht, dass ich selbst ein paar Revoxe habe ab und zu welche von Forenmitgliedern überhole und repariere. Aber andere Mütter haben auch schöne Töchter! Wink
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#9
Revox Bandteller sind aber auch nicht ohne. Wink

Ich habe hier welche für Wickelteller. Da war die innen befindliche Schraube wohl locker. Drinnen steckt eine Feder. Ist auf einmal beides rausgesprungen. Das war eine Suche. Denn ohne Feder wird der Teller nicht gehalten. Ich hatte die Bandteller schon abgeschrieben.

Das sind so Schrecksekunden. Klar, man kann auch ohne... aber man kann auf solche Momente auch verzichten. Wink

Viel Spaß weiterhin mit der Philips.

Thomas
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#10
Hallo Holgi,

ja klar weiß ich das, kenne doch deine Threads. Gerade deswegen, weil du weißt wie Revöxe konstruiert sind, ist erstaunlich, dass du auch Philips mit ihrer aufgebohrten Cassettenrecordermechanik lieb hast.

Andererseits, ich hab ha auch meine ganzen ollen Röhrenkoffer (Grundig usw) lieb. Hach....

:-)
Grüße Stefan
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#11
Vollspurlöschkopf,'index.php?page=Thread&postID=218854#post218854 schrieb:...weil du weißt wie Revöxe konstruiert sind, ist erstaunlich, dass du auch Philips mit ihrer aufgebohrten Cassettenrecordermechanik lieb hast.

Ähm - hast Du schon mal eine N4520/22 von innen gesehen?
Viele Grüße
Jörg
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#12
Baruse,'index.php?page=Thread&postID=218902#post218902 schrieb:Ähm - hast Du schon mal eine N4520/22 von innen gesehen?
Hatter nich. Wink
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#13
Dem Mann kann geholfen werden.

Traraaa:


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Gruß
Rainer


NIVEAU ist keine Hautcreme,
STIL nicht das Ende vom Besen
und HUMOR etwas gutartiges...
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#14
wenn man so vergleicht:
https://www.google.de/search?q=revox+a77...13klF_VOM:
Big Grin
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#15
Seltsamer Capstanmotor in der Revox....
Ich putze hier nur...
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#16
Hallo Jörg und Holgi,

"hatter nich"! - Nee, zuegegben, hattich tatsächlich nich bis gerade eben. Ich gebe weiter zu, dass es etwas massiver aussieht als z.B. in den Pultgeräten, aber überzeugen tut mich das Gesehene nicht. Könnte auch ne Akai sein (ups, und noch mehr Feinde gemacht...). Gähnende Leere in einer großen Blechkiste, könnte man bei der heutigen Wohnungsnot untervermieten!?

Wo ist, denn wir vergleichen doch mit Revox, a) das Gusschassis, b) der Steckkartenaufbau, c) die Capstan-Direktantrieb? Ist halt aufgebohrte Jubelelktronik statt eingedampfter Profitechnik.

So, jetzt ihr wieder! Big Grin

Beste Grüße
Stefan
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#17
Nee, lass mal, ich schreibe da nichts Vertiefendes mehr zu. Ich weiß, was ich habe und was nicht.

Nur eine Sache: was bewirkt denn ein Druckguss-Chassis für Wunderdinge gegenüber einem Stahlblechchassis mit 4-5mm Materialstärke? Ich hatte schon mehrere Revoxe auf dem Tisch, bei denen sich die Knipping-Verbindungsschrauben der einzelnen Chassisteile gelockert hatten, so dass es wackelte wie ein Lämmerschwanz.Und bei einer B77 war das ziemlich filigrane Konstrukt eines Seitenteils gebrochen und deformiert.

Ich teile jedenfalls diese Gusschassis-Begeisterung nicht. Ist schön, ist gut, aber Stahl ist stabiler, wenn auch schwerer!

LG Holgi
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#18
Gusschassis braucht man nicht.
Tonbandgeräte werden stationär betrieben und haben keine Verwindung im Betrieb.

Steckmodule sind in der Fertigung teuer und haben elektrisch keine Vorteile. Ein großer deutscher Hersteller wäre daran fast pleite gegangen.
Dafür bekommst du irgendwann Kontaktprobleme.

Direktantrieb hat keine Vorteile. Im Gegenteil du bekommst Spitzen der Regelung direkt aufs Band.
Ein Riemenantrieb wirkt hier weicher und hat kein Überschwingen.

Philips hat aus technischer Sicht alles richtig gemacht,
aber die Gehäuse sind sch.....

Gruß Mani
Besonders gerne repariere ich meine Philips, Braun, Akai und TEAC Geräte Big Grin
Keine Hilfe bei fehlender Rückmeldung
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#19
hast du schön geschrieben, auch wenns unsinn ist.
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#20
Hallo Tonbandler !!


Seit einem halben Jahr bin ich im Besitz einer 4520 und bin von der Maschine begeistert wie Band schonend Sie arbeitet. Was die Servicefreundlichkeit betrifft ist Sie sehr gut wenn mann das System einmal verstanden hat.
Die Stabilität ist besser als die B 77. Einfach eine tolle Maschine !!

Gerhard
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#21
Mir fällt hier folgendes auf:
Alle, die schlecht über die Maschine schreiben, haben und hatten nie eine.
Und die, die sie gut finden, hatten oder haben auch eine.

Welchen Schluss ziehen wir daraus ?

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#22
ich habe eine N4450 und eine (neben anderen) A77, und wenn ich nur eine maschine haben dürfte-es ware ganz klar und absolut eindeutig die A77.
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#23
pedi,'index.php?page=Thread&postID=219071#post219071 schrieb:ich habe eine N4450 und eine (neben anderen) A77, und wenn ich nur eine maschine haben dürfte-es ware ganz klar und absolut eindeutig die A77.
Wobei Du Dich entweder vertippt, oder den Beitrag nicht richtig gelesen hast. Denn hier steht eine N4522 zur Diskussion. Die N4450 ist ja eine völlig andere Geschichte.

Wenngleich ich weder eine N4450, noch irgendeine Revox habe und deren Vor- und Nachteile also nicht einschätzen kann, eine N4450 käme bei mir beim "Habenwollen" an letzter Stelle.

Gruß
Rainer
Gruß
Rainer


NIVEAU ist keine Hautcreme,
STIL nicht das Ende vom Besen
und HUMOR etwas gutartiges...
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#24
ich habe richtig gelesen und auch nicht vertippt.
wenn man sich die innereien der 4450 ansieht, siehts genauso traurig aus wie in der 4522.
lichtjahre entfernt von der solidität einer revox, von daher............
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#25
lass mal gut sein. Läuft ja doch nur auf eine Grundsatzdiskussion hinaus: Revox gegen den Rest der Welt in Sachen Solidität. Und das hatten wir schon genug in all´ den Jahren.

Bei mir laufen die großen Philips mit der Vorderseite nach vorn, wie es hinter der Rückwand aussieht, tangiert mich im Moment wenig. Was kümmert mich eine Reparaturfreundlichkeit, wenn es nichts zu reparieren gibt?
Gruß
Rainer


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