Bandgeschwindigkeit bei Cassettengeräten
#1
Guten Morgen, liebe Gemeinde, nach 3 Jahrzehnten Tonbandhobby stehe ich
mit einem banalen Problem da und weiß nicht weiter:
Neben meinen Tonbändern habe ich auch eine große
Anzahl von Cassetten, die ich alle mit demselben Gerät
(Fine Arts 905) aufgenommen habe. Nun habe ich mir ein
paar Dual - Tapedecks ersteigert (C824)und bin auf zwei Probleme gestoßen. Erstens: Reinhard Mey klingt auf den Duals wie Papa Schlumpf, und ich weiß nicht, ob die Duals zu schnell laufen, oder der Grundig zu langsam ist. Hat jemand eine Idee, wie ich das herausfinden kann?
Zweitens: Leider habe ich es versäumt, mit dem Grundig,als es neu war, ein Testband herzustellen, um
später bei Bedarf die Senkrechtstellung der Köpfe überprüfen und gegebenenfalls nachstellen zu können.
Jetzt habe ich herausgefunden, daß die Köpfe schief sind.(warum, ist mir ein Rätsel). Ich habe eines der ältesten Bänder (aus der Zeit,als das Deck noch neu war) genommen,
die Wiedergabe auf 'Mono' gestellt und die Köpfe dann auf Höhenmaximum eingestellt. Ist diese Vorgangsweise ausreichend präzise, oder hat jemand eine bessere Idee?
Ich wäre für gute Tipps dankbar und grüße Euch alle.
Heinz
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#2
=> Heinz

Einige Dual-Decks hatten eine Geschwindigkeitsumschaltung von 4,75 auf 9,5. Unwahrscheinlich, daß diese bei allen Deinen Duals falsch eingestellt ist, eher wahrscheinlich ist, daß alle den gleichen Defekt haben. Grobe Prüfung: Lege eine Cassette ein (z. B. C90) und stoppe ab, wie schnell dieses durchläuft. Es ist verblüffend, wie lang 45 Minuten auf manchen Decks werden können und mit welchen Zeitunterschieden die Decks "durchs Ziel" laufen. Wenn Du den Unterschied so deutlich hörst, muß er schon signifikant sein.

Für die Wiedergabe fremdbespielter Cassetten gab es von einigen Deckherstellern (Yamaha, NAD) eine Zeitlang sog. Play-Trim-Regler. Meines Wissens wurde hier, entweder mechanisch der Tonkopf verstellt oder elektronisch in Gleichschitt gebracht, was nicht im Gleichschritt lief Wink

Ich denke, wenn Du die Wiedergabe auf Höhenmaximum einstellst bist Du so genau, wie es eben in diesem Fall geht, und die Ohren sind als Meßinstrument besser geeignet als mancher denkt.

Viel Spaß mit den Duals und Reinhard Mey, der leider oft unterbewertet wird.

- Michael -
Michael(F)
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#3
Hallo Michael, danke für die schnelle Antwort.
Meine Duals haben alle nur eine Bandgeschwindigkeit, und da bei denen
der Motor leicht nachgeregelt werden kann, habe ich die Duals dem Grundig angepaßt. Es wurmt mich halt, weil ich nicht weiß, WER der Bösewicht ist.
Da hilft mir auch der Vorschlag des Zeitstoppens nicht weiter, denn die wenigsten Cassetten laufen exakt 90 Minuten, wenn es so draufsteht.
Damit kann ich leben, mehr Ärger machen mir die schiefen Köpfe, die ja jetzt wieder einigermaßen gerade sind. Jetzt habe ich Geräte mit schiefem Kopf und mit geradem, und bei jeder Cassette, die ich hören will, muß ich erst
mal abschätzen, ob sie noch aus der 'geraden' Zeit ist, oder schon mit den
schiefen Köpfen aufgenommen wurden. Ich glaube aber, 100 Cassetten 'gerade zu kopieren' werde ich mir nicht antun.
Gruß
Heinz
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#4
Hallo Heinz

Nimm doch einfach eine Kaufkassette von einem, Dir gut bekannten Interpreten und spiele sie ab. Läuft sie nach Deiner Änderung jetzt zu langsam, war das Grundiggerät schuld. Die Höhenwiedergabe stelle ich auch nach Gehör ein und verwende dazu eine Kassette, die ich mir als "Messband" erklärt habe. Ob es dann allerdings in der Norm ist, weiß ich nicht, nur meine vorhandenen Kassetten laufen dann auf dem Gerät.
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#5
Hey,
das ist ja das, was ich hören wollte. Da habe ich sogar was zu Hause.
Dann werde ich mal die 'Knopfler - Buben' für meine Testzwecke einspannen.
Danke!
Heinz
P.S.: Warum bin ich eigentlich nicht selbst auf die Idee gekommen?
Mit Kaufcassetten müßten auch die Köpfe gut einzustellen sein,oder ?
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#6
Kaufcassetten waren z.T. von schlechter Qualität, der Schallplatte weit unterlegen und für Henkelmänner gemacht. Als Referenz zum Tonkopfjustieren würde ich sie nicht unbedingt verwenden. Du musst ja sowieso das Optimum aus Deinen vorhanden Cassetten herausholen - da musst Du dich nach dem schiefen Status Quo richten. Mit der Kaufcassette kommst Du aber wieder zur ungefähren Mitte zurück.

Eine C90 ist in der Regel eine oder max. 2 Minuten länger als angegeben. Ausnahme: Es gab mal Bänder mit 6 Minuten extra - das war aber aufgedruckt. Wenn eine C90 in schneller als 45 durchgelaufen ist, dann ist der Dual zu schnell.

Eine Kaufcassette ist natürlich bestens geeignet, die Laufzeit zu stoppen, denn oft ist die Laufzeit der einzelnen Titel angegeben. Das ist zwar nicht supergenau, aber grobe Abweichungen dürften erkennbar sein.

- Michael -
Michael(F)
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#7
Heinz,
ich würde folgendermaßen vorgehen:

1. 1000Hz-Ton aufnehmen und mit den entsprechenden Trimmpotis im Gerät auf gleiche Ausgangsspannung für jeden Kanal einstellen. Überprüfung mittels Voltmeter am Ausgang.

2. Nimm mit Hilfe einer der üblichen Test-CD's oder mittels Tongenerator zunächst einen 1.000 Hz-Ton auf Cassette auf und stelle die Köpfe so ein, dass sich auf jedem Kanal das Spannungsmaximum am Voltmeter einstellt. Wiederhole dasselbe für einen 10.000 Hz-Ton.

Danach stimmt die Sache zumindest eher als über die Wiedergabe einer vorbespielten Cassette.

Die einzig saubere Methode besteht im Erwerb einer Messcassette und der nachfolgenden Einmessung auf die betreffende Bandsorte. Messcassetten gibt es als Neuware jedoch nicht mehr, und gebraucht sind sie eher selten und auch dann vergleichsweise teuer.

Gerd
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#8
Ich möchte den Heinz nun auf keinen Fall für dumm darstellen und sein Können unterschätzen aber ich denke mal, er ist auch "nur" ein Amateur. Meist verfügen solche Leute ja nicht über die nötigen Meßmittel und ein Meßton, der mit einem verstellten Tonkopf aufgenommen wird, kann ja auch nicht richtig sein. Sebstverständlich haben die Leute recht, die sagen, das Kaufkassetten keine Referenzbänder sind, man könnte aber annehmen, das sie doch mit normgerechter Geschwindigkeit aufgenommen sind. Ob der Ton nun unbedingt HiFi-mäßig dabei ist, spielt dabei wohl eine untergeordnete Rolle. Wie gesagt, ich stelle meine Geräte nach Gehör auf bestmögliche Höhenwiedergabe ein. Ob die Grenzfrequenz dabei nun z.B. bei 8000 Hz oder 15.000 Hz liegt, hauptsache das Maximum wird erreicht und der Kopf sollte dann zumindest mit der Kaufkassette übereinstimmen.
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#9
==>Gerd,
danke für den Hinweis. So mache ich das auch bei meinen Revoxen, wenn mal ein neuer Kopf nötig ist, meist wegen Umrüstung von 4- auf 2-Spur. Schwierigkeiten macht da mein altes Meßgerät, das nicht empfindlich genug ist
(die kleinste Skala umfaßt 15 Volt), aber ich werde es mal mit dem Oszilloskop versuchen, wenn ich die Bedienungsanleitung finde. Von meinem Schwiegervater habe ich eine Elektronikwerkstätte geerbt - das ist praktisch!
Eine passende Test - CD habe ich auch. Eine anständige Firma wie Grundig
legt so eine CD den besseren Cassettengeräten bei. (gell, highlander!)
Die Lösung meines Problems kommt näher: Ich werde mindestens 2 Cassettenlaufwerke gleichzeitig verwenden; eines für die gerade und eines für die schiefe Spurlage. Es sind ca. 200 Cassetten, wovon ca. die Hälfte nach dem 'Unfall', der zu der Schieflage geführt haben dürfte, aufgenommen worden sind. Mit dieser Lage werde ich mich wohl abfinden müssen.
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#10
Zitat:heinz postete
==>Gerd,
danke für den Hinweis. So mache ich das auch bei meinen Revoxen, wenn mal ein neuer Kopf nötig ist, meist wegen Umrüstung von 4- auf 2-Spur. Schwierigkeiten macht da mein altes Meßgerät, das nicht empfindlich genug ist
(die kleinste Skala umfaßt 15 Volt), aber ich werde es mal mit dem Oszilloskop versuchen, wenn ich die Bedienungsanleitung finde. Von meinem Schwiegervater habe ich eine Elektronikwerkstätte geerbt - das ist praktisch!
Eine passende Test - CD habe ich auch. Eine anständige Firma wie Grundig
legt so eine CD den besseren Cassettengeräten bei. (gell, highlander!)
Die Lösung meines Problems kommt näher: Ich werde mindestens 2 Cassettenlaufwerke gleichzeitig verwenden; eines für die gerade und eines für die schiefe Spurlage. Es sind ca. 200 Cassetten, wovon ca. die Hälfte nach dem 'Unfall', der zu der Schieflage geführt haben dürfte, aufgenommen worden sind. Mit dieser Lage werde ich mich wohl abfinden müssen.
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#11
Hallo,
möchte hier auch noch meinen brauchbaren und gut getesteten "Senf" dazugeben....
Also: Gehe mit einem neuen Band zu einem Kollegen, der einen gut eingestellten Kopf einer hochwertigen Maschine hat.
Bitte um eine Aufnahme mit sog. "rosa Rauschen". Wie macht man das?
Ganz einfach: Ein UKW-Tuner wird zwischen zwei Sendern eingestellt, so dass ein möglichst störfreies Rauschen hörbar ist (ohne Zirpen oder Restsendern).
Aufnahme ca. 5-10 min lang, Aussteuern im sicheren Bereich (nicht übersteuern!)

Mit diesem Testband ab nach Hause. Einlegen. Wiedergabe. Den Wiedergabekopf so einstellen, bis das Rauschen möglichst scharf klingt. Man hört das mit einem guten Kopfhörer sehr gut raus (Sennheiser oder so).
Dann ist der Kopf fast 100% gut eingestellt, und mit einem Testband gehts nicht besser. Das gilt natürlich nur, wenn die Quelle gut eingestellt war.
Bei Cassetten kann man ja einen guten Händler bitten, die 5 Minuten-Aufnahme bei ihm erstellen zu dürfen. Man kann annehmen, dass ein Technics- oder Sony-Deck oder sonst ein hochwertiges Gerät fabrikneu gut justiert ist.

Wundert mich, dass diese Methode hier nicht diskutiert wurde, geht völlig ohne teuren Messpark.

Gruss
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#12
Vielen Dank,
Deine vorgeschlagene Methode kommt dem, was ich gemacht habe (s.o.)
recht nahe. Nur habe ich echte Bänder verwendet aus der Zeit, als das Deck noch neu war. Da ich einige Bänder damals in Mono bespielt habe, haben die sich gut zum Justieren geeignet. Wenn man bei der Wiedergabe die Kanäle auch wieder zusammenschaltet, kann man den Kopf m.E. sehr exakt einstellen.
An Deinen Vorschlag mit dem Rauschen habe ich auch schon gedacht. (Rosa Rauschen ist auf der Test- CD mit drauf) Aber: Wer in meinen Bekanntenkreis noch Cassetten hat, der hat Doppellaufwerke mit Rotationsköpfen, und deren Wiederkehrgenauigkeit ist bekanntermaßen nicht so toll.
Gruß
Heinz
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#13
Aus Erfahrung kann ich nur eines sagen:

Glaube nicht an ein gut eingestelltes neues Deck. Die unterscheiden sich oft sehr stark in der Kopfeinstellung.

Wenn dann selbst in einer sog. Fachwerkstatt so eine Aufnahme als Referenz zum Einstellen benutzt wird dann Prost Mahlzeit.

Ich war beim Einmessen lassen meines TEAC V 550 X hier in einer Werkstatt dabei.

Meine Frage: Woher stammt die Testcassette? Die wurde von einem Kollegen auf einem nagelneuen TEAC V970 X aufgenommen.

Leider gibt es selbst bei verschiedenen echten Testcassetten unterschiedliche Ergebnisse. Ich konnte auch feststellen, dass nicht jeder Cassettentyp gleich im Schacht liegt und somit eine andere Einstellung zum besten Ergebnis führt.

Das ist also alles eine äußerst wackelige Geschichte.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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#14
Hallo...

"rollie384" hat völlig recht! - Fast jedes Cassettendeck "klingt" anders... bzw. hat eine andere Tonkopfeinstellung.

Deshalb galt für den TBS-47-AUDIOCLUB von je her die Devise: Finger weg von Audiocassetten!!! - Wir sind nach der "Tonbandära" direkt auf das MINI-Disc-System umgestiegen und waren hellauf begeistert.

Gruß, Gunther
Hörmagazine? Da gibt es nur eine Wahl: TBS-47-AUDIOCLUB!
...mit: Hörspielen, Sketchen, Reportagen, Interviews, Montagen, Tricks usw.

INFO: http://www.tbs47audioclub.de/
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#15
Zitat:bnarr postete
[...]
Bitte um eine Aufnahme mit sog. "rosa Rauschen". Wie macht man das?
Ganz einfach: Ein UKW-Tuner wird zwischen zwei Sendern eingestellt, so dass ein möglichst störfreies Rauschen hörbar ist (ohne Zirpen oder Restsendern).
Aufnahme ca. 5-10 min lang, Aussteuern im sicheren Bereich (nicht übersteuern!)

Mit diesem Testband ab nach Hause. Einlegen. Wiedergabe. Den Wiedergabekopf so einstellen, bis das Rauschen möglichst scharf klingt. Man hört das mit einem guten Kopfhörer sehr gut raus (Sennheiser oder so).
Dann ist der Kopf fast 100% gut eingestellt, und mit einem Testband gehts nicht besser.
[...]
Leichter einstellen kann man den Wiedergabekopf mit einem gegenphasigen Signal. Entweder Sinuston oder Rauschen als gegenphasiges Signal aufzeichnen. Zur Not reicht auch ein UKW-Fernempfang eines in stereo stark rauschenden Senders. In mono sollte das Rauschen nur schwach zu hören sein.

Beide Kanäle zusammen schalten (DUO beim TS 1000) und den Wiedergabekopf so einstellen, dass sich die gegenphasigen Signale selbst auslöschen.

Viele Grüße
Georg
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#16
Um zur Geschwindigkeit zurückzukehren:
Eine Testkassette von Völkner (das Ding ist inzwischen 15 Jahre alt) hat Zeitzeichen in fünf Mitnuten Abstand. Die meisten Rekorder laufen darauf bezogen 4-6 Sekunden zu schnell. Mein 808ES von Sony liegt da mit 2 Sekunden recht gut. Da dies ein direktgetriebenes Laufwerk mit Quarzregelung ist, habe ich es unter meinen Rekordern zur Norm erhoben.
Den Geschwindigkeitsabgleich mache ich wie folgt: Von einer Test-CD ausreichend lang einen 440Hz-Sinus aufzeichnen. Die einzustellenden Decks eine Stunde warmlaufen lassen. Ein Gitarren-Stimmgerät an den Ausgang und mit dem Trimpoti am Motor gefühlvoll die Geschwindigkeit einstellen. Geht bis auf wenige Hz genau. Leichte Abweichungen gibt es im Betrieb immer wieder.
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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