Pegelabhängigkeit
#1
Beim Einstellen der Vormagnetisierung an einer Bandmaschine während einer Aufnahme,bemerkt man durch Hinterbandkontrolle mit einem geeigneten Messgerät,eine Abhängigkeit des resultierenden Wiedergabepegels vom Vormagnetisierungsstrom.

Wie lässt sich dieser Effekt erklären?
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#2
Hallo capstan,

das Echo auf deine Frage ist bemerkenswert ...

Ich gehe einmal davon aus, dass dir die grafischen Darstellungen der Abhängigkeit diverser Kenndaten eines Magnetbandes von der Vormagnetisierung bekannt sind - ansonsten siehe beispielsweise die Datenblätter PER 528 und SM 911 "anderswo" auf dieser website.

Letzten Endes läuft dein posting auf die Frage hinaus: Wie funktioniert eigentlich die Magnetbandaufzeichnung mit HF-Vormagnetisierung? Die bekannte Remanenzkurven-Theorie gibt auf Fragen wie die deine leider keine Antwort. Gräbt jemand etwas tiefer, kommen Darstellungen zutage wie Otto Schmidbauers Beitrag in Winckel I, 1970: "Vorgang der Magnetton-Aufzeichnung und -Wiedergabe", der dafür volle 60 formelgespickte Seiten benötigt, für deren Verständnis man solideste mathematische Kenntnisse braucht (... hab' ich leider nicht nicht ...). Es muss noch einige Dissertationen und amerikanische Publikationen von Buchstärke zu diesem Thema geben.

Alles in allem: Unfähig zu solchen Höhenflügen, müssen wir uns mit dem Faktum abfinden, ohne es letztlich erklären zu können, und auch etwas dankbar dafür sein. dass das analoge Magnetand, trotz seiner unglaublich komplexen Wirkungsweise, überhaupt funktioniert!

Friedrich
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#3
Lieber Bernd,

hinter den Kulissen waren wir natürlich nicht untätig, Friedrich und ich, und haben deine Frage ein wenig diskutiert, obgleich die elementarphysikalischen Erklärungen des Magnetbandverfahrens bis heute -die Technik ist in klassischer Form eigentlich ein abgeschlossenes Kapitel- noch immer nicht wirklich genau wissen, 'wie das nun wirklich funktioniert'. Die Remanenzkurventheorie ist die älteste halbwegs tragfähige Erklärung, die aber bei einigen Phänomenen die Segel streichen muss; das Preisach-Diagramm Schwandtkes füllt diese Lücken zwar, ist aber derart kompliziert, dass Friedrichs obige Beschreibung zum Sachverhalt erst recht zutrifft.
Ich habe dieser Tage über das Thema nachgedacht und kam über die Remanenzkurventheorie auf eine recht plausible Erklärung deiner Frage. Inwieweit das angesichts des Axiomcharakters der Remanenzkurventheorie wirklich haltbar ist, steht dahin. Erklärbar ist damit aber allerlei. Die von Friedrich erwähnten Arbeiten Marvin Camras' kenne ich leider nicht.

Der Gedankengang nach der Remanzkurventheorie wäre folgender (wobei ich dir empfehle, ein Bild der Remanenzkurve, möglichst mit eingezeichneten Signalen, zur Hand zu nehmen):
Die Remanenzkurve ist namentlich im Ursprung des Koordinatensystems, aber auch in den Endbereichen sehr bzw. nicht unerheblich verbogen. Die Hochfrequenzvormagnetisierung kann man sich aufgrund ihrer Ergebnisse als praktisch völlige Linearisierung dieser Kurve zumindest im Ursprung (des Koordinatensystems) vorstellen, weshalb die beiden, ehemals getrennten linearen Kurvenbereiche über den Ursprung miteinander 'verbunden', oder -dem Gegentaktverfahren vergleichbar- gemeinsam verwendet werden. Die ehemalige Remanenzkurve wird zur Arbeitskennlinie, zur Faltungsfunktion eines neuen Systems.

Verändert man nun die Hf-Amplitude, kommt bei zu geringen Beträgen die starke Verzerrung der Remanenzkurve im Ursprung in die Faltungskennlinie zurück; bei zu hohen Werten wird die auf die Hf aufmodulierte Nf in die Sättigungsbereiche am oberen und unteren Ende der Remanzkurve gedrängt, die Verzerrungen steigen jeweils wieder an, die Aussteuerbarkeit wird begrenzt.

Die sich ändernde Wiedergabespannung lässt sich mit der von der Hf-Amplitude veränderten Steigung bzw. Linearität der durch die Hf-Vormagnetisierung 'erzeugten' Arbeitskennlinie des Systems erklären. Die Spannung erreicht dann ein Optimum, wenn Steigung und Linearität der Faltungskurve einen Maximalwert erreichen.

Das ist's; wahrscheinlich nur nicht richtig; aber so erklärbar wie manches andere mit der Remanenzkurventheorie. Solltest du an einer Grafik Interesse haben, maile mir, der Scan kommt.

Schöne Feiertage im Lande Gottfried Silbermanns!

Hans-Joachim
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#4
Hans-Joachim,

erst einmal einen schönen und erholsamen 1.Weihnachtsfeiertag,ich hoffe der Festtagsbraten hat Dir, trotz "Grübelarbeit", geschmeckt.
Wiederholt zeigt sich hier im Forum Deine unangefochtene Fachkompetenz.
Du hast mit Deiner Antwort wieder einmal genau ins "Schwarze "getroffen.
Genau wie Du es beschreibst,so spielt es sich ab:

"Aus der VM-Änderung resultiert eine Änderung der "STEILHEIT" der Magnetisierungskennlinie und damit eine Änderung der NF-Amplitude."

Viele Grüße aus dem Erzgebirge

Bernd
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