27.12.2016, 22:58
Seit zwei Jahren besitze ich ein Sennheiser M 101 Übertragungsmischpult.
Für 120 Euro habe ich es damals aus der Bucht gefischt und freue mich bis heute jedesmal, wenn ich es hervorhole über den tollen optischen und technischen Zustand. Hochwertigste Studiotechnik für kleine Übertragungswagen und andere mobile Erfordernisse zugeschnitten, im kompakten Format und prädestiniert für die Benutzung mit den Mono-Nagras IV-L und 4.2. Diese haben eine spezielle Buchse für den Mischpultanschluss, an der auch die Betriebsspannung von 18 V vom Batteriefach anliegt. Sennheiser hat das Mischpult ziemlich lange angeboten, ich vermute, etwa von 1970 bis 1980. Der Neupreis ist mir nicht bekannt, dürfte aber im Bereich knapp unter 1000,- DM gelegen haben.
Es gab zu dem Pult in gleicher Größe und Ausführung noch ein Kontrollgerät namens ML 101, das im wesentlichen aus zwei Leistungs-Verstärkerzügen und einem eingebauten Lautsprecher nebst Schaltern besteht und zum Mithören per Lautsprecher oder Kopfhörer Vor- und Hinterband, sowie zum Vorhören der Mischpulteingänge herangezogen werden kann. Es können Kommandos auf das Nutzsignal aufgesprochen oder an Kopfhörer (Reporter/Kameramann) gegeben werden.
Das Pult M 101, das in der Grundfläche etwa einer Nagra entspricht (35 × 23 cm), besitzt ein Gehäuse aus grau lackiertem Messingblech und einen ebensolchen Deckel. Es wiegt immerhin mit Batterien 6 kg.
Damit ihr überhaupt wisst, wovon ich spreche, hier zunächst mal ein paar Fotos des M 101. Der ursprüngliche Bügel-Tragegriff, mit dem man das Gerät auch schräg aufstellen konnte, fehlt leider. Ich brauche mir wohl auch keine Hoffnungen zu machen, einen solchen bei der Seltenheit des Teils noch jemals auftreiben zu können...
Das Gerät ist natürlich nur in Monotechnik ausgeführt, kann aber anschlussmäßig sehr universell belegt werden. Es hat vier Eingänge, deren gesamte Verstärkerelektronik sich auf steckbaren, in einer Minute auszubauenden Einzelmodulen befindet. Daneben gibt es ein Summenmodul, das außer der Pegeleinstellung am Ausgang auch die Aussteuerungskontrolle mittels Spitzenspannungsanzeiger ermöglicht. Ein Pegeltongenerator lässt sich einschalten und liefert am Ausgang bei offenem Summensteller ein Signal von 1 kHz und 0 dB (0,775 V an 600 Ohm). Ein Klangregelnetzwerk ermöglicht im Summensignal die Absenkung oder Anhebung von Höhen und Bässen im Bereich von etwa ± 12 dB. Diese Klangregler können wahlweise auch auf den 4. Eingangskanal geschaltet werden.
Jeder Kanalzug besitzt eine symmetrisch beschaltete Kleintuchelbuchse am Eingang (es gab später auch wahlweise eine Version mit XLR-Buchsen). Die Eingangsimpedanz (1 kHz) liegt bei >1 kOhm, bei eingeschaltetem Abschwächer 1,8 kOhm. Dieser Abschwächer ist in vier Stufen von 0 bis 60 dB schaltbar, zusätzlich ist die Gegenkopplung der ersten Verstärkerstufe noch um weitere -20 dB stufenlos regelbar. Es können dadurch Eingangssignale von 0,1 mV bis 1,55 V verarbeitet werden, was allen Arten von Quellen vom dynamischen Mikro bis zur Bandmaschine entspricht!
Zuschaltbar ist 12 V Tonaderspeisung für die Sennheiser MKH-Mikrofontypen, sowie ein Trittschallfilter, das mit 10 dB/Oktave unterhalb 100 Hz wirkt.
Zwischendurch hier ein paar Fotos vom Innenleben. Die Vorverstärker sind durchweg mit rauscharmen Siliziumplanar-Transistoren vom Typ BC 560 bestückt. Die Eingänge sind trafosymmetrisch.
Die Fotos zeigen das M 101 mit ausgebauten Modulen und das leere Gehäuse mit den Steckleisten, ein Kanalmodul, das Summenmodul, einen der Eingangsübertrager und nochmals ein Kanalmodul auf seinem Schaltbild.
Die Kanalfader sind selbstverständlich welche aus deutscher Fertigung (sowas gab es damals noch!) mit 100 mm Schiebeweg.
Die Stromversorgung wird im Normalfall durch zwei große, in Reihe geschaltete 9 V-Batterien realisiert, die aber kaum noch erhältlich sind. Ich habe Anfang des Jahres noch ein paar ergattert.
Als ich das Gerät bekam, war anstelle der Batterien ein längsgeregeltes Netzteil (Sonderzubehör) eingebaut, das 18 V bei 150 mA abgibt. Das habe ich zwar noch, aber ich habe es ausgebaut. Da, wo die Kaltgerätebuchse saß, habe ich eine Blindplatte aus Alublech draufgesetzt. Man sieht es auf dem nächsten Bild im Vordergrund links. Und was da aussieht, wie ein Druckschalter aus Alu, ist der Entriegelungsknopf für den Batteriefachdeckel.
Weiterhin kann die Gleichspannungsversorgung aus der angeschlossenen Nagra erfolgen, wofür sich ein entsprechender Schalter auf dem Summenmodul befindet. Die Nagra hat, wie erwähnt, eine spezielle Buchse für Mischpulte, deren Eingangspegel an der Nagra fix ist, also hinter dem Pegelregler eingespeist wird, und aus der auch die 18 V-Speisung des Mixers erfolgt.
Beide Geräte miteinander verbunden:
Wenn wir uns die einzelnen Eingangsmodule betrachten, finden wir bei jedem von ihnen diese Bedienungselemente:
Oben die verschraubbare Kleintuchelbuchse, dann der Schalter für die Tonaderspeisung, darunter der Eingangsabschwächer von 0 bis -60 dB, rechts unterhalb mit dem "V" befindet sich der Vorhörtaster, der nur mit angeschlossenem Kontrollgerät (oder einer entsprechenden Eigenbauvorrichtung) funktioniert. Dann schließlich das Gegenkopplungspoti und das Trittschallfilter.
Auf dem Summenmodul findet man außer dem mit einem roten Knopf versehenen Summenfader und dem erwähnten Umschalter Nagra/Batterie noch den Ein/Aus-Schalter und die beiden Potis des Entzerrers für Höhen und Tiefen. Direkt unterhalb des Drehspul-Instruments befinden sich zwei weitere Schiebeschalter, von denen der linke dem Einschalten des Pegelgenerators und der rechte dem Umschalten des Klangregelnetzwerks vom Summenkanal auf den Kanal 4 dient. Auf dem mittleren Foto ist der Pegelton gerade eingeschaltet. Wenn das Instrument 0 dB zeigt, tut es auch das Modulometer der Nagra. Damit es das wirklich tut, musste ich allerdings den Festwiderstand vor dem Ausgang des M 101 durch einen Trimmer ersetzen und diesen entsprechend einpegeln. Vorher war da eine Abweichung von rund 2 dB...
Der Batterietestknopf rechts gibt wohl kaum Rätsel auf, und oben dann schließlich die beiden Ausgangsbuchsen und eine dritte, die es ermöglicht, den Knotenpunkt des Mischpults mit einem zweiten, baugleichen zu verbandeln, sollten dem Toningenieur die vier Eingänge nicht reichen!
Die Ausgangsleistung wird übrigens durch eine Gegentaktendstufe mit sehr niedrigem Ausgangswiderstand erzeugt.
Ganz zum Schluss möchte ich euch die technischen Daten des M 101 aus der Micro-Revue Nr. 8 (1976) nicht vorenthalten! Hai-End-Frieks werden ob der auf dem Papier recht bescheidenen Werte vielleicht die Nase oder sonstwas rümpfen, aber in der Studiotechnik waren realistische Eigenschaften gefragt, die für den Einsatz beim Rundfunk mehr als ausreichend waren.
Soweit die Vorstellung dieses kleinen professionellen Mischpults; so kurz wie möglich, so ausführlich wie nötig!
Ich kannte das M 101 schon seit meinen jugendlichen "Tonbandamateur"-Tagen aus Sennheisers Micro-Revue, hätte aber natürlich nie für möglich gehalten, dass ich selbst mal eines besitzen würde! Und das, so muss hier mal ganz eindeutig gesagt werden, ist allein durch ein großes Online-Auktionsportal möglich geworden. Über andere Kanäle hätte ich zu Lebzeiten sicher nie ein M 101 gefunden, noch dazu in so hervorragendem Zustand. An dem Mischpult gab es, als ich es erhielt, übrigens nichts zu reparieren! Nicht mal ein Regler krachte... Ich habe es nur gereinigt und den Ausgangspegel richtig eingestellt. Das war eben noch deutsche Wertarbeit!
Die Module, aus denen das M 101 aufgebaut ist, gab es bald schon auch einzeln zu kaufen, so dass man sich ein maßgeschneidertes Pult daraus aufbauen konnte.
Obwohl es etwas speziell war, hoffe ich euch nicht gelangweilt zu haben. Wenn doch, kann ich es auch nicht ändern!
LG Holgi
Für 120 Euro habe ich es damals aus der Bucht gefischt und freue mich bis heute jedesmal, wenn ich es hervorhole über den tollen optischen und technischen Zustand. Hochwertigste Studiotechnik für kleine Übertragungswagen und andere mobile Erfordernisse zugeschnitten, im kompakten Format und prädestiniert für die Benutzung mit den Mono-Nagras IV-L und 4.2. Diese haben eine spezielle Buchse für den Mischpultanschluss, an der auch die Betriebsspannung von 18 V vom Batteriefach anliegt. Sennheiser hat das Mischpult ziemlich lange angeboten, ich vermute, etwa von 1970 bis 1980. Der Neupreis ist mir nicht bekannt, dürfte aber im Bereich knapp unter 1000,- DM gelegen haben.
Es gab zu dem Pult in gleicher Größe und Ausführung noch ein Kontrollgerät namens ML 101, das im wesentlichen aus zwei Leistungs-Verstärkerzügen und einem eingebauten Lautsprecher nebst Schaltern besteht und zum Mithören per Lautsprecher oder Kopfhörer Vor- und Hinterband, sowie zum Vorhören der Mischpulteingänge herangezogen werden kann. Es können Kommandos auf das Nutzsignal aufgesprochen oder an Kopfhörer (Reporter/Kameramann) gegeben werden.
Das Pult M 101, das in der Grundfläche etwa einer Nagra entspricht (35 × 23 cm), besitzt ein Gehäuse aus grau lackiertem Messingblech und einen ebensolchen Deckel. Es wiegt immerhin mit Batterien 6 kg.
Damit ihr überhaupt wisst, wovon ich spreche, hier zunächst mal ein paar Fotos des M 101. Der ursprüngliche Bügel-Tragegriff, mit dem man das Gerät auch schräg aufstellen konnte, fehlt leider. Ich brauche mir wohl auch keine Hoffnungen zu machen, einen solchen bei der Seltenheit des Teils noch jemals auftreiben zu können...
Das Gerät ist natürlich nur in Monotechnik ausgeführt, kann aber anschlussmäßig sehr universell belegt werden. Es hat vier Eingänge, deren gesamte Verstärkerelektronik sich auf steckbaren, in einer Minute auszubauenden Einzelmodulen befindet. Daneben gibt es ein Summenmodul, das außer der Pegeleinstellung am Ausgang auch die Aussteuerungskontrolle mittels Spitzenspannungsanzeiger ermöglicht. Ein Pegeltongenerator lässt sich einschalten und liefert am Ausgang bei offenem Summensteller ein Signal von 1 kHz und 0 dB (0,775 V an 600 Ohm). Ein Klangregelnetzwerk ermöglicht im Summensignal die Absenkung oder Anhebung von Höhen und Bässen im Bereich von etwa ± 12 dB. Diese Klangregler können wahlweise auch auf den 4. Eingangskanal geschaltet werden.
Jeder Kanalzug besitzt eine symmetrisch beschaltete Kleintuchelbuchse am Eingang (es gab später auch wahlweise eine Version mit XLR-Buchsen). Die Eingangsimpedanz (1 kHz) liegt bei >1 kOhm, bei eingeschaltetem Abschwächer 1,8 kOhm. Dieser Abschwächer ist in vier Stufen von 0 bis 60 dB schaltbar, zusätzlich ist die Gegenkopplung der ersten Verstärkerstufe noch um weitere -20 dB stufenlos regelbar. Es können dadurch Eingangssignale von 0,1 mV bis 1,55 V verarbeitet werden, was allen Arten von Quellen vom dynamischen Mikro bis zur Bandmaschine entspricht!
Zuschaltbar ist 12 V Tonaderspeisung für die Sennheiser MKH-Mikrofontypen, sowie ein Trittschallfilter, das mit 10 dB/Oktave unterhalb 100 Hz wirkt.
Zwischendurch hier ein paar Fotos vom Innenleben. Die Vorverstärker sind durchweg mit rauscharmen Siliziumplanar-Transistoren vom Typ BC 560 bestückt. Die Eingänge sind trafosymmetrisch.
Die Fotos zeigen das M 101 mit ausgebauten Modulen und das leere Gehäuse mit den Steckleisten, ein Kanalmodul, das Summenmodul, einen der Eingangsübertrager und nochmals ein Kanalmodul auf seinem Schaltbild.
Die Kanalfader sind selbstverständlich welche aus deutscher Fertigung (sowas gab es damals noch!) mit 100 mm Schiebeweg.
Die Stromversorgung wird im Normalfall durch zwei große, in Reihe geschaltete 9 V-Batterien realisiert, die aber kaum noch erhältlich sind. Ich habe Anfang des Jahres noch ein paar ergattert.
Als ich das Gerät bekam, war anstelle der Batterien ein längsgeregeltes Netzteil (Sonderzubehör) eingebaut, das 18 V bei 150 mA abgibt. Das habe ich zwar noch, aber ich habe es ausgebaut. Da, wo die Kaltgerätebuchse saß, habe ich eine Blindplatte aus Alublech draufgesetzt. Man sieht es auf dem nächsten Bild im Vordergrund links. Und was da aussieht, wie ein Druckschalter aus Alu, ist der Entriegelungsknopf für den Batteriefachdeckel.
Weiterhin kann die Gleichspannungsversorgung aus der angeschlossenen Nagra erfolgen, wofür sich ein entsprechender Schalter auf dem Summenmodul befindet. Die Nagra hat, wie erwähnt, eine spezielle Buchse für Mischpulte, deren Eingangspegel an der Nagra fix ist, also hinter dem Pegelregler eingespeist wird, und aus der auch die 18 V-Speisung des Mixers erfolgt.
Beide Geräte miteinander verbunden:
Wenn wir uns die einzelnen Eingangsmodule betrachten, finden wir bei jedem von ihnen diese Bedienungselemente:
Oben die verschraubbare Kleintuchelbuchse, dann der Schalter für die Tonaderspeisung, darunter der Eingangsabschwächer von 0 bis -60 dB, rechts unterhalb mit dem "V" befindet sich der Vorhörtaster, der nur mit angeschlossenem Kontrollgerät (oder einer entsprechenden Eigenbauvorrichtung) funktioniert. Dann schließlich das Gegenkopplungspoti und das Trittschallfilter.
Auf dem Summenmodul findet man außer dem mit einem roten Knopf versehenen Summenfader und dem erwähnten Umschalter Nagra/Batterie noch den Ein/Aus-Schalter und die beiden Potis des Entzerrers für Höhen und Tiefen. Direkt unterhalb des Drehspul-Instruments befinden sich zwei weitere Schiebeschalter, von denen der linke dem Einschalten des Pegelgenerators und der rechte dem Umschalten des Klangregelnetzwerks vom Summenkanal auf den Kanal 4 dient. Auf dem mittleren Foto ist der Pegelton gerade eingeschaltet. Wenn das Instrument 0 dB zeigt, tut es auch das Modulometer der Nagra. Damit es das wirklich tut, musste ich allerdings den Festwiderstand vor dem Ausgang des M 101 durch einen Trimmer ersetzen und diesen entsprechend einpegeln. Vorher war da eine Abweichung von rund 2 dB...
Der Batterietestknopf rechts gibt wohl kaum Rätsel auf, und oben dann schließlich die beiden Ausgangsbuchsen und eine dritte, die es ermöglicht, den Knotenpunkt des Mischpults mit einem zweiten, baugleichen zu verbandeln, sollten dem Toningenieur die vier Eingänge nicht reichen!
Die Ausgangsleistung wird übrigens durch eine Gegentaktendstufe mit sehr niedrigem Ausgangswiderstand erzeugt.
Ganz zum Schluss möchte ich euch die technischen Daten des M 101 aus der Micro-Revue Nr. 8 (1976) nicht vorenthalten! Hai-End-Frieks werden ob der auf dem Papier recht bescheidenen Werte vielleicht die Nase oder sonstwas rümpfen, aber in der Studiotechnik waren realistische Eigenschaften gefragt, die für den Einsatz beim Rundfunk mehr als ausreichend waren.
Soweit die Vorstellung dieses kleinen professionellen Mischpults; so kurz wie möglich, so ausführlich wie nötig!
Ich kannte das M 101 schon seit meinen jugendlichen "Tonbandamateur"-Tagen aus Sennheisers Micro-Revue, hätte aber natürlich nie für möglich gehalten, dass ich selbst mal eines besitzen würde! Und das, so muss hier mal ganz eindeutig gesagt werden, ist allein durch ein großes Online-Auktionsportal möglich geworden. Über andere Kanäle hätte ich zu Lebzeiten sicher nie ein M 101 gefunden, noch dazu in so hervorragendem Zustand. An dem Mischpult gab es, als ich es erhielt, übrigens nichts zu reparieren! Nicht mal ein Regler krachte... Ich habe es nur gereinigt und den Ausgangspegel richtig eingestellt. Das war eben noch deutsche Wertarbeit!
Die Module, aus denen das M 101 aufgebaut ist, gab es bald schon auch einzeln zu kaufen, so dass man sich ein maßgeschneidertes Pult daraus aufbauen konnte.
Obwohl es etwas speziell war, hoffe ich euch nicht gelangweilt zu haben. Wenn doch, kann ich es auch nicht ändern!
LG Holgi