Die Ventilatorfunktion
#1
Etliche vornehmlich japanische Maschinen haben einen Capstanmotor, dessen Achse offenbar auch nach hinten herausgeführt wird. Dort ist dann ein kleiner Propeller angebaut. Vermutlich ist ein Lüfter für viele Maschinen sinnvoll, die Idee finde ich zunächst einmal gut.

Ich frage mich jedoch, ob solche Motoren überhaupt Langläufer sein können und ob ein Liegendbetrieb schädlich ist. Wie wurde das Lagerproblem gelöst?
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#2
Man kann einen Motor nach verschiedenen Kriterien konstruieren. Je kleiner ein Motor bei gleicher Leistung ist,desto wärmer wird er,hängt ganz einfach mit der auftretenden Verlustleistung (Wicklungswiderstand,Ummagnetisierungsverluste usw.) und der zur Kühlung verfügbaren Oberfläche zusammen. Etwa eine Halbierung des Durchmessers verringert die Oberfläche etwa auf ein Zehntel (hängt natürlich von der Form des Motors ab) und damit auch die mögliche Leistung.
Wenn ein Motor statt durch normale Konvektion,durch ein Gebläse zwangsgekühlt wird,kann man ihn kleiner dimensionieren,aber es darf sich an einer guten Luftzufuhr nichts verschlechtern,sonst steigt die Erwärmung wieder und die Lebensdauer geht zurück. Die Lebensdauer von Bauelementen verhält sich umgekehrt proportional zu ihrer Betriebstemperatur. Bei vielen Motoren ist ein Ventilator Standard (z.B.Kraftstrommotoren).
Für einen Hersteller ist ein kleinerer Motor natürlich material-und kostensparender. In modernen Motoren verwendet man heutzutage hochpermeable Kernbleche mit weniger Verlusten,dadurch kann man die Baugröße wesentlich verkleinern.

Die Lagerung ist nicht das Problem,radial ändert sich nichts gegenüber anderen Motoren. Axial läuft der Rotor gegen einen Anlaufring oder ein Flanschlager. Bei Kugellagerung spielt es gar keine Rolle,denn auch die Masse des Rotors ist geringer und damit die auftretenden axialen Kräfte.

In der Praxis haben sich die großen soliden Motoren immer durch ihre Langlebigkeit und Unverwüstlichkeit gegenüber den kleinen filigraneren durchgesetzt.Die geringe Erwärmung läßt auch das Schmiermittel der Lager nicht so schnell verdunsten.

Es ist wie überall in Natur und Technik,alle 10°C verdoppelt sich die chemische Reaktionsgeschwindigkeit ,egal ob Reifeprozess,Zersetzung oder Alterung.

Bernd
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#3
Der beventilatorte Motor der TC-366 meiner Kindertage läuft immer noch, und der hat Schätzungsweise 13 Giga-Stunden Betrieb hinter sich, stehend und liegend.
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#4
Nicht nur die Japaner, sogar schon bei der Smaragd sitzt am unteren Ende der Motorwelle ein Flügelrad. Bei vielen Tesla's, besonders bei den Geräten der 5er Reihe ist zwar am oberen Ende der Welle aber unterhalb der Riemenscheibe so ein Flügelrad montiert. Auch die polnischen Grundig-Lizenzbauten von Unitra, die ZK-Typen haben auf der Motorachse ein Lüfterrad. Ob nun bei den Original Grundig das auch so ist, kann ich leider nicht sagen. Zum Beispiel Telefunken 441 ist ebenfalls mit so einem Rad ausgestattet. Alle diese Geräte sind für den wagerechten Betrieb bestimmt, sie besitzen keine Arritierungen für die Spulen, so das vielleicht jemand auf den Gedanken kommen könnte, sie senkrecht zu betreiben. Sicherlicht gibt es noch mehrere solcher Maschinen mit einem Lüfterrad, auch solche für beide Betriebslagen, nur im Moment fallen mir nicht mehr ein. Ich habe bei derartigen Geräten immer das Glück, daß ich diese Lüfterräder auch finde (Autsch, das war wieder mal der Finger) :lachen:
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#5
Na, wird hier eine Lüfterliste draus?
Sony: TC-366/377
Telefunken: magnetophon 201 TS

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#6
Darf ich eins draufsetzen: sogar das AEG-Magnetophon (Modell 1935, meist "Magnetophon K 1" genannt) hatte bereits ein Lüfterrad am unteren Ende des Tonmotors, ab K 2 (1936) bis K 4 (1938, und die davon abgeleitete Rundfunkmaschine R 22/ R 22a, ab 1938 / 1941) wurde die Kühlluft durch zwei Y-förmige Stutzen auch an die Wickelmotore weitergeleitet.

Magnetband-Technik - das Eldorado der Doppelerfindungen!

Friedrich
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#7
Zitat:Friedrich Engel postete
... und die davon abgeleitete Rundfunkmaschine R 22/ R 22a, ab 1938 / 1941) wurde die Kühlluft durch zwei Y-förmige Stutzen auch an die Wickelmotore weitergeleitet.

Magnetband-Technik - das Eldorado der Doppelerfindungen!
Das Ding R22a steht bei mir draußen auf dem Gang, weshalb ich mit einem hübschen Bild dieser Staubsaugeranlage dienen könnte. Nachdem die Wickelmotoren damals auch noch Reihenschlussläufer waren, brauchten die sicher den Wind von der Tonmotorwindschleuder...

Hans-Joachim
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#8
Auja, Hans-Joachim,
mach uns das Bild bitte zugänglich. Es mag sein, daß ich so eine Maschine mal in einem Auktionshaus gesehen habe. Sieht sie aus wie eine Kombination aus Tonbandgerät und Umluftbackofen?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#9
Eigentlich, lieber Niels,
sieht die AEG-K4 aus wie ein richtiges Tonbandgerät(elaufwerk), denn die Verstärker brachte man ja de facto über die ganze Röhrenzeit hin in separaten Gestellschränken unter. Die zugehörigen Verstärker hätte ich zwar gerne, besitze sie aber nicht.
In der Tat tauchte eine komplette Anlage aus K4, V7b (Aufsprechverstärker), V5 (Wiedergabeverstärker) und N7 (Netzteil) vor reichlich zwei Jahren bei einem Kölner Auktionshaus auf. Nachdem aber schon der Aufrufpreis bei 3000 Eurodollar lag, habe ich die Sache auf sich beruhen lassen. Die Anlage ging dann nach Amerika, wohinter ich auch noch etwas hergekehrt habe, weil ich etwas zu möglichen Abweichungen beider Verstärker von den bekannten Braunbuchbeschreibungen erfahren wollte. Und siehe da, es gab diese Unterschiede.

Ich suche das Bild her, und wenn es denn Gnade findet, poste ich es auch.

Schaung maramoi, nasengmasscho:

[Bild: lfwkunten.JPG]

Ach ja: Diese bei Epay aufgerissene K4 sieht zwar nicht mehr so schön aus wie die schon teilrestaurierte beim Kölner Auktionator, war dafür aber auch signifikant billiger.
Sie entstammt der letzten Serien, denn nach den Bedruckungsdaten der Kondensatoren des Tonmotors müsste sie im Dezember 1944 (oder etwas später, viel Zeit blieb jener Bagage dann ja nicht mehr) das Licht der Welt erblickt haben.

Wenn irgendwelche Fragen zur Sache auftauchen, mehr Bilder gewünscht werden, verfügte ich noch über das eine oder andere; außerdem gibt es hier im Forum mittlerweile noch einen anderen Fachmann in der Sache.

Hans-Joachim
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#10
Weiteren Bildern sollte nichts im Wege stehen, ich finde das Foto beeindruckend / faszinierend - mehr kann ich dazu nicht sagen... Leider gibt es von den ersten Bandmaschinen viel zu wenig Bilder im Netz.
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#11
Vorsicht, off topic..

Lieber Andreas,

nachdem das mit der Bilderwirtschaft hierzuforum ein eher kleines Problem ist, könnte man ja 'so in lockerer Folge' mal bestimmte Gurken -wie ich sie zu nennen beliebe- vorstellen und diskutieren. Der einzige Nachteil besteht natürlich darin, dass dein Server an den dabei zu gewärtigenden Bildermassen früher oder später absaufen dürfte....

Die K4 könnte für jene Diskussionsrunde aber ein interessanter Einstieg sein, denn mit ihr ging es in vielerlei Hinsicht 'wirklich los':

Sie markiert den Beginn der klassischen Serienfertigung eines Bandgerätes, in diesem Falle bereits zur Gleichstromzeit. Von einer solchen K4 erster Generation (1938) spülte mir der Zufall Kopfträgerteile in die Hände, die ein findiger Bastler unmittelbar nach dem Krieg für eine der K4 ähnliche Selbstbaumaschine verwendet haben muss. Das Kopfträgergussteil ist auf "V.38" datiert. Dem Vernehmen nach war dieser Bastler bis in die sechziger Jahre Tonmeister am Stadttheater in Braunschweig.

Ein Laufwerk des K4-Typs (mit Zweispurköpfen!) müsste es auch gewesen sein, auf dem Walter Weber vor nun 65 Jahren im Februar/März/April 1940 die Entdeckung der Hf-Vormagnetisierung machte und danach zur Betriebsreife fortentwickelte.

Die K4 mutierte zur Normalmaschine der RRG (R22a), weshalb sie zunächst auch bei den Stereos der 'Ans-talt' verwendet worden sein muss, bis dann eine der wenigen K7 zur Vefügung stand.

Die K4 scheint überdies exportiert und ggflls. gar andernorts -die Elektronikfertigung bei Ducretet in Paris ist allgemeiner bekannt- gebaut worden zu sein, denn Frans Dobbelaar in Leerdam besitzt eine komplett schwedisch beschriftete und mit "AEG-Stockholm" signierte K4, die einwandfrei der Hf-Zeit (also nach Juni 1941) angehört.

In dieselbe Richtung weist die Beschriftung der Wickelmotoren jener K4, die der Kölner Auktionator -wie oben berichtet- mit einem Verstärkersatz in die USA verhökerte. Deren Wickelmotoren waren gemäß Firmenschild von "Electrolux" hergestellt worden. Hier steht allerdings der Beleg aus, dass diese Motoren von Anfang zur Maschine gehörten. Anhand der mir vorliegenden Fotos neige ich daher eher der Annahme einer Ersatzbestückung im Zuge einer begonnenen, aber nicht beendeten Restaurierung zu. Diese nun weitere US-K4 kommt noch aus der Gleichstromzeit, dürfte aber bereits in den 1940ern auf Hf-Betrieb umgebaut worden sein.
Die komplette Anlage ging im Übrigen an einen Studenten aus Michigan....,
und von der Technik der K4 habe ich noch nicht einmal gesprochen. Tja, ---.


Hans-Joachim
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#12
Wann kommt eigentlich das nächste Bild?

Bernd
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#13
Ist das eine Art NOS-Einspritzung für ganz schnellen Vor-/Rücklauf? 1000m in 4,8s? ;-)

MfG

DB
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