Reaktivierung einer nicht ganz alltäglichen Maschine
#1
Liebe Tonbandfreunde,

Animiert durch Matthias´ schöne „Wer bin ich ?“- Geschichte, das schlechte Adventswetter und weil ich das eigentlich schon sehr lange machen wollte, habe ich am letzten Wochenende mit der Reanimation einer Maschine begonnen. Die Jahreszeit ist quasi optimal, also wann- wenn nicht jetzt.

Das gute Stück steht seit fast genau 28 Jahren (!!) in unserem Keller, allerdings immer trocken und geheizt. Ich hatte mich damals nicht sehr dafür interessiert, das Gerät war gewissermaßen eine „Feierabend- Beschäftigung“ meines Vaters, aber dazu später mehr.

Nachdem ich nun aber schon einige Zeit im „Bandmaschinen- Forum“ unterwegs bin, ist das natürlich ein Grund mehr, den Schatz im Keller doch mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Außer einer Staubschicht und ein paar Kratzern auf der Frontabdeckung gab es keinen äußeren Makel, dafür aber interessante Details. Mit einem dieser Details möchte ich gern beginnen und Euch ebenfalls die Frage stellen um welches Gerät es sich hier handeln könnte. Das wird kein langes Rätsel á la Matthias, zumal hier genau bekannt ist, worum es sich handelt. Ich möchte nur ein wenig Eure Neugier wecken.

Also, was denk ihr, zu welcher Maschine könnten diese Köpfe, resp. dieser Kopfträger gehören ?


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#2
Hallo,

also das sieht ganz nach VEB T2221 aus (Sander & Janzen, bzw. Turow KG), aber als Umbau zum 4-Kanal Gerät...evtl. mit Tonköpfen aus japanischer Produktion...

Kann das passen?


Grüße,

Silvio
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#3
Schöne Köpfe, allerdings ist die Anordnung nicht mehr original.
Da wo der Aufnahmekopf sitzt ist normalerweise ein Bandführungsbolzen.
Der Kopf weiter links.
Mehr sage ich nicht.

Volkmar
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#4
Hallo Silvio,Hui, das ging jetzt schneller als erwartet.Und die eindeutige Antwort lautet: Jein !! Wink Wink
Das Grundgerät ist tatsächlich eine T2221- Truhe, mit dem Laufwerk T221. Das Laufwerk selbst hat ein paar geringfügige Modifizierungen (unter Anderem größere Messerleisten, bereits ab Herstellerwerk) erhalten, dazu einen komplett anderen Kopfträger. Bei einem Laufwerk mit diesen Modifikation wurde dann sogar die Laufwerksbezeichnung verändert, es sollte ja seine Ordnung haben. Das Laufwerk heißt also offiziell „T321“.


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#5
Eine Truhe für so eine 4- Spur- Anlage wurde dann ebenfalls umbenannt und heißt: „4- Spur- Magnetbandtruhe Sonderfertigung T3221“Der Kopfträger konnte direkt mit den vorhandenen 4- Spur- Köpfen vom Hersteller bezogen werden und es sind keineswegs japanische Köpfe ! Alle 4 Köpfe stammen vom Standard- Ausrüster „VEB Goldpfeil Hartmannsdorf“. Es sind dies je 2 Halbspur- Löschköpfe L2Q17, ein 4- Spur- Wiedergabekopf W4Q14 und ein 4- Spur Aufnahmekopf A4Q14.

Wie bei 4- Spur Geräten normalerweise üblich, hat diese Maschine in der Truhe unterhalb des Laufwerks die Verstärkersektion eingebaut. Schaut man hier genauer hin, dann bemerkt man allerdings nur 4x Wiedergabe- Entzerrer + 4x Endverstärker. Es fehlt die komplette Aufnahmekette, also sowohl HF- als auch NF- Sektion des Aufnahmeverstärkers. Warum denn das ? Eine Anlage nur für Wiedergabe ? Warum dann aber die teuren Löschköpfe und der Aufnahmekopf ?

Wer kann es sich denken ?

Antwort folgt...


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#6
Hallöchen,
warscheinlich stand die Maschine in einem Büro wo sie von, in der Regel technisch ungebildeten, Redakteuren zu bedienen war. Durch den fehlenden Aufnahmepfad konnten die sog. Journalisten keinen Schaden an den Bändern anrichten die sie abspielten.
Gruß, Jürgen
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#7
olav246,'index.php?page=Thread&postID=197256#post197256 schrieb:warscheinlich stand die Maschine in einem Büro wo sie von, in der Regel technisch ungebildeten, Redakteuren zu bedienen war.

Hihihi, das könnte man vermuten und oftmals war das auch so. Wenngleich besagte Redakteure das natürlich anders sahen...

Nein, in diesem Fall hier liegen die Dinge ein wenig anders. Die Maschine stand im Studio eines Theaterbetriebs, die wollten eigene Produktionen für Bühnenstücke damit machen. Offensichtlich war an reguläre 4- Spur- Maschinen schwer ranzukommen, denn nur das Laufwerk entsprach einem T321. (Wenngleich die Bandführung offenbar nicht wirklich zu Ende gedacht wurde, wie Volkmar bereits anmerkte, denn dieses silberne Metallteil welches im Bild vor dem A- Kopf sitzt, sitzt normalerweise wirklich vor einem Bandführungsbolzen und der Kopf weiter links. Wie auch immer, es funktioniert jedenfalls)

Die gesamte Truhe wurde aber als normale T2221 für Stereo- Betrieb geliefert. Was also tun ? Nun- typisch DDR- man nahm, was man bekommen konnte und machte das Beste draus, bzw. ließ machen. Man wandte sich also an meinen Vater (ehem. Toningenieur, später Rundfunk- und Fernsehmechanikermeister mit eigenem Geschäft), der bereits mehrere Maschinen von Mono auf Stereo- Betrieb umgerüstet hatte, versorgte ihn mit den entsprechenden Unterlagen und sagte "bau doch mal um". Natürlich nicht einfach so, sondern hoch- offiziell, mit Verträgen und allem pipapo. Das war im Frühjahr 1989... Und Papa baute. :gear: :gear:

Zuerst die Wiedergabeseite, Aufnahme sollte dann folgen. Dazu kam es aber nie. Ganz kurz nach der Wende kam die Nachricht: "...ach nö, brauchen wir nicht mehr. Wir haben uns für 30.000,- DDR- Mark (!!!) 8| 8| eine Fostex 8- Spur Maschine gekauft.." (Soweit ich sie in Erinnerung habe, müßte das eine R8 gewesen sein). Da hatte jemand einen goldenen Geschäftssinn...

Tja und mein Vater blieb auf seinen Kosten (Arbeitszeit, etc..) sitzen. Originalton: "Naja, dafür hast Du doch die Maschine ..!" schöner Trost... X(

So steht sie nun noch immer im Keller und ich frage mich, was am besten machen damit. Ich habe keine 4- Spur Bänder, welche man abspielen könnte. Ich überlege, ob ich die Wiedergabe- Umrüstung rückgängig mache, einen Stereo- Kopfträger einbaue und dann wieder eine "normale" Stereo- Maschine habe. Dann hätte man ein Gerät, mit dem man etwas anfangen könnte und nicht nur ein Anekdotenbehaftetes Unikat...

Grüße, Rainer
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#8
zwei Kanäle zusammenfassen ( Y ) und als Zweispur Maschine verwenden wo liegt das Problem?
Gruß Ulf

TF-Berlin
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#9
für die Wiedergabe ginge das natürlich, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob die Werte an jene einer 2- Spur- Maschine heranreichen.

Das eigentliche Thema ist ja die Aufnahme. Durch den Umbau der Truhe wurden erst einmal schon vorhandene Leitungen (vom Aufnahmeverstärker) für die Wiedergabe der zusätzlichen Spuren "umgenutzt". Gleiches gilt für die Plätze der Steckkarten für Aufnahmeverstärker (NF und HF). Wenn ich das so lasse, fehlt es an Beidem, Platz und Leitungen. Ich müßte also die Aufnahmeverstärker unter die eigentlichen Plätze "schmieden" und neue Leitungen für die Aufnahme verlegen... Naja, mal sehen. Machen könnte ich beides, aber irgendwie ist mir die Idee mit dem Stereo- Kopfträger sympathischer, zumal ich noch einen rumliegen habe. Ebenfalls zumal mit nagelneuen Köpfen...
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#10
Hallo Rainer,
Du könntest es aber auch so lösen wie bei der T4224 Magnetbandanlage.
Da hat man die Aufnahme- / Wiedergabeverstärkern in ein Extragehäuse untergebracht und über die Maschine gesetzt.
Befestigt mit Rechteck-Rohren an der Rückseite der eigentlichen Truhe.
Da könnten dann die Wiedergabe-Einheiten rein.

Die Spuren der 4-Spurköpfe würde ich nicht zusammenfassen.
Durch den Rasen zwischen den Spuren bekommst Du bespielte Bänder wahrscheinlich nicht vollständig gelöscht.
Die Aufnahmen auf dieser Maschine kannst Du dann auf einer echten 2-Spur evtl. nur mit den ungelöschten Rest-Tönen der alten Aufnahme wiedergeben.

Solltest Du Dich für den 2-Spurkopfträger entscheiden und den 4-Spurkopfträger abgeben wollen, ich würde den gerne nehmen.

Viele Grüße
Volkmar
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#11
Wickinger,'index.php?page=Thread&postID=197421#post197421 schrieb:Du könntest es aber auch so lösen wie bei der T4224 Magnetbandanlage.
Da hat man die Aufnahme- / Wiedergabeverstärkern in ein Extragehäuse untergebracht und über die Maschine gesetzt.

Hallo Volkmar,

das klingt sehr interessant, Danke. Hast Du irgendwo ein Bild dieser Anlage ? Google findet nichts, zumindest nicht auf die Schnelle. Ich werde mir das über Weihnachten mal in Ruhe überlegen was ich da jetzt mache, in der Zeit komme ich hoffentlich mal ein bisschen zum Hobby. Arbeit ist es ja in beiden Fällen.

Grüße, Rainer
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#12
Hallo Rainer,

leider habe ich z.Z. nichts besseres:
Ist aus einer Beschreibung entnommen die nicht von mir stammt.

Wobei die T4224 nicht in einer Truhe daher kommt, sondern an 2 Punkten (Links / Rechts etwa mittig) auf einem Gestell aus 4-Kant Rohren ruht.
Damit kann man das Laufwerk um einige Grad nach vorne kippen.
Der Kasten mit den Aufnahme- / Wiedergabeverstärkern ist mit dem unteren Gestell fest verbunden.
Die "nach vorne" Neigung macht der Kasten nicht mit.
Die Verbindung läuft über Messer-Kabel-Verbindung.

Habe mir kürzlich eine zweite T4224 zugelegt, leider ohne Untergestell, da noch seltener als das Gerät selbst (BJ 1989/90).
Viele Grüße
Volkmar


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.pdf   Ansicht T4224.pdf (Größe: 746.54 KB / Downloads: 38)
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#13
Hallo Volkmar,

vielen Dank für die Bilder ! Und Gratulation zu dieser Maschine, die hätte ich in jedem Fall auch genommen !! thumbup thumbup

Grüße, Rainer
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