Tapedeck vs. Digital
#1
Hallo liebe Teilnehmer,
ich habe mein altes Tapedeck aus der Versenkung geholt, Tonköpfe gesäubert und mal ein paar Titel von CD überspielt und den Eindruck, der Klang der jetzt aus den Lautsprechern kommt, ist erheblich angenehmer als das identische Material von CD. Mein Umfeld meint, ich sei einer nostalgischen Neurose erlegen bzw. gäbe es da keinen Unterschied. Ich finde die Musik vom Tape bei identischer Lautstärke aber irgendwie eindrucksvoller hm kraftvoller. Täusche ich mich oder hat jemand etwas ähnliches schon festgestellt?

Gruß
Man-fred
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#2
Alles was einmal digital war, kann sich beim Umspielen auf Band nicht besser anhören, dazu muß es auch analog aufgenommen worden sein.

Aber die Bandmaschine hat einen eingeschränkten Frequenzverlauf, ist messtechnisch nicht linear und hört sich nur nicht so spitz und akkustisch tot an, auch wenn mich jetzt jemand für meine Aussage prügeln möchte.

Alte Röhrengeräte machen beispielsweise "harmonische Verzerrungen", was messtechnisch eine Katastrophe ist, aber unserem Gehör schmeichelt. Daher gibt es noch so viele Fans der "Glimmstengeltechnik".

Digital macht Jitter, also hochfrequente Verzerrungen bei der Wandlung und klingt daher steril und kalt - messtechnisch aber super. Nur; wer nimmt mit völlig linearen Messmikrofonen auf?
Niemand, weil es scheiße klingt.

Hersteller teurer AD-Wandler wie z.B. Burr-Brown haben sich das zunutze gemacht und bauen in deren Geräte wieder Wandler älterer Bauart und Größe ein, welche geringeren Jitter als die miniaturisierten SMD-Krabblerchen machen.

Hier ein Bild der Wandler meines Pioneer PD-93 CD-Plärrers:


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#3
Jedes Tapedeck und Tonbandgerät hat Jitter.
Heißt nur anders. Das sind die Schwankungen der Bandtransportgeschwindigkeit durch Motor, Transmission und Bandführung.
Kann man deutlich sehen, wenn man mal einen frequenzstabilen Meßton aufnimmt und bei Wiedergabe das Frequenzspektrum anschaut. Statt der ursprünglich schmalen Linie sieht man einen sich nach unten aufweitenden Kegel entsprechend der Verbreiterung des Spektrums durch Phasen/Frequenzmodulation infolge Geschwindigkeits"geflatter".

Der CD-Jitter kann hier schon deshalb nicht als Erklärung dienen, weil er ja mit auf dem Tapedeck aufgezeichnet wurde...

Das was am Tapedeck klanglich besser gefällt als am Original von der CD kann man idR auch durch eine gleichartige Frequenzgang"verbiegung" zusätzliche Verzerrungen und eine Band-typische Kompression erreichen.

MfG Kai
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#4
danke, dann bin ich beruhigt. Ich dachte schon ich bin irre geworden ;-)

Gruß
Man-fred
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#5
Wenn es dir besser gefällt die Titel auf Tape aufzuzeichnen, lass dich doch nicht davon abbringen. Das ist doch keine Frage von Digital oder Tape. Ich würde ohnehin im Zweifel für Digital und Tape pladieren. Magnetbandtechnik in seinen Ausprägungen hat natürlich seinen Charme und Reiz durch seine sagen wir klanglichen Besonderheiten. Diese sind natürlich letztlich der Technik geschuldet. Man kann es bis in die Tiefe analysieren oder eben einfach nur genießen weils halt so ist.

VG Martin
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#6
Wenn du unvoreingenommen bist, solltest du mal folgenden Test machen:
Nimm die vom Tape wiedergegebene CD digital auf, brenne den File wieder auf CD und lasse dir Tape und die zweite CD in einem Blindtest von jemand (unter gleichen Abhörbedingungen) vorspielen.
Ich nehme an, daß du dann keinen Unterschied mehr wahrnimmst.
Auf diese Weise kannst du auch viel Geld sparen, weil du nicht ständig neue Bänder oder Cassetten kaufen mußt. Das Speichern auf Harddisk oder CD ist dagegen spottbillig.

MfG Kai
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#7
Hallo Manfred,
erstmal gratuliere ich Dir zu Deiner Nostalgie-Neurose. Dank der Leute die sie haben kann ich mich immer noch mit alten Sachen beschäftigen, denn ich hatte in der Zwischenzeit (auch aus Platzmangel) viel schöne alte Dinge entsorgt. Mit dem Tonband mache ich das so: Aufnahme vom UKW-Radio (nur klassische Musik) mit H5 (digital). Entfernen von (dummem) Gequatsche und eventuelle Pegelkorrektur mit WaveLab (digital). Aufnahme des Produktes auf Band mit meiner A77. Abhören mit Glas Rotwein in der Hand im Sessel sitzend und genießend. thumbsup
Gruß, Jürgen
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#8
Ich gebe es zu: Ich bin auch so ein Spinner. Ich ziehe ein Tape digitalen Quellen vor, bzw. spiele sogar MP3 auf Bänder, damit sie für mich angenehmer klingen. Mich stört dabei auch das Rauschen von Ferromaterial nicht.

Daß das objektiv bzw. meßtechnisch schwachsinnig ist, weiß ich. Aber Musik zu hören ist eben subjektiv. Es mag auch etwas mit der eigenen Sozialisation bzw. Hörgewohnheiten zu tun haben. Die (Sperrmüll-) Anlage im Schlafzimmer (einfacher Receiver und Boxen aus der Zeit um 1970, japanisches Mittelklasse-Tape von 1987, immerhin ein Dual CS-505-4 mit OM10 und kleinen technischen Macken als Plattenspieler) mit der ich abends immer Musik höre, schafft nicht einmal die HiFi-Norm - na und? Ich höre gern damit. Rauscht und brummt etwas, klingt aber warm und freundlich.Auch mein Nordmende Othello 57-Röhrenradio im Arbeitszimmer erfreut meine Ohren und auch an dem hängt ein Kassettenspieler.Im Auto schiebe ich ebenso Kassetten rein, denn mit MP3 habe ich mich auch unterwegs nie anfreunden können (genauso wenig, wie mit dem heutigen Automobilbau). Ich mag es so und was andere mögen oder für besser halten, beeinflußt mich schon lange nicht mehr.

Viel Spaß beim Kassettenhören wünscht
Nils
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#9
Da ich ja gelegentlich meine Signatur ändere, zititere ich meine derzeitige hier:

"Ich halte die analoge Aufzeichnung einer qualitativ gut erzeugten digitalen Aufzeichnung für unterlegen.
Aber jene macht mir mehr Freude."

Ich liebe Tonband aus vielerlei Gründen. Der Klang ist keiner davon.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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