13.08.2017, 19:29
Vor einiger Zeit fiel in dem Thread "Noch eine Grundig TK600 Frage (Lautsprecher)" auf, daß Grundig in dem Gerät die beiden Lautsprecher gegenphasig an die Verstärkerausgänge angeschlossen hat.
Bekanntlich hat diese Schaltungsart die Eigenschaft, daß sie einen unnatürlich "räumlichen" Klangeindruck erzeugt, der keine Mittenortung zuläßt. Nachdem das Gerät umgestellt war auf gleichphasigen Anschluß, fiel dem Eigentümer auf, daß nun Bässe deutlich schwächer zu hören waren als vorher. Das mißfiel ihm mehr als der "space-ige" Klang der gegenphasigen Schaltung.
Ich habe heute mal mangels TK600 an einer Uher Royal de Luxe den Frequenzgang direkt vor dem rechten Lautsprecher in 3 Konfigurationen gemessen : 1. allein, 2. linker Lautsprecher gleichphasig, 3. linker Lautsprecher gegenphasig.
Das Gerät stand dazu frei in einem normalen Wohnraum senkrecht auf einem Tischchen, Lautsprecher-Mitte in etwa 85 cm Höhe. Eine Elektret-Mikrofon-Kapsel (Sennheiser KE4-211) in ca. 2,5 cm Abstand vor dem siebenten Schlitz (von oben) des Lautsprechergitters (Lautsprechermitte ist beim siebentem Steg). Gemessen wurde mit Sinus-Sweep. Die Lautsprecher waren dabei von der internen Schaltung abgeklemmt und mit einer externen Endstufe verbunden. Die Uher Royal selbst war ausgeschaltet.
Erste Versuche zeigten, daß das Gehäuse der RdL nicht nur resoniert sondern auch räsoniert. Es gibt im Innern und am Gehäuse Teile, die gern mitschwingen wollen. Deshalb wurden auf dem Plastik-Bodendeckel (bzw. Rückwand in der senkrechten Stellung) und der Klarsichthaube der Vorderseite etwas dämpfende Schaumstoffe angebracht und mit Gummi-Spanngurten gegengedrückt.
Bild 1 zeigt die Frequenzgänge im Bereich 40 Hz bis 20 kHz :
Blau : nur der rechte Lautsprecher
Grün : rechter und linker Lautsprecher gleichphasig gespeist
Rot : rechter und linker Lautsprecher gegenphasig gespeist
Türkis: nur der linke Lautsprecher
Es ist deutlich zu sehen, daß der gegenphasige Anschluß bis etwa 200 Hz höheren Basspegel erzeugt, als der gleichphasige Anschluß. Im Bereich von etwa 220 - 440 Hz erzeugt dagegen die gleichphasige Anordnung höheren Pegel. Bei höheren Frequenzen werden diese Wellenlängen-abhängigen Effekte zunehmend von anderen überdeckt.
Bild 2 zeigt den Bereich 40 - 1000 Hz im Detail,
Bild 3 nochmal mit linearer Frequenzachse.
Die beiden Lautsprecher befinden sich in einem Abstand von ca. 38 cm, das entspricht bei 447 Hz einer halben Wellenlänge , also einer Phasendrehung von 180° (90° bei 223 Hz). Bei tiefer Frequenz und gleichphasiger Ansteuerung "behindern" sich die Lautsprecher gegenseitig (zB wollen beide gleichzeitig raus), bei gegenphasiger Ansteuerung bewegen sie sich dagegen in die gleiche Richtung.
Bild 4 zeigt die Impedanzen der Lautsprecher.
Rechts (rot) und links (türkis) sind etwas verschieden. Die Resonanzfrequenz liegt zwischen 94...95 Hz, Rdc um 7 Ohm, die mechanische Güte bei 3.74, die elektrische bei 2.73, Gesamtgüte um 1.58. Bei Serienschaltung (grün) rutscht die Resonanzfrequenz etwas nach unten, bei Anti-Serienschaltung (blau) etwas nach oben. Wegen der sich in dem Fall gegenseitig unterstützenden Bewegungen beider Membranen ist die Resonanz-Impedanz größer.
Der Buckel in der Impedanz etwas oberhalb 200 Hz bei Serienschaltung kommt daher, daß bei 220 Hz der Weg von rechts nach links und zurück 2 mal 90° Phasendrehung bewirkt, die linke Membran sich gegenphasig bewegt, macht zusammen 360° bzw. 0° Phasendrehung. Daraus resultiert eine Unterstützung der rechten Bewegung, die sich dort als erhöhte Impedanz niederschlägt. Im Schalldruck-Frequenzgang übernimmt dort die gleichphasige Anregung von der gegenphasigen die "Führungsrolle".
Fazit:
Was nun besser ?
Am besten nimmt man statt der eingebauten (Kontroll-)Lautsprecher zwei getrennte "richtige" HiFi-Boxen...
MfG Kai
Bekanntlich hat diese Schaltungsart die Eigenschaft, daß sie einen unnatürlich "räumlichen" Klangeindruck erzeugt, der keine Mittenortung zuläßt. Nachdem das Gerät umgestellt war auf gleichphasigen Anschluß, fiel dem Eigentümer auf, daß nun Bässe deutlich schwächer zu hören waren als vorher. Das mißfiel ihm mehr als der "space-ige" Klang der gegenphasigen Schaltung.
Ich habe heute mal mangels TK600 an einer Uher Royal de Luxe den Frequenzgang direkt vor dem rechten Lautsprecher in 3 Konfigurationen gemessen : 1. allein, 2. linker Lautsprecher gleichphasig, 3. linker Lautsprecher gegenphasig.
Das Gerät stand dazu frei in einem normalen Wohnraum senkrecht auf einem Tischchen, Lautsprecher-Mitte in etwa 85 cm Höhe. Eine Elektret-Mikrofon-Kapsel (Sennheiser KE4-211) in ca. 2,5 cm Abstand vor dem siebenten Schlitz (von oben) des Lautsprechergitters (Lautsprechermitte ist beim siebentem Steg). Gemessen wurde mit Sinus-Sweep. Die Lautsprecher waren dabei von der internen Schaltung abgeklemmt und mit einer externen Endstufe verbunden. Die Uher Royal selbst war ausgeschaltet.
Erste Versuche zeigten, daß das Gehäuse der RdL nicht nur resoniert sondern auch räsoniert. Es gibt im Innern und am Gehäuse Teile, die gern mitschwingen wollen. Deshalb wurden auf dem Plastik-Bodendeckel (bzw. Rückwand in der senkrechten Stellung) und der Klarsichthaube der Vorderseite etwas dämpfende Schaumstoffe angebracht und mit Gummi-Spanngurten gegengedrückt.
Bild 1 zeigt die Frequenzgänge im Bereich 40 Hz bis 20 kHz :
Blau : nur der rechte Lautsprecher
Grün : rechter und linker Lautsprecher gleichphasig gespeist
Rot : rechter und linker Lautsprecher gegenphasig gespeist
Türkis: nur der linke Lautsprecher
Es ist deutlich zu sehen, daß der gegenphasige Anschluß bis etwa 200 Hz höheren Basspegel erzeugt, als der gleichphasige Anschluß. Im Bereich von etwa 220 - 440 Hz erzeugt dagegen die gleichphasige Anordnung höheren Pegel. Bei höheren Frequenzen werden diese Wellenlängen-abhängigen Effekte zunehmend von anderen überdeckt.
Bild 2 zeigt den Bereich 40 - 1000 Hz im Detail,
Bild 3 nochmal mit linearer Frequenzachse.
Die beiden Lautsprecher befinden sich in einem Abstand von ca. 38 cm, das entspricht bei 447 Hz einer halben Wellenlänge , also einer Phasendrehung von 180° (90° bei 223 Hz). Bei tiefer Frequenz und gleichphasiger Ansteuerung "behindern" sich die Lautsprecher gegenseitig (zB wollen beide gleichzeitig raus), bei gegenphasiger Ansteuerung bewegen sie sich dagegen in die gleiche Richtung.
Bild 4 zeigt die Impedanzen der Lautsprecher.
Rechts (rot) und links (türkis) sind etwas verschieden. Die Resonanzfrequenz liegt zwischen 94...95 Hz, Rdc um 7 Ohm, die mechanische Güte bei 3.74, die elektrische bei 2.73, Gesamtgüte um 1.58. Bei Serienschaltung (grün) rutscht die Resonanzfrequenz etwas nach unten, bei Anti-Serienschaltung (blau) etwas nach oben. Wegen der sich in dem Fall gegenseitig unterstützenden Bewegungen beider Membranen ist die Resonanz-Impedanz größer.
Der Buckel in der Impedanz etwas oberhalb 200 Hz bei Serienschaltung kommt daher, daß bei 220 Hz der Weg von rechts nach links und zurück 2 mal 90° Phasendrehung bewirkt, die linke Membran sich gegenphasig bewegt, macht zusammen 360° bzw. 0° Phasendrehung. Daraus resultiert eine Unterstützung der rechten Bewegung, die sich dort als erhöhte Impedanz niederschlägt. Im Schalldruck-Frequenzgang übernimmt dort die gleichphasige Anregung von der gegenphasigen die "Führungsrolle".
Fazit:
Was nun besser ?
Am besten nimmt man statt der eingebauten (Kontroll-)Lautsprecher zwei getrennte "richtige" HiFi-Boxen...
MfG Kai