Telefunken M15A defekt
#1
Hallo zusammen,

ein Kumpel von mir hat sich eine M15A gekauft. Bei ersten mal Einschalten - so hat er es mir berichtet - ist die Maschine kurz angelaufen und dann war alles finster. Seit dem macht die Maschine nichts mehr.
Er hat sie mir vorbeigebracht, damit ich mir sie ansehe. Ich bin zwar Elektrofachkraft und habe eine Elektronikerausbildung, aber das ist schon ein Weilchen her und das Wissen ist schon etwas eingerostet.

Trotzdem hab ich versucht, mich an die Fehlersuche ranzumachen:

Als ertses hab ich mal die Spannungsausgänge von Netzteil durchgemessen. Da ist mir gleich aufgefallen, dass am 12V-Ausgang 0V anliegen.
Leichtes Spiel dacht ich mir - 7812 Austauschen und passt. Gesagt getan, aber noch immer das gleiche Problem. Wäre ja zu einfach gewesen Sad

[Bild: Netzteil.png]
[Bild: IMG_0521.jpg]


Nachgemessseen: Zwischen 12V und Masse 0,7Ohm. Das kann doch nicht passen oder?

Die Ausgänge vom Netzteil gehen auf eine Reihe von Lötfahnen, von wo aus sie verteilt werden.
Ich hab dann der Reihe nach alle weiterführenden Drähte vom 12V-Potential (orange) abgelötet und hab den Fehler auf einen Draht begrenzt.

[Bild: IMG_0519.jpg]

Dieser geht zur Leiterplatte im Laufwerkmagazin.

Alle Karten ausgebaut -> Trotzdem keine Besserung.

Auf der Leiterplatte habe ich die Leiterbahn weiter verfolgt, aber bis auf eine kleine Schaltung, werden die 12V nur auf die Stecksockel für die Karten verteilt.

[Bild: IMG_0520.jpg]

Kann es sein, dass die Schaltung im rechten oberen Eck was hat?
Das müsste ja die hier sein:

[Bild: Schaltung_0_V2.png]

die 0,51Ohm hab ich nachgemessen. Die passen.

Aber jetzt steh ich bald mit meinem Wissen an.

Ich hoffe mir kann von euch erfahrenen Bandmaschinenspezialisten wer weiterhelfen Smile
Wäre schade um die schöne Maschine, wenn ich die nicht hinbekomme.

Vielen Dank schonmal im Vorhinen für eure Mithilfe!

LG, Thomas
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#2
Hallo Thomas,

Erstmal herzlich willkommen hier und Danke für die gute Vorarbeit!

Gut möglich, dass es den C1 gerissen hat. Die grünen Tantals sind generell hochgradig verdächtig.

Aus deinem Foto des LW-Magazins entnehme ich auch, dass die M15A aus einer späten Bauserie stammt (# >3300): In der Mitte ist die nachträglich verbaute schmale Karte mit der Bezeichnung BC-BG1 zu erkennen. Auch dort sitzt ein grüner 4,7µ Tantal, der gerne Kurzschluss macht.

Auf der Zählwerkplatine (BC-ZW11 oder ZW12) gibt es noch so einen Kandidaten mit 10µF (C7), den ich vorsorglich ersetzen würde. Evtl. auch C6 (100µF). Das müsste es dann gewesen sein.

(Im Moment gehe ich noch nicht davon aus, dass etwa Triac 2N6073B durchgebrochen ist.)

Wünsche guten Wirkungsgrad und viel Erfolg!

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#3
Hallo Peter,

danke für deine schnelle Antwort! Smile

Ja, das hast du richtig gesehen, die Serinnummer der Machine ist 4971.

Das wars aber anscheinend leider nicht:
Ich habe die Huckepackplatine abgenommen und den Tantal gemessen. Der hat 4,88µF & 1,34Ohm ESR. Sollte also passen, oder?
Auch nach Abnehmen der Platine, messe ich noch immer den gleich niedrigen Wiederstand zwischen 12V-Potenial und Gehäuse.

LG, Thomas
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#4
Dr.B.,'index.php?page=Thread&postID=210847#post210847 schrieb:Der hat 4,88µF & 1,34Ohm ESR. Sollte also passen, oder?
Jou. Würde ich aber trotzdem vorsorglich tauschen, um späteren Ärger zu ersparen, und die restlichen Optionen abklopfen.

Das Gemeine bei diesen Elektrolyten ist, dass sie manchmal erst bei Anlegen der Speisespannung (sofort oder erst nach einigen Sekunden) durchschlagen. Auch wenn 35 V draufsteht, können 12 V für sie ein Volt zuviel sein.

Den Triac kannst du ohne Auslöten prüfen. Falls er tatsächlich glatten Durchgang haben sollte, kannst du ihn testweise entfernen (frühere LW-Versionen enthielten ihn noch nicht).

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#5
Ach sorry.. hab überlesen, dass ich auch den C1 beim Triac testen soll. Habe nur an den auf der Huckepackplatine gedacht.

Hab jetzt den C1 ausgelötet und siehe da -> 87MOhm zwischen 12V und Masse. Sieht schon mal vielversprechend aus Smile

Hast du Empfehlungen, welche Kondenstaroen ich kaufen soll, oder kann ich da jeden beliebigen mit den passenden Spezifikationen nehmen?
Dann würde ich gleich alle von dir genannten austauschen
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#6
Dr.B.,'index.php?page=Thread&postID=210849#post210849 schrieb:kann ich da jeden beliebigen mit den passenden Spezifikationen nehmen?
Ja. Tantals waren in den 1970ern vor allem beliebt wegen ihrer geringen Baugröße. Heutige Elkos sind wesentlich kleiner als die damaligen, so dass sie problemlos eingesetzt werden können. Sind ja hier nur als Siebglieder gedacht.

Falls du Nägel mit Köpfen machen möchtest, kannst du natürlich sämtliche grünen Tantals tauschen. (Gelegentlich sieht man auch grüne mit weißem Punkt, die sind spannungsfester.) Bei meinen Maschinen mache ich das nur, wenn einer defekt ist.

Ein ganz heißer Kandidat dafür ist C31 am Kollektor von Ts2 auf der BC-WV1 (bzw. WV11). Der ist von vornherein recht knapp bemessen, und wenn der hin ist, bleibt die Wiedergabe stumm.

Ach ja ... einen hätte ich fast vergessen: C48 am Emitter von Ts4 :whistling:

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#7
Ist die Rohspannung vom Netztrafo da? Hatte schon 4 Maschinen dieser letzten Bauserie und zugekaften Trafos, wo genau diese Sekundärwicklung abgeraucht war!
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#8
Hallo Thomas,

die Schaltung mit dem Triac ist ein Crowbar, eine Brechstange. Bitte nicht lachen, die heisst wirklich so. Wenn die Spannung am Gate des Triac einen bestimmten Wert überschreitet, schaltet der Triac durch und dadurch sind die 12V mit Masse verbunden, die Sicherung SI 3 brennt durch. Die Schaltung soll verhindern, dass bei einem unkontrollierten Anstieg der 12V Versorungsspannung weitere Schäden entstehen. Schutzschaltung mit der Brechstange.

MfG, bitbrain2101
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#9
Diese Schaltungen waren bei manchen Computernetzteilen beliebt, Commodore hat die z.B. bei einigen Amigas verbaut - die gehen ohne Last in die Schutzschaltung. Was hab ich mich bei einem A2K zum Idioten gesucht als ich dessen NT nur mit einer Festplatte als Testlast anlaufen lassen wollte! Eine 12-V-Autoglühlampe (60 V) an der 5-V-Schiene angeschlossen und das NT tat sofort was es sollte! (den eigentlichen Fehler, einen Elko mit Kurzschluss, hatte ich da schon behoben).
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#10
Ich habe so eine Brechstange schon mal an den Lautsprecherklemmen einer NF-Endstufe gefunden. In einem Kanal war der Triac vom Halbleiter zum Ganzleiter geworden. Ich hab natürlich vorher die Endstufe von vorn bis hinten durchgemessen ohne was zu finden, bevor ich das Teil auf einer kleinen Huckepack-Platine direkt an den Lautsprecherklemmen entdeckt habe.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#11
Ich habe jetzt mal die Kondensatoren auf der Verdrahtungsplatine und der Huckepack-Platine getauscht und siehe da... Die Maschine läuft wieder! Smile

Danke für eure Hilfe und interessanten Infos!
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#12
Dr.B.,'index.php?page=Thread&postID=211140#post211140 schrieb:Danke für eure Hilfe und interessanten Infos!
Gern geschehen, und weiterhin ungetrübten Spaß mit der Dicken!

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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