Dual C822 - Steuerplatine außer Funktion gesetzt
#1
Guten Abend, liebe Tonbandfreunde.

Mir ist vor ein paar Tagen aus der kleinen Bucht ein C822 zugelaufen. Nach den üblichen Erstmaßnahmen (Entstörkondensator und Riemen) lief es schon wieder und zeigte keine elektronischen Malaisen.
Nun war ich heute nochmal bei und hatte den Motor draußen und zerlegt (soweit möglich), um noch etwas Sinterlageröl an oberes und unteres Lager zu kriegen. Dazu hatte ich die Motorbrücke (Kunststoff) vom Laufwerk abgenommen, ohne das Laufwerk aus dem Chassis zu nehmen.

Beim Zusammenbau hatte ich nun leider zuerst vergessen, die Masseleitung, die von einer der Motorschrauben kommt, wieder an der Befestigungsschraube der Steuerplatine anzubringen. Stattdessen lag die Masseleitung lose auf der Steuerplatine herum (etwa im rot markierten Bereich). Ich habe nachgemessen, Masseverbindung hatte das lose Kabel keine. Aber leider kann ich nicht ausschließen, dass die auf der Platine liegende Kabelöse irgendwas in diesem Bereich kurzgeschlossen haben könnte.

   

Ebenfalls habe ich an den Beinchen von Q412 herumgebogen, weil ich der Meinung war, sie lägen zu nahe am Chassisblech darunter (warum ich das getan habe, wenn das Gerät vorher doch einwandfrei lief, bitte fragt mich nicht... Rolleyes ).



Lange Rede, kurze Problembeschreibung: Die Steuerplatine ist tot. Beim Einschalten des Decks blinkt normalerweise die Stop-LED und leuchtet dann konstant, sobald man eine Cassette einlegt. Das ist nun nicht mehr der Fall, auch reagiert das Deck auf keine Tastendrücke, die an die Steuerplatine gehen. (Dolby, MPX und Bandsortenwähler leuchten, wenn man sie betätigt - laufen über die Hauptplatine)

   

Etwas konsterniert habe ich angefangen, die Spannungen auf der Steuerplatine zu verfolgen. Zuerst rückwärts ab der Stop-LED und dabei festgestellt, dass im Logikteil an den Pins von IC 401 und IC 403 praktisch nichts mehr stimmt (höchste Spannung ~1,1V - auch hierzu dumme Frage: rote Kästchen = HIGH, 0V = LOW ?).

Als nächstes vorwärts gegangen ab der Betriebsspannung, die von der Hauptplatine kommt. Ergebnis: An Q412 (unten rechts im Schaltbild) liegen statt 18V etwa 23V an, die 15V stimmen und am Ausgang kommen statt 13,7V nur ~1,5V.
Nun die Frage: Habe ich einfach mutwillig den Spannungsregler umgebracht, der die halbe Platine versorgt, oder liegt hier noch mehr im Argen ? Mit Schaltungen verstehen ist es bei mir leider nicht weit her. Hatte zwar E-Technik im Grundstudium, aber unser Prof ist sich damals in komplexen Beschreibungen von allerlei Feldern ergangen und sah sich außerstande, gegen Ende der Vorlesung überhaupt noch zu erklären, was ein Transistor ist...

Schaltbild und Layout der Steuerplatine stammen aus dem Service-Manual von Hifi-Engine. Über fachkundigen Rat würde ich mich sehr freuen.

Falls es mit Q412 getan sein könnte: Im Dual-Manual ist er als 2SC1815-GR geführt, gefunden hab ich zum Beispiel dieses. Aber ich vermute, 35 Jahre später nimmt man eher Ersatztypen ?


Viele Grüße, Felix
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#2
Wenn du an der Basis von Q412 15Volt misst und am Emitter nur 1,5Volt ist der Transistor auf jeden Fall defekt.
Q412 ist, wie man an den Spannungsangaben sehen kann, ein Darligtontransistor. Die Originaltype ist 2SD946Q. Die Ersatztypen wären 2SD1379; BD477; BD875; BDX42.
In der Bucht bekommt man aber auch noch 2SD946.

Gruß Ulrich
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#3
uk64,'index.php?page=Thread&postID=211749#post211749 schrieb:Q412 ist, wie man an den Spannungsangaben sehen kann, ein Darligtontransistor.
Hallo Ulrich,

der originale Transistor 2SC1815-GR ist nach Toshiba Datenblatt kein Darlington Transistor. Ein Darlington Transistor hat doch ein spezielles Schaltzeichen mit 2 parallelen Strichen am Emitter. Dass man an hand von Spannungsangaben einen Darlington Transistor erkennen kann, habe ich noch nie gehört. Der 2SC1815 ist aber im Elektronikhandel noch zu bekommen für Eur 0,20.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#4
Hallo Tobias

   

Kleine Rechenaufgabe Smile 15V -13,7V=?

   

   

Gruß Ulrich
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#5
Hallo Ulrich,

vielen Dank für die Aufklärung. Ich hatte nicht gesehen, dass Felix den Q412 mit einer falschen Typenbezeichnung identifiziert hat.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#6
Hallo Ulrich, hallo Tobias, danke für eure Hilfe!

Erstmal muss ich mich entschuldigen - die Bezeichnung des Transistors war natürlich falsch (hätte auch ein Blick auf denselben verraten), der Passus unten links in dem Schaltbild mit Q401, (...), 412,... 422--2SC1815-GR hat mich ins Schleudern gebracht. Wie ist diese Angabe zu deuten ?

Jedenfalls habe ich gemäß Ulrichs Rat drei BDX42 besorgt, von denen der erste die Steuerplatine auch wieder ordnungsgemäß mit Strom versorgt hat. Aber nur, bis ich Play drückte, dann leuchtete es von rechts, die Sicherung der Steuerplatine war durch und der Transistor hinüber. Danach habe ich - im Glauben, der BDX42 sei doch irgendwie "falsch" - nebst neuen Sicherungen einen 2SD946 aus Großbritannien kommen lassen. Und bei dessen Einbau ist mir schlussendlich aufgefallen, dass ein Kabel am rechten Laufwerksmagnet abgebrochen war und offensichtlich die Sache gegen Masse kurzgeschlossen hatte. Der BDX42 war also unschuldig und hätte wahrscheinlich bestens funktioniert.

Langer Rede wenig Sinn: Kabel neu angelötet, 2SD946 eingebaut, Sicherung erneuert - läuft. Wie so oft: Pfusch und Unaufmerksamkeit rächen sich. Ich weiß schon, warum ich von Elektronik lieber die Finger lasse. :whistling:

Das Laufwerk bis auf den Kopfschlitten zerlegen und komplett neu abschmieren bereitete dagegen keine Probleme. Auch der Motor klingt mit Isoflex PDP 65 versorgt wieder ganz brauchbar. Die Geräuschentwicklung der zahlreichen Zahnräder im Laufwerk ist allerdings besonders beim Rückspulen beachtlich. Aber naja, viel laufen wird das Gerät bei mir sowieso nicht. Mich hatte nur angesichts des vom Verkäufer anvisierten Erlöses von 5€ der Sammeltrieb gepackt - zurzeit steht es dekorativ auf dem C828 und darf ab und an ein wenig mit den Zeigern zappeln.

Die zahlreichen Lüsterklemmen bitte ich zu entschuldigen. Das Paar neben dem Trafo ist einem der Vorbesitzer zu verdanken, der das Netzkabel abgeschnitten hatte. Der Netzschalter ist aber samt Lötstellen vergossen, sofern ich mich nicht verguckt habe, deswegen habe ich das neue Netzkabel damit an den "Stumpf" des alten angeflickt. Ebenso waren aus mir unerfindlichen Gründen die Leitungen des Aufnahmeschutzschalters direkt auf der Lötseite der Platine verlötet, obwohl beim Platinendesign ein Pfostenstecker an dieser Stelle vorgesehen zu sein schien. Sogar die Markierung auf der Bestückungsseite ist da. Nur kein Pfostenstecker, und es sieht auch nicht so aus, als wäre da je einer gewesen. Deswegen habe ich mir auch hier mit Lüsterklemmen beholfen. Schön ist das natürlich nicht, aber es bleibt ja bei mir. wacko


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#7
Hallo Felix,

wer seine selbst eingebauten Fehler auch selber findet, ist schon ziemlich gut. Oft braucht man dazu eine 2. Person vom Fach. Gegen Lüsterklemmen ist absolut nichts einzuwenden. Wenn du eine 2polige Lüsterklemme benutzt und diese mit einer dünnen Blechschraube direkt auf dem Chassis befestigst, sieht das auch professionell aus. Für die Blechschraube musst du aber an passender Stelle ein Loch bohren. Man bekommt noch 2polige Lüsterklemmen aus Porzellan, die kann man mit einem Tropfen Sekundenkleber auf das Chassis setzen. Bei flexiblen Leitungen mit Netzspannung bitte unbedingt Aderendhülsen verwenden, das ist heute Vorschrift ! Der Lärm der Zahnradmechanik kommt von der geraden Verzahnung der Räder, schrägverzahnt läuft leiser, ist aber teurer. Du wirst aber nie Probleme mit glatten/rutschenden Gummizwischenrädern haben.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#8
bitbrain2101,'index.php?page=Thread&postID=213164#post213164 schrieb:Bei flexiblen Leitungen mit Netzspannung bitte unbedingt Aderendhülsen verwenden, das ist heute Vorschrift !

Ja, darüber bin ich inzwischen auch gestolptert. Zurzeit sind die Litzen verzinnt - blank kommt mir nix in die Klemmen - aber das ist ja auch nicht erlaubt.

bitbrain2101,'index.php?page=Thread&postID=213164#post213164 schrieb:Der Lärm der Zahnradmechanik kommt von der geraden Verzahnung der Räder, schrägverzahnt läuft leiser, ist aber teurer. Du wirst aber nie Probleme mit glatten/rutschenden Gummizwischenrädern haben.

Das will ich so auf zweierlei Weise nicht stehen lassen:

1. Im vorliegenden Fall ist es das riesige, dünne Zahnrad, das man über der Schwungmasse sehen kann, das die doch drastische Geräuschentwicklung bedingt. Durch seinen Schlankheitsgrad schwingt es sehr stark mit. Habe noch einige andere Zahnradlaufwerke hier (Yamaha KX-300, Philips FC-950, Philips D6920 MKII), keines davon ist auch nur annähernd so laut. Ich will auch nicht bestreiten, das das Dual wahrscheinlich ab Werk mit noch frischem Zahnrad durch dessen dann anzunehmende bessere Eigendämpfung sehr viel leiser war. Aber an dieser Stelle ist es echt nicht gut gealtert und mit Schrägverzahnung würde sich das wahrscheinlich nicht viel anders anhören.

2. Zumindest bei "kräftigen" Verzahnungen im Maschinenbau ist der Zusammenhang auch nicht so einfach. Schrägverzahnungen sind zwar per se günstiger, andere Verzahnungskennwerte können aber wieder am Vorteil knabbern. Überhaupt ist der Einfluss dieser anderen Kennwerte bemerkenswert: Bei manch alter Honda (z.B. XL 600 R, NTV 650) habe ich mich schon gefragt, wie der - geradverzahnte - Primärtrieb so laut wimmern kann, wo doch meine - ebenfalls geradverzahnten - Yamahas mit auch nur einem Zylinderchen regelrecht unhörbar leise sind. Wer sich für dieses uferlose Thema interessiert, wird (im Netz) zum Beispiel hier ab Kapitel 6 fündig: https://mediatum.ub.tum.de/doc/1109949/1109949.pdf

Grüße, Felix
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