Datenreduziertes Musikhören macht müde!?
#7
N'Abend allerseits...

in allen Punkten zustimmen möchte ich dem Artikel dann nun doch nicht. Es ist (aus eigener Hörerfahrung) zwar absolut richtig, dass man bei "zerhackter, verrauschter, knisternder" Sprachwiedergabe in einer solchen Konferenz gestresst wird, weil sich das Gehirn enorm anstrengen muss. Dies aber eigentlich, weil man dem Gesagten einen Sinn entnehmen möchte und gespannt zuhört, alles zu verstehen. Da dies nicht zu 100% gelingt, weil die Übertragung schlecht und damit unvollständig ist, reagiert man gestresst und ermüdet schneller. Soweit so gut... (oder schlecht).
Bei "durchschnittlichem" Musikhören verhält es sich jedoch nach meiner Meinung anders. Hier wird i.d.R. gar nicht bewusst und hoch konzentriert gehört, ein Sinn will nicht unbedingt entnommen werden, das "Gedudel" dudelt eben so nebenbei mit und wenn es sich auch noch um die Lieblingssongs handelt (...die man ohnehin rückwärts pfeiffen kann...) dann ist ein Aussetzer in der Übertragung nicht weiter schlimm. Man weis doch ohnehin, was als nächstes kommt. Das ist bei der Konferenz völlig anders. Die Wortbeiträge sind unbekannt und neu und was gesagt ist, ist gesagt... ...wird in der Regel nicht wiederholt und man muss eben höllisch aufpassen, alles mit zu bekommen.
Darüberhinaus ist eine "totkomprimierte" Wiedergabe etwas anderes als eine "verrauscht unvollständige" Wiedergabe, in der ganze Klang-/Wort-Fetzen fehlen. Das, was dem komprimierten Musikfile die Natürlichkeit nimmt (nämlich die identische "Lautheit" von Instrumenten und Stimmen, die eigentlich von "Natur aus" nicht gleich laut sind) mag zwar enttäuschen oder die Lust am bewussten Hören nehmen aber es fehlt ja eigentlich nichts. Es ist eben nur alles gleich laut... ...und damit unnatürlich. Dieser Verlust wird jedoch von vielen Konsumenten gar nicht wahrgenommen - eben weil nur so nebenbei mit gehört wird (...ob beim Joggen, im Auto oder sonstwo...).

Was die unnatürlichen, weil absolut "fehlerfreien" und gleichförmigen elektronischen Beats angeht, so ist dies übrigens nichts, was mit komprimiertem Sound zu tun hat. Diese "Samples" sind nämlich schon vor über 30 Jahren eingesetzt worden, als das Komprimieren noch gar nicht gang und gäbe war. Man (= einige Künstler) fand diese "Drum-Maschines" einfach toll. Und wer erinnert sich nicht an sogenannte "String Orchestras" - völlig synthetische Streicher"ensembles", mit denen so manche Pop-Ballade stimmungsvoll unterlegt war. Der Ursprung dessen mag "analog" bespieltes Bandmaterial gewesen sein aber wenn man einen Soundschnipsel immer und immer wieder hintereinander "schneidet", dann geht die natürliche "Asymmetrie" der Musizierenden eben dahin... ...es gibt sie nicht mehr. Jeder Drumbeat sitzt... ...gleich lang, zum gleichen Zeitpunkt, gleich laut. Das soll mal ein Musiker nachmachen... ...soetwas bedarf schon hohen handwerklichen Könnens. Zumindest, wenn man das zig mal und minutenlang wiederholen möchte...

Auch was den Punkt der Produktion von Musik angeht, kann ich nicht ganz zustimmen. Zugegeben... ...wie "sein Produkt" auf den Tonträger kommt, entscheidet der Künstler nicht immer unabhängig aber es darf angenommen werden, dass heutzutage sehr wohl ganz bewusst Musik so produziert wird, dass sie sich "totkomprimiert" über die Wiedergabegeräte des Mainstreams vermeindlich "gut" anhört. Der Wunsch des Autors, dass "... Musik nicht nur auf dem Handy einigermaßen gut klingen, sondern auch bei hochwertigen Audioanlagen in Klubs, im Auto oder über Kopfhörer"... soll, mag verständlich sein aber ob die Musikindustrie diesen Wunsch überhaupt noch zu erfüllen gedenkt, darf angezweifelt werden. Die Hörgewohnheiten der Massen bewegen sich jedenfalls nach meiner Wahrnehmung in eine andere Richtung. (Und was ist schon eine "hochwertige Audioanlage" in einem Klub oder im Auto? Die Quadratur des Kreises? Ganz ehrlich... ...die Meisten dieser genannten Wiedergabequellen sind grottenschlecht und genauso auf "komprimiert" getrimmt, wie das Smartphone oder der vielgescholtene MP3-Player.)

Schlussendlich bleibt mir nur ein "Schade... ...gut gemeint aber..." zu dem Artikel übrig. Zu viel Unterschiedliches wurde hier in einen Topf gekippt, um zu rechtfertigen, was dem Autor am Mainstream augenscheinlich nicht gefällt und was er mit Hilfe einer Zitatensammlung unterschiedlichster wissenschaftlicher Erhebungen unter Zuhilfenahme etlicher "vielleicht", "könnte" und "möglicherweise" zu vermischen versucht. Dabei ist die Quintessenz doch recht einfach: "synthetische Gleichförmigkeit" in der Musik macht das Leben ärmer an Eindrücken, wenn die "natürliche Zufälligkeit" vollends verschwindet. Der Mensch verlernt dabei, genau hinzuhören weil es nichts mehr zum "Hinhören" gibt.

Soweit meine ganz persönliche und unverbindliche Meinung.

Schlaft's gut....

P.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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[Kein Betreff] - von Anselm Rapp - 29.06.2015, 17:55
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