Bootlegs
#1
Jeder Musikfan ist heiss auf die sog. Bootlegs, also Aufnahmen, wie sie nie im Handel erhältlich waren. Bis zum heutigen Tage fällt mir kein einziger Grund ein, warum die Bootlegs soooo verboten sind. Die Vorteile liegen doch auf der Hand

1) Der Fan wird bei Laune gehalten
2) es wird ein Kult aufgebaut
3) man kurbelt die Plattenverkäufe an

und mehr. Weiss irgendjemand einen Grund, warum Bootlegs so schlimm sind???
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#2
Ein bootleg ist eine "geklaute" Aufnahme. Wenn ich die veröffentliche wäre das ja so als wenn ich im Werk ein Auto klaue und es dann vor dem Werkstor als Jahreswagen anbiete.

Ausserdem wollen die Plattenlabel ja irgendwie auch eine gut Klangqualität liefern, und da hapert es bei bootlegs in der Regel. Eric Clapton wird kaum erlauben, ein TB an seine Anlage zu hängen, obwohl das technisch machbar wäre. Zudem hätte man auch den Saalton, wo schon kräftig dran gedreht wird, um akustische Fehler im Saal und der PA zu kaschieren. Und mit zwei Minimikros im Ohr und einem kleinen TB unter der Jacke lässt sich nix Gescheites mitschneiden.

Als Beispiel für einen bootleg fällt mir nur der Amateurmitschnitt eines Auftritts der frühen Beatles im Starclub ein. Klanglich ungefähr wie Mittelwelle, nur mehr Hall.

Frank (darklab)
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#3
Hm, ob das eine Frage der Weltanschauung ist? Wie kann man eine Aufnahme 'klauen'? Ich denke, das geht gar nicht. Jeder hat in seinem Kopf einen Musikspeicher und fast jeder hat funktionierende Ohren. Aufnahmen zu machen ist also für nahezu jeden Menschen möglich und es wird auch gemacht. Die Reproduktion ist oftmals allerdings unterhalb der StarClub-Aufnahmen anzusiedeln Wink

Ist Musik überhaupt ein 'Gut'? Ein Auto kann ich anfassen, Musik wohl weniger. Ob man dann Musik auf CDs oder Vinyl weitergibt, ist unerheblich. Zwar kann man diese 'Datenträger' anfassen, die Musik darauf jedoch nicht.

Gut, Bootlegs sollten vielleicht tatsächlich nicht 'verkauft' werden dürfen, aber weitergeben können sollte man das ohne jeden Einwand. Mit der Gefahr, dass jemand schlechte Aufnahmen macht, muss jeder Musiker leben können, allein schon, weil der Mensch selbst speichert, wie eingangs beschrieben... Und wirklich schlechte Bootlegs, wer gibt die weiter?

Überzeugt bin ich noch nicht...
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#4
Die private, kostenlose Weitergabe von Bootlegs bzw. illegalen Aufnahmen ist meines Wissens ebenso zulässig wie der Besitz derselben. Nur Verkaufen ist strafbar (zum Download im Internet anbieten vermutlich auch).
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#5
a) juristisch
ist die Sache klar: Der Künstler bestimmt ob oder ob nicht, das hat zu gelten. Bands wie Grateful Dead haben ihren Fans erlaubt mitzuschneiden, manche Künstler hingegen gehen hart gegen bootlegger vor. Es soll auch schon vorgekommen sein, daß ein bekannter bootlegger vom Management gebeten wurde, die eine oder andere Aufnahme zur Verfügung zu stellen, weil sie künsterlisch gut gelungen waren und im Konzert keine offizielle Maschine mit lief.

b) moralisch
lege ich die Meßlatte für meine persönliche Integrität so hoch, daß ich bequem untern durch laufen kann Wink (Zitat Hermann Höcherl).

Ich sammle bootlegs, kaufe sie und würde sie auch selber machen, wenn ich mich trauen würde. Klar umgeht man den Willen des Künstlers, aber wenn ich in einem Monat 4 x in ein Bob Dylan Konzert gehe und auch sonst fleißiger Konzertgänger bin, so will ich mich über das Live-Schaffen der Künstler informieren. Das geht am besten über bootlegs. Der Verkauf ist für viele ein gutes Geschäft - darüber kann man geteilter Meinung sein. Aber umsonst kann niemand bootlegs verteilen - dazu sind die Unkosten zu hoch.

Ich wäre sehr glücklich über ein bootleg des Konzerts von Inga Rumpf in Twist oder auch ein aktuelles der Yardbirds.

c) technisch
sind die bootlegs heute sehr oft von bester Qualität, besser als manche Studioaufnahme. Ich habe so ca. 40 Dylan-Boots aus den Jahren 1998 bis 2003. Selten, daß man eine Aufnahme als schlecht bezeichnen kann. Immer wieder finden die Jungs eine Möglichkeit, das Soundboard anzuzapfen. Auch Aufnahmen aus dem Publikum heraus klingen überraschend gut, von diversen Nebengeräuschen mal abgesehen. Aber die habe ich im Konzert auch und dieses ist für mich Maßstab.

Klar kann man nach HiFi-Aspekten daran herummäkeln - aber in einem Konzert tut das auch keiner. Da ist man froh über einen guten Sound, und genau diesen Sound findet man auf der Aufnahme.

Die Zeiten, in denen man mit dem Diktiergerät ins Konzert ging, sind vorbei. Ein Sony-DAT-Walkmann, selbst der MC-Walkman und auch die portablen Minidisc-Recorder liefern professionelle Qualität. Die In-Ear-Micros von OKM / Soundman sollen sehr gut sein, bei ca. 300.-- Euro je Paar ist das auch nicht anders zu erwarten.

Auch für Klangästheten gibt es keinen Grund mehr, auf illegale Konzertmitschnitte zu verzichten. Smile

- Michael -
Michael(F)
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#6
Hallo Andreas...

tja Bootlegs ist so ein Thema für sich! Ich habe dir ja von meiner Lieblingsband(The Gathering) erzählt als ich letztes Jahr die beiden Tonbandgeräte bei dir abgeholt hatte! Von denen habe ich ja auch schon Bootlegs gemacht(Video und Audio) einmal mit einem Dat-Recorder und einmal mit meiner Grundig TS 925...und beide male durfte ich über die PA einstöpseln! Es war immer mit der erlaubnis der Band...allerdings haben Sie einmal eine Tour gemacht auf denen Sie Songs gespielt haben, die noch nicht irgendwo veröffentlicht worden sind...also auf keiner CD usw...da durfte ich dann nicht mitschneiden....weil Sie angst hatten das die Lieder dann irgendwie in falsche Hände geraten und sich andere Leute an Ihrem Geistigen Eigentum vertun...
Also das konnte ich dann verstehen...Ansonsten denke ich wenn man die Dinger nicht verkauft oder sonstwas damit macht kann da ja keiner was gegenhaben!
groetjes aus dem immer noch feiernden Bremen
Olaf
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#7
Hallo Michael,

schön, auf diesem Wege einen weiteren Dylan-Boot-Sammler kennenzulernen! Aus diesem Jahrhundert habe ich zwar erst drei Aufnahmen, aber die sind auch vom Sound her Spitze. Betreffend Yardbirds: ist 2000 aktuell genug? Schick mir doch mal ne Mail.

Gruß, Wolfgang
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#8
Die Plattenindustrie jammert seit mehr als drei Jahrzehnten wegen angeblicher Umsatzverluste durch Bootlegs und setzt dabei voraus, daß für jedes gekaufte Bootleg eine legale Platte weniger gekauft wird. Das ist natürlich Unsinn. Wer teures Geld für z.B. ein Dylan-Bootleg ausgibt, hat dessen legale Platten längst komplett im Schrank stehen. Und wäre das Bootleg nicht erhältlich gewesen, hätte man mit dem gesparten Geld mit Sicherheit keine Michael-Jackson-LP gekauft... Besonders schlimm finde ich, daß die Industrie Bootlegs immer mit Counterfeits, also gefälschten Produkten, in einen Topf wirft.

In einigen Fällen hat die Existenz von Bootlegs auch sehr positiv auf die Veröffentlichungspolitik der Plattenfirmen gewirkt. Beispiel: Die 1970er Live-LP der Stones "Get Your Ya Ya's Out" war eine direkte Reaktion der Decca auf die frühen Stones-Bootlegs. Dylans Basement Tapes kamen zwar um einige Jahre zu spät offiziell heraus, da hatten die Bootlegger längst mit diesen Aufnahmen den Marks überschwemmt, aber ohne die Bootlegs wären diese historisch und musikalisch wertvollen Sessions wohl nie veröffentlicht worden.

Was wäre denn nun, wenn Bootlegs legal wären? Nun, es wären dann keine Bootlegs mehr, nur noch "unofficial recordings". Und die Situation hatten wir schon, durch 1988 von findigen Leuten entdeckte Gesetzeslücken, die erst 1996 geschlossen wurden. Da gab es in Plattenläden und Kaufhäusern die tollsten Live-Aufnahmen ganz legal zu kaufen. Es stellten sich aber auch schnell die negativen Seiten heraus, denn neben vielen guten Produkten gab es auch sehr viel Mist: mieser Klang, falsche oder fehlende Infos auf den Covers, und und und. Die Künstler hatten keinen Einfluß darauf, was unter ihren Namen vermarktet wurde, und so war es nicht verwunderlich, daß einer von ihnen, Phil Collins, dem Spuk dann ein Ende machte.

Seitdem sind Bootleg wieder Bootlegs, nämlich illegal. Doch wohl jeder interessierte Sammler findet über kurz oder lang die richtigen Quellen für die Konzertaufnahmen etc. "seines" Künstlers. Und kein Otto Normalverbraucher, der sich im Kaufhaus eine Beatles-CD kauft, muß sich zuhause über ein miserabel klingendes Konzert-Bootleg ärgern.
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#9
Zitat:Michael Franz postete:
Ich wäre sehr glücklich über ein bootleg des Konzerts von Inga Rumpf in Twist oder auch ein aktuelles der Yardbirds. - Michael -
Hm, ist das der gleiche Michael, der vor kurzem noch mit einem etwas verächtlichen Unterton von einer 'Gitarrenband' sprach? Big Grin
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#10
Jooo, kann schon sein. Aber ich habe das, glaube ich, bei meinem Konzertbericht wieder korrigiert. Nicht die "Gitarrenband", denn das sind die Yardbirds ja. Aber der verächtliche Unterton, der mir so gar nicht mehr bewußt sein will, der ist natürlich völlig fehl am Platze, ist es immer gewesen.

- Michael -
Michael(F)
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#11
Hallo Fans

Ich als junger Bob Dylan fans suche auf diesem wege Kontakt zu Gleichgesinnten.
Bin natürlich auch an bootlegs und fotos interessiert.

Mein Letztes Konzert des Meisters war das geniale am 30.06.04 in Worms...

Wer war auch da?

mfg Sven
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#12
=> svenburst

zuerst mal willkommen im Club, einen Dylan-Fan kann man immer reinlassen.

Zwar nenne ich den Meister nicht "Meister", höchstens ironsich, ich habe ihm auch keinen Altar gebaut und Musik ist mir wichtiger als Fotos, aber trotz der Ablehnung des Personenkults ist er sowas wie mein musikalisches Mekka.

Bonn und Worms waren fest geplant und mussten wg. Geschäftsangelegenheiten (Bonn) und ausverkaufter Tickets (Worms) gecancelt werden.

Du kannst ja gerne mal im Musiker-Bereich den längst fälligen Bob-Dylan-Thread eröffnen und schreiben, wie Du ihn entdeckt hast und wieso Du in seine Konzerte gehst. Auch ein Review über das Worms-Konzert würde mich sehr interessieren. Ich kenne noch jemanden aus dem Forum, den interessiert das auch.

Was Bootlegs anbelangt: Bootlegs zu verfertigen, zu verbreiten und zu geniessen ist ja moralisch im höchsten Maße verwerflich Wink und obendrein illegal, der Feind liest vielleicht mit und so wirst Du Dich schwer tun jemanden zu finden, der ganz offen in einem Forum mit noch Unbekannten über das Tauschen und Traden von Boots verhandelt.

Wenn Du, was ich Dir nicht unterstelle und auch gar nicht raten will, Bobs Konzerte als Bootleg von illegalen Raubmitschnitten aus nacherleben willst, so gehe in den Sumpf von ebay, wo sowas angeboten wird. Auf keinen Fall solltest Du die dort angebotene Ware kaufen oder gar mit dem einen oder anderen Power-Anbieter in diesem Genre direkten Kontakt aufsuchen um evtl. durch Abnahme ganzer Pakete etwas unter das Preisniveau handelsüblicher CDs zu kommen.

In Yahoo gab oder gibt es noch eine group, die sich genau mit diesem Thema befasst, ich habe aber den Eindruck daß es dort sehr elitär zugeht. Ich hätte mir meine Boots auch bei ebay besorgen müssen, wenn ich denn unbedingt welche hätte haben wollen. Ich denke, da wären private und vedeckte Kontakte notwendig, wenn man sich in der Illegalität bewegen will - aber wer will das schon. Sag jetzt niemand: "Wir alle!"

- Michael -
Michael(F)
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#13
Brillant wie immer - das muß man Dir lassen, Michael!

Gruß, Wolfgang
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#14
Über Bootlegs läßt sich auch metaphysisch diskutieren.
Der Musiker Robert Fripp untersagt bei seinen Konzerten rigeros zu photografieren oder Tonaufnahmen zu machen. Seiner Ansicht nach bilden das Publikum und der Musiker ein Ganzes, alle beeinflussen sich gegenseitig. Wenn nun jemand Aufnahmen in irgendeiner Form macht, so ändert er seine Perspektive und seinen Fokus und somit die Aufführung. Fripp behauptet, auf der Bühne zu spüren wenn gebootlegged wird. Die läßt sich als Spinnerei abtun, wiederlegen kann man ihn jedoch nicht. Er meint, durch Bootlegging entsteht eine Aufnahme eines Ereignisses, bei dem der Aufnehmende nicht dabei war.
Als Gegenmaßnahme gibt es z. B. von King Crimson offizielle Bootlegs, direkt aus dem Pult mitgeschnitten.
Ich habe Verständnis für Fripps Einstellung.

Gruß, niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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