Kb 100
#1
Es gibt ein legendäres Dia, welches mich als fünfjährigen zeigt. Vor mir auf dem Tisch steht ein KB 100 an dessen Reglern ich gerade herumdrehe.
Damit fing alles an! Damals hatte ein Gegenstand mein Interesse gweckt, der verborgen in einer blauen Tragetasche in unserer Abstellkammer stand (etwa 1983) - da mußte natürlich nachschauen, worum es sich handelt.
Heute - mehr als zwanzig Jahre später bin ich ausgebildeter Radio - und Fernsehtechniker, allerdings übe ich diesen Beruf z. Z. nicht mehr aus. Ein großes Hobby ist jedoch nach wie vor die Restauration von alten Röhrenradios (Oberon, Stradivari 4, etc.), Fernsehgeräten (Patriot, Turnier 12, Start usw.) und, wie sollte es anders sein - natürlich auch Tonbandgeräten (Smaragd, KB 100, ZK 120, Tesla, Jupiter)
Worauf ich eigentlich antworten wollte, ist eine Frage auf die ich vorhin stieß. Da hatte jemand festgestellt,dass es beim KB 100 verschiedene Röhrenbestückungen gab und wollte aus mehreren Geräten ein fast neuwertiges Modell zusammenbauen.
Dem ist so. Es gab vom KB 100 insgesamt 3 verschiedene Ausführungen. Das KB 100 I weicht auch in der elektrischen Beschaltung stark von den beiden neueren Gerätevarianten ab. Dort findet sich beispielsweise anstelle der später verwendeten Endstufe EL 95 noch eine EL 84. Die Gleichrichtung der Anodenspannung übernimmt statt des Selengleichrichters die Röhre EZ 80.
Außerdem wird der Vorverstärker um die EC 92 erweitert. Das Bandzählwerk ist noch nicht vorhanden. Die beiden neueren Ausführungen unterscheiden sich nur minimal. Meines Wissens nach befindet sich neben den beiden Sicherungen an der Rückfront (hinter jenem sensationellen Türchen, dass während des Betriebes nicht geöffnet werden kann), noch eine Sicherung im Geräteinneren beim Typ KB 100 II. Zu dieser Zeit verwendete man zwei Netzsicherungen.

So falls es Fragen zur Restauration gibt, stehe ich gern als Ansprechpartner zur Verfügung. Vor einem schwerwiegenden Fehler möchte ich noch warnen. Schaltet im Betriebszustand bitte nicht die Geschwindigkeit um. Das führt zum "Abbrennen" der Kontakte des Geschwindigkeitsumschalters, so dass der Motor plötzlich stehenbleibt und die Freude ein jähes Ende findet!!!
Diese Geräte besitzen nämlich im Gegensatz zu moderneren Geräten, bei denen einfach auf mechanische Weise das Übersetzungsverhältnis durch Zwischenradumschaltung an einer Stufenwelle oder Pesenumlagerung die Geschwindigkeit geändert wird, noch eine rein elektrische Umschaltung. Im spannungsführenden Zustand (also unter Last) entsteht hier ein Schaltfunke, der die Kontakte schwärzt und schließlich zerstört.
Daneben gibt es noch eine Reihe anderer Schwachstellen am KB 100, die vielleicht dem einen oder anderen auch schon aufgefallen sind. So z. B. die mit einem Poti gekoppelte Lautsprecherabschaltung. Übrigens viel Spaß beim Ausbau der Potis und deren Neubeschaltung mit Kondensatoren und Widerständen, falls dies nötig sein sollte.
Leuchtet etwa das magische Auge nicht mehr und der Lautsprecher bleibt auch stumm ? Vielleicht könnte es ja am Grünspanüberzug am Sicherungshalter der Anodensicherung liegen (125 mA).
So, das soll es erst einmal gewesen sein. Ich studiere nämlich gerade in Leipzig und müßte mich eigentlich weiter auf anstehende Prüfungen vorbereiten.
Kennt ihr noch den Sonett 77 ??? Den hatte damals doch jedes Kind, oder ??
Auch in meiner Sammlung befinden sich einige Stücke. Demnächst plane ich an einem solchen Gerät einen Stereoumbau. Dachte, so etwas könnte ganz witzig sein, da man es ja bei einem Monogerät nicht erwartet. Natürlich sind dazu eine völlig neue selbstentwickelte Leiterplatte, ein neuer Kombikopf und neue Tandempotis erforderlich. Mehr zu diesem Projekt später.
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#2
Ist da etwa noch so ein Ossi? Smile Ich bin auch einer, ein KB 100-II habe ich unter anderem auch in meiner Sammlung. Denke mal, daß das mit dem Geschwindigkeitsschalter auch für Smaragd und BG26 gilt, die werden ja auch elektrisch umgeschalten. Beim B115 von Tesla dagegen, stand sogar in der Bedienungsanleitung das man es bei laufendem Gerät machen sollte, da wird ja ein Riemen umgeworfen. Das mit dem Sonett finde ich interessant. Soll es etwa eine Art Geracord 6010 werden? Allein mono und in Verbindung mit einem Radio / Verstärker stereo. Ich habe alle drei Sonetts in meiner Sammlung aber keines kann mich so richtig glücklich machen. Meist hapert es am mangelnden Gleichlauf und der schlechten Spurkonstanz. Lohnt sich da überhaupt so ein Umbau wenn an der Mechanik vielleicht nichts getan wird? Gelernt habe ich diesen Beruf nicht, es ist schon seit Kindheit mein Hobbie.
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#3
Ja, das ist natürlich richtig. Auch ich komme aus dem Osten Deutschlands. Ich hatte mir den Umbau tatsächlich so gedacht, dass der Sonett keine Stereoendstufe erhält, sondern über einen Stereoreciever betrieben wird und der eingebaute Lautsprecher nur noch als Monitor dient bei der Aufnahme.
Das Laufwerk war schon immer ein Schwachpunkt. Neben abgeschliffenen Kopfspiegeln, könnte auch eine "eingelaufene" Tonwelle oder eine ausgehärtete Andruckrolle die Ursache sein. Das Band läuft dann an der Andruckrolle hoch und runter, was sich natürlich auf den Bandlauf auswirkt und als Tonhöhenschwankung im Lautsprecher zu hören ist. Eine defekte Tonwelle ist optisch zu erkennen. An ihrer Oberfläche befinden sich deutliche Vertiefungen. Vielleicht genügt jedoch auch schon eine gründliche Reinigung des Bandlaudes. Hier rate ich ab, die Andruckrolle mit Spiritus in Berührung zu bringen, da dieser dem Gummi Feuchtigkeit entzieht. Das führt zu einer noch schnelleren Aushärtung. Tonkopf und Tonwelle können jedoch auf diese Art gereinigt werden. Andruckrollen können durch ein mit Wasser angefeuchtetes Tuch gereinigt werden, solange bis kein Bandabrieb mehr zu erkennen ist.
Gleichlaufprobleme können außerdem aus der elektronischen Motorregelung kommen. Hier hatte ich schon einmal ein ähnliches Problem. Nach einer gewissen Betriebszeit erhöhte sich die Geschwindigkeit. Leider kann ich nicht mehr genau sagen, was die Ursache war. Ich glaube aber, der Motor hatte aufgrund von Schwergängigkeit zu viel Strom gezogen, wodurch sich der russische (glaube ich jedenfalls) Längstransistor stark erwärmt hatte. Diese Erwärmung hatte die sogenannte Eigenleitung des Transistors erhöht.
Übrigens dasselbe Laufwerk befindet sich auch im Stern - Recorder R 160.
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#4
Nicht nur im R160, Stereokassette1, Prominent-Duo, Minett, Anett, AK75 (Auto-Abspielgerät) Ich glaube, es hieß aus Baugruppe, "KGB-4" Ich wollte damals nie so einen Sonett haben, irgendwie haben die Exemplare, die ich kennen gelernt habe nie so richtig funktioniert. Wäre das Stereoprojekt nicht sogar etwas für das KT-100?
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#5
Hier noch eine Verbesserung zu meinem ersten Beitrag:
Die EC 92 arbeitet natürlich nicht als Vorstufe, sondern als Löschgeneratorröhre. Darauf wurde ich freundlicherweise hingewiesen und erinnerte mich auch prompt an einen Beitrag aus RFE (1959?), wo über das Problem der Frequenzabwanderung des Generators im Zuge der Röhrenalterung berichtet wurde.
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#6
@ Gerald

Das hier ist ja ein doppelter Thread. Es wäre wohl besser die paar Beiträge in den "alten" KB100-Thread zu verschieben.

Ich hatte gestern dort noch einen Beitrag zum 19-er KB100 geschrieben und mir einen Eimer Asche aufs Haupt geschüttet - jetzt seh ich gar nichts mehr und geh duschen Confusedchaem:


MichaelZ.
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