Was beeinflusst die Entstehung von Kopierechos?
#1
Ich möchte heute euer Expertenwissen fordern. Nach dem, was ich hier bislang gelesen habe, ist es zweifellos vorhanden.

Ihr habt vielleicht schon mitbekommen, dass ich mich mit dem Entführungsfall Ursula Herrmann von 1981 beschäftige. In dem Fall hat der Täter die Eltern des Mädchens angerufen und lediglich die Verkehrsfunk-Kennung des Bayerischen Rundfunks abgespielt. Geldforderungen kamen per Brief. Die Anrufe wurden von der Kriminalpolizei mitgeschnitten. Auf den Mitschnitten sind auch Kopierechos zu hören, um die sich bislang niemand gekümmert hat. Ich versuche sie zu interpretiere, beiße mir aber die Zähne daran aus. Ich bin für jede Idee dankbar, die jemand von euch zu dem Problem hat.

Der Fall führt in das Jahr 1981 zurück. Aus der Zeit stammen auch die Tonband-Mitschnitte. Sie wurden mit einem Uher 4000 Report (Version unbekannt, Bandsorte unbekannt) am Telefonanschluss der Eltern des Mädchens aufgezeichnet. Start des Bandgeräts manuell vor Abnehmen des Hörers. Bandgeschwindigkeit 4,75 cm/sec. Erst 2007 hat das Bayerische Landekriminalamt (LKA) die Aufzeichnungen genauer analysiert. Die Tonbänder lagen also 25 Jahre lang im Archiv. Zur Tatzeit wurden mehrere Kopien gemacht, die ebenfalls im Archiv lagen. Also Zeit genug, dass sich auf den Bändern Kopierechos ausbilden. Ich beschäftige mich seit Anfang 2017 damit. Die mir zugänglichen Aufzeichnungen hat das LKA angeblich 2007 vom Originalband digitalisiert (16 Bit Stereo, 44,1 kHz).

Eine mp3-Version ließ sich leider nicht anhängen, diese und eine unkomprimierte Version findet ihr auf www.werner-mazurek.de/tondokumente

Innerhalb der ersten 18 Sekunden hört oder ahnt man im Hintergrund insgesamt 6 Echos, die von den lauten Verkehrsfunktönen (B3-Jingles) stammen. In der 18. Sekunde ist scheinbar die Aufzeichnung des Täters beendet. Jedenfalls nimmt der Rauschpegel drastisch ab. Es ist dann auch (fast) kein Kopierecho mehr hörbar. Wenn man die Verstärkung während der recht ruhigen Zeit drastisch erhöht, ahnt man doch noch ein Echo mit ca. 6 sec Verzögerung. Das würde einigermaßen zur Bandgeschwindigkeit 4,75 und einen Wickeldurchmesser von 10 cm passen (maximale Spulengröße 13 cm). Es ist aber deutlich leiser als die früheren Echos vor und zwischen den Jingles.

Ich versuche zu verstehen, wie die 6 Echos zustande kommen. Bei zwei lauten Tonfolgen sollte es nur 4 Echos (je zwei Vorechos und zwei Nachechos) geben, von denen eins offenbar kaum wahrnehmbar nach der 18. Sekunde ist. Das würde ich als Echo des Archivbandes ansehen. Bei der geringen Geschwindigkeit ist die Wellenlänge der Töne recht kurz (0,0475 mm bei 1000 Hz). Ein Kopierecho dürfte damit nicht besonders ausgeprägt sein. Für mich sieht es so aus, als ob die lauteren Echos mit durch das Telefon übertragen wurden.

Wie aber kommen die Echos in die übertragene Tonaufzeichnung? Man sollte ja annehmen, dass der Täter seine Zusammenstellung nicht schon Jahre im Voraus angefertigt hat. Nach meinem Wissen brauchen Kopierechos einige Jahre, bis sie entstehen. Es geht etwas schneller, wenn das Band öfter im Erdmagnetfeld bewegt wird, also häufig umgelagert wird. Außerdem soll es in einem moderaten 50-Hz-Magnetfeld schneller gehen (in der Nähe eines Netztransformators). Auch Wärme soll den Kopiereffekt unterstützen. Ich habe allerdings keine Ahnung, innerhalb welcher Zeit wahrnehmbare Echos durch die Zusatzbedingungen entstehen.

Wer von euch hat also Erfahrung mit Kopierechos? Sind Vor- und Nachechos gleich laut? In welcher Zeit bilden sie sich aus? Erscheinen die Echos lauter, wenn sie mit anderen Tönen vermischt sind?

Vielen Dank für euer geduldiges Lesen und fürs Nachdenken.
Gruß RoBernd
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#2
Experte für Bandechos bin ich nicht, da gibt es hier berufenere,
aber mir scheint es einen Schwachpunkt in deiner Überlegung zu geben, daß eine laute Tonfolge nur ein Vor- und ein Nachecho haben sollte. Das trifft sicher nur bei einfachem Durch-Kopieren bei immer gleichem Wickeldurchmesser zu. Wenn aber mehrfach auf unterschiedliche Bandwickel umkopiert wurde, werden wohl auch unterschiedliche Wickeldurchmesser und damit Echo-Abstände vorgekommen sein. Folge sind dann mehrfache Echos. Unklar ist zusätzlich, ob es auf dem Original des Senders schon Echos gegeben hat.

Das waren jetzt meine ersten Assoziationen dazu.

MfG Kai
Zitieren
#3
Der Kopiereffekt macht naturgemäß nicht an der nächsten Windung halt.

Hier der Pegelschrieb von Kopierechos verschiedener Einzelfrequenzen bei der Geschwindigkeit 38 cm/s mit Standardband (52 µm Dicke), welches nach der Aufzeichnung der Prüffrequenzen 6 Stunden rundfunküblich schichtaußen gewickelt bei 22°C lagerte:

[Bild: IMG_3122_1.jpg]

(Fritz Hammon, BASF: "Über den Kopiereffekt", Bericht Tonmeistertagung 1966, S. 75ff.)

Zu erkennen ist hier unter anderem, dass das Vorecho grundsätzlich etwas leiser ist (ca. 2…4 dB) als das Nachecho. Dies ist immer dann der Fall, wenn das Band schichtaußen gewickelt ist, so dass der Anfang außen liegt („head out“).

Lagerte das Band schichtinnen (wie es beim Originalband der Fall gewesen sein dürfte) und auf Anfang gewickelt, ist hingegen zu erwarten, dass das Vorecho lauter ist als das Nachecho.

Der Kopiereffekt ist von vielen Faktoren abhängig: Wellenlänge, Schicht- und Trägerdicke, magnetische Eigenschaften der Magnetschicht, Lagerbedingungen (insbesondere Lagerzeit, Temperatur und Einwirkung äußerer Magnetfelder). Und wie Kai schon angemerkt hat, die Sache kann kompliziert werden, sobald der Kopiereffekt des Originalbands sich mit dem der Bandkopie überlagert.

Bei Bedarf (das heißt „wenn’s der Wahrheitsfindung dient“) kann ich zum Kopiereffekt gerne relevante Literatur zusammenstellen.

Grüße, Peter

PS. Aus Interesse: Sind die Tonhöhenschwankungen in der Aufzeichnung des Telefongesprächs näher analysiert worden?
Und aus was für einem Geräusch besteht die lange Pause zwischen 0'18" und 0'44"?
Das ist doch kein Tonbandrauschen, und schon gar nicht bei Geschwindigkeit 4,75 cm/s 8|
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#4
Hallo,

Zitat:...Wenn aber mehrfach auf unterschiedliche Bandwickel umkopiert wurde, werden wohl auch unterschiedliche Wickeldurchmesser und damit Echo-Abstände vorgekommen sein. Folge sind dann mehrfache Echos.
Ergänzend darf ich vielleicht hinzufügen, dass auch Umspulen mit einem anderen Gerät oder auf andere Art und Weise (...also mal schnelles Umspulen, mal mit Abspielgeschwindigkeit...) dafür sorgen können, dass die Wickel nicht 100%ig gleich wieder übereinander liegen. Auch wenn diese Abweichungen sehr gering sind, würde es zumindest zu "Nebenechos" führen (wenn man das so sagen kann).

Ich war bisher auch immer der Ansicht, dass sich diese Effekte erst nach Jahren einstellen aber nach aktuellen Erfahrungen bilden sich erste hörbare Kopierechos -zumindest bei recht dünnem Band - bereits nach einigen Tagen/Wochen aus. Die Stärke ebenfalls mit beeinflussen dürfte neben den bereits genannten Größen sicher auch der magn. Fluß, mit dem die Aufnahmen erfolgten.

Gruß
P.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
Zitieren
#5
Zuweilen sind solche Echos auch auf Schallplatten zu hören, das Masterband war davon schon betroffen...
Gruß André
Zitieren
#6
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=214106#post214106 schrieb:Auch wenn diese Abweichungen sehr gering sind, würde es zumindest zu "Nebenechos" führen (wenn man das so sagen kann).
Es gibt viele Möglichkeiten zur Überlagerung unterschiedlicher Echorhythmen: zum Beispiel wenn das Band eine Zeitlang mal „tail out“, mal „head out“ gelegen hat und die beiden Wickeldurchmesser sich merklich unterschieden. Oder wenn das Band zwischenzeitlich auf einen anderen Kerndurchmesser gewickelt wurde. Oder, oder, oder …

PeZett,'index.php?page=Thread&postID=214106#post214106 schrieb:Ich war bisher auch immer der Ansicht, dass sich diese Effekte erst nach Jahren einstellen aber nach aktuellen Erfahrungen bilden sich erste hörbare Kopierechos -zumindest bei recht dünnem Band - bereits nach einigen Tagen/Wochen aus.
Es ist tatsächlich so, dass unabhängig von der Banddicke die Zunahme des Kopiereffekts zu Anfang am stärksten ist und mit der Zeit immer geringer wird. Der Zusammenhang ist logarithmisch und in „Zeitschichten III“ auf S. 600 dargestellt.

PeZett,'index.php?page=Thread&postID=214106#post214106 schrieb:Die Stärke ebenfalls mit beeinflussen dürfte neben den bereits genannten Größen sicher auch der magn. Fluß, mit dem die Aufnahmen erfolgten.
Der nach DIN 45519 bzw. IEC 94-5 ermittelte Messwert der Kopierdämpfung ist praktisch unabhängig vom aufgezeichneten Bandfluss. Der subjektiv empfundene Kopiereffekt sinkt zu niedrigen Pegeln hin, sobald das kopierte Signal zunehmend vom Bandrauschen verdeckt wird.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#7
Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=214107#post214107 schrieb:Zuweilen sind solche Echos auch auf Schallplatten zu hören, das Masterband war davon schon betroffen...
Beim Lackfolienschnitt konnten Vor- und Nachechos auch durch Verformung der benachbarten Rillenstege entstehen, wenn die Rillensteigng zu gering war. Das änderte sich erst mit Einführung des DMM-Mastering zu Anfang der 1980er Jahre.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#8
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=214110#post214110 schrieb:Der nach DIN 45519 bzw. IEC 94-5 ermittelte Messwert der Kopierdämpfung ist praktisch unabhängig vom aufgezeichneten

In Relation zum Nutzsignal sicherlich, ja. Aber was die absolute Höhe des Echosignales (und damit seine Wahrnehmbarkeit...) angeht, müsste doch das Signal, dass mit höherem magn. Fluß aufgez. wurde, zu einem "lauteren" Kopierecho führen oder begehe ich da einen Denkfehler.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
Zitieren
#9
Hallo zusammen,
vielen Dank. Ich hätte nicht in so kurzer Zeit so umfangreiche Informationen erwartet.

@kaimex
Dein Einwand ist durchaus berechtigt, vielleicht noch weitreichender als du selbst im Moment angenommen hast.
An das Umkopieren habe ich auch schon gedacht. Jedoch habe ich stillschweigend vorausgesetzt, das das nah am Aufzeichnungszeitpunkt war und keine nennenswerten Echos mit kopiert hat. Im Moment verlasse ich mich noch darauf, dass tatsächlich das Originalband (Uher) digitalisiert wurde. Das ist jedoch fraglich (siehe unten).
Für mehrere Echos reicht bereits das Umspulen des Bandes. Wenn es also im Abstand von ein paar Jahren auf unterschiedlichen Geräten abgespielt wurde und mit jeweils anderem Bandzug wieder aufgewickelt wurde, gibt es einen Zeitversatz im originalen Bandwickel, der Echos an unterschiedlichen Positionen bewirkt.

Die (angebliche) Sendevorlage weist zumindest Nachechos auf. Ein erstes Echo nach 0,90 sec und ein zweites, deutlich lauteres nach 1,52 sec. Der Jingle selbst (7 Töne) dauert 1,45 sec. Die Echos lassen sich auch nur erklären wenn sie zeitlich unabhängig voneinander entstanden sind. Darüber habe ich erst dank deiner Anregung gedacht. Vorechos sind unbekannt, weil die vorhandene Aufzeichnung erst kurz vor dem ersten Ton beginnt.

Vom Rundfunk stammt die Info, dass Verkehrsfunk-Jingles nicht systematisch archiviert wurden. Wenn wir heute einen finden, ist das ein Zufallsfund. Die Verkehrsfunk-Kennung soll zu der Zeit nicht vom Tonband gespielt worden sein, sondern aus einem Hardware-Generator stammen. Von dem Signal muss dann irgendwer die Bandkopie gemacht haben.
Ich glaube nicht daran, dass es sich dabei um die Vorlage der Telefonübertragung handelt. Sie unterscheidet sich vom Telefon-Mitschnitt in Frequenz und Laufzeit (14% schneller), dem Einschwingverhalten der Töne und der Obertonzusammensetzung. Was Frequenz und Laufzeit betrifft, liefert das Polizei-Gutachten eine abenteuerliche Interpretation: Eine Diktiergeräte-Kassette sei in einem Gerät aufgenommen und in einem anderen mit anderer Geschwindigkeit abgespielt worden. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass jemand den falschen Zufallsfund gemacht hat. Über Einschwingverhalten und Obertonzusammensetzung gibt es keine Ausführungen.


@Peter
Der Pegelschrieb ist beeindruckend. Völlig neu ist für mich, dass sich schon nach 6 h soviel rührt. Als in diesem Fall relevant sehe ich die letzte Zeile an. Die Bandwellenlänge 1 kHz mit 4,75 cm/s aufgenommen würde 8 kHz mit 38 cm/s entsprechen. Weil das Band wahrscheinlich nur halb so dick ist, würde die 4 kHz Darstellung passen.

Der Unterschied zwischen Schicht innen und außen ist mir plausibel, weil in einem Fall die Magnetschicht von vorne, im anderen von hinten beeinflusst ist. Je weiter wir uns von der Studiotechnik entfernen, desto mehr dürfte der Unterschied verschwinden. Dank des breiten Spalts des Aufnahmekopfs ist die gesamte Schicht gut durchmagnetisiert. Beim Ein-Kopf-Gerät nehmen wir praktisch mit einem Wiedergabekopf auf, Spaltbreite 3 bis 5 um. Dabei wird nahe der Trägerschicht nicht mehr viel ankommen. Also wird der Oberflächen-nahe Bereich auch überwiegend für das Echo verantwortlich sein. Damit wäre der Abstand in beiden Richtungen ähnlich.

Die Wahrheitsfindung ist zurzeit weniger interessant, weil die Kopierechos im Gutachten keine Rolle spielen. Mir kamen die zunächst eigenartig vor. Mit eurer Hilfe bin ich zum Schluss gekommen, dass sich darin kein Geheimnis verbirgt. Noch einmal schönen Dank.

Die Tonhöhenschwankungen sind bereits am Anfang aufgefallen. Alle Beteiligten sind sich einig, dass sie von einem einfachen Kassettenrecorder oder einem Diktiergerät stammen, dass der Täter in einer Telefonzelle abgespielt hat.
Das Geräusch im überwiegenden Teil des Mitschnitts ist im Wesentlichen ein durchgehendes Netzbrummen, das beim Abspielen im PC kaum zu hören ist. Es ist konstant von vorne bis hinten. Allerdings so konstant, dass es wieder etwas Mystisches hat.
Der Entführer hat nach meiner Ansicht sein Band abgespielt und dann sofort die Telefonzelle verlassen. Den Hörer hat er liegen lassen, und der Automat hat abgeschaltet als das Geld verbraucht war. Auffallend ist, dass zwei der Anrufe auf die Sekunde genau die gleiche Länge hatten.
Nachdem der Täter weg war, wurde es ruhig. Die angerufenen Opfer haben auch nichts gesagt, weil sie wahrscheinlich auf Worte des Entführers gewartet haben. Bei späteren Anrufen ist es nicht so ruhig geblieben, weil die Opfer Fragen gestellt haben. Die veröffentliche ich natürlich nicht.

An dem Netzbrummen beiße ich mir auch etwas die Zähne aus. Normalerweise sollte man annehmen, dass es während der Aufzeichnung vom Telefon entstanden ist. Die Polizei hatte das Uher Report mit Drähten an die Telefonleitung angeschlossen. Ich habe das (den?) Netzbrummen herausgefiltert und mit einem präzisen 50-Hz-Sinus überlagert. Die dabei entstehende Schwebung hat eine Periode von 46 sec also 2300 Zyklen. das entspricht einer Geschwindigkeitsabweichung von 0,04 %. Wäre das Originalband mit einem beliebigen anderen Gerät zum Digitalisieren abgespielt worden, wäre der Unterschied größer. Selbst wenn es am selben Tag noch (1981) auf ein hochwertiges Gerät überspielt worden wäre, könnte ich es mir so nicht vorstellen.
Eigentlich sehe ich nur die Möglichkeit, dass das Brummen nicht schon während der Telefonaufzeichnung da war. Besonders peinlich wäre es, wenn es erst beim Digitalisieren hinzu gekommen wäre.

Gruß RoBernd
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#10
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=214112#post214112 schrieb:In Relation zum Nutzsignal sicherlich, ja. Aber was die absolute Höhe des Echosignales (und damit seine Wahrnehmbarkeit...) angeht, müsste doch das Signal, dass mit höherem magn. Fluß aufgez. wurde, zu einem "lauteren" Kopierecho führen oder begehe ich da einen Denkfehler.
Kein Denkfehler. Das ist der Umkehrschluss meines Kommentars #6: "Der subjektiv empfundene Kopiereffekt sinkt zu niedrigen Pegeln hin, sobald das kopierte Signal zunehmend vom Bandrauschen verdeckt wird."

Die subjektive Wahrnehmbarkeit des Kopiereffekts hängt natürlich auch ab von evtl. aufgezeichneten Neben- und Störgeräuschen. Am "gemeinsten" haben sich dabei hochausgesteuerte Sprachaufnahmen herausgestellt. Bei Sprachaufnahmen der späten 1940er Jahre beispielsweise kann es durchaus vorkommen, dass im Hintergrund ein regelrechtes Vielstimmengewirr aus menschlichen Vokalen zu hören ist.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#11
robernd,'index.php?page=Thread&postID=214113#post214113 schrieb:Die Bandwellenlänge 1 kHz mit 4,75 cm/s aufgenommen würde 8 kHz mit 38 cm/s entsprechen. Weil das Band wahrscheinlich nur halb so dick ist, würde die 4 kHz Darstellung passen.
Für den Kopiereffekt gelten Funktionen, die für alle Wellenlängen, Schichtdicken und Banddicken mit guter Näherung verwendet werden können, z.B.:


Stärke des kopierten Signals [nach O. Schmidbauer, in Winckel, Technik der Magnetspeicher, 1960, S. 98]:

[Bild: Fritz_Winckel_-_Technik_der_Magnetspeicher_(1960).jpg]

mit d = Schichtdicke, Δ = Gesamtdicke.



Kopierdämpfung [nach E. Altrichter, Das Magnetband, 1958, S. 55]:

[Bild: Ernst_Altrichter_-_Das_Magnetband_(1958).jpg]

mit d = Schichtdicke, dg = Gesamtdicke


robernd,'index.php?page=Thread&postID=214113#post214113 schrieb:Eigentlich sehe ich nur die Möglichkeit, dass das Brummen nicht schon während der Telefonaufzeichnung da war. Besonders peinlich wäre es, wenn es erst beim Digitalisieren hinzu gekommen wäre.
Ich habe fast den Verdacht, dass genau dieses zutrifft.

Was das von mir schon angemahnte Bandrauschen angeht: Nach steilflankiger Filterung des deutlichen 50-Hz-Brumm einschließlich seiner Harmonischen verbleibt auf dem Digitalisat ein breitbandiger, linear gemessener Störpegel von etwa -54dB (PPM) bzw. -65 dB (RMS). Solch niedrige Werte mit diesen Messverfahren sind beim Grundrauschen einer 4,75 cm/s Aufzeichnung nicht realisierbar. Auch das verbleibende Rauschspektrum erscheint mir eher untypisch für die Entzerrung zu sein:

[Bild: FFT.jpg]

Last but not least "klingt" das Grundgeräusch dieser langen Pause nie und nimmer nach einem Bandrauschen.

Mir kommt die Angelegenheit schon jetzt reichlich mysteriös vor.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#12
Inzwischen habe ich mir die beiden wav-Files mal angehört.

Echos vernehme bzw. ahne ich bei
1. Ende eines Vorechos ca. 5.05 s vor Tonfolge 1 (TF1) ?
2. 4.1 s vor TF1
3. 2.1 s vor TF1
4. ca. 2.6 s nach Beginn von TF1
5. um 5.2 s nach Beginn von TF1 bzw. 2.6 s vor Tonfolge 2 (TF2) Ende eines Echos ?
6. ab ca. 1.4 s vor Beginn von TF2 Trailer eines Echos
7. ca. 2.5 s nach Beginn von TF2 beginnt ein Echo

Dann habe ich mir mal die Spektren der Tonfolgen angesehen.
   
Die rote Kurve ist das Vom Rundfunk gestellte Original, darunter blau und grün die erste und zweite Tonfolge im Anruf-Mitschnitt.

Zum direkteren Vergleich hier in einem Plot vereint:
   
Das Spektrum der Signaltöne liegt im Mitschnitt ca. 14% unter dem Original, wie bereits von Peter angemerkt.
Der deutlich sichtbare Netzbrumm bei 50/150/250/350 Hz dagegen nicht.
Das spricht dafür, daß der nicht vom Gerät des Senders sondern aus der Telefon-Anlage oder (mit geringerer Wahrscheinlichkeit) dem Aufnahme-Gerät kommt.

Verschiebt man die Mitschnitt-Spektren um den Faktor 1.165 auf der Frequenzachse nach oben, sieht es so aus:
   
Beim Vergleich der Deckung der Spektral-"Linien" fällt auf:
Der erste Peak ist in dieser willkürlichen Skalierung ca. 12 dB höher als das Original,
der zweite ca. 2,5 dB höher,
der dritte etwa gleich groß,
der vierte etwa 13 dB (erste) bis 15 db (zweite Tonfolge) kleiner als das Original.

Im Spektrum sieht man außerdem zwischen 1,2 und 2,2 kHz zwei weitere große Peaks, die im Original nicht enthalten sind:
bei 1433 Hz mit -35 dB ,vermutlich k2 des zweiten Peaks bei etwa 712 Hz
zwischen 1730 - 1820 Hz mit ca. -39 dB, vermutlich k2 des dritten Peaks bei etwa 884 Hz
einen weiteren Verzerrungs-Peak bei 2780-2950 Hz.

Hier bleibt natürlich ungewiß, was davon auf das Tonbandgerät des Senders, was auf die Telefon-Anlage und was auf das Mitschnittgerät zurückzuführen ist.

Ersichtlich ist außer der Frequenzverschiebung auch die größere Breite der Peaks im Mitschnitt, die vielleicht auf mangelnde Geschwindigkeitskonstanz des Abspielgerätes des Senders zurückzuführen ist.

Im Original sieht man außer den 4 Haupt-Peaks (537, 712, 884, 1063 Hz) 3 weitere Linien (2117, 2646, 3180 Hz), die vermutlich 3*f2, 3*f3 & 3*f4 zuzuordnen sind.
Zwei weitere (4416 & 5307 Hz) dürfen 5*f3 und 5*f4 sein.
Schließlich gibt es bei 6195 Hz noch eine, wohl 7*f3.

Man hätte über eine Vergleichs-Telefonleitung und -Aufnahme prüfen müssen, welchen typisch Frequenzgang und welches Verzerrungsverhalten die hat und ob man aus den bemerkten Frequenzgang und den kräftigen k2-Verzerrungen Aussagen über das Aufzeichnungsgerät des Senders ableiten kann.

MfG Kai
Zitieren
#13
Hi,
es haben sich einige Beiträge überschnitten. So ist das, wenn man schreibt und nicht liest.

Bislang hatte ich mich nur wenig für die Art des Grundrauschens interessiert. Anfangs war unklar, ob eine Aussteuerungsautomatik vielleicht auch noch mit manipuliert hat. Deshalb war das Brummen interessant. Das hilft uns dabei jedoch kaum weiter. Aus dem zeitlichen Verlauf der Signalamplituden habe ich ebenfalls geschlossen, dass es keine Aussteuerungsautomatik gab.

Das Rauschen ist nicht alleine durch das Uher 4000 gegeben. Auch das Telefonsystem liefert Rauschen, z.B. das damals noch übliche Kohlemikrofon im Telefonhörer. Zumindest möchte ich mir so einen alten Telefonapparat mal näher ansehen. Den bekomme ich wahrscheinlich morgen. Das Tonbandgerät war nämlich durch einen Adapter, angeblich Uher A 261 nicht an die Telefonzuleitung sondern an die Hörkapsel angeschlossen. Der A 261 enthält nur einen Transformator und einen Tiefpass, wahrscheinlich gegen HF-Einstreuungen. Damit musste das Signal durch den Telefonapparat hindurch. Im Signalweg befinden sich Bauteile, die den Frequenzgang beeinflussen können (Transformator/Sprechspule, LC-Glied/Glocke und elektromagnetische Hörkapsel). Um das Mikrofonrauschen kann ich mich dann auch kümmern.

Um die Zusammensetzung der Obertöne in den Verkehrsfunksignalen habe ich mich sehr intensiv bemüht. Das Ergebnis findet ihr auf https://www.radonmaster.de/werner-mazurek/zum_grundig-tk248/Gegendarstellung-zum-Gutachten_vollstaendig.pdf im Abschnitt 4.2.1.4.
Die Telefonmitschnitte enthalten fast alle Harmonischen in der üblichen absteigenden Reihenfolge (begrenzt auf den Bereich bis 3,5 kHz). In der Tonträgervorlage des Rundfunks fehlen die meisten geradzahligen Harmonischen. Ich kann nachweisen, dass eine Überführung der Rundfunkvorlage in den Telfonmitschnitt auch durch krumme Kennlinien in der Übertragung nicht möglich ist bzw. höchstens für einen der vier unterschiedlichen Töne denkbar ist.

Gruß RoBernd
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#14
robernd,'index.php?page=Thread&postID=214113#post214113 schrieb:Die Verkehrsfunk-Kennung soll zu der Zeit nicht vom Tonband gespielt worden sein, sondern aus einem Hardware-Generator stammen. Von dem Signal muss dann irgendwer die Bandkopie gemacht haben.
Heißt das, daß die Tonfolge in jenem Generator synthetisch erzeugt wurde? Hmm. Falls der „Generator“ tatsächlich ein Speichergerät (EMT 448?) gewesen sein sollte, nur der Vollständigkeit halber: Obige Annahme vernachlässigt die Tatsache, daß das Signal ja irgendwann in das Gerät gelangt sein muß, und das kann seinerzeit wiederum nur von einem Magnetband aus geschehen sein. Damit kämen einerseits weitere Echos hinzu, andererseits könnte – solange man nichts näheres darüber weiß – die Kopie für die Kripo eben doch von jenem Urband gezogen worden sein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man die Kennung in den Kennungsgeber gespielt hatte und dann das Band wegwarf (viel zu unsicher!). Zwar hat es (wie bei uns übrigens auch) den Weg ins „richtige“ Archiv nicht geschafft, auf irgendeiner Fensterbank in der Meßtechnik war dieses Band jedoch zu finden. Jedenfalls bis zum nächsten Layoutwechsel.


Eingespielte Grüße

TSD
Zitieren
#15
Hallo,
nach meiner Kenntnis wurde das Signal synthetisch durch eine Einrichtung erzeugt, die speziell dafür gebaut wurde. Das muss eine recht aufwendiges Gerät gewesen sein, das nach einer Art Baukastenprinzip viele unterschiedliche Töne erzeugen konnte. Wie das im Einzelnen funktioniert hat, kann ich nicht sagen.
Auffallend ist, dass es mehrere B3-Jingles (Verkehrsfunk-Kennungen) gibt, die miteinander verwandt sind: Die Anzahl der Schwingungen je Ton ist jeweils gleich. In diesem Rahmen ließen sich die Frequenz und das Einschwingverhalten ändern. Auch hatte der Anwender scheinbar beliebigen Zugriff auf einzelne Obertöne.

Zur Illustration hänge ich mal die Spektren der Telefonmitschnitte und der Tonträgervorlage an. Die Frequenzen beider Gruppen unterscheiden sich. Die Harmonischen (Obertöne) scheinen beliebig eingerichtet zu sein. f = Grundton, 2f = doppelte Grundtonfrequenz, 3f = 3-fache Grundtonfrequenz usw. Ein Kästchen auf der vertikalen Skala sind 5 dB.


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
       
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#16
Ich habe mir den File anruf-3.wav nach mehrfacher Filterung und Kompression nochmals angehört und bin jetzt sicher,
3 Echos vor Tonfolge 1 zu hören,
mindestens 3 zwischen Tonfolge 1 und 2 , es könnten auch mehr ineinander übergehende sein,
und ein abgebrochenes nach Tonfolge 2.

MfG Kai
Nachtrag: Anbei als Beleg der relevante Auszug des Files in einen mp3 gepresst, hier in zip nur umbenannt, damit der durch die Zensur kommt.

.zip   anruf3F3.zip (Größe: 349.42 KB / Downloads: 7)
Vom ersten Echo ist nur ein kurzes Ende zu hören, vom letzten nur ein Anfang.
Zitieren
#17
Ich habe mir zwischendurch den Spaß erlaubt, den Brumm einmal am Anfang und am Ende der Aufzeichnung zu analysieren.

Die 50 Hz Grundfrequenz enthält ungeradezahlige Harmonische bis 350 Hz, und - Überraschung! - Grundfrequenz und sämtliche Teiltöne sind am Anfang und Ende in Pegel und Frequenz exakt gleich.

So etwas kommt bei realer Tonbandaufnahme und -wiedergabe - auch innerhalb 45 Sekunden - niemals vor (außer evtl. bei quarzgeregeltem Tonmotorantrieb).

Fazit: es kann so gut wie sicher davon ausgegangen werden, dass dieser Brumm erst bei der Digitalisierung entstanden ist.

Aus der 25sekündigen Pause lassen sich weitere (auch geradzahlige) Harmonische bis 550 Hz herausanalysieren.
Im Anhang das vom Brumm weitgehend befreite, um 40 dB verstärkte Grundgeräusch als gezippte mp3-Datei.
Was immer hier zu hören ist, Bandrauschen ist es jedenfalls nicht.

Grüße, Peter


Angehängte Dateien
.zip   rauschen_ohne_brumm.zip (Größe: 323.92 KB / Downloads: 6)
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#18
Randnotiz:
der Telefon-Übertragungsbereich (analog, ISDN und VoIP G.711) beträgt 300-3.400 Hz.
Erst neuzeitlich (G.722, "HD") mehr.

Grüße
Frank
Zitieren
#19
Ich bin mal der Idee von Kai gefolgt und habe ebenfalls eine stark grundgeräuschverminderte Version hergestellt, aber mit weniger Artefakten (ich vermute, dass nicht jeder im Forum "Izotope" auf seinem Rechner hat).

In meiner mp3 ist die originale Signalfolge dringelassen, um die Zeitbezüge zu erhalten, die relativen Pegelverhältnisse sind dagegen sehr stark verändert, um das Hören zu erleichtern.

Ob sich hierdurch neue Erkenntnisse ergeben? Keene Ahnung :whistling:

Grüße, Peter


Angehängte Dateien
.zip   01 anruf-3_Bearbeitung_Peter.zip (Größe: 601.76 KB / Downloads: 7)
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#20
Hi,
zunächst einmal schönen Dank für eure riesen Mühe. Für mich ist es etwas viel auf einmal. Habt bitte Verständnis dafür, dass ich etwas Zeit brauche, alles zu verdauen.

Gruß RoBernd
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#21
Was spricht gegen die Annahme, dass die Jingles mit einer Art simplem Synthesizer erzeugt wurden und auf Lochkarten o.ä. gespeichert waren statt als Tonsignal? Außer, dass das verglichen mit einem Magnetband ziemlich viel Aufwand gewesen wäre?
Zitieren
#22
hallo zusammen

@kaimex

Das klingt schon wild Wink aber die Echos sind gut zu hören. Du bestätigst meinen Eindruck, dass die Echos nur innerhalb der ersten 17 oder 18 sec zu hören sind. Danach (fast) nicht mehr. Nach meiner Interpretation endet an der Stelle die Aufnahme, die der Entführer abgespielt hat. Es ist mir bislang entgangen, dass direkt nach dem zweiten Jingle noch ein abgebrochenes Echo ist. Der Abbruch bedeutet tatsächlich, dass es von der Entführer-Aufnahme stammt und nicht vom Polizei-Tonband, das ja weiter läuft. Ich nehme an, dass der Entführer zur Übertragung ein Kassettenband benutzt hat, das zu dem Zeitpunkt noch ziemlich jung gewesen ist. Sind so viele Echos darauf alltäglich oder steckt darin ein Hinweis auf die Herstellung?

Es gibt insgesamt zwei ähnliche Mitschnitte. Sie unterscheiden sich voneinander, dass die Opfer im zweiten dazwischenreden. Wenn die Echos mitübertragen sind, müssten sie auf beiden Mitschnitten an den gleichen Stellen sitzen.

@Peter, rauschen ohne brumm

Toll, wie radikal du das Brummen entfernt hast. Mir ist es mit dem normalen Audioeditor (Goldwave) nicht so gut gelungen. So spontan würde ich sagen Regen auf die Telefonzelle. Das kann es allerdings nicht sein. Es ist ein sehr breitbandiges Rauschen. Alle Geräusche die durchs Telefon übertragen wurden, sind nach oben bei ungefähr 3500 Hz abgeschnitten, weil es sich um Ferngespräche gehandelt hat, die durch Trägerfrequenzsysteme gelaufen sind. Das Rauschen kann also nur aus dem näheren Umfeld stammen. Das Uher 4000 stand sicher nicht weit weg vom Telefon, vielleicht ist es das Laufgeräusch.

Endlich bin ich mir sicher, dass auch hier ein ganz leises Echo (sec 4,0) verborgen ist. Das würde ich dann als Echo des Archivbands interpretieren. Es fällt mir noch ein Doppelimpuls auf (sec 20,7). Ähnliche Impulse gibt es 1,7 sec vor Beginn der Verkehrssignale. Hier gibt es Einigkeit, dass sie von der ursprünglichen Radioaufnahme stammen. Sie sind nämlich vor beiden Verkehrssignalen exakt gleich, und der zeitliche Abstand ist auch gleich.

@Peter, 01 anruf-3 Bearbeitung

Sehr gekonnt hergerichtet. Trotzdem entdecke ich hier nichts Neues. Sehr schön kommt das Abschlussgeräusch (sec 44,3) heraus. Ich halte es für das Geräusch, das Telefonautomaten (Münzfernsprecher) früher von sich gegeben haben, wenn die Münzen aus dem Vorrats-Schlitz in die Kasse gefallen sind. Ein anderer Hinweis auf die Benutzung einer Telefonzelle wäre noch ein gewisser Nachhall, der aber nicht näher untersucht wurde. Von sec 46,7 bis 46,9 gibt es einen markanten Mehrfrequenz-Ton über den sich schon viele Leute den Kopf zerbrochen haben. Ähnliche Töne wurden als Kommando-Töne für bestimmte Funktionen im Telefonnetz verwendet. Darüber hatten die Ermittler aber nichts heraus bekommen. Während der gesamten Telefonüberwachung ist er regelmäßig aufgetaucht, auch bei Gesprächen, die nicht aus Automaten stammten. Wer so einen Ton in den 1980er Jahren schon einmal gehört hat, möge mir einen Tipp geben.
Ich halte es für möglich, dass dieser Ton durch die Telefonüberwachung selbst verursacht wurde. In der Ortsvermittlungsstelle wurde ein Elektronik-Kästchen installiert, dass bei jedem Gespräch eine Verbindung zu nächstgelegenen Kriminalpolizei-Inspektion gewählt hat. Dort wurde ebenfalls aufgezeichnet. Anfangs auf Uher-Royal, nach dessen Defekt nach wenigen Tagen auch auf Uher 4000. Vielleicht hat dieses Kästchen mit dem Ton die Verbindung deaktiviert. Alle Leute, die darüber noch etwas wissen, sind offenbar ausgestorben. Ich habe mir sagen lassen, dass die Bayerische Polizei bei der Uher-Insolvenz über 100 Geräte aus dem Restbestand gekauft hat.

Tja, so spekuliert sich jeder etwas zusammen.

@Ragnar AT

Ich habe lediglich die Info, dass ein Techniker mit Elektronik und kein Musiker die Verkehrsmelodie produziert haben soll. Das Wissen auf welche Weise, ist ebenfalls im Laufe der Jahre verschwunden. Keine Ahnung, wie die wahrscheinlich nötige Programmierung erfolgt ist. Den Aufwand für das Magnetband dürfen wir auch nicht unterschätzen. Irgendwie müsste das ja aufs Band gekommen sein.

Ich war recht erfahrener Elektronikbastler und hätte mir schon zugetraut, so einen Generator zu bauen. Ab Mitte der 1970er Jahre haben sich die ersten Mikroprozessoren breit gemacht. Ich war damals Fan des CDP1802 oder später auch RCA1802 genannt. Mit dem habe ohne jede vorhandene Infrastruktur oder fremde Unterstützung einen eigenen kleiner Rechner hochgezogen. Wahrscheinlich hätte man alleine mit Software keinen Musik-Generator bauen können. Es hätten sich aber sicher externe Generatorbausteine steuern lassen. Der 1802 war seiner Zeit weit voraus. Es war ein CMOS-Chip mit 16 echten 16-Bit-Registern. Ich muss aufhören, sonst kommen mir die Tränen! Eine Schande, mit was für einem Schrott Intel später die Welt überschwemmt hat.
Deshalb weiß ich natürlich trotzdem nicht, was im Bayerischen Rundfunk gebaut wurde.

Gruß RoBernd
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#23
Hallo,

aus Neugier "wie weit das führt" hab ich mal die Kreuzkorrelation von Tonfolge 1 im Anruf 3 mit den ersten 20 Sekunden berechnet.
Dies ist das Signal nach Filterung mit 400 Hz Chebychev I Hochpass 8ter Ordnung und 3400 Hz Tiefpass (gleicher Art):
   
Auch hier ist deutlich zu sehen, daß das abgespielte Signal etwa bei Sekunde 18 endet.

Dies ist Tonfolge 1:
   

So sieht die Kreuzkorrelation aus:
   
Das dicke strukturierte Signal in der Mitte (alle 3 Abschnitte) ist die Auto-Korrelation von Tonfolge 1. Die für Echo-Lokalisation ungünstige Struktur kommt von den Tonwiederholungen.

Hier zum besseren Zeitvergleich Signal und Kreuzkorrelation übereinander.
   
Die Abschnitte mit niedriger Korrelation habe ich hier um den Faktor 50 angehoben (rot).

An den Buckeln vor TF1 kann man 3 Vor-Echos erahnen, zwischen TF1 und TF2 weitere 3, hinter TF2 sehe ich nicht das, was ich zu hören meinte.

Die Kreuzkorrelation mit Tonfolge 2 fällt geringer aus als man erwarten würde. Ursache ist die um 2,4...3.2% hochgelaufene Tonhöhe.

Den 1802 hab ich auch gekannt. Für meine AppleII Clones (mit 6502 , teilweise mit Z80 als zweitem Prozessor, später mit 65802 bzw 65816, bzw 68008 ) hab ich mal ein Coprozessor-Board mit dem 1855 Numerik-Prozessor gebaut. Muß Mitte der 80er Jahre gewesen sein...

MfG Kai
Nachtrag: Wer hat anruf-3.wav wie erzeugt ?
Es handelt sich nicht um die Digitalisierung einer 2-kanaligen Bandaufnahme. Linker und rechter Kanal sind exakt gleich. Demnach ist der eine Kanal eine digitale Kopie des anderen.
Zitieren
#24
Hallo Kai,
diese Art der Darstellung war mir bislang unbekannt. Es ist sehr schön sichtbar, an welchen Stellen die Übereinstimmungen sind. Ich bin nicht sicher, ob ich alles verstanden habe. Ich glaube aber zumindest 90% Wink

Es bereitet mir noch immer etwas Kopfweh, ob die Echos auf dem Polizei-Band entstanden sind oder ob sie bereits auf der Täteraufzeichnung waren. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass beide Arten von Echos nebeneinander existieren, obwohl es nach Beendigung der Übertragung fast keine mehr gibt. Falls du noch etwas Zeit finden würdest, auch den anruf-4 ebenso zu behandeln wäre ich dir sehr dankbar. Eigentlich wollte ich ihn nicht veröffentlichen. Jetzt mache ich ihn doch zugänglich: Anruf 4
Er war zwar schon im Fernsehfilm zu hören, trotzdem will ich ihn nicht im Internet stehen lassen. Ich werde ihn also wieder entfernen, wenn unsere Diskussion fertig ist.

Auffallend ist, dass es ganz am Anfang schon ein Echo gibt, bevor der Telefonhörer abgenommen ist. Die anderen Echos scheinen die gleichen Positionen zu haben wie beim anruf-3. Es gibt übrigens noch die Anrufe 1, 2 und 5. Keine Angst, die werde ich nicht auch noch nachreichen. Bei den beiden ersten ist offenbar etwas schief gegangen, da gibt es keine B3-Melodie. Beim 5. gibt es nur einen Jingle und außerdem den vergeblichen Versuch, den Entführer zu einer Reaktion zu bewegen. Wahrscheinlich hat er sich immer hektisch aus dem Staub gemacht, wenn seine Übertragung beendet war.

Nachdem ich die Bürokratie gesehen habe, die für eine Fangschaltung am Telefon nötig ist, hätte er wohl nichts zu befürchten gehabt. Erstens gab es sie nur im Ortsbereich und nicht bei Ferngesprächen. Zweitens machte die Bundespost ihre Kunden darauf aufmerksam, dass sie ein paar Stunden braucht, um eine Verbindung zu verfolgen. Falls der Anruf am Wochenende erfolgt, geht vor Montag nichts. Es blieb unbekannt, woher die Anrufe kamen. Spekuliert wurde, aus verschiedenen Telefonzellen in München (ca. 40 km entfernt).

Gruß RoBernd

PS: Es war schon klar, dass es keine Stereoaufzeichnung gibt, weil das Uher 4000 ein Mono-Gerät ist (und das Telefon auch). Ich hätte allerdings angenommen, dass zur Digitalisierung beide Kanäle analog zusammen geschaltet waren. Manche Audioeditoren machen zwei Kanäle daraus, wenn das Format so voreingestellt ist.
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#25
Um hinten anzufangen:
Wenn eine Mono-Spur mit einem Stereo-ADC gewandelt worden wäre, wären die beiden Kanäle wohl kaum in allen Bits identisch.
Das gibt es eigentlich nur bei bewußter oder automatischer digitaler Duplizierung danach.

Wie man im gefilterten Signal sieht, gibt es mindestens eine Grundgeräuschlücke nach den ersten Schaltgeräuschen. Es erscheint mir deshalb unsicher/zweifelhaft ob das allererste Vorecho, das man am Anfang glaubt wahrzunehmen, zu den nachfolgenden Jingles gehört. Vielleicht stammt es vom Ende einer Sequenz davor, die hier nicht enthalten ist. Vielleicht hat der Absender die Startposition des Bandes versehentlich im Ende einer Tonseqenz davor plaziert.

MfG Kai
Zitieren
#26
Danke RoBernd für die zusätzliche Wave-Datei, jetzt habe ich in viel klareres Bild über den zeitlichen Verlauf der Anrufe und die Zuordnung der Geräusche!

kaimex,'index.php?page=Thread&postID=214232#post214232 schrieb:Wie man im gefilterten Signal sieht, gibt es mindestens eine Grundgeräuschlücke nach den ersten Schaltgeräuschen.
Hier muss es sich wohl um ein Artefakt der Schnittbearbeitung handeln, da diese Lücke in der Datei „anruf-4“ nicht vorkommt.

Vergleich beider Dateien bis zum ersten Verkehrsfunk-Jingle (manchmal auch vornehm "Indikativ"genannt):

[Bild: ar3_ar4.jpg]
(Die Datei „anruf-3“ ist oben dargestellt.)

Noch eine Frage meinerseits, von der ich nicht weiß, ob sie hier schon angesprochen wurde:

Was haben die beiden kurzen Signaltöne zu bedeuten (Frequenz jeweils bei 1942 Hz, Dauer etwa 24 und 22 ms), die in „anruf-3“ bei 3,7 und 11,5 Sekunden zu hören sind?

Grüße, Peter

PS. Seit dem Studium einiger Details des Falls drängt sich eine Frage mir besonders auf:
Weswegen sollte ausgerechnet ein Radio- und Fernsehtechniker jahrzehntelang ein wichtiges (und möglicherweise einziges Beweisstück) ausgerechnet bei sich zu Hause aufbewahren, statt es möglichst zeitnah verschwinden zu lassen?
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#27
Hallo
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=214235#post214235 schrieb:Hier muss es sich wohl um ein Artefakt der Schnittbearbeitung handeln, da diese Lücke in der Datei „anruf-4“ nicht vorkommt.
ich vermute eine Lücke im Grundgeräusch der abgespielten Jingle-Aufnahme oder im Abspielvorgang.
In anruf-4.wav tippe ich bei den Schaltgeräuschen geringerer Höhe auf Geräusche beim Tastendrücken am (portablen) Bandgerät des Senders.

Was mich etwas wundert ist, wie wenig Nebengeräusche man in den Pausen hört. Wenn sich das in einer Telefonzelle abgespielt haben soll und kein geschlossener Akustik-Koppler verwendet wurde, müßte man doch mehr Geräusche von draußen hören.

MfG Kai
Zitieren
#28
Nur eine kleine Ergänzung: Auf dem Band mit dem Sigi (vulgo „Verkehrsfunk-Kennung“, „Indikativ“; in nördlicheren Landstrichen „Loopi“), welches der BR den Behörden zur Verfügung gestellt hatte, war wohl außer selbigem nicht viel drauf – der Bandwickeldurchmesser war also in guter Näherung gleich dem Durchmesser des Bobbys, auf welchem es angeliefert wurde. Dieser Bobby hat einen Durchmesser von 100 mm, das Band läuft mit 38 cm/s, damit sollte der zeitliche Abstand der Echos aus dieser Quelle hinreichend bestimmbar sein, rechne selbst.


Zitat: Was haben die beiden kurzen Signaltöne zu bedeuten (Frequenz jeweils bei 1942 Hz, Dauer etwa 24 und 22 ms), die in „anruf-3“ bei 3,7 und 11,5 Sekunden zu hören sind?
Gab es damals und in diesem Zusammenhang bereits Gebührenzählimpulse?


Gewickelte Grüße

TSD
Zitieren
#29
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=214237#post214237 schrieb:Was mich etwas wundert ist, wie wenig Nebengeräusche man in den Pausen hört. Wenn sich das in einer Telefonzelle abgespielt haben soll und kein geschlossener Akustik-Koppler verwendet wurde, müßte man doch mehr Geräusche von draußen hören.
Das hat mich auch gewundert. Was mich allerdings noch mehr wundert ist das äußerst geringe Rauschen der Polizeiaufzeichnung. Irgendwas geht da nicht mit rechten Dingen zu.

Was übrigens die erste Frage war, die mir durch den Kopf ging, als ich von der Sache vor ein paar Tagen hörte:
Sind eigentlich weitere Szenarien hinreichend untersucht worden, die dazu führen können, dass der höchste Ton des Indikativs am schwächsten wiedergegeben wurde? Je nachdem wie man die Kohlemikrofonkapsel eines damaligen Telefonhörers vor einen Lautsprecher hält, können sich durch Interferenzen und der addierten Frequenzgang- und Richtcharakteristik von Lautsprecher und Mikrofon erhebliche Einbrüche im Frequenzgang des Resultats ergeben.
Dasselbe gilt für die Zwischenschaltung eines Cassettenrecorders mit seinem eigenen Frequenzgang und evtl. Spaltschiefstellungseffekten, oder?

Fragen über Fragen ...
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#30
Tondose,'index.php?page=Thread&postID=214238#post214238 schrieb:Gab es damals und in diesem Zusammenhang bereits Gebührenzählimpulse?
Ja, aber diese lagen damals weit oberhalb des Übertragungsbereichs, etwa bei 12-14 kHz.

Ich weiß das deswegen noch so gut, weil ich seit Mitte der 1970er Jahre oft Telefonanrufe mitgeschnitten habe, wo ich experimentehalber manchmal direkt die ankommende zweiadrige Telefonleitung angezapft habe statt den allgemein üblichen Weg über eine Induktionsspule oder über den direkten Anschluss an der Hörkapsel zu wählen.

Bei 19 cm/s wurden diese Signale mit aufgezeichnet, bei 4,75 natürlich nicht mehr.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#31
Hier die gewünschten Kreuz-Korrelations-Bilder für anruf-4.wav:
Die ersten 22 Sekunden des Signals ebenso gefltert wi bei anruf-3.wav:
   

Die erste Jingle-Tonfolge :
   

Der Betrag der Kreuzkorrelation:
   

und Signal mit um +1 nach oben verschobenem Betrag der Kreuzkorrelation, Partien mit niedrigem Pegel 50-fach angehoben (rot):
   

Wenn jemand sieht, ob/daß man mit einem Unterabschnitt von Tonfolge 1 zu einer schärferen Auto-Korrelation kommt, dann bitte ich um Nachricht.

MfG Kai
Zitieren
#32
Tondose,'index.php?page=Thread&postID=214238#post214238 schrieb:Gab es damals und in diesem Zusammenhang bereits Gebührenzählimpulse?
ja, spätestens seit den 60ern.
Bundespost: 16 kHz-GBi auf der a/b-Leitung
Privat-TK-Anlagen: i.d.R. Gleichstrom-GBi über Zusatzader.

Fernmeldetechnische Grüße
Frank
Zitieren
#33
kesselsweier,'index.php?page=Thread&postID=214255#post214255 schrieb:Bundespost: 16 kHz-GBi auf der a/b-Leitung
Wunderbar, jetzt weiß ich wenigstens auch die genaue Frequenz wieder!
Soweit ich weiß, wurde der Impuls nur bis zum TN übermittelt, wenn der einen Gebührenzähler besaß und die BP für die Übermittlung auch bezahlte (stand jedes Mal auf der Rechnung).

Ich erinnere mich, dass ich damals die Impulse bei halber Geschwindigkeit wiedergegeben habe (weil sie sonst zu kurz waren) und dann mit einem Tongenerator so überlagert habe, dass dabei etwa Schwebungsnull herauskam, um ihre Frequenz zu bestimmen. Die Frequenz selber ... na ja, nicht ganz daneben :whistling:

Apropos wiederauffrischende Erinnerung:

robernd,'index.php?page=Thread&postID=214218#post214218 schrieb:Von sec 46,7 bis 46,9 gibt es einen markanten Mehrfrequenz-Ton über den sich schon viele Leute den Kopf zerbrochen haben. … Darüber hatten die Ermittler aber nichts heraus bekommen. Während der gesamten Telefonüberwachung ist er regelmäßig aufgetaucht, auch bei Gesprächen, die nicht aus Automaten stammten. Wer so einen Ton in den 1980er Jahren schon einmal gehört hat, möge mir einen Tipp geben.
Ich kann mich noch aus meiner "Telefon-Mitschneide-Zeit" an solche Töne ziemlich gut erinnern. Soweit ich weiß, traten sie häufig auf (wenn auch nicht jedes Mal), sobald die Gegenstelle aufgelegt hatte. Was sie zu bedeuten hatten, weiß ich allerdings nicht.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#34
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=214256#post214256 schrieb:Soweit ich weiß, wurde der Impuls nur bis zum TN übermittelt, wenn der einen Gebührenzähler besaß und der BP für die Übermittlung zahlte.
richtig, der Impuls kostete selbstredend (1 DM?) extra und er war auf der Leitung ja "halbwegs" (irgendwie wie ein unterdrücktes Pfeifen) für ca. eine knappe Sekunde zu hören.
Wenn ich mich recht erinnere, war bei "Hauptanschlüssen" mit 16 kHz-GBi der "Rollenzähler" dem Telefon vorgeschaltet und hatte (wenn richtig angeschlossen Wink ) als Ausgang zum Telefon einen Tiefpassfilter, damit jenes Pfeifen am Apparat nicht hörbar war.

Grüße
Frank
Zitieren
#35
robernd,'index.php?page=Thread&postID=214218#post214218 schrieb:Sehr schön kommt das Abschlussgeräusch (sec 44,3) heraus. Ich halte es für das Geräusch, das Telefonautomaten (Münzfernsprecher) früher von sich gegeben haben, wenn die Münzen aus dem Vorrats-Schlitz in die Kasse gefallen sind.
Sehr wahrscheinlich handelte es sich dabei tatsächlich um das Weiterschalten einer (mechanischen) Restguthabenanzeige, wie sie im Modell „Münzer 63“ vorhanden war. Bei diesem Modell fielen die Münzen erst durch, nachdem aufgelegt worden war oder die Verbindung wegen fehlender Münzen beendet wurde. Grund dafür war die Möglichkeit zur Restgeldrückgabe aus dem vom Benutzer zuvor eingeworfenen Münzvorrat.

Beschreibung der genauen Funktionsweise des (im Siemens-Latein „MünzFw 63“ bezeichneten) Apparats im Anhang.
Mehr dazu unter:
http://www.bayern-online.com/shop_203/files/FW_Muenzer_63_Stromlaufbeschreibung_S_undH_1963_06_18.pdf
http://www.wasser.de/telefon-alt/datenbank/inhalt.pl?tin=&kategorie=1000091

So oder so: die Vermutung, dass hier eine Telefonzelle benutzt wurde, ist aus meiner Perspektive so gut wie gesichert.

Grüße, Peter


Angehängte Dateien
.pdf   Muenzer_63.pdf (Größe: 2.04 MB / Downloads: 5)
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#36
Anbei eine komprimierte und gefilterte Version der ersten 22 Sekunden von Anuf 4 als mp3-File, in zip umbenannt:

.zip   anr4mfwf1.zip (Größe: 312.03 KB / Downloads: 5)

Ich meine, vor jedem der beiden Jingles 2 Echos zu hören.

MfG Kai
Zitieren
#37
Jetzt muss ich mich erst einmal entschuldigen.
Die Lücke am Anfang von Anruf 3 habe ich bewusst eingebaut, weil ich die Stimme von Ursulas Vater im Internet nicht verewigen wollte. Das habe ich auch auf der Download-Seite kurz erwähnt. In der Diskussion hätte ich darauf auch hinweisen müssen.
Auf der nur begrenzt existierenden Seite www.werner-mazurek.de/ar4 ist jetzt auch die ursprüngliche Version enthalten.

Außerdem habe ich noch den Anruf 2 dort untergebracht. Die Polizei nennt das Schweigeanruf. Wenn wir genau hinhören, gibt es ab sec 17 ein schabendes/kratzendes Geräusch.
Unter "Schabegeräusch Anruf 2" findet ihr es um 30 dB verstärkt.
Es ist auch den Gutachtern aufgefallen: "... das auf ein Schaben bzw. Kratzen am Hörer zurück zu führen sein dürfte". Was haltet ihr davon? Für mich kling es nach dem Umspulgeräusch einer Bandkassette. Bemerkenswert ist, dass 4 min später zwei Verkehrssignale abgespielt wurden.

Hier die Übersicht aller Anrufe (die Anrufe 1 und 5 möchte ich nicht veröffentlichen):
1. Anruf, 17.09.1981, 17:00, Keine Mitteilung des Täters, aber eine Art Unmutsgeräusch von ihm. Intensives, erfolgloses Nachfragen der Mutter
2. Anruf, 18.09.1981, 9:39, Ruhe. Zum Schluss Schabegeräusch
3. Anruf, 18.09.1981, 9:43, zwei Verkehrs-Jingles. Überwiegend Ruhe.
4. Anruf, 18.09.1981, 10:32, zwei Verkehrs-Jingles. Zum Schluss Nachfragen des Vaters (entfernt).
5. Anruf, 18.09.1981, 12:50, nur ein Verkehrs-Jingle nachdem die Mutter den Empfang eines (Erpresser-)Briefs erwähnt hat.

Die Anrufe 3 bis 5 machen auf mich den Eindruck, dass der Täter auf eine Eingangsbestätigung seines Briefs mit der Lösegeldforderung gewartet hat.
Weitere ähnliche Anrufe gab es nicht.

Schaltgeräusche
Die Schaltgeräusche der Anrufe 3 und 4 sind deckungsgleich. Sie wurden also nicht in der Telefonzelle beim Abspielen erzeugt. Laut LKA sollen sie vom TK 248 beim akustischen Überspielen stammen. Allerdings müssten sie dann um die 20 dB lauter sein.

Nebengeräusche
Die Ruhe in der Telefonzelle ist in der Tat verblüffend. Es ist aber ein Nachhall in der Aufzeichnung erkennbar, wenn man sie langsam abspielt. Ob er aus der Telefonzelle oder vom akustischen Überspielen in der Küche(?) des Täters stammt ist unklar.

Echos der Tonträgervorlage
Auf diesem vom BR digitalisierten Audio sind zwei Echos zu hören mit Verzögerungen von 0,9 und 1,5 sec. Was auf dem ursprünglichen Band noch drauf war ist unbekannt. Der Täter hat diese Aufnahme nicht gehabt. Wahrscheinlich wurde sie 1981 (wenn überhaupt) auch nicht von Band gesendet sondern von einer weiter oben erwähnten Hardware.

Rauschabstand
Ist der Rauschabstand wirklich so extrem gering? Ich meine, der liegt in der Größenordnung vom 35 dB. Das sollte ein Uher 4000 auch bei 4,75 packen. Es war übrigens kein Kohlemikrofon im Telefon sondern eine Keramikkapsel mit Verstärker. So steht es in einer Beschreibung des Münztelefons. Auch in meinem "Übungstelefon" FeTAp 611-2a steckt offenbar kein Kohlemikrofon mehr, zumindest raschelt nichts beim Schütteln (Kapsel Siemens TS9, heißt wohl Transistor-Sprechkapsel).

Raumakustik
Ich bin der Meinung, dass die Umkehrung des ursprünglich (angeblich) lautesten Tons in den leisesten alleine durch Raumakustik gegeben ist. Und zwar in der Telefonzelle und vorher in der Küche(?) des Täters beim akustischen Überspielen von einem ersten Gerät auf das Mobilgerät. Das erste Gerät soll laut Gutachten das TK 248 sein. Ich schließe das aus.
Über Untersuchungen in einer Telefonzelle und mit der Übertragung durch das Telefon ist nichts bekannt. Das wurde offenbar absichtlich oder aus Schlamperei übersehen.
Die Gutachter behaupten, dass es sich bei der Lautstärkeumkehr um die typische Eigenschaft des TK 248 handelt. Da haben sie lange genug herumexperimentiert, bis das tatsächlich so passt. Ich konnte diese Eigenart mit unserem Vergleichsgerät (Kopfjustierung wie beschlagnahmtes Gerät) bestätigen. Das Zusammenspiel aus Zeitversatz zwischen beiden Kanälen, Anordnung der Lautsprecher und Position des Aufnahmemikrofons liefert einen akustischen Frequenzgang, der das tatsächlich vollbringt. Allerdings gibt es einen Schönheitsfehler: Es funktioniert nur mit der falschen Tonhöhe von +14%. Mit der Tonhöhe des Polizeimitschnitts tritt dieser Effekt nicht auf. Da haben die Gutachter wohl zu gut herumoptimiert.

Kreuzkorrelation
Herzlichen Dank an Kai. Wie ich die Grafiken interpretiere, ist es beim Anruf 4 nicht so eindeutig wie bei Anruf 3. Mit den Stimmen dazwischen wundert das nicht. Schönen Dank auch für die Filterung, mit der ich mich noch auseinandersetzten muss. Wie seht ihr das, stammen die Echos eher aus der Täter-Aufzeichnung oder vom Polizeimitschnitt. Es ist auffallend, dass an Ende des Anrufs 4 absolut kein Echo wahrnehmbar ist. Dort schreit Ursulas Vater mehrmals in das Telefon. Den Teil habe ich abgeschnitten. Menschliche Stimmen sind tiefer und sollten deshalb stärkere Echos liefern als 1-kHz-Töne.

Mehrfrequenzton am Ende
Es freut mich, dass solche Töne auch unabhängig von der Tat aufgetaucht sind. Kann es sein, dass damit die Vermittlung vor Ort durch die Trägerfrequenzübertragung bei Ferngesprächen mitgeteilt bekam, dass der Anrufer aufgelegt hat?

Münztelefon
Jetzt werde ich noch zum Telefonspezialisten. Wenn ich die Anleitung zum Münzer 63 auswendig lerne, kann ich sicher noch einen pensionierten Oberpost-Direktor beeindrucken Wink Auch das schöne Wort "Kassiermagnet" kannte ich bislang nicht.
Spaß beiseite. Über die Funktion des Kassierens wurde schon Einiges spekuliert. Fallen die Münzen vor oder nach Gesprächsende? Wurde das Münzfallgeräusch nachgemacht, um die Ermittler in die Irre zu führen? Auch der Doppelimpuls 1,7 sec vor Begin des Jingles wurde schon als Münzfallgeräusch interpretiert. Jedenfalls schönen Dank für die Beschreibung.

Ich glaube, jetzt bin ich einigermaßen durch. Außer dass wir durch die Diskussion der Realität langsam näher kommen, ist es für mich eine gute Übung für einen eventuell späteren Auftritt vor Gericht. Bis dahin bin ich wahrscheinlich noch ein Jahr älter.

Groß RoBernd
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#38
Hallo RoBernd,

robernd,'index.php?page=Thread&postID=214279#post214279 schrieb:Ist der Rauschabstand wirklich so extrem gering? Ich meine, der liegt in der Größenordnung vom 35 dB. Das sollte ein Uher 4000 auch bei 4,75 packen.
Hier ist ein Missverständnis entstanden.
Nach meiner Erfahrung ist das Rauschen für eine 4,75 Aufzeichnung extrem gering, nicht der Rauschabstand.


robernd,'index.php?page=Thread&postID=214279#post214279 schrieb:Kann es sein, dass damit die Vermittlung vor Ort durch die Trägerfrequenzübertragung bei Ferngesprächen mitgeteilt bekam, dass der Anrufer aufgelegt hat?
Kann sehr gut sein, doch mit Fakten wäre auch mir wohler als mit Vermutungen.
Wer weiß ob wir an diesem Punkt der Wahrheit je auf die Schliche kommen …

robernd,'index.php?page=Thread&postID=214279#post214279 schrieb:Über die Funktion des Kassierens wurde schon Einiges spekuliert. Fallen die Münzen vor oder nach Gesprächsende?
Beim „Münzer 63“ hängt das vor allem davon ab, welche Münzen eingeworfen wurden. Solche Details sollten die Funktionsbeschreibungen klären helfen. Hätte man so einen Trumm noch irgendwo betriebsbereit, könnte man ausführliche Studien über die verschiedenen Arbeitsgeräusche unter den verschiedenen Betriebsbedingungen anstellen …

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#39
Auf die Gefahr hin, etwas zu wiederholen, was schon erwähnt wurde, hier ein paar Anmerkungen zum direkten Vergleich des Rundfunk-Jingles mit der jeweils ersten Tonfolge in anruf-3 und anruf-4:
   

ObenTonfolge 1 aus anruf-3
darunter aus anruf-4
darunter die Rundfunk-Vorlage, 12 % zeitlich gestreckt.

Aus dem Vergleich leite ich zwei Vermutungen ab:

1. Die Tonfolgen in den Anrufen wurden wohl mit Aussteuerungs-Automatik aufgenommen. Dafür gibt es zwei Indizien:
a: Der im Vergleich mit der Vorlage stark ausgeglichene Pegel der Teiltöne (außer Ton 6).
b: Die viel steilere Vorder-Flanke der Ton-Bursts, auffällig insbesondere bei den Tönen 2, 4, 5 & 7.

2. anruf-4 fand in deutlich halligerer Umgebung statt als anruf-3. Dafür gibt es ebenfalls zwei Indizien:
a: Die deutlich längere ausgeprägte Auskling-Fahne der Bursts
b: Die stärkere Welligkeit in den Hüllkurven der Burst (infolge vom Raumreflexionen).

Meine Aussage in Beitrag #23 über eine in der zweite Tonfolge um 2,4-3,2% angestiegende Tonhöhe muß ich korrigieren. Der Unterschied beträgt eher 0,5-0,6%. Da bin ich anfangs auf von der FFT-Größe abhängige Frequenzangaben für Spektrallinien in Audacity hereingefallen.

MfG Kai
Zitieren
#40
Danke,
es ist immer nützlich, auch eine andere Meinung zu hören. Sonst vergaloppiert man sich zu schnell.

Über Aussteuerungsautomatik oder nicht gab es recht langwierige Diskussionen. Teils von hochkarätigen Experten, die die Polizei in den 1980ern befragt hat. Die behaupten sogar, dass die geringere Lautstärke des 6. Tons darauf zurückzuführen ist. Weil die Automatik angeblich so lange braucht, bis sie sich einrichtet. Das kann ich überhaupt nicht nachempfinden.

Ich bin der Meinung, dass es keine Aussteuerungsautomatik gegeben hat. Theoretisch könnte es zwei davon gegeben haben. Eine im Täter-Gerät und eine zweite im Uher 4000 der Polizei. In der Mono-Ausführung des Uher konnte eine eingeschaltet werden, umschaltbar zwischen Sprache und Musik. Normalerweise regelt so eine Automatik sehr schnell runter und langsam wieder hoch. Im Uher Stellung Sprache sind es 20 dB in 12 sec. In Stellung Musik sind es 10 dB in 37 sec (Service-Anleitung, beides mit großen Toleranzen).

Die gleiche Höhe der Töne 4,5,7 ist nicht verwunderlich, weil es die gleichen Töne sind. Mit Automatik-Sprache hätte die Lautstärke im Bereich des Tons 6 schon zunehmen müssen. Weil sie ja durch Töne 4 und 5 herunter geregelt sein sollte. Zwischen beiden aufeinanderfolgenden Jingles liegen 6 sec (fast) Pause. Innerhalb dieser Zeit hätte in Stellung Musik die Lautstärke ziemlich weit unten bleiben müssen. Die ersten Töne des zweiten Jingles müssten also leiser sein als beim ersten. Insgesamt wäre es jedenfalls unwahrscheinlich, dass beide Jingles praktisch deckungsgleich sein.

Neben dem Brummen gibt es noch ein gleichmäßiges Rauschen im Hintergrund. Das sollte durch eine Automatik irgendwie pumpen.

Ich kann mir keinen einfachen Kassettenrecorder und auch kein Diktiergerät ohne Aussteuerautomatik vorstellen. Wie der Täter damit umgegangen ist, lässt sich nicht abschätzen. Bei den Experimenten mit meinem Kassettenrecorder habe ich immer einen Jingle in Stellung Pause laufen lassen bevor ich das Band gestartet habe. Damit war die Automatik dann eingestellt. Das wird auch in den meisten Betriebsanleitungen so empfohlen.

In der kurzen Pause zwischen den Tönen 4 und 5 sollte eine Automatik praktisch nicht reagieren. Damit sollte die Anstiegszeit des Tons 5 nicht von der Automatik beeinflusst sein. Die unterschiedlichen Anstiegszeiten zwischen Telfonmitschnitt und Vorlage sehe ich als Hinweis, dass die sogenannte Vorlage in Wirklichkeit eben nicht die Vorlage ist (Tonhöhe und Oberschwingungen stimmen auch nicht).

Der Nachhall kann während des akustischen Überspielens oder in der Telefonzelle zustande gekommen sein. Aus dem unterschiedlichen Nachhall ließe sich schließen, dass der Anruf aus unterschiedlichen Telefonzellen stammt. Was wiederum ein Hinweis auf Telefonzellen wäre.

Gruß RoBernd

Edit: Schreibfehler
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#41
Der Pegel der Töne 2 & 3 ist in der angeblichen Vorlage kleiner als der der Töne 4, 5 & 7,
in der Tonfolge in den Anrufen jedoch von etwa gleicher Höhe.
Außer Aussteuerungs-Automatiken (AGC) mit schneller Ansprech- und langsamer Erholzeit gibt es auch schnelle Dynamikkompressoren.
Im heutigen Rundfunk erkennt man sie daran, daß Sprecher scheinbar asthmatisch keuchen.
Die Kompression könnte auch von einem übersteuerten Bandgerät oder einem übersteuerten Wiedergabe-Verstärker kommen. Dann gibt es keine merklichen Zeitkonstanten, dafür aber Verzerrungen/Oberwellen, die hier aber wegen der geringen Kanalbandbreite nicht sonderlich auffallen.
Der erste Ton in Tonfolge 1 hat tatsächlich nur einen Abstand zu 2f von ca. 12 dB.

Die Absenkung von Ton 6 kann eine ganz andere Ursache haben. Die gesamte zu berücksichtigende Übertragungskette hatte hier ja viele Glieder.

MfG Kai
Nachtrag: Meine Interpretionsversuche in Beitrag #39 und diesem beruhten auf der Annahme, daß die als Rundfunkvorlage bezeichnete Tonsequenz das auch tatsächlich war. Wenn das aber garnicht sicher ist, erübrigt sich ja jeder Vergleich. Dann könnte ja auch der niedrigere Pegel von Ton 6 schon so im Original gewesen sein.
Zitieren
#42
Ich würde eigentlich ziemlich fix davon ausgehen, dass es im oben verlinkten Telefon-Forum noch Sammler mit betriebsfähigen 63er-Münzern gibt! Die Experten dort müssten sich auch mit den diversen im Vermittlungssystem verwendeten Tönen gut auskennen!

Ich kann hier leider nur vom Zuschauerraum aus Denkanstöße einwerfen, da die technische Situation in Österreich damals ziemlich anders war, insbesondere beim Telefonnetz.
Die Idee mit dem Synthesizer für den Jingle ist mir übrigens gekommen, weil der Verkehrsfunk-Jingle von Ö3 aus den späten 70ern oder frühen 80ern unüberhörbar computergeneriert ist, klingt sehr wie meine frühen Audio-Experimente mit dem C64 (den gab es 1981 natürlich noch nicht, aber ähnliche Generatoren für simple Audiosignale sicher, der SID des C64 kann wenn ich mich richtig erinnere nur Sinus, Dreieck und Sägezahn erzeugen). In veränderter Form gibt es diesen Doppel-Dreiklang übrigens noch heute.
Zitieren
#43
Nach Anwendung einer anderen Kompressionmethode vernehme ich nun in anruf-3.wav auch noch ein Echo um die 23ste Sekunde und wohl auch bei 36...36.5 s.

MfG Kai
Zitieren
#44
Hallo Kai,
hier haben wir ursprünglich mit Echos begonnen. Danach hat sich die Diskussion in völlig andere Bereiche verschoben. Hätte dir jemand ein TK 248 zum Experimentieren hingestellt, dann hättest du dich wahrschein auch ein halbes Jahr daran festgebissen, so ähnlich wie ich.

Ein ganz grober Fehler der Gutachter war, dass sie die Raumakustik völlig ignoriert haben. Ich habe mich sehr ausführlich mit dem Einfluss der Raumakustik beschäftigt. Damit lässt sich fast jedes Verbiegen der Amplitudenverhältnisse erklären. Sie doch einmal in meine Gegendarstellung zum Gutachten hinein. Im Abschnitt 6.2.2.3.2 (S.36) habe ich darüber geschrieben. Typisch ist, dass der Raum (zumindest meiner) speziell die Amplitude der ersten Töne drastisch vergrößert.

Der Schlüssel zu vielen Effekten ist der in Bild 6.8 (S.41) dargestellte Frequenzgang. Damit erklärt sich, warum in den Experimenten des LKA die Umkehr der Amplitudenverhältnisse des 6. Tons gegenüber seinen Nachbarn erfolgt. Das hat mit den Telefonmitschnitten erst einmal nichts zu tun. Das ist nur der Versuch, den Lautstärkenverlauf in den Mitschnitten zu erklären. Wie man an dem Frequenzgang sieht, funktioniert das Ganze nicht, wenn die Tonhöhen alle um 14% nach links verschoben werden.

Ist es Zufall, dass es mit den Höheren Tönen der BR-Vorlage so gut passt? - Sicher nicht. Die Gutachter haben ihre Anordnung genau dafür optimiert. Könnte es für die niedrigen Tonhöhen (Telefonmitschnitt) auch eine passende Anordnung geben? - Möglicherweise. Das interessiert mich nicht wirklich. Ich will im Wesentlichen das idiotische Gutachten widerlegen.

Ich würde zu gerne auch das LKA-Gutachten veröffentlichen. Dafür habe ich allerdings nicht das Urheberrecht. Deshalb gibt es nur meine Zusammenfassung. Was ihr bislang davon mitbekommen habt, ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich versuche mal, dir eine PM zuschicken.

Die Echos waren interessant, weil ich damit keine Erfahrung habe. Ich hatte gehofft, dass die vielleicht etwas über das Alter der Aufzeichnungen aussagen. Wäre es also sinnvoll B3-Jingles aus dem letzten Jahr vor der Tat (1981) zu suchen, oder müssen wir viel weiter zurück gehen?

@Ragnar
Es ist immer gut, über den Tellerrand zu sehen. Ich hatte auch die Information, dass der BR den C64 für die Jingles benutzt hätte. Dass es den damals noch nicht gab, habe ich dann auch gemerkt. So weit sind Ö- und D-Technik gar nicht auseinander.

Der 63-Münzer ist nicht der einzige, den es gab. Ich habe noch (weniger ausführliche) Unterlagen vom 56er und 57er die bis in die 1980er Jahre in Betrieb waren. Es wäre Aufgabe der Ermittler 1981/82 gewesen, derartige Dinge heraus zu bekommen. Mich interessiert das nur am Rande, um vielleicht andere Aussagen auf Plausibilität zu prüfen.

Gruß RoBernd
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#45
Hallo RoBernd,

es ist mir völlig klar, daß Raumakustik einen sehr großen Einfluß auf Frequenzgänge hat. Wer versucht, hier Pegelverhältnisse von Tönen mit den Frequenzgängen spezieller Räume zu erkären, begibt sich wie der sprichwörtliche "Esel auf's Glatteis". Es gibt nicht einen Frequenzgang, sondern so viele wie es Lautsprecher- und Mikrofon-Positionen gibt (nur leicht übertrieben).
Schade, daß du nicht gleich am Anfang gefragt hast, ob man aus der Stärke eines Bandechos auf das Alter der Aufzeichnung schließen kann. Meine Antwort wäre gewesen: wenn man garnicht weiß, auf welchen Bändern die Aufnahme zwischenzeilich gespeichert war, wie aufgewickelt war, etc. , dann wäre das Kaffesatz-Leserei.
Für Beweis-fähig halte ich unter diesen Umständen nur Merkmale, die Pegel/Frequenzgang-unahängig sind, wie zB zeitliche Abstände, Geräte-spezifische Störsignale/töne. Deshalb dachte ich, für dich spielen die Echo-Abstände zu den Jinges eine Rolle.
Nimm's mir nicht übel, aber die Eigenschaften von Münzfernsprechern fallen nicht in mein Interessengebiet.
Ich helfe gern bei technischen Fragestellungen aus Tonbandtechnik, Elektronik und digitaler Audio-Verarbeitung, probiere da auch gerne mal was aus, möchte meine Restlaufzeit aber nicht mit dem Studium von Gerichtsgutachten verbringen. Dazu habe ich zuviele andere Zeitschriften und Bücher (von pdf-Files ganz zu schweigen), die "darauf warten, gelesen zu werden".

MfG Kai
Zitieren
#46
Schönen Dank für deine Geduld, Kai.
Ich habe bereits jetzt mehr neue Informationen als ich jemals erträumt hatte. Allerdings weiß ich noch nicht so recht, wie ich sie einordnen und auswerten kann. Ich habe wirklich nicht vor, eine Aufgabe bei euch "abzuladen", die ich freiwillig (und ehrenamtlich) übernommen habe. Ich meine auch, die meisten Themen wie Raumakustik, Einschwingverhalten und Obertöne schon selbst ausgiebig abgehandelt zu haben.

Mit den Echos kannte ich mich am Anfang so wenig aus, dass ich kaum konkrete Fragen stellen konnte. Ich habe immer vorausgesetzt, dass es Jahre braucht, bis so ein Echo entsteht. Deshalb habe ich danach auch nie gefragt. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass auf der Kassette des Täters bereits Echos hätten drauf sein können. Der Gedanke war für mich (dank eurer Mithilfe) völlig neu. Auch jetzt gibt es noch einen "Restzweifel". Wenn beide Mitschnitte wirklich die gleichen Echos hätten, kämen wir der Sache schon näher. Ganz eindeutig wäre das trotzdem nicht, weil beide nach dem Polizei-Mitschnitt wahrscheinlich genau gleich behandelt wurden.

Ursprünglich wollte ich nachweisen, dass die Behauptung der Gutachter falsch ist, sie hätten das Originalband digitalisiert. Inzwischen ist mir klar geworden, dass die Gutachter wahrscheinlich Recht haben.

Die Telefonsysteme sind während der Diskussion nebenbei aufgetaucht. Dafür fühle auch ich mich nicht wirklich zuständig. Wenn sich dabei neue Informationen ergeben hätten, hätte ich sie natürlich gerne mitgenommen.

Den Gedanken an die Restlaufzeit kann ich zu gut verstehen. Auch ich hätte mich kaum darauf eingelassen, wenn ich vorher geahnt hätte, dass es mich praktisch ein ganzes Jahr kostet. Für mich kommt allerdings hinzu, dass das Verbrechen ungefähr 5 km entfernt von meinem Wohnort verübt wurde. Erst in den letzten Monaten habe ich realisiert, dass das Mädchen ungefähr 200 m von der Stelle entfernt eingegraben war, an der ich inzwischen häufig einkaufe. Früher gab es dort nur Wald und Wiese.

Ich nehme es wirklich nicht übel, wenn ihr aufgrund meiner Penetranz die Lust verliert. Falls das so ist, möchte ich mich dafür entschuldigen und mich herzlich für eure Geduld und Unterstützung bedanken.

Bemerkenswert ist, dass die vorkommenden B3-Jingles bislang losgelöst vom Bayerischen Rundfunk ein Eigenleben führen. Bevor ich das Ganze abschließe, hätte ich zu gerne noch eine Bestätigung, dass sie jemals gesendet wurden. Nachdem ich mitbekommen habe, dass hier viele Freunde verkehren, die über große, alte Archive verfügen, ruft das in mir eine gewisse Hoffnung hervor.

Geruhsame Feiertage wünscht euch
RoBernd
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren
#47
In der "Rundfunk-Vorlage" des Jingle sind nur geringe geradzahlige Harmonische enthalten. Es dominieren die ungeraden.
In den "anruf"en 3 & 4 dominieren die geradzahligen Harmonischen, teilweise mit Pegel um -12 dB unter der Grundfrequenz.
Hat jemand versucht, diesen Unterschied einem Gerät in der Übertragungskette zuzuordnen ?

MfG Kai
Zitieren
#48
Ich habe mir jetzt mal den Spass gemacht und das Jingle auf meinem TK 600 bei 9,5 cm/sec aufgenommen,
dann habe ich es per Hand zurück gespult und erneut abgespielt. Diesen
Vorgang habe ich mit einem Sharp GF 9000 mit dessen eingebauten
Kondensatormikrofonen aus etwa 2 m Entfernung auf eine BASF Ferro Extra I
Cassette von 1989 aufgenommen. Ausgesteuert habe ich beide Geräte per
Hand. Selbst da höre ich auf der Cassette schon Kopierechos.

Kann
das bitte Jemand analysieren? Natürlich ist hier die Abweichung durch
die Geschwindigkeit zu berücksichtigen, die ich jetzt nicht nachgestellt
habe, allerdings kann es sein, dass der Sharp minimal schneller oder
langsamer läuft, als das AKAI GX75, mit dem ich das digitalisiert habe.
Man muss auch bedenken, dass der Sharp ein hervorragendes
Cassettenlaufwerk hat, das HiFi Werte erreicht.

https://www.file-upload.net/download-128...0.wav.html
Zitieren
#49
Mir ist nicht so recht klar, was du mit deinem Versuch vorführen/belegen willst.
Welche Bestandteile waren daran wesentlich und worauf kam/kommt es dir dabei an ?

MfG Kai
Zitieren
#50
chönen Dank für eure Unterstützung Smile

Obertöne

Wenn die Rundfunk-Vorlage der Ursprung der Jingles im Telefonanruf wären, müsste die Übertragungskette die fehlenden geradzahligen Harmonischen hinzufügen bzw. erzeugen.

Spezielle Übertragungskennlinien (jeder Eingangsspannung weist sie eine Ausgangsspannung zu) erzeugen allein geradzahlige Harmonische. Das sind alle quadratischen Kennlinien, also Parabeln 2. Grades. Die sind durchgebogen, wie es in der Audiotechnik nicht üblich ist. Es lässt sich aber nicht ausschließen, dass z.B. schlechte Telefon-Mikrofone so "verbogen" sind. Wenn wir die Rundfunk-Vorlage mit so einer Kennlinie verformen, entstehen in der Tat allein zusätzliche geradzahlige Harmonische. Wie groß deren Anteil ist, hängt von der Krümmung der Kennlinie ab. Es ist so technisch oft möglich, einem Ton ziemlich genau die richtige Menge hinzuzusetzten. Wohlgemerkt EINEM Ton. Die konkrete Tonfolge enthält aber vier sehr unterschiedliche Töne. Wie auch immer wir die Übertragungskennlinie biegen, es lässt sich immer nur 1 Ton auf die gewünschte Weise verändern. Mit den restlichen drei Tönen funktioniert das nicht.

Alle symmetrischen Übertragungskennlinien erzeugen allein ungeradzahlige Harmonische. Dazu gehören übersteuerte Tonbänder und Lautstärkenbegrenzer. Deshalb ist bei der Tonbandtechnik immer vom Klirrfaktor k3 die Rede. Also dem Anteil der Harmonischen mit dreifacher Frequenz des Grundtons. k2 (doppelte Frequenz) gibt es praktisch nicht. Wenn wir z.B. ein Gemisch aus allen Harmonischen durch Abschneiden der Spitzen begrenzen, dann verstärken sich die ungeradzahlligen Harmonischen und die geradzahligen verschwinden mehr oder weniger vollständig. Wir nähern uns dabei einem Rechtecksignal, das enthält nur ungeradzahlige Harmonische enthält.

Überspiel-Test

Zunächst meinen Glückwunsch an Dosordie. Du hast das geschafft, was ich bislang für unmöglich hielt.
Was meinst du mit "per Hand zurück gespult"? Die Spulen mit der Hand etwas zurück gedreht, also nicht mit Rücklauftaste?
Das entsprechende Oszillogramm habe ich einmal angehängt (Oszillogramm mit weißen Texten). Meine Interpretation der Schaltvorgänge (Großbuchstaben) habe ich dort hinein geschrieben. Ich bitte um Korrektur, wenn es so nicht stimmt.

Das erste START sieht anders aus als das zweite. Kann das am Anfang das Zurücknehmen der Pause-Taste sein?
Das erste STOP sieht anders aus als das zweite. Kann es sein, dass am Schluss noch etwas abgeschnitten ist?
Die zwei B3-Jingles sehen so aus, wie wir sie bei der Überspielung im Raum erwarten. Sehr ausgefranst.
Die Oberton-Zusammensetzung der einzelnen Töne hat sich gegenüber der Vorlage praktisch nicht verändert.

Im Vergleich dazu habe ich auch ein mit dem TK 248 erzeugtes Oszillogramm angehängt (gelbe Texte). Eine gewisse Ähnlichkeit der Tastengeräusche ist erkennbar. Mehr ist nicht zu erwarten, weil die Position des Mikrofons (recht guter Digitalrecorder) 10 cm vor der Vorderfront war (entsprechend der Polizei Konfiguration). Das TK 248 hat dort 2 Hochtonlautsprecher. Ich glaube beim TK 600 ist das anders. Der zeitliche Abstand ist ohne Bedeutung, weil es sich um einen Zusammenschnitt handelt. Die Lautstärken sind aber real. Der B3-Jingle ist ziemlich sauber, weil die Aufnahme im Freien, also ohne Reflexionen erfolgte.

Das dritte Bild stammt aus dem Telefon-Mitschnitt der Polizei 1981.

Fazit

Zunächst ist bewiesen, dass auch mit dem TK xx die Zeiten zu erreichen sind. Mir ist es nicht gelungen, weil ich beim manuellen zurücksetzten versucht habe, die Pause-Taste zu drücken. So war ich es von meinen Geräten gewohnt.
Mit der Aktion hat mir Dosordie mehr geholfen als zunächst ersichtlich ist. Ich habe nämlich bislang versäumt, auch Aufnahmen bei größerem Abstand zu machen. Sehr wichtig ist die Lautstärke der Schaltgeräusche. Selbst bei 2 m Abstand sind die Schaltgeräusche ähnlich laut wie die Töne (natürlich lässt sich das mit dem Lautstärkeregler verändern). Die Schaltgeräusche sind aber niemals so leise, wie im Polizei-Mitschnitt. Und die Polizei behauptet, dass das Aufnahmegerät im Abstand von 10 cm vor dem TK stand.

Gruß RoBernd

Nachtrag:
Nachdem Dosordie weiter unten seine Schaltfolge näher beschrieben hat, habe ich das erste Bild überarbeitet und hier angehängt.


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
               
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste