B77 1/4 zu 1/2
#1
Eine Frage an die Besitzer einer B77.Hört man klanglich
einen Unterschied wenn man eine ¼ zu einer ½ Spur vergleicht. Ich meine nicht
das Rauschen und auch nicht das eventuelle durchschlagen der anderen Spur. Oder
ist der Unterschied so klein das er nur bei einem A-B Vergleich zu hören ist.
Immer vorausgesetzt das die Maschinen in Ordnung sind und ein gemessen.
Zusatzfrage. Das Rauschen höre ich bei meiner B77 ¼ nur zwischen
den Tonaufnahmen nicht bei der Musik dann selber. Ist dies normal? Oder hat der
Jenige der meine Maschine revidiert hat und ein gemessen „nur „ super
gearbeitet, oder bin ich da etwas taub. Habe leider keine ½ Spur zum Vergleich.
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#2
faktor10,'index.php?page=Thread&postID=202900#post202900 schrieb:Oder ist der Unterschied so klein das er nur bei einem A-B Vergleich zu hören ist.
Solange die Faktoren Rauschen und Gegenübersprechen unberücksichtigt bleiben, sowie Maschinen und Bandmaterial im einwandfreien Zustand und aufeinander eingemessen sind, würde es - gleiche Bandgeschwindigkeit vorausgesetzt - nicht mal im AB-Vergleich einen klanglichen Unterschied geben.

Das wahrgenommene Bandrauschen ist hauptsächlich von der Bandaussteuerung und der Programmdynamik abhängig. Bei klassischer Musik mit einem relativ hohen Anteil an Passagen im pianissimo wird das Bandrauschen deutlich stärker wahrgenommen als bei einem bis zum Anschlag ausgesteuerten Heavy-Metal-Konzertmitschnitt.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#3
Ich habe eine A77 1/4 und B77 1/2 Spur. Beide von Holger gut fertig gemacht.

Mir kommt es so vor, als wenn die Musik auf der 1/2 Spur Maschine einen Hauch voluminöser rüber kommt. Vllt bilde ich es mir auch ein.

Der Hauptvorteil scheint mir in der Schnittmöglichkeit zu liegen. Alles andere, Dynamik, Rauschen etc. erscheint mir persönlich für den Heimgebrauch vernachlässigbar, sofern man nicht die Super Luxus Audiokomponenten dahinter hat.

Ich selbst nehme mit den Maschinen praktisch nur Popmusik auf von Schallplatten. Danach läuft die meist im Hintergrund oder bei Zimmerlautstärke von etwas größeren Regalboxen.
Da sehe ich den hohen Bandverbrauch bei 1/2 Spur, 19cm als unnütz an. Ist halt meine persönliche Meinung.

Thomas
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#4
Dann kann ich ja mit meiner ¼ gut leben. Das durchschlagen
höre ich nur wenn die andere Seite
keinen Ton hat. Ich hatte halt noch ca.8 Bänder die über 30 Jahre alt sind und dachte
dann muss halt wieder eine ¼ Spur her. Nur ein Band hat überlebt ein Maxell. 30
Jahre ohne Maschine haben mir gereicht und so kam halt die B77 zu mir. Früher
hatte ich die Teac1000 r.Schneiden tue ich nicht sondern höchstens kleben wenn ein Band reißt.
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#5
Die Spurlage hat keine Auswirkungen auf die Frequenzgänge.
Die Halbspurmaschine hat einen geringfügig höheren Rauschabstand.
Die Dropout-Rate ist bei Viertelspur etwas höher. Da sind die breiteren Halbspuren ein wenig im Vorteil.
Das Gegenspur-Übersprechen bei 19cm/s ist bei Viertelspur durchaus wahrnehmbar. Bei 9,5 hingegen kaum.
In der praktischen Alltagsanwendung im Feld-Wald- und Wiesenbereich spielt das alles mMn aber nur eine untergeordnete Rolle.
19cm und Viertelspur "beißt" sich von der Logik mMn sowieso.
Fazit:
Wenn man für Hintergrundberieselung aufnimmt, ist man mit 9,5 und Viertelspur bestens bedient. Die 16.000 Hz sind da völlig ausreichend.
Wenn man in hoher Qualität (bis 20.000 Hz) und zum "richtig Hinhören" aufnehmen will, kommt man an 19cm nicht vorbei, dann wäre Halbspur die richtige Wahl.
Soweit meine zehn Cents... Smile
Gruss, Martin
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#6
faktor10,'index.php?page=Thread&postID=202909#post202909 schrieb:wenn ein Band reißt.
Ist bei dir echt schon mal ein Band gerissen? Das ist mir in 47 Jahren Tonbandpraxis noch nie passiert. Bei alten Tapes aus den 60er kommt es mal vor, dass die Klebestelle zwischen Vorspann- und Tonband aufgeht. Oder ich musste mal einen Meter rausschneiden, weil es sich zwischen Flansch und Wickel gequetscht hatte. Aber richtig reißen? Huh Nee.
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#7
Früher ist mir das zwei mal passiert.
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#8
Es gibt mehrere Spurbreiten bei Zweispur. Wenn nun bei Wiedergabe ein kleiner Teil der ungelöschten unbenutzten Zwischenrasens mit abgetastet wird, rauscht es mehr.

Das passiert auch häufig Leuten, die ihre Zweispurbänder von Revox auf Studer mit 0,75mm Schmetterlingsköpfen abspielen und plötzlich über die "rauschende Studiomaschine" schimpfen... :pinch:
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#9
Ich merke aber einen Unterschied bei meiner ¼ Spur Maschine,
wenn ich mit 9,5 oder 19 fahre. Bei der Geschwindigkeit 19 cm pro Sekunde
klingt sie für mich besser. Irgendwie klingt die Musik freier. Weiß nicht wie
ich es sonst beschreiben soll.
Einer schrieb -------------19cm und Viertelspur "beißt" sich von der Logik mMn sowieso.-----------------
Warum?
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#10
faktor10,'index.php?page=Thread&postID=202965#post202965 schrieb:Bei der Geschwindigkeit 19 cm pro Sekunde klingt sie für mich besser. Irgendwie klingt die Musik freier. Weiß nicht wie ich es sonst beschreiben soll.
Das ist völlig normal: die zwangsläufige Folge der erheblich geringeren Höhenaussteuerbarkeit bei 9,5 cm/s. Immerhin muss dann die halbierte Wellenlänge auf dem Band aufgezeichnet werden. Dies resultiert in magnetischen Sättigungserscheinungen bei den kürzesten Wellenlängen (also den höchsten Frequenzen) schon bei relativ geringer Aussteuerung.

Beim Hören hinterlässt dies regelmäßig einen verschmierten, "fetteren" Gesamteindruck, besonders bei hochtonreichem Programm.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#11
Hallo.

faktor10,'index.php?page=Thread&postID=202965#post202965 schrieb:Einer schrieb -------------19cm und Viertelspur "beißt" sich von der Logik mMn sowieso.-----------------
Warum?
Weil, je höher die Bandgeschwindigkeit, umso ausgeprägter das Übersprechen der Gegenspur. Man hört so eben die Gegenspur rückwärts "durchbrummen", bei 19 cm/s schon recht auffällig. Meist fällt das nur zwischen den Stücken oder bei leisen Passagen auf. Ich nehme aber grundsätzlich mit 19 cm/s auf, egal ob 1/4- oder 1/2-Spur und nehme eben bei Ersterem das Durchbrummen in Kauf. Es gibt ja sogar 1/4-Spur-Maschinen, die mit 38 cm/s laufen.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#12
Es gibt auch 1/8 Spur Maschinen die mit 38 laufen. Da müsste es ja theoretisch noch schlimmer sein.

Habe ich aber nicht feststellen können.



Gruß luedre
Fostex R8; REVOX B77; Uher 4200 Report IC, Uher 4000 L, Tesla B115; Tesla B90; Technics RS AZ7; Mirano Echo Chamber T-4;
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#13
luedre,'index.php?page=Thread&postID=202981#post202981 schrieb:Es gibt auch 1/8 Spur Maschinen die mit 38 laufen. Da müsste es ja theoretisch noch schlimmer sein.
Falls hier von Mehrspurmaschinen (also Achtspur) die Rede ist: Das physikalisch bedingte Übersprechen (Streureichweite großer Wellenlängen) wurde hier einfach in Kauf genommen und war auch meistens gut zu verschmerzen, da in den Einzelspuren ohnehin nur Signale aufgezeichnet wurden, die Bestandteile des späteren Downmix bildeten.

Das besonders störende Gegenübersprechen trat bei Mehrspurmaschinen (nur eine Laufrichtung) prinzipbedingt nicht auf.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#14
Also wenn ich das so hier lese, verstehe ich dies. Bei
19 schlägt es stärker rüber aber der
Klang ist doch besser.
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#15
Richtig, der Klang wird besser, aber die "Störung" stärker. Es gibt einige die bei wichtigen Aufnahmen wo es störend wirkt, nur eine Seite bespielen.
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#16
Vielen dank für eure Antworten.
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#17
Was man noch ergänzend sagen kann:

Ein Rauschunterdrückungssystem, das auf die komplette Bandbreite (also auch tiefe Frequenzen) wirkt, wie dbx, kann den Effekt auch abschwächen. Wenn auf der abgehörten Spur Stille ist (z.B. zwischen zwei Stücken) hört man bei Verwendung von dbx das Übersprechen der Gegen- oder Nebenspur nicht mehr. Sobald aber ein Signal wiedergegeben wird, ist es evtl. schon durchhörbar.
Eingie der 1/8-Spur-Maschinen nutzen ja auch dbx.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#18
Als Halbspurfreund ist 19cm/s meine bevorzugte Geschwindigkeit, 38 bringen im Verhältnis zum Materialaufwand nicht mehr einen lohnenswerten Zugewinn. 9,5 nehme ich nur bei Radioaufnahmen, da hier schon die Wiedergabefähigkeit ausreicht.

Bei Viertelspur würde ich auch 9,5cm/s nehmen, dazu besser eine japanische Maschine wie Akai oder Teac, die darauf auch optimiert sind. Eine Revox würde ich dafür weniger gern nehmen.
Gruß André
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#19
Ich würde eine Tandberg nehmen. Bei meiner TD 20 Höre ich kein Übersprechen. Weder bei leisen Passagen, noch bei Leerpassagen.
Das ist bei der Akai GX 630 D leider nicht gegeben. Übersprechen ist vorhanden.
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#20
Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=203000#post203000 schrieb:Als Halbspurfreund ist 19cm/s meine bevorzugte Geschwindigkeit, 38 bringen im Verhältnis zum Materialaufwand nicht mehr einen lohnenswerten Zugewinn. 9,5 nehme ich nur bei Radioaufnahmen, da hier schon die Wiedergabefähigkeit ausreicht.

Bei Viertelspur würde ich auch 9,5cm/s nehmen, dazu besser eine japanische Maschine wie Akai oder Teac, die darauf auch optimiert sind. Eine Revox würde ich dafür weniger gern nehmen.
Was spricht denn gegen Revox bei 9,5? War das nur ein Notbehelf?
Ich bin mit meiner A77 dabei sehr zufrieden.
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#21
Ich bin froh dass ich eine revidierte B77 habe. Eine weitere
werde ich mir nicht zulegen. Auch eine Kostenfrage. Denn mein Favorit wäre eine
Teac 1000 M. Und die ist mir zu teuer. Rolleyes
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#22
Bandomatic1,'index.php?page=Thread&postID=203009#post203009 schrieb:Was spricht denn gegen Revox bei 9,5? War das nur ein Notbehelf?
Ich bin mit meiner A77 dabei sehr zufrieden.
Meiner eigenen Erfahrung nach nichts.
Es gibt da aber offensichtlich auch andere Erlebnisse.
Generell schätze ich Willi Studer so ein, dass er einen hohen (professionellen) Anspruch an seine Geräte hatte.
9,5 und Viertelspur sind aber alles andere als ein professioneller Ansatz.
Wurde jedoch von der (Amateur-) Kundschaft verlangt, so dass auch diese Varianten bereits bei der 36er Serie angeboten wurden.
Will sagen, dass die Geräte generell auf Halbspur optimiert waren, aber auch als Viertelspur verkauft wurden.
Manche Autopervers-Akai war hingegen vom grundsätzlichen Bauprinzip für Viertelspur vorgesehen und insofern darauf optimiert.
Es gibt da Erfahrungswerte von anderen Nutzern, die sagen, dass diese Japan-Maschinen aus diesem Grunde mit Viertelspur besser klarkommen.
Details kann ich dazu nicht nennen, aber vielleicht melden sich noch ein paar User, die dazu konkreter was sagen können.
Gruss, Martin
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#23
Wie Martin sehe ich das auch. Es sollten auch Kunden gelockt werden, die ein Archiv von ihren alten 9,5er "Wendebändern" hatten. Ich habe bereits mehrmals Vergleich mit Cassetten gehört, auch mit B-215 von mir komplett revidiert. Das waren nur feinste Nuancen zwischen B-215 und B77 mit Halbspur19. Letztere rauschte weniger und hatte etwas bessere Signalstabilität, die B-215 ging allerdings bis 24kHz, die B-77 bis 22kHz. Bei 9,5 hat sie aber nur 16kHz. Bei anspruchsvolleren Aufnahmen klingt das schon ein wenig dumpf und dick. Ich denke, das wird als Viertelspur da nicht besser, zumindest nicht bei einer B77. Daher eher mein Rat zu einem "Japaner". Die sind auf "LS" besser gepolt und haben die Erfahrungen mit der Cassettentechnik. Oder eben eine Tandberg, die kenne ich aber nicht näher.
Gruß André
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#24
Aber weder Tandberg noch Akai (oder wer auch immer) kann doch die physikalischen Gesetzmäßigkeiten außer Kraft setzen! Dieses seitliche Streuen großer Wellenlängen in der Magnetschicht ist doch unabhängig von der Technik der Bandmaschine vorhanden, soweit ich das als Nicht-Physiker verstehe. Sicher kann man die Technik insofern optimieren, als man die Schirmung zwischen den Kopfsystemen so gut wie möglich ausführt und die Übersprechdämpfung im Verstärkerteil so groß wie möglich macht. Aber das grundsätzliche Problem wird davon nicht tangiert.

Ich habe selbst zwei Tandbergs, eine XD-10 und eine TD 20 A, beide Viertelspur, und auch bei denen habe ich Gegenspur-Übersprechen festgestellt. Deshalb stehen die jetzt auch im Keller und mussten sich von Revox und Philips in Halbspur verdrängen lassen... ;(

Gruß Holgi
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#25
Viertelspur wurde n. W ursprüglich erdacht um im Vergleich zu Halbspur im Monobetrieb die Spielzeiten zu verlängern bzw. die Bandkosten zu senken. Elvis hat sich in Bad Nauheim eine Grundig TK32 in Halbspur Mono gekauft. Dem waren die Bandkosten egal. Als dann die Stereowelle anfing kam man auf die Idee jeweils 2 der 4 Spuren in die gleiche Richtung aufzunehmen und wiederzugeben. Schon hatte man Viertelspur Stereo. Für was das dann genau gut sein sollte war egal, es war einfach da.

Ich persönlich arbeite gern mit Vollspur Mono, Halbspur Mono und Viertelspur Mono und Stereo.

VG Martin
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#26
An dieser Stelle scheint ein kleiner Rückblick angebracht.

Die Viertelspurtechnik wurde entwickelt, um bei Stereobetrieb weiterhin ein Band zweiseitig und um ein Monoband vierfach nutzen zu können. Die Stereofonie war mit der Stereo-Schallplatte weltweit 1958 gestartet. Die ersten Viertelspurgeräte erschienen in der BRD im Sommer (Magnetophon 76) und Herbst (Grundig TK 54 und 24) 1959, in den USA etwas früher. (Elvis hatte also 1958 keine Wahl - und er hatte übrigens meines Wissens nach einen TK 30 (mit 9,5 und 19). Manfred Krug hat etwas mehr investiert und einen TK 35 mit der S-Bahn nach Ostberlin geschmuggelt.)


Viertelspur kam natürlich aus USA und schlug dort richtig ein, zumal dort für die Fans vorbespielte Bänder eine relativ große Rolle spielten und sich erst mit der Viertelspurtechnik zu bezahlbaren Preisen auf breiter Front durchsetzen konnten (Vorbespielte in Zweispur Stereo hatte es zuvor auch gegeben, die waren dann aber schlagartig weg vom Fenster.)

Hüben wir drüben waren die Bandkosten das große Argument. Ein 360m-Standardband BASF LGS 52 mit 2x30 Minuten Laufzeit bei 19 kostete bei uns damals satte 19,80 D-Mark, ein 540m-Langspielband 27,50. Eine 30cm-LP 21 Mark. Eine Kinokarte übrigens 2 Mark, nur so zum Vergleich. Da war es ein Unterschied, ob das Langspielband (bei 9,5 cm/s, damals aus dem gleichen Grund ganz überwiegend verwendet) 2 x 90 oder 4 x 90 Minuten lang spielt. Dennoch verteidigten Zweispurgeräte hierzulande tapfer ihre Stellung auf Platz Zwei, während sie in den USA nur noch in halbprofessionellen Kreisen verwendet wurden. Revox lieferte nach Amiland deshalb übrigens ganz überwiegend Viertelspurausführungen, wer weiß, ob der Willi Studer die sonst überhaupt ins Programm genommen hätte...

Kritik gab es nach der Einführung reichlich. Tonbandfreunde mit Viertelspurgeräten lernten das Wort "dropouts" kennen und mussten lernen, Standardband und alle älteren Bänder zu vermeiden und jedes Staubkorn zu fürchten. Die Gerätehersteller gaben den Bandherstellern die Schuld; BASF und Agfa begannen, die Bänder stärker und glatter zu kalandern und polieren und die Spulen in Folienbeutel eingeschweißt zu liefern. Und sie polterten, dass die Gerätehersteller eigentlich die Schuld haben, worauf diese die Bandführungen verbesserten und den Kopfandruck sorgfältiger konstruierten (Grundig mit den beflockten Andruckbändern!).

Insgesamt verkaufte sich die Viertelspur aber gut, und zwar besonders in der Heimgeräte-Oberklasse, so gut, dass es um 1961 nur noch Vierspurer in dieser Klasse gab: Grundig TK 64, dann 45, dann 46, Telefunken M 97, Uher Stereo-Record I und III, Philips RK 66. Dagegen liefen nun die Tonbandhobbyisten Sturm und kreierten den Schlachtruf "Wer Vierspur fährt, ist Schläge wert!". Die Industrie besann sich auf diesen nicht unwichtigen Käuferkreis und schob Zweispur-Spitzenmodelle nach: TK 47, Magnetophon 98, Uher Stereo-Record II (alle in der Region um 900 DM).

Nachdem ab Ende der Sechziger die engagierten und qualitätsbewussten Tonbandfans in die Revox-Klasse aufgestiegen waren, beschränkte sich der Heimgerätemarkt sich auf Viertelspurer, mit Ausnahme von Uher, die mit ihren auswechselbaren Kopfträgern das Problem geschickt lösten.


Sprung in die Gegenwart: Der Hauptnachteil bei Viertelspur, insbesondere bei 9,5 ist auch heute noch der vergleichsweise unreine, weil ungleichmäßig abgetastete, Ton, sobald das Band nicht mehr fabrikneu ist. Bei 19er Tempo ist das allerdings kaum zu hören, und die Alternativen Viertelspur mit 19 und Halbspur mit 9,5 - beide haben ja den selben Bandverbrauch - hat über die Jahrzehnte die Tonbandgemüter bewegt. Nur das Argument des Gegenübersprechens bei Viertelspur war früher nur ganz selten ein Thema und wird heute meiner Meinung nach stark überbewertet, zumal es nur Hörer klassischer Musik mit ihrer weiten Dynamik betrifft.

Gruß
Stefan
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#27
Sehr anschaulich berichtet. Den könnte ich keine eigene Erfahrung hinzufügen.

Weil ich mit meiner Frau unlängst mal dort war, hatte ich TK32 in Erinnerung.

https://www.bad-nauheim.de/fileadmin/use..._Elvis.pdf

Wie man sieht hatten damals wohl nicht mal die Professionellen das Hauptaugenmerk auf Klangoptimierung. Dies ist algemein eher eine Erscheinung der Retrowelle. Wenn man alte Bänder kauft findet man kaum etwas was auch nur annähernd die Anforderung an eine qualitativ hochwertige Aufnahme der heutigen Enthusiasten erfüllen könnte. Die waren damals wohl schlichtweg zu geizig. Auf der anderen Seite zeigt gerade das heutige ausreizen bis an die Grenzen der alten Technik das sich diese auch nach heutigen Gesichtspunkten nicht zu verstecken braucht.

VG Martin
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#28
Die Bandbreite war damals sicher gigantisch - von erstklassig gemachten Aufnahmen bis zum letztklassigen Schund der ahnungslosen Massen. Letzteres sind die Bänder, die man häufig auf Flohmärkten fand und teilweise noch findet. Häufig Radio-Aufnahmen mit den charakteristisch zerschnippelten Liedern, vielleicht gar noch mit dem Mikrofon weil kein Kabel vorhanden war oder an der Quelle keine passende Buchse. Damit verbunden Hintergrundgeräusche und Brumm-Einstreuungen. Aussteuerung war eher Glückssache und besonders pfleglich behandelt wurden die Bänder auch nicht.

Entgegen verbreiteter Vorurteile hat das meiner persönlichen Erfahrung nach wenig mit Musikgenres zu tun, ich hatte auch schon Klassikbänder, Viertelspur-Stereo mit 4,75 auf Noname-Bandmaterial aufgenommen. Das hing einzig und allein von Motivation, Fähigkeiten und Geldbeutel der Aufnehmenden ab. War später bei der CC ganz genauso. Die einen haben hochwertige CCs auf erstklassigen Decks eingemessen und von guten Quellen bespielt, dann wie einen Schatz gehütet. Die nächsten haben Hongkong-Rumpler viel zu schwach ausgesteuert (weil die Empfindlichkeit überhaupt nicht passte) oder grausig übersteuert auf Billiggeräten aufgenommen und wieder eine andere Gruppe Ahnungsloser hat hochwertige Chromkassetten auf einer Schuhschachtel ohne passende Entzerrung und Vormagnetisierung aufgenommen, Chrom ist teurer, muss ja besser sein. Und alle Abstufungen dazwischen.
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#29
Ich muss dazu feststellen, dass sich bei mir die Ahnung von dem "Geschäft" auch erst heute, mehr als 40 Jahre nach meiner ersten Bandmaschine, einstellt. Der Grund ist aber keine Ignoranz, sondern das damalige Fehlen des Internet. Natürlich haben wir uns damals bei Händlern und in Fachzeitschriften informiert. Wie wir heute wissen, wurden wird dabei fast ausnahmslos mit konsumfördernden "alternativen Wahrheiten" versorgt. Man könnte auch sagen: angelogen und abgezockt. Da ist es ein Segen, dass es heute Foren wie dieses gibt. Die Mehrheit der Käufer im Audiobereich aber scheint bei aktuellen Produkten immer noch auf die gleiche Masche hereinzufallen. Es gibt halt nichts Neues unter der Sonne ...
Gerhard
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#30
Die Bandbreite war sicher groß. Dennoch wage ich die Behauptung das sich die Masse niemals mit Geschwindigkeiten jenseits 9,5 befasst hat. Ob nun mit Viertel oder Halbspur dürfte eher eine Frage des vorhandenen Gerätes als der persönlichen Überzeugung gewesen sein. Mit etwas Sorgfalt gelingen m. E. auch mit 9,5 durchaus anhörliche Aufnahmen. So wusste noch lange nicht jedes Gerät welches die 19 als Option angeboten hat diese auch zu nutzen. Doppelter Bandverbrauch heißt halt auch doppelte Qualität. Das war denke ich in der Praxis auch kaum zu erreichen.

Vg Martin
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#31
Als ich so 18 Jahre alt war kaufte ich mir eine kleine Teac
2300. Diese hatte 18 Spulen. Ich fand schon damals dass die Geschwindigkeit 19
besser klang als die 9,5. Da aber auf den Spulen recht wenig Band war hatte ich
mich mit der Geschwindigkeit 9,5 begnügt und 19 für mich ausgeblendet. Als Lehrling
hatte ich nicht so viel Geld. Das Gerät war schon teuer genug für mich gewesen
dazu noch einen Verstärker, Lautsprecher und Schallplattenspieler. Ich war
glücklich. Freunde schüttelten den Kopf und meinten wieso noch eine Bandmaschine.
Ein Kassettendeck reiche doch völlig.Kassentendecks fand ich aber schon immer
langweilig. Nie hatte ich eine besessen. Vor einiger Zeit habe ich durch einen
Erbfall eine bekommen.


Soweit ich es damals mitbekommen hatte galt die halb Spur
nur etwas für die etwas abgehobenen Amateurprovis. Nicht für uns Otto
Normalverbraucher.
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#32
Das mag für die Teac 2300 gelten. Nichtsdestotrotz hatte die Masse der Consumerklasse ihr Leistungsmaximum duchaus bei 9,5 und nicht bei 19.

http://www.asc6000.de/downloads/asc-hifi...979-10.pdf

Ich denke die Hersteller konnten sich der Vorliebe der Konsumenten eben auch nicht entziehen.

VG Martin
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#33
Danke für diesen alten Test. Bei Stiftung Warentest bin ich
aber immer etwas kritisch. Es kommt immer auf die Testeinstellungen an. Auf die
Kriterien. Die hatten vor langer Zeit mal Plattenspieler getestet und ein Punkt
zur Abwertung war das bei geschlossener Haube man nicht an die Bedienelemente
mehr rann kam.


Ich würde mich freuen noch so ein paar alte Tests zu lesen.
Nostalgie pur und schwelgen in alten Erinnerungen wenn man den Test vielleicht wieder
erkennt.
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#34
Durchweg schlechter Wiedergabefrequenzgang bei 19 gegenüber 9,5 heißt für mich, dass die Geräte damals auf 9,5 optimiert waren, 19 war Alibi fürs Prospekt und den Stammtisch.
Gerhard
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#35
Yup, sehe ich genauso. Die Käufer wollten bereits mit 9,5 sehr gute Ergebnisse erzielen. Natürlich konnte man mit 19 besser aber was nutzte das wenn das Gerät auf 9,5 optimiert war. Man hätte also selber Hand anlegen müssen oder eben Großspuler einsetzen müssen. Möglicherweise hat man dort etwas anders optimiert.

Ich denke wer heutzutage wie ich Kleinspuler einsetzt muss realistisch hinterfragen ob er der 19 Empfehlung der heutigen Enthusiasten wirklich folgen möchte. Oder er muss sich sein Gerät von einem Fachmann auf 19 trimmen lassen.

VG Martin
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#36
Das mit der Optimierung auf 9,5 möchte ich bestreiten. Die meisten Hersteller bemühten sich um gute Daten bei allen vorhandenen Geschwindigkeiten, logisch, schon weil die interessierten Verbraucher (die uninteressierten kauften kaum Tonbandgeräte, jedenfalls nicht mehr in den Siebzigern) Prospekte wälzten und verglichen. Da Entzerrung etc. sowieso zwischen den Geschwindigkeiten umgeschaltet werden, würde auch eine Optimierung auf 9,5 keine Nachteile bei 19 bedeuten, jedenfalls nicht bei Heimgeräten.

Gruß
Stefan
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#37
Stimmt, meine umfangreiche Sammlung von Fremdbändern enthält fast keine Aufnahmen mit 19, durchwegs 9,5 und ein bisschen 4,75, selten 2,4.

Die Optimierung für 9,5 möchte ich aber für europäische Heimgeräte doch etwas bezweifeln. Beispiel Philips N4504: die Gleichlaufschwankungen sind bei 19 am geringsten (<= 0,15%, bei 9,5 <=0,2%, bei 4,75 <=0,3%) und der Frequenzgang am besten (35...25000 Hz, bei 9,5 noch 35...18000 Hz, bei 4,75 nur mehr 35...11000 Hz).

Zitat: Da Entzerrung etc. sowieso zwischen den Geschwindigkeiten umgeschaltet
werden, würde auch eine Optimierung auf 9,5 keine Nachteile bei 19
bedeuten, jedenfalls nicht bei Heimgeräten.
Wie sieht es mit der Kopfspaltbreite aus?

Wo sicher eine Optimierung für 9,5 versucht wurde, war bei EE-Bändern und dazu passenden Geräten, aber die waren eine Nische.
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#38
Die wenigen Service Manuals, die ich bislag studiert habe, sehen eine Einmessung des jeweiligen Gerätes bei 19 cm/s vor. Eine getrennte Abgleichsmöglichkeit für 9,5 cm/s (oder für unterschiedliche Bandsorten) gibt es nur in Ausnahmefällen. Die Umschaltung geschieht also auf standardisierte Werte, etwaige Bauteiltoleranzen können nicht kompensiert werden. Daraus kann ich keine Optimierung für 9,5 cm/s herleiten.

Stiftung Warentest bewertet die Handhabung und die Messwerte. Wie originalgetreu die Testlinge tatsächlich reproduzieren, wurde nicht geprüft. Doch gerade dieses Kriterium scheint mir angesichts der immer wieder aufkommenden Diskussion "Digital-Analog" nicht vernachlässigt werden zu dürfen. Denn wenn wir den Meßwerten glauben, müssen digitale Formate (ab einem bestimmten Niveau freilich) besser als analoge klingen. Stimmt's?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#39
Optimiert ist vielleicht etwas viel behauptet. Die Testergebnisse zeigten zumindest keine signifikant besseren Ergebnisse. Teilweise sogar eher das Gegenteil. Da dies technisch nicht zu erwaten wäre, scheint es als ob man herstellerseitig für 19 zumindest nicht die gleiche Sorgfalt hat walten lassen wie für 9,5. Verständlich da die Nutzung derselben unter Heimanwendern doch eher die Ausnahme dargestellt hat.

VG Martin
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#40
Vollspurlöschkopf,'index.php?page=Thread&postID=203040#post203040 schrieb:An dieser Stelle scheint ein kleiner Rückblick angebracht.
Ein 360m-Standardband BASF LGS 52 mit 2x30 Minuten Laufzeit bei 19 kostete bei uns damals satte 19,80 D-Mark, ein 540m-Langspielband 27,50. Eine 30cm-LP 21 Mark.
Da unterschieden sich die Preise gar nicht so sehr von denen in der ehemaligen DDR. Ein 360m Langspielband (Typ 116) kostete 19,45M, 540m vom selben Typ bekam man für 28,05M. Eine LP kostete bei uns 16,10M. Standardband gab es von ORWO allerdings nur auf Bobbies für den professionellen Bereich. Daher sind mir hier keine Preise bekannt. Kassetten waren dagegen bei uns extrem teuer, so dass man auf Mitbringsel von der Westverwandtschaft angewiesen war.
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#41
Houseverwalter,'index.php?page=Thread&postID=203158#post203158 schrieb:Standardband gab es von ORWO allerdings nur auf Bobbies für den professionellen Bereich.
Stimmt nicht, es gab den Typ 103 (orangefarbenes Etiket)t bis zum Schluß auf Spule, zB. 15er mit 240m für 10,90 Ostmark.
Viele Grüße,

Matthias
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#42
Hallo Houseverwalter,

ja, mit dem Unterschied, dass die Bänder über die sechziger Jahre im Westen immer billiger wurden. Ich habe ja die Preise von 1959 angeführt. Zehn Jahre später kostete ein 360m-Band von BASF so um 11 Mark.
Nochmal zehn Jahre später, 1979, war ein BASF-Band LP35 LH 18er/540 Meter (schwarz-rote Schachtel) mit etwa 24 DM sauteuer, aus dem gleichen Haus in der schwarz-grünen Schachtel LP 35 nur etwa 11 Mark. Zu dieser Zeit griffen allerdings viele Normalverbraucher-Tonbandler zu den billigen Shamrock-Bändern, die kosteten in den Kaufhäusern um 6 (!) Mark (540m) und waren auch meist erstaunlich gut. (Dass die später anfingen zu kleben, konnte man damals nicht ahnen, aber das taten ja auch viele Marken-Bänder.)

Gruß
Stefan
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#43
Apropos Kaufhaus. Ich habe im meinem Fundus noch zwei blaue 13er "thorten" DP Bänder. Riechen nicht und sind hellbraun mit Schaltfolie und blattgrün/rostbrauroten Vorlaufband. Waren das Shamrock Ableger? Bzw. evtl. die Schneider Bänder?

P.S. Ist sogar noch der Preis drauf 13/366m 7.90 DM.

Wobei das Band von der Farbe her ausschaut wie die 15er ORWO TP Spule. Wäre ja nicht das erste Produkt was die West Kaufhäuser im Osten geordert hätten.

VG Martin
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#44
MatthiasB.,'index.php?page=Thread&postID=203197#post203197 schrieb:Stimmt nicht, es gab den Typ 103 (orangefarbenes Etiket)t bis zum Schluß auf Spule, zB. 15er mit 240m für 10,90 Ostmark.
Danke für die Info. Ich habe das Normalband jedoch nie im Handel gesehen. Vermutlich war es dann aber schon Typ 106, wenn es bis zur Wende verkauft wurde. Was kosteten eigentlich die Bänder in den späten 80ern im "Westen"? Dort waren sie ja mehr oder weniger nur noch ein Nischenprodukt.
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#45
Nein, wenn ich schreibe Typ 103, dann kannst Du das ruhig glauben Smile
Gab es normal im Handel, manchmal aber auch nur auf Anfrage.
Typ 106 gab es nie auf Spule, nur 1000m Offenwickel.

Zu den Preisen von Offenwickeln mal ein Beispiel von bei mir vorhandenen Exemplaren:

Typ C (1955), CR(1965). CPR(Typ100) (1973) je 34,50 Ostmark
Typ 103 (1976) 35,57 Ostmark
Typ 104 mit schwarzer Rückseitenmattierung (1978 ) 53,00 Ostmark
Bei Typ 106 ist kein Preis auf den Kartons mehr aufgedruckt.
Viele Grüße,

Matthias
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#46
Ich denke jetzt sind wir vom Thema weg. Zu Bändern gibt es hier schon genug Themen, wo man anschließen kann

Micha
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#47
@ Martin (Leserpost): Stell doch bitte mal Bilder von den Horten-Bändern in diesen Thread:

http://forum2.magnetofon.de/board2-tonba...dergalerie

Viele Grüße,
Martin
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