Skala Pegelregler bei Nagra
#1
Frohe Weihnachten allerseits!

Als ich gestern meine Nagra E am Wickel hatte, stellte ich mir erneut die Frage, was es mit der Skala des Mikrofon-Pegelstellers auf sich hat. Diese zeigt am linken Anschlag "150" und am rechten "71". Was wohl Dezibel sein sollen.
Zusätzlich steht dann noch da aufgedruckt, dass ein Eingangssignal von 0,2 µbar (bei dynamischem Mikro) einen Aufsprechpegel von 0 dB zur Folge hat. Was für mich eigentlich auch nicht einleuchtend ist, denn das Eingangssignal wird korrekt nicht in µbar (das ist eine Druckangabe) angegeben, sondern nur als Spannungswert. Die mV/µbar-Geschichte ist eine Angabe des Mikrofonherstellers, die den Übertragungsfaktor (also die Empfindlichkeit) des Mikrofons beschreibt.

   

Der daneben liegende Regler für den Line- und Ausgangspegel dagegen hat eine für mich logische Einteilung mit 0 dB bei 1 Uhr und rechts davon eine positive dB-Skala bis 12, links davon eine negative bis -70. Da ist der Fall klar: 0 dB entspricht bei 320 nWb/m einem Pegel von 775 mV, bei kleineren Signalen muss eben verstärkt (plus) oder bei lauteren abgeschwächt (minus) werden.

Aber aus diesen Werten von 150 bis 71 (ohne Plus- oder Minusangabe) beim Mikrofonregler werde ich nicht schlau. ?( 8| Huh Bitte erleuchtet mich!

Gruß Holgi
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#2
Hallo Holger,

beim Spekulatius futtern fiel mir dazu folgende spekulative Erklärung ein:
0.2 mV / 0.775 V = -71.8 dB.
Da hätte schon mal die "71" mit der Beschriftung gemeinsam.
Es könnte sich also um die Signalanhebung in dB für 0 dB Aussteuerung handeln.

Weihnachtliche Grüße
Kai
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#3
Ja, gut, aber wenn man den Gedanken dann mal weiterspinnt und dabei einen Blick auf die Skala wirft, kommen die Überlegungen ins Stocken! Denn wenn ich den Regler auf 100 drehe, müsste das ja dann eine Signalanhebung um 100 dB sein, was definitiv nicht stimmt, weil die Anhebung 29 dB geringer ist als bei Rechtsanschlag!
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#4
Das ist ja ärgerlich, denn ich hätte gern einen Volltreffer gelandet.

Dann bliebe aber noch , daß es sich nach Abzug von 71 um den Pegel unter 0 dB handelt, dem man damit einstellt, wenn bei 71 Vollaussteuerung erzielt wird.
Am besten mit einer Skala von -79 bis 0 abdecken

MfG Kai
PS: Man sieht daran, daß man auch so tolle Geräte noch verbessern kann.
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#5
Hallo Holgi,

die ominöse Angabe auf der Skala bedeutet „0dB ≙ 2x10*(-4) µBar“.

Dies war Standardschreibweise für die menschliche Hörschwelle (0dB) bei 1kHz, bis das µBar vom Pascal als Einheit für den Druck abgelöst wurde. 2x10*(-4) µBar entspricht 2x10*(-5) Pascal.

Hier das weniger missverständliche Pendant auf meiner IV-S:

[Bild: IMG_5523_0a.jpg]

Die Skalierung des Aussteuerungsstellers bezieht sich auf eine dynamische Standardmikrofonkapsel mit einem Feld-Leerlauf-Übertragungsfaktor von 0,2mV/µBar. Bei Rechtsanschlag würde bei einem solchen Mikrofon ein Schalldruckpegel von 71dB (bezogen auf Hörschwelle) eine Aussteuerung von 0dB am Modulometer erzeugen. Bei Einstellung auf „94dB“ müssten am Mikrofon 94dB Schalldruckpegel ankommen, um 0dB Anzeige zu erzeugen etc.

Der Vorteil für den Tontechniker lag auf der Hand: Auch ohne vorherige Aussteuerungsprobe konnte er eine relativ zuverlässige Voreinstellung nach dem zu erwartenden Schalldruckpegel vornehmen (wofür es Tabellen gab und gibt à la "Presslufthammer in 1m Entfernung" etc).

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#6
Danke Peter!

Dass der Punkt bei 2.10 -⁴ eigentlich × (mal) bedeuten soll, war mir schon klar.
Und über den Rest hast du, Peter, mich mit gewohnter Fachkenntnis aufgeklärt. Diese Art der Skalierung empfinde ich trotzdem als sehr... nun ja, gewöhnungsbedürftig, wie so Vieles, was Kudelski gemacht hat. Aber nun weiß ich Bescheid! thumbsup

Als du die Tabellen mit den Schalldrücken erwähntest, fiel mir ein, dass ich eine solche schon seit 1967 im 'Telefunken Tonband-Taschenbuch' habe. Nachgesehen und siehe da: da findet sich auch die Angabe "0 Phon - - - Reiz- oder Hörschwelle = 2.10-⁴ µbar bei 1000 Hz"! Es ist da tatsächlich auch genauso geschrieben, wie ich es wiedergegeben habe, mit dem . als mal-Zeichen.

Was bei der Tabelle nicht korrekt ist (und was mich schon damals gestört hat) ist die Tatsache, dass keine Entfernung von der jeweiligen Schallquelle angegeben ist. Ein Motorrad ohne Auspuff (! Big Grin ) ist vermutlich in 2 m Entferung lauter als in 300 m... Auch der zitierte Presslufthammer ist mit seinen 90 Phon bestimmt nur in der Nähe so laut.

LG Holgi
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#7
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=197707#post197707 schrieb:sehr... nun ja, gewöhnungsbedürftig, wie so Vieles, was Kudelski gemacht hat.
Ja, zum Beispiel "rot" für links :whistling:

hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=197707#post197707 schrieb:Auch der zitierte Presslufthammer ist mit seinen 90 Phon bestimmt nur in der Nähe so laut.
Die Abnahme des Schalldrucks mit der Entfernung ist auch als 1/r-Gesetz bekannt:
http://www.sengpielaudio.com/Rechner-Sch...ernung.htm

Und ohne Entfernungsangaben sind Schallpegeltabellen ziemlich wertlos.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#8
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=197708#post197708 schrieb:Ja, zum Beispiel "rot" für links :whistling:
Genau! Oder die seltsamen Bedienungsschritte zum Vor-/Rückspulen...
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