Degausser / Löschdrossel HP 3603A
#1
Hallo zusammen,

Seit vier Tagen freue ich mich über einen Trumm ganz besonderer Art: Dieser Degausser von ca. 1970 wiegt rund 45 kg, verbraucht gut 900 VA und macht beim Arbeiten ordentlich Lärm Big Grin

Nach gründlichem Reinigen, Ölen usw. läuft er nun wieder wie am ersten Tag und ist jetzt auch einigermaßen vorzeigbar:

[Bild: IMG_3756_Kopie.jpg]

[Bild: IMG_3777_Kopie.jpg]

[Bild: IMG_3759_Kopie.jpg]

[Bild: IMG_3760_Kopie.jpg]

Die grauen, runden Brocken mit den sechseckigen Flanschen dran sind die vier Löschspulen auf zwei U-Kernen. Das Band wird zwischen den gegenüberliegenden Polen geführt. Sie liegen leicht unsymmetrisch zur Mitte des Bandwickels, so dass auch kleine Kerndurchmesser verwendet werden können (z.B. von 13er Spulen).

[Bild: IMG_3764_Kopie.jpg]

[Bild: IMG_3767_Kopie.jpg]

[Bild: IMG_3768_Kopie.jpg]


Im sog. jungfräulichen Zustand rauscht ein Band ca. 10...15 dB weniger als regulär von einer Bandmaschine gelöscht.
Ein Löschzyklus dauert ca. 30 Sekunden, wie in diesem Video zu sehen:

https://www.youtube.com/embed/CL15G5juses

Ein paar zusätzliche Infos darüber gibt es hier.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#2
Das ist doch mal etwas Reelles! Danke, für die Vorstellung.

Bleibt der Vorsprung der 10...15 dB beim Erstbespielen erhalten oder durch den maschineeigenen Löschkopf gleich wieder zunichte gemacht?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Zitieren
#3
niels,'index.php?page=Thread&postID=177836#post177836 schrieb:Bleibt der Vorsprung der 10...15 dB beim Erstbespielen erhalten oder durch den maschineeigenen Löschkopf gleich wieder zunichte gemacht?

Das wäre eine echte Sensation!
Leider bleibt er es nicht.

Einem so gelöschten Magnetband ergeht es wie bei der ersten Aufzeichnung auf einem fabrikneuen Band. Es gibt keine Möglichkeit, eine Aufzeichnung zu erzeugen und zugleich das sog. jungfräuliche Rauschen zu erhalten. (Die Metapher der Jungfräulichkeit finde ich insofern gar nicht mal so unpassend.)

Der Ausdruck "Bias Noise Level (BN)" in manchen englischsprachigen Datenblättern erscheint mir durchaus sinnvoll und angebracht: Das Grundrauschen eines Bandes ohne VM ist für die Anwenderpraxis herzlich irrelevant.

Die Rauschpegel-Differenz liefert einen zuverlässigen Hinweis, auf welche Weise ein Band gelöscht wurde.

Der Vollständigkeit halber: Wenn man ein Band nur mit dem LK löscht, aber nicht vormagnetisiert (Klebeband o.ä. vor dem AK-Spalt) liegt der Rauschpegel des Tonbandes etwa in der Mitte zwischen dem Bias-Rauschen und dem Grundgeräusch nach Degausser-Behandlung.

Sofern ein bespieltes Band keine sichtbaren Abnutzungsspuren zeigt, könnte man es durchaus mit einem Degausser entmagnetisieren, säuberlich aufwickeln und dann einem unbedarften Magnetbandliebhaber als unbenutzt verhökern ... ?( :thumbdown:

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#4
Womit sich wieder eine Frage geklärt hat.

Im Studio meiner ehemaligen Uni befanden sich zwei ASC 2002 (von denen eine nun seit 12 Jahren bei mir "zum Verbleib" ist). Bei der einen Maschine wurde seinerzeit der Löschkopf abgeklemmt, in der Hoffnung und mit der Absicht, dadurch von dem niedrigeren "Rauschen ab Werk" zu profitieren. Der damalige Dozent war seinerzeit jünger als ich heute und daher möchte ich ihn lieber für seinen damaligen Optimismus bewundern, als darüber zu lächeln (zumal wir befreundet sind.)
Als er mir von der Bastelei berichtete, hatte ich schon Zweifel, aber dergestalt, dass ich (optimistisch) annahm, der Löschkopf werde das Rauschen wieder auf das Niveau "ab Werk" senken. Gut, dies ist also einerseits nicht der Fall, andererseits ist das Aufzeichnungsrauschen eine Folge der Vormagnetisierung (und der Aufsprechverstärker) .

Danke, für die Information.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Zitieren
#5
niels,'index.php?page=Thread&postID=177839#post177839 schrieb:andererseits ist das Aufzeichnungsrauschen eine Folge der Vormagnetisierung (und der Aufsprechverstärker) .

Wobei allerdings einiges an Dilettantismus dazu gehört, einen Aufsprechverstärker so zu konstruieren, dass sein Eigenrauschen das VM-Rauschen übersteigt … Big Grin


Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#6
Galt dies schon immer? Oder erst sein "neuerem" (die letzten 30, 40 Jahre)? Denn nach der Lektüre der "Zeitschichten" bin ich davon ausgegangen, dass in der Vor-Low-Noise-High-Output-Ära das Band das limitierende Element war, dann aber rauschärmere Verstärker notwendig wurden, um der nach unten erweiterten Dynamik des Bandes wieder gerecht zu werden. Oder habe ich Friedrich diesbezüglich mißverstanden?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Zitieren
#7
niels,'index.php?page=Thread&postID=177841#post177841 schrieb:Oder habe ich Friedrich diesbezüglich mißverstanden?

Ich denke das ist kein Missverständnis. Ich würde nur hinzufügen, dass die Entwicklung rauschärmerer Aufnahme- und Wiedergabeverstärkerzüge mit der Entwicklung rauscharmer, hochempfindlicher und hochaussteuerbarer Bandtypen einherging (und auf professionellem Level auch Schritt hielt).

Mitte der 1970er Jahre wäre es jedenfalls für einen Aufnahmeverstärker eine bemerkenswerte Leistung gewesen, Störspannungen auf dem Niveau der frühen 1950er Jahre zu erzeugen.

Demgegenüber bildete das Rauschen von Wiedergabeverstärker-Vorstufen die größere Herausforderung, da eine ausreichende Verstärkung äußerst kleiner Spannungswerte benötigt wird. Für einen mit Linepegel angesteuerten Aufnahmeverstärker stellt sich dieses Problem eher nicht.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#8
Das sind die Grenzen meines Erinnerungsvermögens: In der Passage, die ich im Kopf hatte, ist von Wiedergabeverstärkern die Rede. Ich habe es eben nochmal nachgesehen. Dann ist nun auch dies geklärt.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Zitieren
#9
Hi Peter,

was mich Deinem Degausser interessiert ist, was für ein Magnetfeld zum Löschen generiert wird.

Ist es ein konstantes 50Hz Wechselmagnetfeld gewonnen aus den 230VAC oder steckt da im Innern noch ein eigener Löschgenerator drin?

Danke und Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

Zitieren
#10
Gyrator,'index.php?page=Thread&postID=177852#post177852 schrieb:Ist ein konstantes 50Hz Wechselmagnetfeld gewonnen aus den 230VAC oder steckt da im Innern noch eineigener Löschgenerator drin?

Die Spulen werden per Relais direkt aus dem Netz gespeist, daher auch der markante 100-Hz-Netzbrumm.

Leider habe ich keine Schaltung zum Gerät, aber eins der auffälligsten Bauteile darin ist ein 45 μF / 480 V Kondensator, ein ziemlich dickes Ding. Ich vermute, dass er dazu dient, im Ausschaltmoment in einem Parallelschwingkreis die Selbstinduktionsspannung der Spulen aufzufangen.

Mittlerweile ist mir auch aufgefallen, dass die Spulen auf E-Kerne gewickelt sind (keine U-Kerne, wie ich in meinem ersten Posting irrtümlich geschrieben hatte).

Auf dem drittletzten Bild kann man unter dem Warnschild sogar erkennen, dass im Laufe der Jahrzehnte die äußeren Blechlamellen des mittleren Polschuhs sich gelöst und nach außen gebogen haben. Sie lassen sich aber nicht so einfach wieder zurechtbiegen, da sie unter großer Federspannung stehen (Materialstärke ca. 0,7 mm). Dies führte auch zu einem gewissen schnarrenden Geräusch im Video, wenn bei herausfahrender Lade die Drehtellerachse die vibrierenden Lamellen gerade eben noch berührte.

Irgendwann muss ein vermeintlich schlauer Zeitgenosse tatsächlich versucht haben, diese Lamellen wieder aufeinander zu pressen: er bohrte ca. 1 cm tiefes Loch hinein, worin eine M3-Schraube steckte. Leider führte diese Maßnahme hauptsächlich dazu, dass (ähnlich dem Dominoeffekt) sich weitere Lamellen aus ihrer Lackfixierung lösten. (Vergessen wurde dabei auch, dass zur Vermeidung von Wirbelströmen und zusätzlicher Erwärmung man lamellierte Bleche möglichst nicht am Punkt maximaler Kraftflussdichte galvanisch leitend miteinander verbinden sollte ...)

Wie dem auch sei, gestern habe ich das Problem mit Epoxydharzkleber und zwei Schraubzwingen dauerhaft beseitigt (hoffe ich jedenfalls).

Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste