27.01.2021, 14:59
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.01.2021, 19:40 von cisumgolana.)
Hallo!
Ich hole diesen thread aus der Versenkung, weil ich in Sachen Stereo Record III
seit Kurzem selbst involviert bin. Hier mein Bericht (Teil 1):
Auferstanden aus einer Ruine - ein, in den letzten Jahrzehnten nicht gerade gut
behandeter UHERosaurus-Rex, alias UHER Stereo Record III. Das Flaggschiff der
UHER-Tonbandgeräte Ende der 50er Jahre.
Dank der Aufmerksamkeit von Bernd B., der mich auf das SRIII ganz in meiner
Nähe aufmerksam gemacht hat. So wies es die Kleinanzeige eines Auktionshaus-
ablegers aus.
Aus trifitigen Gründen meide ich diese Seiten, da tun es Andere für mich. Bin
hin und her gerissen, ob ich dankbar oder "Schlimmeres" sein soll. in diesem Fall
habe ich mich für Ersteres entschieden.
Auch wenn das SRIII zum Teil in einem schlechten Zustand war. Ich hätt´s ja nicht
erwerben müssen.
Bestandsaufnahme:
Äußerlicher Zustand -> wie aus einem alten Schuppen, ganz unten hinten, wo sich
später der Humus aus dem Eingelagerten bildet.
Deckel ab (die Scharniere sind immerhin intakt) und geschaut, ob sich dort in grauer
Urzeit eingenistetes Getier mumifiziert hat. Nein, außer zwei Spulen mit Band und
dem Netzkabel ist da nichts.
NICHTS??????? Doch, doch , doch! Einer der Vorbesitzer hat doch tatsächlich die
Frontplatte mit einem dicken Metall-Knebelschalter verschönert verhunzt. Was
für ein Frevel! Und diese in mattgold schimmernde Metallabdeckung - orginal ist
das bestimmt nicht. Dass alle Abdeckungen, Knöpfe, Tasten und Unterlegfolien
vorhanden, und größtenteil OK sind, ging im Frust vorerst etwas unter.
Angefressen, habe ich das SRIII auf die harte Tour unter Spannung gesetzt. Den
Knebelschalter ungelegt - und es rührt sich etwas im Inneren. Kein Scheppern,
aber die akustischen Signale des Reibrades (rumpel, rumpel, rumpel ...). Die
Röhren-Doppelanzeige erstrahlt hell und abgegrenzt. Erster positiver
Befund. Mutig die Wiedergabetaste gedrückt - nichts bewegt sich. Damit hatte
ich gerechnet. Das aufliegende Band per Hand durchgezogen, um den Kombi-
kopf und den Verstärkerteil zu testen. Der Kombikopf ist OK. Alle Spuren werden
wiedergegeben. Der Verstärker begnügt sich im Stereo-Modus allerdings mit nur
einer einwandfreien Kanalwiedegabe. Der andere Kanal schräbelt und ist mächtig
heiser. Da besteht später noch Handliungsbedarf.
Warum es bis hierher keine Bilder zu sehen gibt, liegt einfach daran, daß ich im
Überschwang meines Forscherdrangs einfach vergessen habe, die Kamera zu
zü zücken. Erst nachdem die Demontage schon fortgeschritten war, dachte ich
an die Bilddokumentation - sorry.
Zuerst gilt es aber die völlig verbogene und teilweise zerbröselte Mechanik, die
sich der Abdeckplatte lauerte, auszubauen und instand zu setzen.
Ach Herrjeh! Was für ein Trauerspiel. Zwei Geschwindigkeiten ließen sich, auch
mit (etwas)Gewalt, nicht einlegen. Dafür zerlegte sich dabei der Einschaltknopf.
Na toll! Jetzt reicht es mir. Alles muß raus - aus dem verpekten Gehäuse. Dabei
haben mir Peters Bericht und seine gemailten Tipps sehr geholfen. Beim Ausbau
zerfielen die LS-Abdeckungen aus dünnem Schaumstoff zu Staub. Die freie Sicht
auf die nackigen LS verschonte mich mit weiteren unliebsamen Überraschungen.
Keine "Motten-"Löcher in den beiden LS. Endlich wieder etwas Positives zu ver-
melden.
Ach ja, eine (eigentlich zwei) heftige negative Überraschung ergab sich, als ich die
beiden Spulen entfernte. Wo sich einst zwei Dreizack um die Spulen kümmerten,
waren davon nur nackige Stümpfe übrig. Was ist da passiert? Sieht abgekaut aus...
Woher jetzt Ersatz dafür bekommen? Die UHER 7xx/SRx-Geräte werden nur noch
selten angeboten. Aber, bei so ziemlich hoffnungslosen Fällen, da gibt es ja noch
die "süddeutsche Geheimwaffe". Meinen Tonband-Freund Bernd, den Mann mit
den begnadeten Händen (und den nötigen Maschinen). Auf meine vorsichtige An-
frage, kommt ohne zu Zögern seine Zusage, mir zu helfen. Die desolaten Teile,
inklusive der Bandteller-Unterteile, zuschicken. So wird´s flugs gemacht. Viel eher,
als gedacht, kommt ein Päckchen retour. Drinnen Nachfertigungen, die für die Ewig-
keit geschaffen wurden. Solide matt schimmernde und präzise Metall-Dreizack-
teller. Was für eine tolle handwerkliche Arbeit! Dafür konnte und kann ich Bernd
(Besoe) gar nicht genug danken.
Das beflügelte meinen Tatendrang, mich um die desolate Gangschaltung zu küm-
mern, enorm. Jetzt gilt´s - so mein Gedanke.
Jäh eingebremst wurde ich allerdings, als ich die Einheit (mit Entzerrerplatine)
aus dem Chassis gefummelt hatte. Völlig verbogenen Metallteile und sich in Auf-
lösung befindlicher Kunststoff. Wie diese Einheit funktionsfähig aussieht, dafür
hatte ich leider kein Vorbild.
Fortsetzung folgt sogleich (wegen der Limitierung von Bildern pro Beitrag muß
ich den Bericht aufteilen)
Gruß
Wolfgang
Teil 2:
Wie auf mich gewartet, tauche in der Bucht ein "734-Schlachtschiff" auf. Ein 4-Spur
Mono-Röhrenkoffer. Ebenfalls mit 3 Bandgeschwindigkeiten und gleicher Antriebs-
einheit. Das hatte ich bei meiner Recherche nach Ersatzteilen schon herausbekommen.
Das sämtlich Knöpfe fehlten, speilte keine Rolle. Wichtig war nur, daß die "inneren
Werte" vorhanden sind. Und das war dann auch der Fall. So konnte ich meine defekte
Einheit einfach austauschen. Dachte sich "Klein Fritzchen"! Natürlich nicht. Denn, 1.
war der Kunststoffschieber noch stärker zerfallen, und 2. war die Entzerrerplatine
ganz anders bestückt. Daß sie im Innenleben auch gravierende Unterschiede zu der
SRII-Platine aufweist, darauf stieß ich erst bei der Zerlegung der beiden Platinen.
Aber, die Mechanik, inklusive des angeflanschten Netzschalters, ließ sich butter-
weich bewegen. Endlich ein weiterer Lichtblick.
Warum die Nocken der Kunststoffschieber in beiden Fällen defekt waren, liegt
in der abenteuerlichen Verbindung von eckigem Kunststoff und der runden
Metallstange der Ge-schwindigkeitskulisse. Das kann nicht 60 Jahre funktionieren!
Im ersten Schritt habe ich den zerbröselnden Nocken auf dem Unterteil verklebt.
Der nächste Schritt war die Rekonstruktion des rudimentären Nocken durch 2-K
Knetmasse. Nach dem Aushärten habe ich die Urform mittels Schlüsselfeilen
wieder hergestellt. Schritt 3 war das Ermitteln der Eingriffsposition von der Metall-
stange. Dann sägte ich mir 2 Stückchen Messingwinkel zurecht, die die Verbindung
zur Metallstange herstellen. Habe dazu mittels Dremel und Fräsern (kam mir vor
wie ein Zahntechniker) die Vertiefungen aus dem Nocken gearbeitet, um die Win-
kelstückchen bündig einkleben zu können. Die Funktionsprobe war erfolgreich.
Jetzt mußte "nur noch" die Entzerrereinheit wieder zusammengebaut und mit der
Geschwindigkeitskulisse verheiratet werden. "Warum einfach, wenn es auch kompli-
ziert geht" - daß muß das Motto der UHER-Konstrukteure gewesen sein, als sie die
Entzerrereinheit entworfen haben. Alles kleine, zum Teil lose, und filigrane Bau-
teile. Mit einem simplen Platzhalter und der nötigen Portion Fingerspitzengefühl
gelang mir der Zusammenbau. Wäscheklammern ersetzten zwei zusätzliche Hände,
die sonst nötig gewesen wären, um die Blechlaschen, die alles zusammenhalten,
umzubiegen. Platine und Kulisse zusammenzufügen, war dann ein Kinderspiel.
Damit die Funktion dauerhaft gelingt, muß Metall in Metall greifen.
Fortsetzung folgt...
Teil 3 (Ende):
Zwischenzeitlich habe ich noch beide Reibräder (auch das Reibrad der 734 hatte
eine Delle) moderat heruntergeschliffen, bis die Dellen egalisiert waren. Das
war nur möglich, weil diese Reibräder mur einen kleinen Metallkern haben,
auf den viel Gummi aufvulkanisiert ist. Das wurde bei den Nachfolgemodellen
784/RdL/SG5xx leider zum Nachteil verändert.
Beide Antriebsriemen waren natürlich arg geweitet. Der kurze, linke Riemen
ließ sich leicht durch einen passenden Präzisions-O-Ring ersetzen. Für den
rechten, längeren Riemen hätte ich die Kopfbrücke und noch viel mehr demon-
tieren müssen. Bloß das nicht!!!
Da hat mir ein Tipp von Peter (PSMS) mir diesen Haufen Arbeit zu ersparen. Frei nach
dem Motto: "Ist der Antriebsriemen zu lang, wird eben die Umlaufstrecke ver-
längert." Die SRIII hat dafür sogar einen passenden Fixpunkt, um den der Riemen
dann zusätzlich läuft. So hat es Peter bei seiner o. a. SRIII realisiert. Wie sein
gemailtes Video mir demonstrierte.
Auf der Suche nach einer Umlenkrolle, erinnerte ich mich an Kleinst-Kugellager
nebst Aufnahmedorn, die ich einmal bei Pollin mitgekauft hatte (ohne damals
eine Verwendung dafür zu haben). Nach kurzer Suche tatsächlich gefunden,
genau das Richtige für die Riemenumlenkung. Einzig der starre Umlenkpunkt,
der zu nah am Chassis sitzt, gefiel mir nicht. Und warum starr? Flexibel ist alle
Mal besser. Ein 10mm AMP-Masseanschluß aus meinem Auto-Elektriksortiment
soll´s sein. Der hat schon die passende Bohrung für den Drehpunkt (Faulheit
siegt!). Nur noch das 3mm-Gewinde-Loch rein, den Stehbolzen mit den beiden
Kugellagern reinschrauben und von unten kontern - fertig ist die Hilfskonstruktion.
Zwei Kugellager, die so weit auf Distanz montiert wurden, daß der Riemen wie in
einer Rille darin geführt wird. Ein Abspringen wird dadurch verhindert. Über die
mögliche Ausschwenkung habe ich den Riemen so gestrafft, daß der Kraftschluß
an Bandteller und Schwungmasse dem eines neuen Riemens entspricht.
Der Einbau und Ersatz der zerbröselten LS-Abdeckungen waren dann nur noch
Formsache.
Das Loch in der Abdeckplatte habe ich mit einer Kunststoffkappe eines Variocord
(verschließt sonst das Loch, wo eine optionale Aussteuerungs-Automatik fehlt)
verschlossen. Das und die abweichende "Mattgold-Lackierung" bleibt erst einmal
so. Gehört zur Historie dieser SRIII. Jederzeit kann durch die fast identische Or-
ginalplatte der 734 quasi der Auslieferungszustand wieder hergestellt werden.
Dazu muß nur links ein Ausbruch für den linken Kanal-Umschalter geschaffen werden.
Die Elektrik habe ich bis dato nur gesäubert, aber kein Bauteil ersetzt.
Seine Mono-Klangqualitäten durfte das SRIII vor der Auslagerung in´s Museum
durch Abspielen einiger 4-Spur Mono-Bänder (19cm/s) unter Beweis stellen.
Die Aufnahmefunktion habe ich nur testweise ausprobiert, um festzustellen
ob sie gegeben ist. Sie ist es, im Rahmen ihrer unrevidierten Elektrik.
Der fehlerhafte Stereo-Kanal wird erst repariert, wenn das SRIII im Museum
in eine Ausstellung über UHER Röhren-Bandgeräte kommt.
Jetzt warten andere Baustellen, wie ein 734 aus Erstbesitz, ein Beocord 2000
und ein Saja M40,, auf ihre Aufarbeitung...
Gruß
Wolfgang
PS.:
Die SN meiner SRIII
...und alle o. a. "Baustellen" sind erledigt...
Ich geb´s auf! Warum erneut die vielen Leerzeilen auftauchen, obwohl ich
sie jetzt schon 2x versucht habe zu eliminieren, ist mir rätselhaft...
Ich hole diesen thread aus der Versenkung, weil ich in Sachen Stereo Record III
seit Kurzem selbst involviert bin. Hier mein Bericht (Teil 1):
Auferstanden aus einer Ruine - ein, in den letzten Jahrzehnten nicht gerade gut
behandeter UHERosaurus-Rex, alias UHER Stereo Record III. Das Flaggschiff der
UHER-Tonbandgeräte Ende der 50er Jahre.
Dank der Aufmerksamkeit von Bernd B., der mich auf das SRIII ganz in meiner
Nähe aufmerksam gemacht hat. So wies es die Kleinanzeige eines Auktionshaus-
ablegers aus.
Aus trifitigen Gründen meide ich diese Seiten, da tun es Andere für mich. Bin
hin und her gerissen, ob ich dankbar oder "Schlimmeres" sein soll. in diesem Fall
habe ich mich für Ersteres entschieden.
Auch wenn das SRIII zum Teil in einem schlechten Zustand war. Ich hätt´s ja nicht
erwerben müssen.
Bestandsaufnahme:
Äußerlicher Zustand -> wie aus einem alten Schuppen, ganz unten hinten, wo sich
später der Humus aus dem Eingelagerten bildet.
Deckel ab (die Scharniere sind immerhin intakt) und geschaut, ob sich dort in grauer
Urzeit eingenistetes Getier mumifiziert hat. Nein, außer zwei Spulen mit Band und
dem Netzkabel ist da nichts.
NICHTS??????? Doch, doch , doch! Einer der Vorbesitzer hat doch tatsächlich die
Frontplatte mit einem dicken Metall-Knebelschalter verschönert verhunzt. Was
für ein Frevel! Und diese in mattgold schimmernde Metallabdeckung - orginal ist
das bestimmt nicht. Dass alle Abdeckungen, Knöpfe, Tasten und Unterlegfolien
vorhanden, und größtenteil OK sind, ging im Frust vorerst etwas unter.
Angefressen, habe ich das SRIII auf die harte Tour unter Spannung gesetzt. Den
Knebelschalter ungelegt - und es rührt sich etwas im Inneren. Kein Scheppern,
aber die akustischen Signale des Reibrades (rumpel, rumpel, rumpel ...). Die
Röhren-Doppelanzeige erstrahlt hell und abgegrenzt. Erster positiver
Befund. Mutig die Wiedergabetaste gedrückt - nichts bewegt sich. Damit hatte
ich gerechnet. Das aufliegende Band per Hand durchgezogen, um den Kombi-
kopf und den Verstärkerteil zu testen. Der Kombikopf ist OK. Alle Spuren werden
wiedergegeben. Der Verstärker begnügt sich im Stereo-Modus allerdings mit nur
einer einwandfreien Kanalwiedegabe. Der andere Kanal schräbelt und ist mächtig
heiser. Da besteht später noch Handliungsbedarf.
Warum es bis hierher keine Bilder zu sehen gibt, liegt einfach daran, daß ich im
Überschwang meines Forscherdrangs einfach vergessen habe, die Kamera zu
zü zücken. Erst nachdem die Demontage schon fortgeschritten war, dachte ich
an die Bilddokumentation - sorry.
Zuerst gilt es aber die völlig verbogene und teilweise zerbröselte Mechanik, die
sich der Abdeckplatte lauerte, auszubauen und instand zu setzen.
Ach Herrjeh! Was für ein Trauerspiel. Zwei Geschwindigkeiten ließen sich, auch
mit (etwas)Gewalt, nicht einlegen. Dafür zerlegte sich dabei der Einschaltknopf.
Na toll! Jetzt reicht es mir. Alles muß raus - aus dem verpekten Gehäuse. Dabei
haben mir Peters Bericht und seine gemailten Tipps sehr geholfen. Beim Ausbau
zerfielen die LS-Abdeckungen aus dünnem Schaumstoff zu Staub. Die freie Sicht
auf die nackigen LS verschonte mich mit weiteren unliebsamen Überraschungen.
Keine "Motten-"Löcher in den beiden LS. Endlich wieder etwas Positives zu ver-
melden.
Ach ja, eine (eigentlich zwei) heftige negative Überraschung ergab sich, als ich die
beiden Spulen entfernte. Wo sich einst zwei Dreizack um die Spulen kümmerten,
waren davon nur nackige Stümpfe übrig. Was ist da passiert? Sieht abgekaut aus...
Woher jetzt Ersatz dafür bekommen? Die UHER 7xx/SRx-Geräte werden nur noch
selten angeboten. Aber, bei so ziemlich hoffnungslosen Fällen, da gibt es ja noch
die "süddeutsche Geheimwaffe". Meinen Tonband-Freund Bernd, den Mann mit
den begnadeten Händen (und den nötigen Maschinen). Auf meine vorsichtige An-
frage, kommt ohne zu Zögern seine Zusage, mir zu helfen. Die desolaten Teile,
inklusive der Bandteller-Unterteile, zuschicken. So wird´s flugs gemacht. Viel eher,
als gedacht, kommt ein Päckchen retour. Drinnen Nachfertigungen, die für die Ewig-
keit geschaffen wurden. Solide matt schimmernde und präzise Metall-Dreizack-
teller. Was für eine tolle handwerkliche Arbeit! Dafür konnte und kann ich Bernd
(Besoe) gar nicht genug danken.
Das beflügelte meinen Tatendrang, mich um die desolate Gangschaltung zu küm-
mern, enorm. Jetzt gilt´s - so mein Gedanke.
Jäh eingebremst wurde ich allerdings, als ich die Einheit (mit Entzerrerplatine)
aus dem Chassis gefummelt hatte. Völlig verbogenen Metallteile und sich in Auf-
lösung befindlicher Kunststoff. Wie diese Einheit funktionsfähig aussieht, dafür
hatte ich leider kein Vorbild.
Fortsetzung folgt sogleich (wegen der Limitierung von Bildern pro Beitrag muß
ich den Bericht aufteilen)
Gruß
Wolfgang
Teil 2:
Wie auf mich gewartet, tauche in der Bucht ein "734-Schlachtschiff" auf. Ein 4-Spur
Mono-Röhrenkoffer. Ebenfalls mit 3 Bandgeschwindigkeiten und gleicher Antriebs-
einheit. Das hatte ich bei meiner Recherche nach Ersatzteilen schon herausbekommen.
Das sämtlich Knöpfe fehlten, speilte keine Rolle. Wichtig war nur, daß die "inneren
Werte" vorhanden sind. Und das war dann auch der Fall. So konnte ich meine defekte
Einheit einfach austauschen. Dachte sich "Klein Fritzchen"! Natürlich nicht. Denn, 1.
war der Kunststoffschieber noch stärker zerfallen, und 2. war die Entzerrerplatine
ganz anders bestückt. Daß sie im Innenleben auch gravierende Unterschiede zu der
SRII-Platine aufweist, darauf stieß ich erst bei der Zerlegung der beiden Platinen.
Aber, die Mechanik, inklusive des angeflanschten Netzschalters, ließ sich butter-
weich bewegen. Endlich ein weiterer Lichtblick.
Warum die Nocken der Kunststoffschieber in beiden Fällen defekt waren, liegt
in der abenteuerlichen Verbindung von eckigem Kunststoff und der runden
Metallstange der Ge-schwindigkeitskulisse. Das kann nicht 60 Jahre funktionieren!
Im ersten Schritt habe ich den zerbröselnden Nocken auf dem Unterteil verklebt.
Der nächste Schritt war die Rekonstruktion des rudimentären Nocken durch 2-K
Knetmasse. Nach dem Aushärten habe ich die Urform mittels Schlüsselfeilen
wieder hergestellt. Schritt 3 war das Ermitteln der Eingriffsposition von der Metall-
stange. Dann sägte ich mir 2 Stückchen Messingwinkel zurecht, die die Verbindung
zur Metallstange herstellen. Habe dazu mittels Dremel und Fräsern (kam mir vor
wie ein Zahntechniker) die Vertiefungen aus dem Nocken gearbeitet, um die Win-
kelstückchen bündig einkleben zu können. Die Funktionsprobe war erfolgreich.
Jetzt mußte "nur noch" die Entzerrereinheit wieder zusammengebaut und mit der
Geschwindigkeitskulisse verheiratet werden. "Warum einfach, wenn es auch kompli-
ziert geht" - daß muß das Motto der UHER-Konstrukteure gewesen sein, als sie die
Entzerrereinheit entworfen haben. Alles kleine, zum Teil lose, und filigrane Bau-
teile. Mit einem simplen Platzhalter und der nötigen Portion Fingerspitzengefühl
gelang mir der Zusammenbau. Wäscheklammern ersetzten zwei zusätzliche Hände,
die sonst nötig gewesen wären, um die Blechlaschen, die alles zusammenhalten,
umzubiegen. Platine und Kulisse zusammenzufügen, war dann ein Kinderspiel.
Damit die Funktion dauerhaft gelingt, muß Metall in Metall greifen.
Fortsetzung folgt...
Teil 3 (Ende):
Zwischenzeitlich habe ich noch beide Reibräder (auch das Reibrad der 734 hatte
eine Delle) moderat heruntergeschliffen, bis die Dellen egalisiert waren. Das
war nur möglich, weil diese Reibräder mur einen kleinen Metallkern haben,
auf den viel Gummi aufvulkanisiert ist. Das wurde bei den Nachfolgemodellen
784/RdL/SG5xx leider zum Nachteil verändert.
Beide Antriebsriemen waren natürlich arg geweitet. Der kurze, linke Riemen
ließ sich leicht durch einen passenden Präzisions-O-Ring ersetzen. Für den
rechten, längeren Riemen hätte ich die Kopfbrücke und noch viel mehr demon-
tieren müssen. Bloß das nicht!!!
Da hat mir ein Tipp von Peter (PSMS) mir diesen Haufen Arbeit zu ersparen. Frei nach
dem Motto: "Ist der Antriebsriemen zu lang, wird eben die Umlaufstrecke ver-
längert." Die SRIII hat dafür sogar einen passenden Fixpunkt, um den der Riemen
dann zusätzlich läuft. So hat es Peter bei seiner o. a. SRIII realisiert. Wie sein
gemailtes Video mir demonstrierte.
Auf der Suche nach einer Umlenkrolle, erinnerte ich mich an Kleinst-Kugellager
nebst Aufnahmedorn, die ich einmal bei Pollin mitgekauft hatte (ohne damals
eine Verwendung dafür zu haben). Nach kurzer Suche tatsächlich gefunden,
genau das Richtige für die Riemenumlenkung. Einzig der starre Umlenkpunkt,
der zu nah am Chassis sitzt, gefiel mir nicht. Und warum starr? Flexibel ist alle
Mal besser. Ein 10mm AMP-Masseanschluß aus meinem Auto-Elektriksortiment
soll´s sein. Der hat schon die passende Bohrung für den Drehpunkt (Faulheit
siegt!). Nur noch das 3mm-Gewinde-Loch rein, den Stehbolzen mit den beiden
Kugellagern reinschrauben und von unten kontern - fertig ist die Hilfskonstruktion.
Zwei Kugellager, die so weit auf Distanz montiert wurden, daß der Riemen wie in
einer Rille darin geführt wird. Ein Abspringen wird dadurch verhindert. Über die
mögliche Ausschwenkung habe ich den Riemen so gestrafft, daß der Kraftschluß
an Bandteller und Schwungmasse dem eines neuen Riemens entspricht.
Der Einbau und Ersatz der zerbröselten LS-Abdeckungen waren dann nur noch
Formsache.
Das Loch in der Abdeckplatte habe ich mit einer Kunststoffkappe eines Variocord
(verschließt sonst das Loch, wo eine optionale Aussteuerungs-Automatik fehlt)
verschlossen. Das und die abweichende "Mattgold-Lackierung" bleibt erst einmal
so. Gehört zur Historie dieser SRIII. Jederzeit kann durch die fast identische Or-
ginalplatte der 734 quasi der Auslieferungszustand wieder hergestellt werden.
Dazu muß nur links ein Ausbruch für den linken Kanal-Umschalter geschaffen werden.
Die Elektrik habe ich bis dato nur gesäubert, aber kein Bauteil ersetzt.
Seine Mono-Klangqualitäten durfte das SRIII vor der Auslagerung in´s Museum
durch Abspielen einiger 4-Spur Mono-Bänder (19cm/s) unter Beweis stellen.
Die Aufnahmefunktion habe ich nur testweise ausprobiert, um festzustellen
ob sie gegeben ist. Sie ist es, im Rahmen ihrer unrevidierten Elektrik.
Der fehlerhafte Stereo-Kanal wird erst repariert, wenn das SRIII im Museum
in eine Ausstellung über UHER Röhren-Bandgeräte kommt.
Jetzt warten andere Baustellen, wie ein 734 aus Erstbesitz, ein Beocord 2000
und ein Saja M40,, auf ihre Aufarbeitung...
Gruß
Wolfgang
PS.:
Die SN meiner SRIII
...und alle o. a. "Baustellen" sind erledigt...
Ich geb´s auf! Warum erneut die vielen Leerzeilen auftauchen, obwohl ich
sie jetzt schon 2x versucht habe zu eliminieren, ist mir rätselhaft...