Die Prinzessin auf der Erbse: Sony TCM-200(D)
#1
Hallo,

anknüpfend an diesen Beitrag von "Rick Monson" möchte ich das Thema mit dem TCM-200D gesondert aufgreifen. Als Besitzer mehrerer Decks mit diesem Laufwerk interessieren mich typische Fehlerbilder und mögliche Problemlösungen.

Kurz zur Einführung: TCM-200 heißt das Laufwerk, das Sony seit Ende der 80er Jahre in den besseren Decks verbaut hat. Die Variante mit Direktantrieb heißt TCM-200D. Eine Übersicht über die mir bekannten Decks mit TCM-200(D) habe ich hier zusammengestellt.

Wie in zahlreichen Threads dokumentiert, sind die mechanischen Eigenschaften des TCM-200D außerordentlich gut, wenn es ordentlich gewartet ist. Und das ist es leider meistens nicht, sei es durch suboptimale Werksjustage, durch Alterung oder unqualifizierte Basteleien. Soweit ich gefunden und/oder selbst erfahren habe, gibt es folgende typische Fehlerbilder des TCM-200D:
- besonders am Anfang der Cassette entwickelt das Band gerne eine Schieflage, was sich dem Hörer durch den variierenden Azimut bemerkbar macht (=> Schwankungen vom Typ hell-dumpf-hell)
- bevorzugt bei dünnen Bändern (C120, teils auch C90) und bei extraglatten Bändern (Sony Super Metal Master) gibt es Bandsalat

Es gibt eine Vielzahl von Erklärungsversuchen und Anleitungen zur Problembehebung. Was mir bisher so begegnet ist:
- die Höhe der linken Andruckrolle samt Bandführung stimmt nicht (z.B. hier)
- die linke Andruckrolle ist durch Alterung und Abnutzung unregelmäßig und hart geworden und muß ausgewechselt werden (z.B. hier und hier)
- die Feder unter der linken Andruckrolle ist altersschwach (hier)
- der linke Bandwickelteller läuft nicht gleichmäßig und muß geschmiert werden (hier)
- die Bandwickelbremse ist zu schwach eingestellt (hier)
- die linke Capstanwelle hat zu viel Spiel (gerade kein Link zur Hand)
- ungleichmäßiger Bandzug durch oxidierte Capstanwellen (eigene Erfahrung, ließ sich durch vorsichtige Politur mit Aronal beheben)

Das liest sich alles einleuchtend, aber die schiere Zahl der möglichen Fehlerquellen verunsichert mich etwas. Was sind eure Erfahrungen damit? Kann man die Höhenjustierung der linken Andruckrolle wirklich nur mit einer M300-Lehre richtig vornehmen, oder geht es auch irgendwie mit einer Spiegelcassette? Muß die linke Andruckrolle ausgetauscht werden, oder ist ihr Zustand doch nicht so wichtig? Woher kann man brauchbare Rollen beziehen? Bringt es das Bandwickeltellerschmieren wirklich, und ist die schwache Wickelbremse schuld am mangelnden Zug auf C120-Bändern? Und vor allem: fehlt da etwas in meiner Liste?

Fragen über Fragen Smile
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#2
Mit dem Sony Laufwerk kennen ich mich nicht aus, kann dir daher keine konkreten Tips geben, aber alle genannten Punkte können aus meiner Erfahrung eine Rolle spielen.
Nur die altersschwache Feder nicht so wirklich, wenn die Feder aus Qualitätsmaterial besteht und der Arbeitsweg die Feder nicht in den Bereich der plastischen Verformung bringt (was ein Designfehler wäre) sollte die Feder auch nach 20 jahren nicht ausleiern.
Außer die wurde bei einer voherigen Bastelei überdehnt.

Ohne die WHS-300 wirsd man den Bandlauf wohl nicht perfekt eingestellt bekommen es fehlen einfach irgendwelche Referenzpunkte für Messungen. Der Anschlag Unterkante Cassettengehäuse als einziger fester Punkt ist über einen cm vom Guide entfernt.
Mit Spiegelcassette gehts nur ungefähr, das Band hat in Höhenrichtung einfach zu viel Spiel.

Gruß, Oli
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#3
Die Prinzessin auf der Erbse,

ja, schöner hätte ich es kaum formulieren können.
Ich habe kürzlich an meinem TC-KA5ES, einem eigentlich sehr guten Deck, die linke Andruckrolle durch eine Fremdrolle ersetzt; ich tat das, obwohl ich noch 3 komplett Originale-Sony-Andruckrollenärmchen mit Rolle hier liegen habe.
Sinn war, zu prüfen, wie weit man mit (in den Arm einzubauenden!) einzelnen Fremdrollen kommt.
Das klappt sehr gut, und ich kann auch bestätigen, was ja eigentlich auch bekannt ist, daß die Funktion des Doppel-Capstan-Antriebs eben einfach auch durch Andruckrollen in gutem Zustand (grippy) gewährleistet sein muß.

Insofern kann ich, die Geräte sind ja zwischen 20 und 25 Jahren alt, nur zu einem Versuch mit neuen Andruckrollen raten! Vorsicht beim Rollenumbau freilich.

Aber:
Meiner Auffassung viel schwerwiegender (noch) ist die Tatsache, daß die Sony-Doppelköpfe mitunter einfach nicht Azimutpräzise sind. "Von hinten" ist deren Doppelkopf justierbar (wohl im Rahmen der Fertigung/Qualitätskontrolle), wenn ich es an einem 850er Kopf richtig sah, den ich in einen (noch älteren) TC-K700ES einbaute.
Es gibt große Unterschiede in der Präzision dieser beiden Köpfe, also A und W, zueinander, da nutzt dann auch die vorherige "Super-Mechanik-Justage", die ich andernorts ausschweifend beschrieb, nichts.
So richtig, ich meine RICHTIG GUT, ist mir nur der Kopf am, auch sonst fabelhaften, TC-K555ESJ aufgefallen; der läuft dann mit TypIV ohne Abfall (bei -20dB Ausseuerung freilich) A/W bis tatsächlich 24kHz (und noch etwas weiter); das sah ich so, aber eben hierbei auch noch etwas phasenstabiler, sonst nur mit Nakamichi-3-Kopf-Classic-Drives. Aber, nochmal, das alles über bis sehr weit über 20 kHz (Nak: 26/27kHz). Da spielt sich sonst ja meist nichts mehr ab.

Schlecht war etwa in dieser speziellen Hinsicht jüngst ein Kopf in einem TC-K808, auch in einem TC-K909 war der nicht so gut wie die früheren in einem TC-K850, oder TC-K870.
Selbst der zu erwartende Spitzenkopf im TC-KA5ES war nicht hundertprozentig A/W-Azimutgleich.

Ich wollte diesen Aspekt nur erwähnen, wenn jemand nun von einer WHS-300A-Justage ein irres Ergebnis mit den Sony-Laufwerken erwartet, da spielen eben manche Sony-Köpfe nicht mit; da bleibt i.d.R. ein Abstand zu separat justierbaren Köpfen (hier auch Akai´s schön justierbarer Doppelkopf im, z.B.95 II, genannt). Von DAHER liegt da meine Präferenz weiter bei Nakamichi, mit größter Bewunderung jedoch für den unglaublichen Sony TC-K555ESJ. Da fiel mit übrigens noch die für diesen LW-Typ unüblich große Schwungmasse LINKS (also die mitgeschleppte) auf; soooo groß sah ich die linke Schwungmasse in noch keinem dieser Sony-LW.
Na, und wenn Ihr da dran seid: wechselt unbedingt die beiden SMD-Elkos auf der LW-Motor-Platine aus. Die werden sterben und reissen das IC mit. Dann war´s das.

Rick
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