Bei Vollspur ungleichmäßiger Bandfluss
#1
Hallo Männer,

ich besitze (wie manche vielleicht wissen) zwei kleine Vollspurgeräte, eine Nagra 4.2 und eine Nagra E.

Nun wollte ich vor einiger Zeit mal für jemanden ein einfaches Testband mit Azimut und Pegel bespielen und benutzte dazu die Nagra 4.2. Die Köpfe der Maschine sind absolut einwandfrei, nicht merklich abgenutzt (es sind sicher nicht mehr die ersten; das Gerät ist Bj. 71 und war beim ZDF im Einsatz).
Und ich habe sie vorher selbstredend blitzblank geputzt und mit der Telefunken-Drossel entmagnetisiert!

   

Als ich das Band dann auf meiner Wohnzimmermaschine, die halbspurig-stereophon (2,5 mm Spurbreite) arbeitet, probeweise abspielte, musste ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass die Pegel auf dem linken und rechten Kanal unterschiedlich waren! Rechts hatte ich rund 2,5 dB weniger, während links die angestrebten 320 nWb/m vorhanden waren, und das bei einer Vollspuraufnahme!
Ich muss dazu sagen, dass meine Philips N 4522 nach BASF-Bezugsband eingemessen ist und über ein RTW-Peakmeter ausgesteuert wird, das zuvor nochmals mit dem Bezugspegel von 320 nWb/m bei 19 cm/s überprüft wurde. Die Höhenjustage des WK ist korrekt.
Tolle Wurst. Ein Vollspurgerät, das über die Bandbreite unterschiedlich stark magnetisiert!

Naturellement habe ich das Band zusätzlich noch auf die ebenfalls sauber eingemessene Revox B 77 MkII gelegt und das gleiche Ergebnis erhalten.

Das Testband war so jedenfalls unbrauchbar und ich prüfte erst mal, ob der Band-Kopf-Kontakt bei der Kudelski irgendwie beeinträchtigt ist oder der Kopf schief steht... nichts. Aufnahmekopf absolut parallel zu den Rubin-Bandführungen, Kopfhöhe so eingestellt, dass der Spalt weder oben noch unten hinter dem Band hervorschaut. Azimut korrekt. Auch, wenn ich bei laufender Aufnahme das Band mit dem Finger leicht unten an den AK drückte, änderte sich nichts Nennenswertes am Pegelunterschied zwischen oberer und unterer Bandhälfte!

Ich musste das Band dann schließlich mit der Nagra E erneut anfertigen, wobei nun der Pegelunterschied oben/unten bei Halbspurabtastung zu vernachlässigen war (<0,5 dB).

Wie kann man das erklären? Kann ein Vollspurkopf einen über die Spalthöhe variierenden magn. Fluss aufs Band bringen? Und wenn ja, warum? Ungleichmäßige Spaltbreite? Irgendwelche Unregelmäßigkeiten bei der Positionierung der Wicklung? Ungleichmäßige Beschaffenheit der Kernbleche?
Leider kann man in den Kopf nicht zerstörungsfrei reinkucken...

Es würde mich nur mal interessieren! Wink

LG Holgi
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#2
Hallo Holgi,

was hast du da für eine Kopfplatte drin - mit Pilotton? Ich kann mir nur vorstellen dass der Pilottonkopf Mist macht. Der Kopfspiegel sieht auch nicht gut aus - oder es spiegelt sich ungünstig.

Kontrolliere da mal. Evt denPilotton mal ablöten.



Gruß luedre
Fostex R8; REVOX B77; Uher 4200 Report IC, Uher 4000 L, Tesla B115; Tesla B90; Technics RS AZ7; Mirano Echo Chamber T-4;
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#3
Nee, der Pilotkopf ist schon lange nicht mehr in Betrieb, die Pilot-Platinen sind ausgebaut und der Blindstrecker draußen. Verbraucht nur unnötig Batteriestrom und ich brauche es nicht.
Kommt daher nicht als Ursache in Frage.

   
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#4
Aber ausgebaut hast du ihn nicht?! Evt Einstreuung über Blindstecker? Mal kurzschließen. Die Entmagnetisierung hat du ja wohl ordentlich gemacht?

mehr fällt mir zu dem Thema nicht ein. Dass ein Kopf über seine Spaltbreite unterschiedlich arbeitet habe ich auch noch nicht gehab - außer wenn dieser stark eigeschliffen ist.

Gruß luedre
Fostex R8; REVOX B77; Uher 4200 Report IC, Uher 4000 L, Tesla B115; Tesla B90; Technics RS AZ7; Mirano Echo Chamber T-4;
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#5
Zu deinem Problem kann ich nicht wirklich was Erhellendes beitragen. Das Einzige was mir einfällt wäre, dass das Band nicht bis zum Rand magnetisiert wird und das auch noch unsymmetrisch. Hast du mal versucht, das Band umzudrehen, sodass die "Spuren" vertauscht sind. Dann müsste sich bei unsymmetrischer Aufzeichnung auch die Kanalungleichheit umkehren.

Etwas Anderes, das mich wundert ist die Konstruktion des Aufnahmekopfs: Die Bandkanteneinfräsung ist unsymmetrisch und der Kopf ist durch zwei Lagen Abschirmblech unterteilt. Ich bin jetzt nicht so der Auskenner bei Baandmaschinen aber für eine Vollspurmaschine erscheint mir dieser Kopf seltsam. Gibts für diese Kopfausführung eine Erklärung?
Viele Grüße
Lukas
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#6
Band mal rumdrehen, hätte ich jetzt auch gesagt.
MfG Mario
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#7
lukas,'index.php?page=Thread&postID=196228#post196228 schrieb:Gibts für diese Kopfausführung eine Erklärung?
Ja. Der mittlere ist der Neopilotkopf. Was aussieht wie Abschirmbleche in der Bandmitte sind tatsächlich seine beiden Kopfsysteme. Der Aufnahmekopf ist links zu sehen. Der Löschkopf (meist in schwarzer Ferritausführung) liegt links von der Stroboskoprolle und ist daher nicht im Bild.

Bei dem ungewöhnlichen Pegelunterschied denke ich meistens an Spaltbeschädigungen. Diese müssten aber bei 19 cm/s und 1 kHz schon so massiv sein, dass sie mit bloßem Auge zu erkennen sind. Auf dem Foto erkenne ich jedenfalls noch nichts.

Zum Vergleich ein IV-S Aufnahmekopf mit einem leichten Kratzer im unteren System, der mit bloßem Auge gerade erkennbar ist, erstaunlicherweise aber sich messtechnisch noch nicht bemerkbar macht:


[Bild: IMG_5544_AK.jpg]

Da du alle sinnvollen Möglichkeiten offenbar schon ausgetestet hast, bleibt mir für den Moment noch ein Vorschlag übrig: Nimm mal auf Tripleband auf. Falls bei geringerer Steifigkeit die LR-Pegel sich angleichen, haben wir es möglicherweise mit einer Unebenheit im Kopfspiegel zu tun.

0,5 dB LR-Pegeldifferenz ist bei Vollspuraufnahmen nichts Ungewöhnliches, für die Herstellung von "richtigen" Messbändern allerdings klar außerhalb der Toleranz. Trotzdem lässt sich damit effektiv und genau arbeiten, wenn Korrekturtabellen für unterschiedliche Wiedergabe-Spurlagen (und evtl. Frequenzen) zur Verfügung stehen.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#8
Vielen Dank erst mal für eure Beiträge.
Ich werde in den nächsten Tagen (wenn ich mit dem Röhrenradio fertig bin, was ich gerade auf dem Tisch habe) die Nagra mal rausholen und sowohl mit rumgedrehtem Band aufnehmen als auch ein Tripleband bespielen. Dann berichte ich. Ändern werde ich es ohnehin nicht können, so lange ich keinen neuen AK habe (bei Ebay ist vor einem Jahr mal einer für 30 Euro weggegangen, da habe ich gepennt!).

Vielleicht schaffe ich es auch, eine Nahaufnahme vom Kopfspiegel zu fertigen.

Gruß
Holgi
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