Was man so unbedingt braucht ...
#9
Moin moin,

Niels hat mich erinnert. Da war doch was.

Kürzlich hatte ich ein Telefon eines bekannten Marktführers in der Hand, dessen sogenannter "Akku-Deckel" klebrig geworden war. Erst dachte ich an irgendwelche Rückstände von "irgendetwas", das die Rückwand des Telefons verschmutzt haben könnte. Etwas Alkohol und Küchenpapier sollten das beheben. Tatsächlich entfernte der Alkohol sämtliche Reste aller Fingerabdrücke vergangener Jahre, und sorgte damit dafür, dass die gesamte Rückwand des Telefons nun gleichmäßig klebrig war, dabei jedoch frischer glänzte, als zuvor.

Bei der Suche nach Lösung stieß ich nicht nur auf Postings diverser Besitzer klebriger Telefone, sondern auch auf Gedanken über klebrig gewordene Schallplatten.

Natur-Katuschuk wird im Alter nicht klebrig. Nun überziehen nicht einmal die Hersteller, die davon ausgehen, dass ihre Kunden ihre Telefone fallen lassen, ihre Geräte mit Naturkautschuk. Platten-Hersteller soweiso nicht.
Der Grund liegt, je nach Lesart, darin, dass Natur-Kautschuk ja ein Naturprodukt ist, und man wegen des hohen Bedarfs an "Überzügen", für die vielen Milliarden Handys, nicht der Natur sämtlichen Kautschuk entziehen wolle, oder weil man halt einen patentierbaren (!) Überzug verwenden wolle, an dem nicht "die Natur" (ersatzweise die Bauern), sondern der Konzern selber verdienen könne. Bei Platten ist das einfacher: da zieht einfach niemand Kautschuk drüber.

Nun ist es aber so, dass das Problem nicht nur bei Handy's auftritt. Mein durchaus und ehemals nicht ganz billiger Wohnzimmer-Verstärker hat kürzlich alle vier Füße verloren, weil ich wegen Thomas' Befürchtung, der ihm von mir geliehene Verstärker hätte irgendeine Macke, eben den Wohnzimmer-Verstärker hatte abbauen wollen um ihn durch den ehemaligen Leih- und jetzt nicht mehr Leih-Verstärker zu ersetzen, um den auf "Macken" zu überprüfen. Dabei blieben zwei der vier Füße des bis dato eben noch Wohnzimmer-Verstärkers auf dem darunter stehenden CD-Player kleben und verließen auf diesem Wege, klebend, den Verstärker. Der Player hat jetzt vier Flecke auf dem oberen Deckel, denn auch die anderen beiden Füße des Verstärkers waren klebrig geworden, waren halt nur am Verstärker kleben geblieben. Eines geht nur: oben oder unten. Alle zwei Wochen kommt die Müllabfuhr; der Verstärker durfte aber bleiben.
Eine Taschenlampe von mir hat das gleiche Problem, nur bleibe ich daran kleben, wenn ich sie benutze. Bisher. Auch die klebt jetzt an irgendwelchem Müll. Nicht mehr an mir.

Alle diese Geräte hatten vor dessen Verbrennung gemein, dass das klebrige Zeugs kein Natur-Katuschuk ist, sondern irgendetwas anderes ... war. In der einschlägigen Literatur wird von "unbekannten Zuschlgsstoffen" berichtet, wenn etwas anfängt zu kleben. Meist Weichmacher. Und die sind eben nicht nur in Gummi-Mischungen oder Gummi-Ersatz enthalten. Die "Unbekannten Zuschlagstoffe". Tatsächlich enthält "echtes" Gummi, oder dessen hochwertiger Ersatz, keine oder nur geringfügige Mengen Weichmacher. Ein Blog veröffentlicht, "Aus der professionellen Recyclingindustrie ist als Obergrenze der Kunststoffbeimischungsanteil von drei Prozent bekannt". "Kunststoff" also.
So ein dem Hersteller doch nicht so unbekannter "Klebstoff" mag den Vorteil haben, einersteis erst nach einer gewissen Zeit, nach Ende der Garantie, vom Weich- umd Zusammenhalt-Macher zu mutieren, dabei gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Nach-Verkauf-Besitzer den unbingten Wunsch entwickelt, etwas Neues zu kaufen, wenn das alte klebt. Und weil niemand, außer dem Hersteller, den individuell verwendeten "unbekannten Zuschlagsstoff" kennt, kann auch kaum jemand etwas gegen den Klebe-Effekt tun. Und so klebt nicht nur Philips-Matsch aus den Siebzigern, sondern auch das Handy aus dem dritten Jahrtausend.

Das übliche Verfahren, klebende Mischungen zu regenerieren, besteht aus der (fortwährenden) Reinigung der Oberfläche mit einem Spezialreiniger, oder aus dem Einsatz vom Waschsoda, unter den üblichen Sicherheitsmaßnahmen des Gesundheits-gefährdenden Natriumcarbonats. Versuchsweise. Überall einsetzbar scheint das Verfahren, ein trockenes Pulver (Babypuder, Grafit oder Talkum) aufzutragen, und die Oberfläche dann mit Lack, Politur, Silikonspray oder Öl zu versiegeln.
Eine andere Idee besteht darin, Fremd-Substanzen mit Hilfe von Essig herauszulösen. Das mag bei echtem Gummi funktionieren, dem Zuschlagstoffe zugesetzt worden sind, weniger mit Material aus "nur" Zuschlagsstoffen, Kunststoff halt.


Eine Lösung scheint es jetzt für Schallplatten-Besitzer zu geben, deren Scheiben anfangen zu kleben.
Der Hersteller empfiehlt allerdings, mit seiner Subhesive-Kur so früh wie möglich zu beginnen. Gerne schon, bevor die Platten kleben. Damit wird Sub-hesive für JEDE Platte anwendbar. Auch für neue.

Das Subhesiv-N Set besteht aus dem eigentlichen Wirkstoff und einer mit künstlerischem Anspruch gestalteten Auffangschale; verschiedene Design-Editionen sind in Vorbereitung. Mittig in der Auffangschale befindet sich eine schräg stehende Achse, auf die die Schallplatte aufgesetzt wird. Ein Elektrischer Antrieb versetzt die Achse in eine langsame Drehung und über einen speziellen Streuer, oberhalb der Platte, wird der feinkörnige Wirkstoff appliziert.

Dann wirkt reine Physik: dort wo die Platte klebt, klebt der Wirkstoff fest und neutralisiert den Kleber. Dort, wo die Platte nicht klebt, rutscht der Wirkstoff über die Platte in die Auffangschale, von wo er einfach entnommen und entsorgt werden kann. Eine Nach-Verwertung verbietet sich für die empfindlichen Schallplatten, da der Wirkstoff, nach dem Kontakt mit der Umwelt, ja verschmutzt sein könnte. Dann dreht man die Platte um und beginnt von vorn.

Eine Standard-Packung reicht für zwanzig Schallplatten bzw. zehn Doppel-LPs. Die neue, verbesserte Version ist auch bei Schallplatten anwendbar, auf denen Fingerabdrücke, Hautcremes oder Honig klebt. Bei Resten von Disco-Film hilft es jedoch nicht.
Klebt die Platte noch nicht, ist der brutto-Verbrauch sogar geringer und bedarf es keiner weiteren Maßnahmen. Trotzdem empfiehlt der Hersteller eine regelmäßige Anwendung.

Für die Wirksamkeit von Subhesive-N war von Anfang an die mechanische Belastung durch die Abtast-Nadel eine Herausforderung. Die Neutralisierungs-Schicht wird nämlich durch die Nadel beschädigt. Spätestens wenn die Nadel wieder fest klebt, müsste eine weitere Subhesive-N Kur erfolgen.
Um das System effektiver zu gestalten, wurden versuchsweise zwei Verfahren getestet: die eine soll die mechanische Beschädigung der Neutralisierungsschicht verhindern, mit der anderen wird die mechanische Beschädigung der Neutralisierungsschicht vermieden. Vor allem die Kombination beider Verfahren ergibt ein perfektes Ergebnis.

Subhesive-K ist ein individuell an die Auflagekraft und Nadelstärke anpassbares Konservierungsmittel, das nach der Subhesive-N-Kur aufgetragen wird, Die Dichte und die Härte der Konservierungssichicht kann also an den individuellen Bedarf angepasst werden. Damit ist es möglich, den Plattenfreunden, die eher dazu neigen, preiswerte Systeme einzusetzen, ein finanziell angepasstes Konservierungsmittel anzubieten.
Während die bessere Variante mit dem vorhandenen Rotator aufgetragen wird, wird für das Einsteiger-System ein praktischer Spachtel mitgeliefert.

Die Highend-Variante zeugt durch ihre goldene Tönung davon, dass hier selbst die schärfste Nadel nicht mehr eindringen kann. Die spiegelglatte, elegante Oberfläche, die Subhesive-K gold erzeugt, unterdrückt sogar jegliches Knacken; selbst solches, das schon vorher auf der Platte zu hören gewesen war. Als Nebeneffekt wird so aus der mittelmäßigen 120-Gramm-Schallplatte, schon bei einmaliger Benutzung, eine 180-Gramm-Platte. Auch steigert Subhesive-K gold den Fremdspannungsabstand selbst der ältesten Schallplatte, die damit eine absolute Rausch- und Musikfreiheit auf beiden Kanälen erreicht. Aus einer alten Platten wird so ein güldenes Sammlerstück, das eigentlich viel zu schade zum Abspielen ist! Über den Online-Shop sind hochglanz-polierte Ebenholzimitat-Ständer für solche Sammlerstücke erhältlich.

Mit Hilfe vom Subhesive-C kann selbst der fanatische Musikhörer die mechanische Beschädigung der Neutralisierungsschicht vermeiden. Der Clou: bei richtiger Verwendung kann Subhesive-C den Einsatz von Subhesive-K und sogar von Subhesive-N überflüssig machen, lässt sich jedoch auch gemeinsam einsetzen. Denn das Kleben verhindert Subhesive-C nicht! Um so früher das Subhesive-C-Set, nach dem Kauf der Platte, zum Einsatz kommt, desto besser das Ergebnis.
Auch hier gibt es verschiedene Ausführungen, je nach Anspruch des Musikfreundes. Um das finanzierbar zu erreichen, wurde auf die Hilfe eines nicht näher genannten chinesischen OEM-Herstellers zurückgegriffen.
In der einfachen Variante, Subhesive-C analog, besteht das Set aus einem Verbindungskabel (Cinch auf 3,5mm Klinke), einem modernen Kassettenrecorder und einem 10er-Pack Compact Cassetten (Typ I, C30). Eine Großpackung mit zwanzig Kassetten, zwei Kabeln und zwei Recordern ist für regelmäßige Plattenkäufer in Vorbereitung, ebenso Abo-Lösungen bei denen, je nach Bedarf, in monatlichen oder Quartals-Abständen ein Paket Subhesive-C analog automatisch geliefert wird. Das Subhesive-C digital-Set besteht aus einem Cinch-Kabel, einem CD-Recorder und einem 20er Pack CD-R Speichern. Die geplante Highend-Version soll aus einem Laser-Abtaster und einem 3D-Drucker mit fest installiertem Highend-Speicher für bis zu fünfzig Platten bestehen, der mit einer voreingestellten Lebensdauer von einhundert Kopien jeden Plattensammler glücklich machen wird.
Wie bei Subhesive-N gilt auch hier: um so früher Subhesive-C zum Einsatz kommt, desto besser!

Der Hersteller weist darauf hin, dass die volle Funktion und vor allem die unverwechselbare Haptik, mit einem Medium zu Anfassen, nur erhalten bleibt, wenn originale Subhesive-Komponenten entsprechend der Gebrauchsanleitung in korrekter Kombination verwendet werden, um der Gefahr des Klebens von Schallplatten möglichst schon vor dem ersten Auftreten Herr zu werden.


Wenn Ihr also klebende Schallplatten habt ...

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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[Kein Betreff] - von lukas - 21.09.2015, 16:00
[Kein Betreff] - von PSMS - 22.09.2015, 04:22
[Kein Betreff] - von niels - 22.09.2015, 19:25
[Kein Betreff] - von Matthias M - 23.09.2015, 14:16
[Kein Betreff] - von PeZett - 23.09.2015, 19:31
[Kein Betreff] - von Matthias M - 25.09.2015, 02:28
[Kein Betreff] - von cisumgolana - 25.09.2015, 07:43
klebrige Platten? - von Matthias M - 01.04.2023, 03:58

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