Aufwickelbandzug Sony TC-D5 erhöhen — leichter als gedacht!
#1
Hallo,

ich hatte ja in einem anderen Fred (hier) schon angedeutet, dass ich mich vielleicht demnächst mal über die zu geringen Aufwickelzüge meiner Sony TC-D5-Portabelrecorder hermachen wollte.
Wie in jenem Faden geschrieben, neigen diese sonst so zuverlässigen Geräte dazu, dass die Rutchkupplung des Aufwickeldorns im Laufe der Jahre schlapp wird. Wenn man keine wirklich leicht laufenden Kassetten benutzt, hält der Wickeldorn häufig an und dann schaltet sich das Laufwerk aus, was leider erst so spät geschieht (nach 3-4 Sekunden), das sich bereits eine größere Schlaufe gebildet oder sich sogar etwas Band um den Capstan gewickelt hat. X(

Ich kannte solche Rutschkupplungs-Konstruktionen bisher nur in Form von filzbelegten und durch eine weiche Druckfeder belasteten Teller. Hier jedoch wurde mir beim Studium der Explosionszeichnung sonnenklar: Sony hat da was ganz anders gemacht! Da die rechte Kupplung gleichzeitig zum Auslösen des Bandstopps benutzt wird, ist hier eine Mimik montiert, die die Kupplung per Zugfeder an einem Hebelchen zusammendrückt. Das Hebelchen (anders kann man die Tile dieser filigranen Konstruktion nicht nennen) drückt irgendwie per angeschrägtem Unterteil (Uher Report lässt grüßen) die Kupplungshälften zusammen und dabei wird logischerweise der Bandzug immer höher, je stärker die Feder an diesem Hebelchen zieht.

Ich dachte mir also, so schwer kann das doch gar nicht sein, dieser Feder etwas mehr Spannung zu geben! Hauptsache, man muss dabei nicht die Hauptplatine oder gar das ganze Laufwerk ausbauen und zerlegen, denn dazu hatte ich absolut keine Meinung...

Hier haben wir nun ein TC-D5 Pro auf dem Tisch. Dina von den Bucibären sieht sich die Sache schon mal an.

   

Als Werkzeug wird ein Phillips-Kreuzschlitzdreher Größe 00 benötigt, eine spitze Pinzette und/oder eine Spitzzange, ein kleiner Seitenschneider (es geht auch eine Platinenzange; der Draht der Feder ist sehr dünn), sowie diverse sehr dünne Haken, Nähnadeln oder Zahnstocher. Irgendwas jedenfalls, mit dem man eine winzige Feder handhaben und bearbeiten kann.
Zuerst muss die obere Gehäuseschale entfernt werden. Dazu werden sieben Kreuzschlitzschrauben gelöst. Bitte merken, wo welche Länge hingehört.

       

Nun liegt der Recorder schon ziemlich nackt vor einem:

   

Weiter geht es mit der Entfernung des Kunststoff-Zierrahmens um den Kassettenschacht. Um dessen Schrauben zu erreichen, muss zunächst der Klappdeckel dran glauben. Drei silbrige Schräubchen an der Scharnierleiste (Pfeile) werden entfernt und die Klappe links aus der Feder herausgenommen, was man nicht näher beschreiben muss, weil es nur einen Handgriff ohne Werkzeug erfordert.
Danach wird der erwähnte Zierrahmen, der auch die Bandsorten- und Dolbyschalter umfasst, abgeschraubt.

       

Schließlich trennt den Bastler nur noch die Metalleinlage im Kassettenfach vom Ziel seines Strebens! Nachdem hier vier sehr kurze Phillips-Schrauben (Pfeile) rausgedreht wurden, kann die Metalleinlage einfach entnommen werden:

       

Durch eine sechseckige, längliche Öffnung sieht man nun eine kleine, etwa 7 mm lange und 2 mm im ø messende Zugfeder. Ich bitte die schlechte Bildqualität zu entschuldigen, meine teure Edelkompakte (Sony RX 100 II) ist leider nicht in der Lage, wirklich scharfe Makroaufnahmen zu machen, wenn es nicht sehr hell ist. Es gibt dann durch die offene Blende immer so eine Weichzeichnerwirkung in Verbindung mit sehr kleinen Schärfentiefe. Hier herrschte nur das Licht einer 12 W-LED-Lampe! Die "gute" Systemkamera war gerade nicht griffbereit.
Ich hoffe, man erkennt trotzdem, worauf es ankommt...

       

Die nun folgenden Arbeiten konnte ich nicht fotografisch festhalten, da ich allein war (bis auf die Katze) und schlecht mit einer Hand fotoknipsen kann, während die andere eine mikroskopisch kleine Feder bearbeitet.
Die gezeigte Feder muss nun nämlich ausgebaut werden, was prinzipiell nicht schwer ist, aber rudimentäre Feinmotorik erfordert. Care must be taken not to shoot away this tiny spring!Huh Wenn die Feder auf den gemusterten Boden oder Teppich fällt, könnte es ein lustiger Abend werden!

Die Feder muss nun um etwa drei Windungen gekürzt werden und dann am gekürzten Ende wieder einen Haken bekommen. Das ist bei dem kleinen Ding nicht gerade ein Kinderspiel, wenn man solche Wurstfinger hat, wie ich, aber es geht. Das Aus- und Einhängen am oberen Ende geht leichter (da der Hebel freier liegt), wenn man dazu die Vorlauftaste drückt. Die beiden orangen Pfeile im linken Foto zeigen den dabei vergrößerten Abstand zwischen den beiden Hebeln:

       

Nach dem Einhängen habe ich je ein Tröpfchen Schraubensicherungslack auf die Enden appliziert, um ein eventülles Aushaken zu verhindern. Vielleicht ist es sogar sinnvoll, mittels eines Zahnstochers einen Klecks Kontaktkleber (Pattex) darauf zu geben.

Nach dieser OP hat die Aufwickelkupplung etwa das doppelte Drehmoment wie vorher, was im Falle dieses Recorders einen immer noch sanften, aber auch bei schwerer laufenden Kassetten nicht mehr blockierenden Antrieb zur Folge hat! Damit ist das Ziel erreicht. Nach einem Testlauf (auch den Autostopp testen) wird das Gerät in sinngemäß umgekehrter Reihenfolge wieder zusammengeschustert.

Ich bin immer wieder aufs Neue begeistert von der Qualität der Aufnahmen, die diese Kisten machen! Die Mikrofoneingänge sind sehr rauscharm, selbst bei Reglerstellung 10 (voll auf) ist kaum nennenswertes Rauschen vorhanden, wenn der Eingang mit einem niederohmigen Mikro abgeschlossen ist. Der Limiter im TC-D5 gehört mit zu den besten Schaltungen dieser Art in einem mobilen Gerät! Auch bei höchsten Pegeln lässt er sich nicht zum Zerren verleiten, agiert schnell, unauffällig und mit idealer Kennlinie. Es gibt Profis, die einen Sony TC-D5 nur als Limiter in den Signalweg eingeschleift haben, wenn sie mit anderen Geräten Liveaufnahmen gemacht haben.

Der Recorder mit der Zusatzbezeichnung "Pro" hat ja keine Line-Eingänge und keine Netzteilbuchse, dafür aber zwei XLR-Männchen und einen Stereo/Mono-Schalter, der ein rechts angestöpseltes Monomikro auf beide Kanäle aufteilt. Das spätere Modell "Pro II" hat dann wieder einen Netzteilanschluss und weibliche Anschlüsse, dafür hat man leider den Monoschalter eingespart, was zusätzliche Y-Adapter erfordert.
Weitere Unterschiede sind die beim TC-D5M gegebene Möglichkeit, Reineisenbänder zu magnetisieren, die die Profiversion nicht bietet, sowie der bei den "Pro"-Modellen verbaute amorphe Ferrit-Kombikopf. Die Normalversion hat da nur einen Sendust-Kopf.

So, nun erst mal genug geschwärmt. Eigentlich sollte das ja keine Gerätevorstellung werden... :whistling:

   

Gruß
Holgi
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#2
Da hâtte man ja schon wegen der vielen zu entfernenden Deckel und Rahmen, der dazu gehörigen Schräubchen und nötigen Spezialdreher verzagen können !
Insofern alle Achtung ob des handwerklichen Geschicks.
Es bleibt die Frage offen, woher wußtest du, daß da 3 Windungen der Spiralfeder abgehören ?
Ging der Operation ein wegweisender Traum voraus , oder hat Dina dir einen Tip gegeben ?
Übrigens, der moderne Äkschen-Mann ist angemessen mit einer Stirn-Kamera bekleidet (neben anderen Textilien).

MfG Kai
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#3
Da ich absolut kein moderner Äktschn-Mann bin (leider; sonst hätte ich vielleicht keinen Diabäätes... Sad ) trifft diese Sache mit der Stirnkamera auf mich nicht zu. Außerdem machen diese Dinger ja Videos und ich wollte nur Fotos.

Dass da drei Windungen abgezwackt werden "müssen", war nur Schätzung/Erfahrung. Natürlich hat auch die Katze nach dem kritischen Blick ins Gerät gemeint, dass drei Windungen wohl richtig wären. Wink
Es dürfen auch vier sein, dann ist der Bandzug immer noch recht moderat. Moderater als bei den meisten anderen Kassettengeräten! Wäre es daneben gegangen, hätte ich auch noch genug Federn zum Probieren gehabt. Die kleinen Federchen in der Märklin-Ersatzteilkiste (Umschaltanker-Federn und kurze Kupplungsfedern) könnten auch als Ersatz taugen.

Gruß
Holgi
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#4
Spitze Holgi,
super Beitrag ohne was zu hinterfragen und zu bemängeln.
Einfach und leicht erklärt, fast für Waldorf Schüler thumbup

Mach weiter so !

LG
Konrad
du hörst mit deinen Ohren, also vertrau deinen Ohren mehr als den Messwerten
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#5
hallo,
ich bin neu hier und freue mich, diesen beitrag entdeckt zu haben.
mein tc-d5m macht alles richtig, nur im aufnahmemodus sinkt die motor-geschwindigkeit dramatisch (unter 1V spannung) und vor kurzem hat gänzlich versagt (0V).
mechanik - playback und rew/ff laufen ok.
wo soll ich mit der suche anfangen? bei dem großen schalter S601 playback-record?
wäre ev. sinvoll diesen zu reinigen, ist aber schwer zum auslöten....
ich würde mich über Eure vorschläge sehr freuen.
LG

Jojo
PS
ich hoffe, ich bin richtig in diesem thread ;-)
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