Metalle chemisch reinigen?
#1
Moin, moin,

der eine oder andere wird das Problem kennen. In unseren Geräten steckt Metall, das angelaufen oder oxidiert ist und also keine elektrische Verbindung mehr gewährleistet. Zum Beispiel in Relais oder in DIN-Buchsen. Ausbauen und Putzen funktioniert nicht. Was also tun, wenn Konstruktion oder der Ersatzteile-Markt ein Auswechseln des ganzen Bauteils nicht erlaubt?
Bei mir geht es aktuell um kleine Kupfer-Stäbe, die, im Verbund mit einer Feder, eine elektrische Verbindung zwischen einer Platine und der Alu-Bedampfung auf einer Folie herstellen sollen.

Für einige Metalle gibt es chemische Reinigungsverfahren (einige Tipps dazu gibt es z.B. auf http://blankwaffen-lexikon.de oder http://www.web-hgh.de/p01_45224.htm).
Ein Beispiel: "Zur Reinigung von Kupfer und dessen Legierungen kann eine 10 % ige Citronensäure,10 % ige Lösung von Natriumhexametaphosphat sowie eine 10-15 % ige Lösung von Komplexon-3 (Bei pH-10,Puffer zusetzen.) verwendet werden. Sehr wirksam und gleichzeitig schonend ist folgende Mischung: Natriumhydroxid:50 g Kaliumnatriumtartrat:150 g Wasserstoffperoxid,20 % ig:120 ml auf 1000 ml Wasser."

Doch welche Auswirkungen können solche Mittel auf Platinen, Folien oder andere Metalle (z.B. Alu, Zink etc.) haben?

Ich kenne das Phosphorsäurebecken als Lösung für die Karosserie-Entrostung. Aber eine Platine will ich da lieber nicht rein legen ...

Wer von Euch hat zu dem Thema schon Erfahrungen gesammelt?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Hallo Matthias,

der Gedanke, wenn ich das richtig verstehe, etwa eine komplett bestückte Platine im Vollbad zu reinigen, ist mir noch nicht gekommen., obwohl ich davon bereits gelesen habe.

Wenn ich das probieren wollte würde ich Kaffeemaschinenreiniger verschiedener Konzentrationen und Wärmegrade in destilliertem Wasser versuchsweise anwenden. Zumindest drei der möglicherweise vorkommenden Metalle/Legierungen, nämlich Zink, Aluminium und Kupfer(-legierungen) sind in den Maschinen vorhanden und man bekommt sie damit gereinigt bzw. von ihren dann löslichen Salzen befreit.
Damit Gummi(artiges) nicht angegriffen wird, würde ich erstmal nur die von den Herstellern empfohlenen (meist ihren eigenen, Krups, Saecco, Jura usw..) anwenden. Auf Gefahren bei Verwendung anderer Noname-Reiniger wird ausdrücklich hingewiesen. Naja, letzteres vielleicht nur ein Verkaufsargument für das eigene Produkt.

Mit massivem Einsatz von Spiritus oder Isopropylalkohol habe ich schlechtere Erfahrungen gemach, beides löst die Versiegelung der Platinen an/auf.

Bei Einsatz von Schwefel- , Salz- oder Phosphorsäure hat man wohl tatsächlich nur kürzeste Freude am "Werk", wenn überhaupt was übrigbleibt.und wenn die noch konzentriert sind. Ist dies gewünscht empfehle ich Königswasser oder Fluorsäure.

Gruß
Frank
Tagesfavorit:
Pink Floyd - One Of These Days

Besser von vielem nichts zu wissen, als vorzugeben von allem was zu wissen.
Ich bin lernfähig aber nicht belehrbar.
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#3
Hallo Frank,

das Thema des "Badens" einer ganzen Platine war ja schon des öfteren im Kontext des Einsatzes von Kaltreiniger / Backofen-Reiniger thematisiert worden. Wenn ich mich recht erinnere, ging es dabei aber eher um das Lösen von Schmutz.
MichaelB hatte, wenn ich mich recht erinnere, den Einsatz dieser chemischen Keule - welcher Marke auch immer - als für eine gesamt-Platine relativ unproblematisch beschrieben.

Für die "Rost"-Bekämpfung gibt es in Prinzip zwei Möglichkeiten: Die Oxid-Schicht wird vom Rest-Metall abgelöst und abtransportiert, oder die Oxidation wird durch eine chemische Reaktion rückgängig gemacht und das Metall in den früheren Zustand zurück versetzt.

Welches Verfahren und welches Mittel zur Anwendung kommen könnte, hängt natürlich von dem Metall bzw. von der Legierung ab, die bearbeitet werden soll, und hängt von dessen Zugänglichkeit ab.
Da wird man probieren müssen.

Nur möchte ich ungerne beim "probieren" gleich den Rest des Bauelements zerstören. Kupfer ist sauber, Leiterbahn schwimmt in den Ausguß.

Daher interessieren mich Eure Erfahrungen beim Einsatz von Chemie auf Platinen-Material, Leiterbahn-Beschichtung und -Versiegelung, aber auch auf den Materialien, die sonst so in einem Bauelement vorkommen könnten.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#4
Hallo Matthias,

der Begriff "Rost" ist ja ,wie Du weißt, Synonym für Eisenoxid. Die Reduktion führt zur Rückführung in Metall, dann aber wohl in pulverisierter (bzw. bedingt durch das eingesetzte Mittel klebriger) Form. Um dieses Pulver zu entfernen müßte man dann doch wieder mechanisch ran und später versiegeln. Für Letzteres nehme ich Zaponlack. Aber es sind ja, wie Du sagst, eine Menge mehr Bauteile / Bestandteile, von denen die Lötbahnen mir am ungefärhdetsten erscheinen, zumindest wenn Zinn und Blei noch eine Rolle spielen. Mit neueren Loten habe ich keinerlei Erfahrung, mein Vorrat an Altmaterial wird mich überleben. Kupferne Leiterbahnen sind sicher am meisten gefährdet, wie Du bereits erwähnst.

Ich werde den Vorschlag mit dem Kaffeemaschinenentkalker überprüfen, indem ich eine alte, versiffte und bestückte Platine unter verschiedenen Bedingungen "ertränke".

Das aber erst in ein paar Tagen, ich hoffe, es schildert hier noch jemand bessere und erprobtere Methoden.

Gruß
Frank

Da fällt mir noch der im KFZ-Bereich verwendete Bremssattelreiniger (extrem brennbar und damit hochgefährlich) ein, der die Versiegelung der Platine (!), fettige Beläge und festsitzenden Schmutz mit höchster Wahrscheinlichkeit weglöst.
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#5
Hallo,

Kupfer kann mit 1mol Schwefelsäure behandelt werden und ggfs. mit Isopar gegen Oxydation geschützt werden. Eine ganze Platine bzw. ein ganzes TBG hab ich schon mit eignen Augen in einer Wanne vol Spiritus gesehen. Vom Glauben fiel ich ab, als das Gerät nach 3 Std. Sonnentrocknung sauber war und auch noch lief. Klar musste alles mechanische neu geschmiert werden, aber der Gedanke an diese Vorgehensweise treibt mir heute noch den Angstschweiss auf die Stirn.

Gruss Andre
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