11.12.2017, 11:33
Hallo,
vor vielen, vielen Jahren habe ich mich mit analogen Tonbandgeräten beschäftigt. Ich kenne niemanden, der es mit so großem Aufwand betrieben hat. Allerdings kenne ich auch niemanden, der die Analogtechnik so früh durch Digitaltechnik ersetzt hat.
Warum also habe ich mich hierher verirrt? Mich hat die alte Technik plötzlich eingeholt. Im Zusammenhang mit der Entführung von Ursula Herrmann 1981 spielte ein Grundig TK 248 eine Rolle. Mit diesem Stichwort hat mich Google hierher geführt. Siehe Diskussion
Manch einen interessiert vielleicht der Werdegang eines alten Mannes. Ihr könnt ja aufhören zu lesen, wenn es zu langweilig wird
Angefangen hat es 1953. Damals hat mein Vater ein Tonbandgerät selbst gebastelt. Ähnlich wie Studiogeräte hatte es große, freitragende Wickel, auf die 1000 m Standardband passten. 38 cm/sec, Vollspur. Der Bandantrieb erfolgte anfangs durch eine umschlungene Scheibe auf der Achse eines Plattenspielermotors (78 Upm). Das Prinzip wurde später als Omega-Drive beworben. Später hatte sich Vater einen richtigen Tonmotor (Capstan) geleistet. Noch während meiner Schulzeit habe ich dann an Vaters Bandgerät gebastelt. Das Gerät gibt es längst nicht mehr, aber noch alle alten Bänder.
Richtig interessant wurde es dann mit einem gebrauchten, ersteigerten Telefunken M23 Chassis. Das sah so aus wie später das bekanntere M24. Antrieb mit Wechselstrommotor und Reibrad. Wickelmotore unter beiden Spulen. Elektromagnetische Bremsen. Die alten Mono-Köpfe waren total verschlissen. Es kamen neue Magnetköpfe 2/2-Spur Stereo hinein, neue Verstärker (mit Röhren) und eine elektronische Laufwerksteuerung (mit Gemaniumtransitoren).
Ein Tonbandgerät ist für das Hobby zu wenig. Um 1970 konnte ich mir endlich ein zweites leisten. Es wurde kein Revox sondern ein Braun TG1000. Mich haben damals die elektronische Bandzugregelung und ein freier Platz im Kopfträger überzeugt. Der erste Eindruck war katastrophal. Betriebs- und Serviceanleitung hatte ich längst auswendig gelernt. Alle Anschlussleitungen waren vorbereitet. Also auspacken, anstecken und … Garantiefall. Kein hoher Ton war hörbar! Gleich zurückgeben oder die Köpfe des nagelneuen Geräts selbst justieren? Ich habe mich für Letzteres entschieden. Erfahrung hatte ich ja schon.
In zwei Punkten war das TG1000 eine Fehlkonstruktion. Ein Kanal hat immer etwas gebrummt. Die Tonhöhe des Brummens hat sich mit der gewählten Bandgeschwindigkeit veränder. Eigentlich kein Wunder, die Steuerelektronik für den kollektorlosen Gleichstrom-Antriebsmotor saß auf der Platine gleich neben dem „befallenen“ Eingangsverstärker. Die damals besonders rauscharmen LH-Bänder von BASF haben einen ungewöhnlich starken Abrieb gehabt. Der hat mir ständig die Köpfe verdreckt. Eingebaut waren 2/2-Spur Köpfe der längst verblichenen Firma Bogen. Das Band hat die Köpfe aber nur halb so viel umschlungen, wie die Montageanleitung von Bogen vorschrieb. Der Abrieb landete deshalb nicht vor dem Spalt sondern genau darauf.
Erinnert ihr euch noch an den freien Platz im Kopfträger? Der war gut für mein zweites Hobby: Schmalfilm. Mit einem zusätzlichen Viertelspur-Kopf genau in der Mitte zwischen beiden Tonspuren habe ich Synchronimpulse aufgezeichnet und damit meinen Diaprojektor und Schmalfilmprojektor gesteuert. Ein professioneller Pilottonkopf war mir zu teuer. Für mich typisch habe ich alles selbst gebastelt.
Im TG1000 gab es nur die nötige Verstärkerplatine. Die Projektorsteuerung war eine ziemlich schwere Kiste. Den meisten Platz nahm ein Wechselstromgenerator variabler Frequenz ein. Mein Eumig-Projektor hatte nämlich einen Wechselstrommotor. Herzstück zur Synchronisation war ein 8-Bit Vorwärts-Rückwärts Zähler. Ein Impuls vom Tonband hat ihn vorwärts gezählt. Ein Impuls vom Projektor hat ihn rückwärts gezählt. Bei positivem Zählerstand wurde der Projektor schneller, bei negativem Zählerstand langsamer. Im Gegensatz zu damals käuflichen Synchrongeräten hat mein System Zeitfehler bis zu 5 sec (5x25 Bilder=125 Impulse) ausgeglichen. So hatte der Projektormotor genug Zeit zum Anlaufen, wenn die Impulsspur auf dem Band begann.
Es ist mir schon klar, dass ich mit dem Folgenden im Bandmaschinen-Forum keinen Blumentopf gewinnen kann: Trotzdem. Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, wie froh ich war, das ganze analoge Gelump endlich durch Digitaltechnik zu ersetzen. Keine Anpassung der Vormagnetisierung mehr an neue Bandsorten. Kein Kopfputzen mehr. Und als Zugabe verlustloses, digitales Kopieren. 1984 habe ich endlich zugeschlagen. Es gab einen PCM-Prozessor. So ein Ding digitalisiert analoges Audio und wandelt es in eine Impulsfolge um, die in Fernsehbilder passt. Das Aufzeichnungsgerät ist dann ein normaler Videorecorder. Also digital Audio als Bildinhalt. Ein angeschlossener Fernseher zeigt ein Bild voller weißer und schwarzer Punkte. Das Kopieren geht mit einem PCM-Prozessor und zwei Videorecordern. Eingangs TV-Bild in digital Audio wandeln, Fehler korrigieren, und zur Ausgabe wieder in TV-Bild wandeln.
Natürlich habe ich noch alle meine Tonbänder. Nachdem ich es mir gerade eben leisten konnte, habe ich nie mehr ein einmal vorhandenes Band überschrieben. Das mache ich auch heute nicht mit Speicherkarten aus dem Camcorder.
Vielleicht kann ich mich in diesem Forum auch mit dem einen oder anderen Gedanken nützlich machen.
Mit besten Grüßen
RoBernd
vor vielen, vielen Jahren habe ich mich mit analogen Tonbandgeräten beschäftigt. Ich kenne niemanden, der es mit so großem Aufwand betrieben hat. Allerdings kenne ich auch niemanden, der die Analogtechnik so früh durch Digitaltechnik ersetzt hat.
Warum also habe ich mich hierher verirrt? Mich hat die alte Technik plötzlich eingeholt. Im Zusammenhang mit der Entführung von Ursula Herrmann 1981 spielte ein Grundig TK 248 eine Rolle. Mit diesem Stichwort hat mich Google hierher geführt. Siehe Diskussion
Manch einen interessiert vielleicht der Werdegang eines alten Mannes. Ihr könnt ja aufhören zu lesen, wenn es zu langweilig wird
Angefangen hat es 1953. Damals hat mein Vater ein Tonbandgerät selbst gebastelt. Ähnlich wie Studiogeräte hatte es große, freitragende Wickel, auf die 1000 m Standardband passten. 38 cm/sec, Vollspur. Der Bandantrieb erfolgte anfangs durch eine umschlungene Scheibe auf der Achse eines Plattenspielermotors (78 Upm). Das Prinzip wurde später als Omega-Drive beworben. Später hatte sich Vater einen richtigen Tonmotor (Capstan) geleistet. Noch während meiner Schulzeit habe ich dann an Vaters Bandgerät gebastelt. Das Gerät gibt es längst nicht mehr, aber noch alle alten Bänder.
Richtig interessant wurde es dann mit einem gebrauchten, ersteigerten Telefunken M23 Chassis. Das sah so aus wie später das bekanntere M24. Antrieb mit Wechselstrommotor und Reibrad. Wickelmotore unter beiden Spulen. Elektromagnetische Bremsen. Die alten Mono-Köpfe waren total verschlissen. Es kamen neue Magnetköpfe 2/2-Spur Stereo hinein, neue Verstärker (mit Röhren) und eine elektronische Laufwerksteuerung (mit Gemaniumtransitoren).
Ein Tonbandgerät ist für das Hobby zu wenig. Um 1970 konnte ich mir endlich ein zweites leisten. Es wurde kein Revox sondern ein Braun TG1000. Mich haben damals die elektronische Bandzugregelung und ein freier Platz im Kopfträger überzeugt. Der erste Eindruck war katastrophal. Betriebs- und Serviceanleitung hatte ich längst auswendig gelernt. Alle Anschlussleitungen waren vorbereitet. Also auspacken, anstecken und … Garantiefall. Kein hoher Ton war hörbar! Gleich zurückgeben oder die Köpfe des nagelneuen Geräts selbst justieren? Ich habe mich für Letzteres entschieden. Erfahrung hatte ich ja schon.
In zwei Punkten war das TG1000 eine Fehlkonstruktion. Ein Kanal hat immer etwas gebrummt. Die Tonhöhe des Brummens hat sich mit der gewählten Bandgeschwindigkeit veränder. Eigentlich kein Wunder, die Steuerelektronik für den kollektorlosen Gleichstrom-Antriebsmotor saß auf der Platine gleich neben dem „befallenen“ Eingangsverstärker. Die damals besonders rauscharmen LH-Bänder von BASF haben einen ungewöhnlich starken Abrieb gehabt. Der hat mir ständig die Köpfe verdreckt. Eingebaut waren 2/2-Spur Köpfe der längst verblichenen Firma Bogen. Das Band hat die Köpfe aber nur halb so viel umschlungen, wie die Montageanleitung von Bogen vorschrieb. Der Abrieb landete deshalb nicht vor dem Spalt sondern genau darauf.
Erinnert ihr euch noch an den freien Platz im Kopfträger? Der war gut für mein zweites Hobby: Schmalfilm. Mit einem zusätzlichen Viertelspur-Kopf genau in der Mitte zwischen beiden Tonspuren habe ich Synchronimpulse aufgezeichnet und damit meinen Diaprojektor und Schmalfilmprojektor gesteuert. Ein professioneller Pilottonkopf war mir zu teuer. Für mich typisch habe ich alles selbst gebastelt.
Im TG1000 gab es nur die nötige Verstärkerplatine. Die Projektorsteuerung war eine ziemlich schwere Kiste. Den meisten Platz nahm ein Wechselstromgenerator variabler Frequenz ein. Mein Eumig-Projektor hatte nämlich einen Wechselstrommotor. Herzstück zur Synchronisation war ein 8-Bit Vorwärts-Rückwärts Zähler. Ein Impuls vom Tonband hat ihn vorwärts gezählt. Ein Impuls vom Projektor hat ihn rückwärts gezählt. Bei positivem Zählerstand wurde der Projektor schneller, bei negativem Zählerstand langsamer. Im Gegensatz zu damals käuflichen Synchrongeräten hat mein System Zeitfehler bis zu 5 sec (5x25 Bilder=125 Impulse) ausgeglichen. So hatte der Projektormotor genug Zeit zum Anlaufen, wenn die Impulsspur auf dem Band begann.
Es ist mir schon klar, dass ich mit dem Folgenden im Bandmaschinen-Forum keinen Blumentopf gewinnen kann: Trotzdem. Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, wie froh ich war, das ganze analoge Gelump endlich durch Digitaltechnik zu ersetzen. Keine Anpassung der Vormagnetisierung mehr an neue Bandsorten. Kein Kopfputzen mehr. Und als Zugabe verlustloses, digitales Kopieren. 1984 habe ich endlich zugeschlagen. Es gab einen PCM-Prozessor. So ein Ding digitalisiert analoges Audio und wandelt es in eine Impulsfolge um, die in Fernsehbilder passt. Das Aufzeichnungsgerät ist dann ein normaler Videorecorder. Also digital Audio als Bildinhalt. Ein angeschlossener Fernseher zeigt ein Bild voller weißer und schwarzer Punkte. Das Kopieren geht mit einem PCM-Prozessor und zwei Videorecordern. Eingangs TV-Bild in digital Audio wandeln, Fehler korrigieren, und zur Ausgabe wieder in TV-Bild wandeln.
Natürlich habe ich noch alle meine Tonbänder. Nachdem ich es mir gerade eben leisten konnte, habe ich nie mehr ein einmal vorhandenes Band überschrieben. Das mache ich auch heute nicht mit Speicherkarten aus dem Camcorder.
Vielleicht kann ich mich in diesem Forum auch mit dem einen oder anderen Gedanken nützlich machen.
Mit besten Grüßen
RoBernd
Bitte um Hilfe, Suche Radio-Aufnahmen von Bayerischen Verkehrsmeldungen. Siehe "Alles andere"