Grundig TS 1000: Probleme beim Funktionswechsel auf Play und bei Vario- Speed- gelöst !
#1
Hallo liebe Bandmaschinenfreunde,



nachdem ich im letzten Tread über die Reparatur der Bandzug- Steuergehäuse [size=12]bei einer[size=12]meiner[size=12]Grundig TS 1000(siehe hier):

[size=12]http://forum2.magnetofon.de/board2-tonba...uergehäuse

[size=12]noch gejubelt hatte, daß diese Maschine (meine Nr. 2) alle Funktionen korrekt ausführt, hatte am vergangenen Wochenende das Bandsalat- Problem auch bei mir zugeschlagen. Über diesen Fehler und seine Beseitigung möchte ich hier gern berichten.

[size=12]Das ist dieser, schon von verschiedenen Leuten beschriebene Fehler, bei dessen Auftreten die Maschine beim Funktionswechsel vom schnellen Rücklauf nach Play eben nicht erst abbremst, kurz stoppt und dann auf Wiedergabe schaltet, sondern sofort schaltet. Das Ergebnis ist dann natürlich Bandsalat. Das bei diesem Fehler die Vario- Speed Funktion beim Umspulen auch nicht mehr funktioniert, ist dann nur noch ein Schönheitsfehler…

[size=12]Wenn dieses Problem auftaucht, dann ist es ja so, daß das Bandlaufsignal nicht an die Steuerlogik übermittelt wird. Daher „denkt“ diese, das Band würde still stehen, was es natürlich nicht macht. Also entweder kommt schon nichts vom Tacho- Generator (weil LED oder Fototransistor kaputt) oder das Signal wird nicht wie vorgesehen weitergeleitet. Ich vermutete Letzteres.

[size=12]Um am Freitag- Abend noch schnell zu einer Diagnose zu gelangen, hatte ich kurzerhand einen Kreuztausch der Platine „M“ (Steuerelektronik) mit meiner Maschine Nr.1 vorgenommen, da ich bei dieser Platine die größte Wahrscheinlichkeit für diesen Fehler vermutete. Und siehe da- sofort war die Funktionalität wieder 100% hergestellt.

[size=12]Also gut, dann die Gegenprobe: [size=12]Originale Platine wieder eingesetzt und mit einem erneuten Test einen weiteren Meter Bandmaterial versägt. Tja, das war dann eindeutig… Also Zeit den Fehler zu suchen. Da dieser eindeutig auf Platine „M“ lag, habe ich mir diese etwas näher angesehen. So extrem viele Möglichkeiten gibt es dort ja nicht:

[size=12]Das Signal kommt bei laufendem Band (sich drehender Stroboskopscheibe) vom Fototransistor des Tachogenerators, geht direkt in die Stufe zur Signalverstärkung und Übersteuerung (T11 und T10), dann über einen Gleichrichter (D1 und D2) zum Schmitt- Trigger, bestehend aus T9 und T8. Der T9 wird durch das anliegende Signal durchgesteuert, dadurch wird T8 gesperrt. Das Kollektorpotential von T8 hat somit also annähernd den Wert der Betriebsspannung (5V) und liegt natürlich auch an [size=12]Pin 15 von Platine „M“ an. Diese 5V sind der H- Pegel, dieser wird an die Steuerlogik (Platine „L“) weitergeleitet. Und diese 5V lassen sich messen. Also, wenn sie vorhanden sind.

[size=12]In meinem Fall waren sie natürlich nicht vorhanden, weder bei Wiedergabe noch bei Bandlauf. Das DMM zeigte irgendwas mit 0,12V an. Dies bedeutet aber, es ist kein Kollektorpotential [size=12]vorhanden. Der Transistor T8 des Schmitt- Triggers ist also durchgesteuert und somit ist T9 gesperrt, der Trigger befindet sich im Ruhezustand. Da kommt also kein Signal auf der Basis von T9 an….

[size=12]Während ich noch überlegte, ob ich zunächst die statischen Spannungen rund um die Verstärkerstufe messen, oder gleich den Oszi herausholen sollte, fiel mir ein alter Tread ein. Dort ging es vor längerer Zeit mal um das Koppel- C, also Elko C4 (10µF), am Kollektor von T10. Dieser hatte wohl nur noch eine Kapazität von gerademal 1,2µF, dadurch funktionierte die variable Umspulgeschwindigkeit nicht mehr. Daran mußte ich denken und sah mir den Elko genauer an, woraufhin ich große Augen bekam:




[size=12]Wie man deutlich sehen kann, hat der an seiner rechten Seite (wo sich die Gummidichtung befindet) einen „wunderschönen“ Austritt von Elektrolyt. Das Zeug war völlig hart, der Elko sieht also schon länger so aus. Das der entsprechende Fehler nicht schon früher auftrat, war also nur Glück…

[size=12]Der Elko wurde kurzerhand ersetzt und „simsalabim“- schon standen an Pin 15 die annähernd 5V, der H- Pegel wurde also wieder ausgegeben. Und die Maschine hatte wieder volle Funktionalität, Wechsel von schnellem Rücklauf auf „Play“ klappt wieder komplett ohne Bandsalat. Und auch Vario Speed beim Umspulen klappt wieder vorzüglich. Aufdrehen auf „wahnsinnige Geschwindigkeit“ ist wieder problemlos möglich JJ



[size=12]Jetzt war ich allerdings neugierig geworden. Ich habe noch eine dritte Maschine, bei der aber mechanisch noch eine Menge zu tun ist. Diese Maschine stand irgendwo feucht und das sieht man Ihrem Inneren auch teilweise an. Ist hier aber egal, mich interessierte nur Platine „M“. Diese zog ich also mal schnell raus- und was soll ich Euch sagen ? Auch auf dieser Platine hat der blöde Elko C4 an exakt derselben Stelle (Gummidichtung, wo auch sonst ?) einen schönen Elektrolyt- Austritt. Natürlich habe ich diesen ebenfalls sofort gewechselt….



[size=12]Was mich jetzt stutzig macht ist die Tatsache, daß beide Maschinen aus dem Jahr 1977 stammen (1x April und 1x Juni). Bei beiden Maschinen war dieser blaue Elko- Typ verbaut. (Kennt jemand den Hersteller) ? Meine Maschine Nr.1 ist vom Oktober 1976, (diese hat auch noch die 1. Version des Netzteils und des Kopfträgers, ohne die beiden Schrauben oben drauf). Bei dieser Maschine ist der Elko C4 ein gelber Typ von Siemens, dieser hat keinerlei Anzeichen von Elektrolyt- Austritt.



[size=12]Ich vermute jetzt einmal stark, daß ich mit den Problemen bei diesen Elkos nicht allein sein werde. Nach knapp 40 Jahren hat dieser Typ es an der Stelle offensichtlich „hinter sich“. Deswegen mein Rat an alle TS1000- Besitzer, die ihre Maschine sowieso gerade mal offen haben: [size=12]Nehmt Euch die 2 Minuten, zieht Platine „M“ an Euren Maschinen heraus und überprüft C4. Das ist fix gemacht und könnte das Leben so manchen Meters an Bandmaterial retten…

[size=12]Bitte berichtet, ob ihr ebenfalls defekte Elkos findet.

[size=12]Viele Grüße, [size=12]Rainer[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size][/size]
[/size][/size]
[/size]
[/size]


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
                       
Zitieren
#2
irgendwie sind die Bilder verschwunden, dafür ist der Text komplett unterstrichen... X( Blöd.

Ich liefere die Bilder jedenfalls nach...
Zitieren
#3
Danke für den Bericht thumbup thumbup


die blauen Elkos habe ich bei meiner auf allen Platinen gewechselt
Gruß Ulf

TF-Berlin
Zitieren
#4
dito.....

die haben bei mir auch sehr schlecht ausgesehen. Aber ich habe ja eh alle C's getauscht. Und das an 2 Maschinen.

Bei dem Bild mit dem ausgetauschten C staunte ich nicht schlecht, weil ich dachte das wäre meine Platine. Ich habe nämlich auch so einen stehenden C eingesetzt. thumbsup

Bei meinen "Lagerplatinen" schaue ich nach und gebe wieder Bescheid wie es da aussieht.
Gruß
Manfred

Neu........ Uher Royal de Luxe. 2 & 4 Spur; 320nWb@0dB; 1,1V/2,2kOhm@0dB am Ausgang.
Zitieren
#5
Ihr habt alle blauen Elkos gewechselt ?? 8|

Hut ab, das ist RICHTIG Arbeit ! Dafür war ich dann doch zu faul... Wink Wink

Ulf, Du hattest doch ebenfalls Probleme mit dem Vario Speed. Konntest Du das lösen ? War das vor oder nach der Elko- Kur ?
Zitieren
#6
Manfred,

die stehenden Elkos. ja... Da habe ich noch ein ganzes Schubfach voll. Das ist noch alte DDR- Lagerware (Frolyt) aus unserer früheren Werkstatt. Mit diesen Dingern habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Hatte über die Jahre nicht einen Ausfall.. Damit haben wir vor Allem die berüchtigten "Schneemänner" ersetzt, Elkos mit so weißen. Zylinderförmigen Kunstoffgehäusen. Die waren in so Geräten wie Rema Toccata drin. Und durch die Bank nach wenigen Jahren im Ar...h :thumbdown: :thumbdown:
Zitieren
#7
GDR 22,'index.php?page=Thread&postID=189510#post189510 schrieb:Ihr habt alle blauen Elkos gewechselt ?? 8|

Hut ab, das ist RICHTIG Arbeit ! Dafür war ich dann doch zu faul... Wink Wink

Ulf, Du hattest doch ebenfalls Probleme mit dem Vario Speed. Konntest Du das lösen ? War das vor oder nach der Elko- Kur ?

Nicht nur die blauen. Nahezu alle. Und ja das war mächtig Arbeit. Wenn die Kisten danach aber zuverlässig funktionieren, vergisst man schnell den Aufwand.
Gruß
Manfred

Neu........ Uher Royal de Luxe. 2 & 4 Spur; 320nWb@0dB; 1,1V/2,2kOhm@0dB am Ausgang.
Zitieren
#8
GDR 22,'index.php?page=Thread&postID=189504#post189504 schrieb:Bei beiden Maschinen war dieser blaue Elko- Typ verbaut. (Kennt jemand den Hersteller) ?
Philips/Valvo, gibt es in ähnlicher Optik bis heute, ich glaube von Vishay. Ältere Philips-Geräte bis ca. Mitte der 80er sind voll bis an die Kiemen mit den Dingern. Besonders die kleinen bis ca. 220 µF neigen teilweise zu Kapazitätsverlust. Ausgelaufene habe ich aber noch nie gesehen! Aktuell habe ich einen VR2334 (Video 2000) auf dem Tisch, dort scheinen alle diese Elkos noch OK zu sein. Dafür sind im Netzteil gelbe Frakos verbaut... Philips scheint da echt verwendet zu haben, was gerade in Reichweite war.
Zitieren
#9
Ja das sind Philips C's. Auf 2 von meinen Reserveplatinen sind die noch drauf und es läuft eine gelbliche Paste heraus. Habe sie dann gleich ausgewechselt.
Gruß
Manfred

Neu........ Uher Royal de Luxe. 2 & 4 Spur; 320nWb@0dB; 1,1V/2,2kOhm@0dB am Ausgang.
Zitieren
#10
Danke für Eure Meinungen und Antworten.

Da scheint das Problem aber doch größer zu sein, als ich vermutet hätte. Also werde ich dann der Reihe nach mal alle Platinen kontrollieren und auch Elkos wechseln, wenn sich abzeichnet daß die Dinger in absehbarer Zeit den Geist aufgeben. ;(

Eigentlich bin ich kein Freund von prophylaktischem Bauteilwechsel. Aber wenn es hier zu Ausfällen mit Ansage kommt, dann werde ich die Zeit dafür wohl besser investieren. Ich sitze zwar gern in der Werkstatt, aber noch lieber sehe ich es, wenn die schönen Geräte ganz einfach laufen... Rolleyes Rolleyes
Zitieren
#11
das mit dem Vario Speed haut bei meiner auch noch nicht richtig hin, die [size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12][size=12]„wahnsinnige Geschwindigkeit“ erreicht sie noch nicht

https://youtu.be/1mgvE55HpcU
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size]
[/size][/size]
[/size][/size]
[/size]
[/size]
Gruß Ulf

TF-Berlin
Zitieren
#12
Weil ich das Bild gerade noch mal sehe... was ist das für eine goldgelbe Tonne links (C12)? Sieht irgendwie nach Frako oder Roederstein aus, die haben beide auch nicht unbedingt den besten Ruf.
Zitieren
#13
Das ist ein Frako 10 mF / 16Volt.

Die waren bei mir bisher immer unauffällig und hatten die richtige Kapazität.
Gruß
Manfred

Neu........ Uher Royal de Luxe. 2 & 4 Spur; 320nWb@0dB; 1,1V/2,2kOhm@0dB am Ausgang.
Zitieren
#14
C12 ist die Glättung / Siebung der Spannung 9,5V, direkt nach dem Gleichrichterblock, messbar an Pin 24 der Platine M. Da werden dann später auf Platine R mal die D+ und B+ (jeweils 5V) draus.

Die 9,5V liegen aber exakt bis auf die Nachkommastelle an und es gab auch keinerlei Austritte von Elektrolyt. Klar, kleine Elkos wechselt man schnell mal, aber bei großen Elkos ist es ja so, daß diese entweder richtig kaputt sind (keine Kapa mehr, undicht) oder einen sehr hohen Leckstrom aufweisen. Dann allerdings kann man diese wieder formieren. Das geht (im besten Fall) durch "einschalten und laufen lassen", also anlegen der Betriebsspannung. Bei großen, sehr alten Elkos (Röhrenradio) muß man eventuell auch eine Formiereinrichtung zur Kontrolle des Ladestroms benutzen. Das wird bei dieser Art Elko hier aber niemand machen...

Ich wollte auch eigentlich nur sagen, daß solch große Elkos eine der Hauptursachen dafür sind, wenn ein Gerät sich kaputt steht. Durch längere Nichtbenutzung baut sich im Elko die AlO2- Schicht ab, welche das eigentliche Dielektrikum eines Elkos bildet. Schaltet man dann mal wieder ein, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es reicht noch und die Schicht baut sich im Betrieb langsam wieder auf- oder es knallt.

Also wieder mal die Wahl der Maßnahme nach persönlichem Gusto. Entweder gleich wechseln oder von Fall zu Fall entscheiden...
Zitieren
#15
Man hört, dass diese Frakos gerne mit vollständigem Kurzschluss sterben. In Schaltnetzteilen (hier nicht der Fall) fällt auch steigender ESR mit der Zeit negativ auf. Die erste Serie Netzteile vom Amiga 2000 (Made in Germany) fällt reihenweise wegen kurzgeschlossenen Frako-Elkos aus! Allerdings ist auch die japanische Elko-Bestückung der Nachfolgeserie nicht ganz immun gegen das Problem, von meinen zweien war eines betroffen, drei Elkos durch. Nach dem Tausch lief es wieder wie neu. In Videorekordern der 80er waren diese Elkos in Netzteilen teilweise kurz nach Garantieablauf schon durch hat mir ein damals aktiver Techniker erzählt!
Zitieren
#16
...was dann für mich wiederum nach überaus "kostenoptimierter" Dimensionierung der Schaltung klingt... Wäre vermutlich nicht passiert, wenn man Elkos einer höheren Spannungsklasse eingesetzt hätte. Aber ist ja heutzutage egal. Mit diesem Hintergrundwissen fällt dann auch mir die Entscheidung leicht. Wink Wink
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste