Zeichen und Wunder... es gibt noch Schnäppchen auf eBay!
#1
Hallo,

ich habe gerade einen Satz Halbspurköpfe für Revox A/B 77 mit A 77 Grundplatte für 1 Euro "ersteigert". Die Köpfe haben offenbar unter 3mm Spiegel, wie ich auf diesem mäßig scharfen Foto zu erkennen glaube:

   

Und das Ganze nur, weil der Vk keine Ahnung hat und die Auktion mit "tonband kopf vermutlich Philips" überschrieben hatte. In der Beschreibung stand dann, dass ein "Aufnahmekopf" versteigert wird, "wenn ihn nicht alles täusche, von einem Philips". Zum Glück täuschte er sich, es war nämlich nicht nur ein Aufnahmekopf, sondern auch noch ein Wiedergabekopf, und die stammen von einer A 77!

Komisch, dass außer mir keiner diese Auktion gefunden hat... 8| Aber solche Schnapper sind ja in der Bucht extrem selten geworden. Ich freue mich jedenfalls!

LG Holgi
Zitieren
#2
der ist ja besser wie neu thumbsup
Gruß Ulf

TF-Berlin
Zitieren
#3
Klasse! Ich freue mich mit dir!

Gruß
Jochen
Zitieren
#4
So, inzwischen sind die Köpfe hier. Und sie haben tatsächlich nur eine etwa 2,5 mm breite, blanke Zone, die man kaum als "Einschliff" bezeichnen kann!
Auch elektrisch haben sie keinen Schaden, alle Wicklungen haben ihren ordnungsgemäßen Widerstand.

Für 1 € wirklich super. thumbsup

   

Grüße
Holgi
Zitieren
#5
thumbsup Big Grin thumbsup
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#6
Da kann man sich nur für Dich mit freuen!

Für den Verkäufer aber ein absolutes Minusgeschäft, denn: bei den 10% Provision an den Buchtbetreiber bleiben nur wenige Cent über und er hat hat noch den Aufwand mit Verpackung und Versand. Aus diesem Grund hast Du mehr als außergewöhnliches Glück gehabt.
Gruß
Rainer


NIVEAU ist keine Hautcreme,
STIL nicht das Ende vom Besen
und HUMOR etwas gutartiges...
Zitieren
#7
Super!

Man kann ja schließlich nicht immer nur Pech haben...

Gruß
Stefan
Zitieren
#8
Das nächste Schnäppchen habe ich diese Woche gemacht.
Ich suchte schon länger nach einem Sennheiser MD 211, jenem kleinen, stabförmigen Tauchspulmikrofon, das als "Tom-Jones-Mike" zu Berühmtheit gelangte.
Es wurde von irgendwann Ende der 60er bis Mitte der 80er gebaut. Anfangs nur mit Kleintuchelanschluss, später auch mit XLR-Steckverbinder. Letzteres wurde MD 211-U benannt, während die Kleintuchelversion den Zusatz -N bekam, wie bei Sennheiser üblich.
Es handelt sich um einen dynamischen Druckempfänger (Kugel) mit einem Frequenzbereich von 30-20000 Hz und einem Feld-Leerlauf-Übertragungsfaktor von 1,6 mV/Pa. Beides wurde im Lauf der Produktionszeit etwas geändert. Die ersten Serien waren nur von 50 bis 17000 Hz angegeben und die Empfindlichkeit lag mal bei 1,3 mV/Pa (bei 1 kHz). Das Mikrofon ist rücksprechfähig, d.h., es kann als "Gegensprechanlage" zwischen Ü-Wagen und Reporter genutzt werden. Angeblich verkraftet es NF-Leistungen bis 500 mW ohne Schaden zu nehmen. Ausprobieren werde ich das nicht. Ich habe schon eins mit durchgebrannter Schwingspule... Sad
Bei einem Grubenunglück in Holland soll es durch die Rettungsbohrung zu verschütteten Bergleuten heruntergelassen worden sein und dadurch den Kontakt hergestellt haben.

Das Mikro ist zeitlos-stabförmig mit einem Durchmesser von 22 mm und einer Länge von 133 (-N) oder 141 (-U) mm. Es hat ein Messinggehäuse mit satinvernickelter Oberfläche und eingefräste Stege oben an der Einspracheöffnung. Es sieht aus wie aus einem Stück (was es aber natürlich nicht ist) und wirkt auf den ersten Blick eher wie ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon.

Die meisten MD 211, die man angeboten bekommt, sind abgerockte Exemplare, denen man ein hartes Studio- und Bühnenleben ansieht. Sehr oft sind die Stege an der Einsprache verbogen oder gebrochen, weil sie die empfindlichste Stelle darstellen. Ich hatte vor ein paar Monaten schon mal ein defektes Exemplar für 30 Euro gefunden, bei dem das Gehäuse aber in einem sehr schönen, fast neuwertigen Zustand war. Vor allem die Kappe wies keinerlei Verletzungen auf! Die Schwingspule allerdings war durch. Und sowas ist nicht reparabel. Aber natürlich hob ich das schöne Gehäuse auf und geierte nun auf eine Gelegenheit, ein technisch intaktes Mikro mit unansehnlichem Äußeren zu ersteigern, um aus zweien eins zu machen. 8o

Diese Gelegenheit kam dann vor rund zwei Wochen. Es wurde ein MD 211-U angeboten, das einen abgebrochenen und zwei angedetschte Stege an der Einsprache aufwies, aber ansonsten noch wunderschön aussah. Keine Benutzungsspuren am Rest-Gehäuse, technisch o.k. Und das ist das Schönste: komplett mit OVP, Garantiekarte (wie immer: nicht ausgefüllt), Original Frequenzgangschrieb und Schatulle. Sogar der Anhänger "HIFI DIN 45500" lag noch in der Schachtel, und das Seidenpapier, in dem das Mikro im Bissendorfer Werk einst eingewickelt worden war. Anhand des beiliegenden Datenblattes konnte ich erkennen, dass das Mikro frühestens 1979 hergestellt sein konnte, denn die Druckauflage stammte von Dezember 1978.

Nun war ich gespannt wie ein Flitzebogen auf den Ausgang der Auktion. Normalerweise gehen 211er, auch in bedauernswertem Zustand, für Beträge zwischen 120 und 180 Euro weg, weil das MD 211 für seinen guten Sound und seine robuste Bauweise bekannt und begehrt, aber relativ selten ist. Und so viel wollte ich auf keinen Fall ausgeben. Nun hatte der Verkäufer aber den Fehler gemacht, dass er die Auktion mittags gegen 12 enden ließ. Die Folge war, dass ich den Zuschlag für 56 Euronen bekam! thumbsup

Als es mit Hermes ankam, war ich begeistert. Das Gehäuse sah wirklich aus, als sei es nie benutzt worden, von den Fallschäden am Gitter abgesehen! Ich löste die drei Schräubchen, mit denen der XLR-Anschluss befestigt ist, zog selbigen heraus und entfernte den Wattepfropfen, der sich im Inneren fand. Dann konnte ich eine M3-Schraube am oberen Ende durch das Rohr hindurch lösen und dadurch kam der Mikrofonkopf frei, den ich nach nachdrücklichem Ziehen alsbald in der Hand hatte. Nun galt es natürlich vorsichtig zu sein, damit die beiden dünnen Anschlusslitzen nicht abreißen oder beschädigt werden. Die Kapsel war mit einem Innen-Sicherungsring im Kopf fixiert, den ich mit der SiRi-Zange entfernte, nachdem der dämpfende Filzstopfen abgenommen war. Dann drehte ich eine 5 cm lange M3-Schraube in das Bodengewinde der Kapsel und zog kräftig. Etwas widerspenstig, weil noch eine dünne, abdichtende Silikonraupe am Rand saß, kam die Kapsel aus der Hülse. Ich reinigte sie von Silikonresten, applizierte stattdessen etwas "Repair extreme"-Kleber um den unteren Rand und schob die Kapsel dann in den unbeschädigten Kopfteil ein, den ich von meinem letzten Kauf aufgehoben hatte.
Sicherungsring wieder eingesetzt, Filzpfropfen drauf, beide Teile zusammengebaut, Watte und XLR-Stecker rein, fertig.

Nun habe ich endlich ein MD 211-U, das aussieht, wie eben aus dem Werk, wenn man von einer Nuance Unterschied in der Vernickelung der beiden Teile absieht... Der Kopf ist etwas matter als der Schaft. Es klingt genau so, wie man es anhand des Frequenzschriebs erwarten kann: sehr offen mit ganz leichter Brillanzanhebung und etwas zurückhaltenden Tiefen. Das ideale Reportagemikrofon. Als Druckempfänger ist es naturgemäß unempfindlich gegen Griffgeräusche und Wind/Popp. Da sich die Membran aber nur unter einem Drahtgazegitter und ohne weitere schützende Maßnahmen im Kopf befindet, ist ein Schaumstoffwindschutz empfehlenswert.

Auf dem Balkon, im weichen Licht, habe ich ein paar Fotos gemacht. Das erste ist ein "vorher"-Foto:

                                   

LG Holgi
Zitieren
#9
Hallo Holgi,

ich habe mehrere MD21 und ein MD421 über iiBäh bekommen, die schwere Feuchtigkeitsschäden hatten:

Da die Membran eine Spule über einen Dauermagnet bewegt und so durch Induktion eine Schallquelle in elektrische Impulse wandelt, waren die Spulen einfach durch Rost (und feuchte Aussprache) festgegammelt und völlig unbrauchbar!

Irgendwo bleiben die Jahre und die Lagerung auf Dachböden und (Bier)Kellern; sorry: Übungsräumen setzt den Mikrofonen stark zu und werden dann gerne in iiiBäh entsorgt.

Selbst das MD421 mit Drehschalter dran ist nicht so beliebt, mehr aber die Version 421-2 mit Großtuchel.

Motto: wo kein Schalter ist, kann keiner verrecken.

Anbei Bild eines MD441.

Rudolf


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   
Zitieren
#10
Ja, so was kann natürlich unter ungünstigsten Umständen passieren. Ich selbst habe viele dynamische Mikros der letzten 45 Jahre, aber Rostschäden hat Gott sei Dank keins davon. Der Kernmagnet ist aus einer Legierung, die nicht rostet und der äußere Mantel, der auch den Ringspalt bildet, sollte per Galvanik so behandelt sein, dass eine Korrosion ausgeschlossen ist. Meist ist er verkupfert.

Das MD 421-N, das mit dem fünfstufigen Bassabschwächer, arbeitet mit einer veränderlichen Induktivität, quasi rein mechanisch, nicht mit einem Schalter. Dieser Bassabschwächer ist praktisch unkaputtbar.

Leider sind Mikrofone ja hier kaum ein Thema. Komischerweise interessiert sich auch kaum eines der Forenmitglieder wirklich dafür, obwohl doch die Möglichkeit der eigenen Mikrofonaufnahme in den 50er bis 70er Jahren für viele ein Anreiz war, sich ein "Tonband" zu kaufen. Und es ist ein interessantes Gebiet, bei dem man auch viele klangliche und wissensmäßige Aha-Erlebnisse haben kann!

LG Holgi
Zitieren
#11
Ich habe ja damals ein MD 421 in der Uni im Mülleimer gefunden. Der Stecker war kaputt. Neuen drangemacht, tut bis heute.

Gruß
Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste