Wie erkennt man (z.B. unter Lupenbetrachtung) geläppte Tonköpfe
#1
Hallo Jürgen und natürlich auch in die ganze Runde,

bevor ich mich an Überlegungen mache wie man z.B. den Verrundungsradius der Tonkopfoberfläche i. Vgl. zu Originalbemaßungen nachmessen könnte u.a.m.:

Gibt es eine einfache optische Möglichkeit einen gut geläppten TK (mit nur geringem Neueinschliff) von einem nicht nachgeschliffenen zu identifizieren?
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#2
Ich weiß zwar nicht, welchen Jürgen du meinst, die Antwort lautet aber "im Allgemeinen nicht".

Gut geläppte Köpfe, die zudem schon wieder ein paar Stunden gelaufen sind, kann man im Allgemeinen nicht von neuen unterscheiden. Natürlich gibt es Ausnahmen. Es gibt Tonköpfe, die im Neuzustand praktisch keine Oberflächenstruktur aufweisen. Das sind z.B. die goldenen Telefunken-Köpfe oder manche Woelkes. Geläppte haben dagegen immer unter der Lupe sichtbare Riefen, die von den Schleifmittelkörnchen beim Polieren herrühren. Bei Revox, Bogen und anderen sind solche feinsten Schleifspuren aber auch im Neuzustand vorhanden.

Bei Köpfen mit Bandkanteneinfräsungen kann man bei starker Materialabnahme das Läppen daran erkennen, dass die Einfräsungen erheblich kürzer geworden sind. Dazu muss man aber wissen, wie lang die vorher waren, was nicht immer eindeutig ist. Die Einfräsungen sind nämlich auch bei ungeläppten Köpfen nicht immer gleich lang.


   
Revox-Kopf vor dem Läppen

   
Revox-Kopf nach dem Läppen.
Da hier nur wenig Material abgenommen wurde, sind die Einfräsungen fast unverändert in der Länge.

   
Von diesen Viertelspurköpfen, die schon 4 mm Spiegel hatten, musste aufgrund ungleichmäßiger Abnutzung mehr Material abgenommen werden.
Man erkennt, dass die Einfräsungen deutlich kürzer und flacher geworden sind. Bei denen dürfte nach ein paar hundert Stunden dann auch Schicht im Schacht sein, weil der Spalt aufgeht...


LG Holgi
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#3
Lassen wir es mit dem Jürgen und meinen einfach Holger Wink

herzlichen Dank für klare Antwort und gute Bildbeispiele! Mein Verdacht, bei Ankauf nicht neuer Köpfe oder kompletter Tonkopfträger könnte man bei bewusster Nichterwähnung dieser Überarbeitung durch Verkäufer getäuscht werden, könnte insofern Bestätigung finden. Allerdings müsste man bestimmte Studerköpfe wohl erst aus dem Tonträger und dann aus der Metall-Schirmschale ausbauen (?) um sie dann vorsichtig zum Läppen einzuspannen - oder sehe ich das falsch? Außerdem dürfte eine professionelle Läppung (maschinell) wohl auch einige Kostenverursachen (?).

Es ist halt so eine Frage, die sich mir aufdrängte, da es ja für bestimmte Maschinen praktisch keine neuen Köpfe mehr gibt.

Wenn ich in wenigen Tagen wieder dazu Zeit habe kann ich ja einmal Bilder eines TK-Trägers und deren Kopfspiegel in Vergrößerung und unter verschiedenen Beleuchtungsbedingungen einstellen und darf dich, Holgi, nochmals um deinen geschätzten Rat zum Zustand bitten?

Bis dahin vielen Dank und lieben Gruß
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#4
Alles was du schreibst, ist richtig.
Auch ich wollte schon mal Köpfe kaufen, bei denen ich auf dem Foto den Verdacht hatte, dass sie geläppt sind. Es stand aber nichts davon in der Beschreibung (wie in solchen Fällen eigentlich nie!). Der Verkäufer antwortete dann: "Ja, die Köpfe sind aufgearbeitet." Aber manche stellen sich auch dumm. Oder noch dümmer, als sie sind. "Was meinen Sie mit geläppt? Ich habe die Köpfe nur etwas poliert!" Ich läppe jedenfalls immer lieber selbst, dann weiß ich, wie und was ich abgenommen habe!

Natürlich muss man Köpfe, die tief in einem Schirmgehäuse sitzen, vorher ausbauen. Kassettenköpfe lassen sich i.A. nicht läppen, weil die angeschweißte Bandführungsgabel es unmöglich macht. Ob es überhaupt jemanden gibt, der die Bearbeitung noch profesionell/maschinell durchführen kann, weiß ich nicht; insofern kann ich auch zu den dabei entstehenden Kosten nichts sagen. Meine Köpfe läppe ich von Hand selbst, wie die oben gezeigten. Das dauert meist nur Minuten und hat einmal sogar bei einem Achtspurkopf funktioniert, der hinterher wieder zur Zufriedenheit seinen Zweck erfüllte.

Deine Fotos darfst du mir natürlich gerne zeigen; ob ich dir aber die gewünschte "Expertise" erstellen kann, weiß ich nicht. Oft kann man nur vermuten... Huh
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#5
Danke Holger, ich melde mich dann mit Bildern - nur deine Meinung ist mir wichtig (Expertisen werden nicht erwartet... obwohl du ein Experte bist Smile :!: )
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#6
Ich hätte eine Frage, ich hoffe sie ist nicht zu Blöd.Warum haben Köpfe diese Bandkanteneinfräsungen ?
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#7
Die sollen eine gleichmäßige Abnutzung unterstützen und bei fortschreitender solcher den Band-/Kopfkontakt verbessern. Es werden dadurch keine Stufen an den Bandkanten in den Kopf geschliffen.
Ob das wirklich so viel besser ist oder da nur ein theoretischer Vorteil besteht, kann ich als Laie nicht beurteilen.
Die japanischen Mitsumi-Köpfe, die weit verbreitet und bei vielen Maschinen eingebaut waren (Technics, Teac, Tascam, Uher, und noch einige mehr) und noch sehr lange gefertigt wurden (bis in die 2000er?) haben diese Nuten nicht.


Woelke-Kopf für Studiomaschinen mit Einfräsungen.
Auch ohne Schmetterlinge konnte man in den 1980ern Köpfe mit 0,75er Trennspur realisieren!
   


Mitsumi-Köpfe ohne Einfräsungen in Braun TG1000-Tonkopfträger (Eigenumbau)
   


Telefunken Kombikopf G435 mit Einfräsungen. Dass der Kopf hier Kopf steht, ist nicht so wichtig.... Wink Big Grin
Der lichte Abstand wird wohl eher 6,25 mm betragen (ist ein Fotos aus meinem "Archiv").
   

Gruß
Holgi
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#8
Danke für diese Info. thumbsup
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#9
Heute bin ich endlich zu ersten Aufnahmen (hohe Pixelzahl) gekommen - ich hoffe, sie sind ausreichend aussagefähig:

http://downloadarchiv.cepha.de/BILD/
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#10
Und du möchtest jetzt vom alten Holgi wissen, ob die Dinger geläppt sind? Wink

Ich würde sagen: nein. Das sind leicht eingelaufene Schmetterlingsköpfe und ein mit Bandabrieb verschmutzter Doppelspalt-Löschkopf. Die sind einfach schon etliche Stunden gelaufen, haben aber m.E. keine Bearbeitung nötig. Kann man so lassen. Wenn es meine wären, würde ich unter Umständen die Ränder der Einlaufzone ganz fein überpolieren, damit sie abgerundet sind, aber für die Funktion ist das nicht nötig. Was für eine Studiomaschine ist das?
Ferritköpfe lassen sich übrigens nur mit speziellen Techniken (Diamantpaste mit abnehmender Körnung) nacharbeiten.

Freu dich über die schönen Schmetterlinge! Da bekommt man ja fast Frühlingsgefühle.... :love:

LG Holgi
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#11
Hm. Ich habe vor einigen Monaten in der Bucht angeblich neue Köpfe gekauft. Für eine Revox A/B77 Viertelspur. Sehen auf den ersten Blick wie neu aus, aber als ein Bekannter mir den Hinweis gab, dass der VK unter einem anderen Namen auch gebrauchte Köpfe aufkauft, habe ich mir die Dinger mal genauer angesehen. Leider sind die Fotos vom Smartphone doch nicht so toll geworden, aber die Nahaufnahmen, die ich durchs Mikroskop machen konnte, sind doch sicherlich aufschlussreich. Ich denke, die Bandeinfräskanten sind etwas kürzer als bei den originalen. Ferner konnte ich Rückstände unter dem Mikroskop im Bereich der Bandeinfräskante ausmachen, die wie Rückstände von Politurpaste aussehen. Die messingfarbenden Lötstifte sind etwas rauh und an einigen kleinen Stellen haftet vermutlich noch ein wenig Lötzinn. Ganz oben sieht man den Aufnahmekopf im Vergleich zu einem aus einer A77 MKII.
[Bild: xyz.jpg]

Edit: Link zum Bild:
https://picload.org/view/ddiilgcw/xyz.jpg.html

PS: Die Kopfoberfläche ist ein wenig wellig, die Trennstege zwischen den Spuren sind ein wenig höher als der Rest. Das Rot des Wiedergabekopfes ist kein hellrotes, sondern mehr ein rubinrotes. Und ob das typisch war, mit derart viel Farbe da rumzukleckern?
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#12
Was ist das für ein Kopf auf dem 1. Bild von oben ? Das ist doch kein normaler Viertelspur-Kopf. Es sieht aus, als hätte er 3 Spuren ?

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#13
Ist die neuere ausfuehrung mit zusaetzlicher Einlage der eine ungleichmaessige abnutzung unterbinden soll wie es bei der alten Bauart haeufig vorkam.
Ich putze hier nur...
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#14
Danke Holger,

es ist ein klompletter, gebrauchter TK-Träger für eine B67 (Mk I), den ich erwerben konnte.
Habe mal gehört oder gelesen, dass früher in Aufnahmestudios durchaus fertig auf bestimmtes Bandmaterial eingemessenen Kombinationen von REC-Karten und Tonkopfträgern zum Tausch bereitgehalten wurden (?)
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