Uher RdL Verstärker kaputt
#1
Hallo Tonbandfreunde,


ich habe in letzter Zeit hier viele nützliche Tipps gefunden und möchte mich mal revanchieren mit einem Hinweis auf eine mögliche Ursache für das plötzliche Verstummen der Lautsprecher eines Uher Royal de Luxe.

Vor ein paar Tagen habe ich ein RdL erworben.
Während der Besichtigung beim Anbieter funktionierte die Wiedergabe über die eingebauten Lautsprecher noch.
Zwei Tage später großes Erstaunen, als beim abendlichen Probelauf mit einem alten Stereoband rechts alles still blieb.
Am nächsten Abend kam auch links nichts mehr raus.

Also einen Kopfhörerverstärker modifiziert, bis er kompatibel mit den hochohmigen Ausgängen an den DIN-Buchsen war, gelauscht und feines Stereo vernommen. Demnach mußte der Fehler in dem Schaltungsteil von den Klangreglern bis zu den Lautsprecherausgängen liegen.
Nach Abnehmen der Bodenplatte und Nachmessen der im Schaltbild angegebenen Gleichspannungen an diversen Schaltungspunkten beider Endverstärker ergab sich folgendes Bild:
Spannung am Gehäuse (Kollektor) des jeweils unteren Leistungs-Transistors im Schaltbild (T10 Links, T20 Rechts) betragsmäßig unter -1 Volt statt etwa -13 Volt (halbe Betriebsspannung). Auch alle anderen Spannungen im Bereich -0,3 ... -0,6 Volt anstatt der Sollwerte.
Normalerweise richtet sich der Verdacht auf "gestorbene" Transistoren.
Als sich aber herausstellte, daß auch die Spannung. an die der Arbeitswiderstand des zweiten Treiber-Transistors (T16 im rechten Kanal) angeschlossen ist (Verbindungspunkte von R178, R183 und dem Bootstrap-Kondensator C108 ) , so niedrig war, obwohl dort gar kein Halbleiter direkt angeschlossen ist, wurde klar, daß es eine andere Ursache haben mußte, z.B. Kurzschluß im Kondensator.
Also ausgebaut und gemessen: hatte tatsächlich nur 21,1 Ohm.
Trotzdem ging die Endstufe immer noch nicht. Die Spannung am "oberen Ende" des Arbeitswiderstandes von T16 war jetzt zwar ca. -10 Volt, müßte aber eigentlich betragsmäßig deutlich über der halben Betriebsspannung (-26 Volt) liegen. Die anderen Spannungen lagen immer noch betragsmäßig unter -1 Volt.
Der defekte Elektrolyt-Kondensator trug die Aufschrift FraKo, über die man in Revox-Foren nichts gutes liest. Davon sind in der RdL noch einige verbaut. In der rechten Endstufe z.B. auch noch C90 und C100. Ein Kurzschluß von C90 würde aber T16 sperren lassen und damit eine zu hohe Ausgangsspannung bewirken. Ein Kurzschluß von C100 würde dagegen Folgen haben, die zu den Symptomen passen, also ausgelötet, Spannungen nachgemessen, nun alles bestens ! Dieser Kondensator zeigte am Ohmmeter ca. 34 Ohm.
Im linken Kanal war nur der Bootstrap-Kondensator C107 niederohmig geworden.
Binnen 2 Tagen waren also 3 FraKo Elektrolyt-Kondensatoren ausgefallen und hatten sich in niederohmige Widerstände verwandelt.
Davon sind jetzt immer noch 9 Stück auf ersten Blick zu sehen.
Eigentlich müßte man wohl mal über allen die Soll-Gleichspannungen nachkontrollieren, wenn es nicht noch schönere Beschäftigungen gäbe.
Ich hab die "Mission" erstmal mit dem Einbau von 3 Taiwan-Kondensatoren beendet.

PS.: Übrigens sind in meinem Gerät statt der im Schaltbild genannten AD150 Transistoren AD133 III von S&H verbaut.
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#2
Ja, goldene Frakos haben einen ähnlich tollen Ruf wie rote und orange Roedersteins! Leider waren die bei der Herstellung recht hochwertig und sind deshalb oft in wertigen Geräten verbaut. Einige Ausfälle gab es aber schon nach wenigen Jahren, z.B. in Schaltnetzteilen.

Bekannt sind mir diese lästigen Dinger u.a. aus:
- Grundig-Schaltnetzteilen (Video 2000)
- Commodore-Schaltnetzteilen (frühe Amiga 2000)
- Revox-Bandmaschinen
- Dual-Plattenspielern (Direkttriebler wie 721, lassen als Glätt-Elkos in der Spannungsversorgung gerne die Drehzahl Amok laufen)
- Uher-Tonbandgeräten
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#3
Die hier ausgefallenen Kondensatoren waren nicht die bekannten "goldenen" zylindrischen Becher, sondern annähernd rechteckige weiße Plastikblöcke, kleiner als Zuckerwürfel, eine Schmalseite geformt als Halbzylinder, rote Beschriftung auf der Oberseite.
Hab leider kein Foto zur Hand.
Ich weiß auch nicht ob das "Ausfallverhalten" Bauform-abhängig ist, oder ob die Firma grundsätzlich was suboptimal gestaltet hat.

Kai
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#4
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=183708#post183708 schrieb:Die hier ausgefallenen Kondensatoren waren nicht die bekannten "goldenen" zylindrischen Becher, sondern annähernd rechteckige weiße Plastikblöcke, kleiner als Zuckerwürfel, eine Schmalseite geformt als Halbzylinder, rote Beschriftung auf der Oberseite.
Hab leider kein Foto zur Hand.
Ich weiß auch nicht ob das "Ausfallverhalten" Bauform-abhängig ist, oder ob die Firma grundsätzlich was suboptimal gestaltet hat.

Kai
Aaaah, ich glaube ich weiß was du meinst! Die Type kenne ich als "Schiffchen" beschrieben und hat auch einen ganz fürchterlichen Ruf. Ich glaube von denen habe ich sogar hier im Forum schon gelesen!
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#5
Jo! Das sind die schönen Frako-Schiffchen. Ich denke, die meist-ausfallenden Elkos überhaupt. Auch Revox hat die leider ziemlich lange verbaut.
Hier rechts auf dem Häufchen nach einem Austausch-Marathon bei der A77 sieht man auch etliche der weißen Dinger:

   

LG Holgi
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