Andruckrollen auf Kugellager umrüsten
#1
Moin.
Ich habe, angeregt durch die Problematik, dass einige Anbieter neuerdings Andruckrollen mit Messinglagern statt Sinterbronze anbieten, sowie durch einen Beitrag im Revox-Forum, mal ausprobiert, eine Revox B77-Rolle mit Kugellagern auszurüsten. Da dies bei professionellen Maschinen auch üblich war, kann es ja nicht verkehrt sein, dachte ich mir! thumbsup

Es geht viel einfacher als man denkt und dauert bei sinnvoller Vorgehensweise nicht länger als 5 Minuten!

Wir brauchen:

- eine Andruckrolle Revox B77,
- zwei Miniatur-Kugellager MR115 2RS (5×11×4 mm),
- einen kleinen Schraubstock (die verbreitete Ausführung mit dem dreieckigen Sockel und dem großen Saugnapf reicht völlig),
- eine Metallhülse oder ein Stück Rundmaterial von 9-10 mm Ø und mindestens 10 mm Länge (es geht auch eine kleine Stecknuss SW8 oder eine Distanzhülse aus einer geschlachteten Bandmaschine),
- ein Stück Hohlmaterial (Rohrabschnitt, Fitting...) mit 12-14 mm Innendurchmesser (auch hier kann man eine Stecknuss nehmen, in diesem Fall SW12 oder 13) und einer Länge ab 10 mm.
- Schraubensicherungs- oder Lagerkleber (etwa von Loctite).

Das Sinterlager ist in den Messingkern eingepresst und lässt sich ebenso wieder auspressen. Dazu wird der Schraubstock benutzt. Da es etwas schwierig ist, die Rolle und die beiden Rohrstücke gleichzeitig festzuhalten, habe ich letztere mit je einem Stück doppelseitigem Klebeband an den Schraubstockbacken fixiert. Rolle dazwischen, so dass das dünnere Rohr-/Rundmaterialstück eingermaßen mittig auf die Lagerbuchse drückt und das größere rückseitig auf den Messingkern.
Schraubstock zudrehen. Nach wenigen Sekunden ist die Lagerbuchse draußen und liegt dann in der größeren Nuss oder dem Rohrstück.

Rolle aus dem Schraubstock nehmen, die Bohrung im Kern mit Wattestäbchen und Benzin oder Alkohol entfetten, mit einem kleinen Pinsel oder einem weiteren Wattestäbchen etwas Lagerkleber an den inneren Rand aufbringen, das Kugellager auflegen und bündig eindrücken (glatte Unterlage). Je nachdem, mit welcher Toleranz die Rolle gearbeitet ist, kann das leicht oder etwas saugend gehen. Geht es zu schwer, klemmt man die Sache zwischen die Schraubstockbacken und dreht sie zusammen.
Auf der anderen Seite passiert genau das Gleiche.

Ich habe leider im Eifer des Gefechts keine Fotos von der Vorgehensweise geschossen, aber ich glaube, es wird auch so klar. Rolleyes

Fertig!

   

Die Andruckrolle wird nach der Aushärtezeit des Klebers mit den gleichen Passscheiben und Teflonringen eingebaut wie vorher, wobei die Metallscheiben in Richtung Lager weisen. Das Aufstecken auf die Achse wird etwas "saugend" mit Schiebesitz vonstatten gehen, besonders, wenn die Bandmaschine noch nicht viele Betriebsstunden hat. Die Kugellager-Innenhülse hat 5,0 mm und die Achse nur ein paar Tausendstel weniger!
Es geht aber ohne Gewalt, unter Umständen muss man auf die innere Hülse des Kugellagers ein paar leichte Schläge mit dem Hämmerchen und einem Röhrchen oder "Nüsschen" geben. Bitte nicht auf den äußeren Lagerring!
Die Andruckrolle läuft nun so leicht wie nie und Nachölen gehört der Vergangheit an.

Mit den Rollen anderer Maschinen geht das sicher genauso. Für die A77 kann man Lager mit Bund verwenden, die ansonsten die gleiche Größe haben.

Gruß Holgi
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#2
Für eine A77-Rolle reicht es die Lager nicht ganz bündig einzupressen. Durch den Kleber sitzen sie trotzdem fest.
Bei den nächsten Wahlen wähle ich die NSA, denn die sind die einzigen die sich um mich kümmern.
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#3
Natürlich, ich habe ja auch geschrieben, man kann Lager mit Bund verwenden... Wink
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#4
Wenn man die Lager vorher ins Gefrierfach legt, geht das Einpressen leichter.

MfG, bitbrain2101
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#5
Das ist wirklich kein Problem, Bitbrain! Die Lager gehen eher etwas zu leicht in die Bohrung, deshalb auch der Kleber!
Der Trick ist mir im Übrigen durchaus aus der Motorüberholung meines Heinkel Tourist noch geläufig.

LG Holgi
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#6
Was "sagt" denn die Gleichlaufmessung nach dem Umbau (also Originalrolle vs. kugelgelagerte Rolle)?

P.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#7
Eben! Das ist das Wichtigste! Ein interessiert fragender

Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#8
Ich habe im Moment weder Zeit noch Lust, da große Messorgien zu veranstalten.
Wozu auch? Wenn durch eine Tuning-Maßnahme (welche auch immer) die Gefahr bestünde, dass sich der Gleichlauf verschlechtert, würde mich das natürlich auch interessieren. Aber in diesem Fall ist doch höchstens von einer (minimalen) Verbesserung auszugehen. Wahrscheinlich kann man die nicht mal messen....

LG Holgi
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#9
Hallo Holgi,

mich würde interessieren:
1. Sind die Laufgeräusche dadurch etwas leiser geworden ?
2. Mußte der Bandzug korrigiert werden ?
3. Hast Du schon gegrübelt, ob die Maßnahme auch bei anderen Bandgeräten durchgeführt werden könnte ?

MfG Kai
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#10
Hallo Kai,

zu 1.: Nicht wirklich, ich höre bei meiner B77 im Playbetrieb sowieso fast nix, außer dem dezenten Pfeifen des Tachokopfes...
zu 2.: Nein, warum? Was hat der Bandzug mit der "Läufigkeit" Andruckrolle zu tun? 8|
zu 3.: Das geht in allen Fällen, wo die Lagerbuchse eingepresst ist und deren Durchmesser als Kugellager erhältlich ist (was dann natürlich auch den richtigen Innen-Ø haben muss).

LG Holgi
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#11
Wo guckt man am besten nach kleinen Kugellagern ?
Ich kenne nur die Conrad Modellbau-Abteilung.

MfG Kai
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#12
Bei einem Kugellagershop (wobei dort die Menge der Typen meist überwältigend ist und man sich in den Tabellen dumm und dämlich sucht), oder in der Bucht. Da hatte ich meine her. Ich habe auch schon welche für die Bandzugrollen der dicken Philips hier liegen, aber ich traue mich da irgendwie nicht richtig ran. Aber dass es geht, habe ich (mir) jetzt bewiesen!

LG Holgi
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