Betriebsstunden/Tonköpfeverschleiß/Telefunken M15a
#1
Hallo Freunde!

Ich habe mal wieder eine Frage bei der eure geschätzte Erfahrung gebraucht wird. In der Bucht ist gerade eine M15a mit 20.000 Betriebsstunden auf dem Tacho im Angebot. Der Verkäufer meint, dass das für diese Machine nicht viel sei. Daher meine Frage: vorausgesetzt das Schätzchen wurde immer gut gewartet und einemessen, stimmt diese Aussage? Wie viele Betriebsstunden halten circa die Tonköpfe bei einer M15a bevor sie richtig runter sind und gewechselt werden müssen?

Grüße!

Robert.
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#2
Yoski,'index.php?page=Thread&postID=186389#post186389 schrieb:In der Bucht ist gerade eine M15a mit 20.000 Betriebsstunden auf dem Tacho im Angebot.
Ich nehme an du meinst diese hier? Ich finde es seltsam, dass von der Maschine nicht ein einziges aussagekräftiges Detailbild eingestellt ist. Das Foto vom Aufnahmekopf ist für eine vernünftige Bewertung ohne langes Herumraten zu klein, und der Wiedergabekopf ist nicht mal zu sehen.

Yoski,'index.php?page=Thread&postID=186389#post186389 schrieb:Der Verkäufer meint, dass das für diese Maschine nicht viel sei. Daher meine Frage: vorausgesetzt das Schätzchen wurde immer gut gewartet und einemessen, stimmt diese Aussage?
Bei regelrechter Pflege und Wartung laut Handbuchanweisungen - wozu auch der Austausch von Verschleißteilen gehört, wie Antriebsriemen, Lager, Andruckrolle etc. - sind die Biester im Grunde unkaputtbar. Nicht von ungefähr haben damals die neueren Modelle einen fünfstelligen Betriebsstundenzähler verpasst bekommen. Das Handbuch gibt als Wartungsintervalle für Grundüberholungen alle 10.000 Std. oder zwei Jahre an. Das lässt erkennen, für welche Gebrauchsdauer diese Maschinen konzipiert wurden.

Yoski,'index.php?page=Thread&postID=186389#post186389 schrieb:Wie viele Betriebsstunden halten circa die Tonköpfe bei einer M15a bevor sie richtig runter sind und gewechselt werden müssen?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Telefunken hat in diesen Maschinen Kopfmaterialien mit unterschiedlicher Härte verbaut: Vacodur, Recovac und Ferrit. (Die ebay-Maschine sieht nach Vacodur aus.)

Der wichtigste Faktor dürfte - neben dem eingestellten Bandzug - allerdings das Bandmaterial sein. Bei Bändern wie dem damals üblichen PER 525 - aka 1000er Schleifpapier - kenne ich für Vacodurköpfe Schätzungen von 10-15.000 Laufstunden (wobei der Betriebsstundenzähler solange läuft wie der Tonmotor läuft, auf den Kopfverschleiß also nur indirekt verweist). Zudem war es üblich, dass M15A-Kopfträger bei fortgeschrittenen Verschleißerscheinungen einfach ausgewechselt wurden.

Falls du Interesse hast: Bei mir stehen auch noch zwei M15A Maschinen zum Verkauf. Deren Zustand kenne ich ganz genau, da ich sie selber vor drei Monaten revidiert und eingemessen habe (und wer mich kennt, weiß, dass ich in solchen Dingen sehr pingelig sein kann :whistling: ).

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#3
Hallo Peter!

Vielen Dank für die ausführliche und erhellende Antwort.
An dem fraglichen Ebayangebot bin ich aus den von dir genannten Gründen gar nicht interessiert. Mich haben nur die Aussagen bezüglich des Zählerstandes aufhorchen lassen, und ich wollte für mich wissen, ob an ihnen was dran ist.

Generell strecke ich aber gerade meine Fühler nach einer m15a aus: Preislage, Angebot usw. Der Hintergrund ist folgender. Der Betrieb einer 1-Zoll Bandmaschine (wie meiner Otari) ist mit größeren Kosten verbunden als einer ¼ Zoll 2-Spur. Alleine ein Einmessband kostet an die 500,- €, wenn nicht mehr. Ich habe zwar ein gebrauchtes, aber wie es dein phänomenales Thread zu Messbändern beweist, einem alten Bezugsband ist nicht zu trauen. Ein ¼ Zoll Bezugsband kann ich neu schon für 200,-Euronen haben.

Deshalb spiele ich mit der Idee auf eine 2-Spur umzusteigen. Erfahrungsgemäß nehme ich nie mehr als 2 Spuren gleichzeitig auf. Vorstellbar ist also ein hybrider Betrieb von Computer und 2-Spur-Bandmaschine. Die Aufnahme findet zwar aufs Band statt, wird dann aber danach digitalisiert und in der DAW weiter 'verarbeitet'. Die Bandmaschine als 'Overdubbing-Gerät' so zusagen. Abgemischt wird dann analog auf meiner Konsole.

Ich muss noch ein paar abschließende Tests machen, aber ich vermute, dass ich klanglich keine Unterschiede festmachen werde, zwischen dem direkt Mix von den 8-Spuren meiner Otari und dem digitalisierten Äquivalent.

Andererseits befürchte ich, dass ein solcher Systemwechsel finanziell ein Nullsummen- oder gar ein Minusspiel sein wird. Die Otaris genießen in Deutschland einen nicht so guten Ruf wie Studer und Telefunken. Eine M15a in gutem Zustand wird wahrscheinlich genauso viel kosten, was das, was ich bei Ebay für meine Otari bekomme, wenn nicht mehr. Ich habe viel Arbeit und Schweiß in die Gute investiert. Die Vorstellung die Otari unter ihrem Wert zu verkaufen, missfällt mir natürlich. Andererseits gibt es einfach keinen Markt mehr für Geräte wie dieses.
Ich lasse mir also mit der Entscheidung etwas Zeit. Wenn ich mich für den Systemwechsel entscheide, dann reden wir sicherlich über deinen Angebot.

Übrigens, ich habe es geschafft den Dolby-Rahmen an die Otari anzuschliessen. Alle Dolby-Karten funktionieren einwandfrei. Und ich muss an dieser Stelle die proffessionalität der Dolby-Karten ausdrücklich loben. Das System ist super flexibel und die Einstellung/Einmessung in jeder Umgebeung sehr einfach zu bewerkstelligen. Wirklich Klasse.
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#4
Yoski,'index.php?page=Thread&postID=186409#post186409 schrieb:Und ich muss an dieser Stelle die proffessionalität der Dolby-Karten ausdrücklich loben. Das System ist super flexibel und die Einstellung/Einmessung in jeder Umgebeung sehr einfach zu bewerkstelligen. Wirklich Klasse.

Tja, das kann ich mittlerweile bestätigen, nachdem ich mir vor 3 Wochen ein zweikanaliges 363 für kleines Geld in der Bucht geangelt habe. Das Ding ist praktisch ladenneu, Dolby SR klingt einfach nur super, besser als alles, was ich bisher an NRS gehört habe (bis jetzt habe ich auch keine Artefakte feststellen können, und meine Tests dafür können verdammt hart werden) und reagiert verblüffend gutmütig auf geringe Pegelfehler (z.B. beim Chargenwechsel innerhalb einer Rolle). Die Bedienung ist - trotz notwendiger Rec/Play Umschaltung - im Grunde narrensicher und eine rechte Freude, und der Abgleich ist ein Kinderspiel, sofern die Bandmaschine in sich stimmt. Kein Vergleich mit Dolby A, das gerade im letzten Punkt ganz schön zickig werden kann.

Eine kleine Besonderheit des 363 habe ich auch noch kennengelernt, nämlich dass man am besten nur eine einzelne Null-Volt-Verbindung zu angeschlossenen Geräten herstellt (d.h. nur an einem Kabel den Schirm beidseitig auflegt), weil sich sonst eine so leise wie überflüssige 100 Hz Brummschleife aus der Netzteilsiebung sanft sägend auf der Bandaufzeichnung bemerkbar macht. Hat 'nen halben Tag gedauert, bis ich die Ursache endlich gefunden hatte (weil z.B. das interne Trennen von 0V und Gehäuse im 363 das Brummen nicht im Mindesten beeinflusste), aber dafür macht's jetzt nochmal so viel Spaß.

Grüße, Peter
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Peter


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#5
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=186443#post186443 schrieb:Eine kleine Besonderheit des 363 habe ich auch noch kennengelernt, nämlich dass man am besten nur eine einzelne Null-Volt-Verbindung zu angeschlossenen Geräten herstellt (d.h. nur an einem Kabel den Schirm beidseitig auflegt), weil sich sonst eine so leise wie überflüssige 100 Hz Brummschleife aus der Netzteilsiebung sanft sägend auf der Bandaufzeichnung bemerkbar macht. Hat 'nen halben Tag gedauert, bis ich die Ursache endlich gefunden hatte (weil z.B. das interne Trennen von 0V und Gehäuse im 363 das Brummen nicht im Mindesten beeinflusste), aber dafür macht's jetzt nochmal so viel Spaß.

Grüße, Peter

Bei den CAT431-Karten, die in meinem Rahmen verbaut sind, verhält es sich genau so. Ich hatte zum Glück im Netz ein SM zu dem Rahmen/Karten aufgetrieben und konnte den Anschluss nach Vorschrifft bewältigen, ohne die böse Überraschung mit der Brummschleife erleben zu müssen. Allerdings habe ich mich natürlich gefragt, was die komische Schirm-Verkabelung eigentlich soll: jetzt weiß ich es Wink

Übrigens. Ich habe damals den Dolbyrahmen zusammen mit einer nicht funktionsfähigen Otari MX5050 MKII (½ Zoll, 8-Spur) von einem Sudio übernommen. Laut Unterlagen, die dabei waren, wurde der Rahmen von einer Audio-Fachwerkstatt an die besagte Otari angeschlossen. Im Nachhinein musste ich feststellen, dass diese Fachleute den Anschluss vergeigt haben. Sie haben weder beachtet, dass die Otaris japanische XLR-belegung haben (Phasen vertauscht), noch dass der Line-In-Eingang unsymmetrisch ist. Ich vermute das die Maschine Zeit ihres Lebens, mit falsch angeschlossem Dolbysystem gelaufen ist.
Grüße!
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#6
Yoski,'index.php?page=Thread&postID=186448#post186448 schrieb:Allerdings habe ich mich natürlich gefragt, was die komische Schirm-Verkabelung eigentlich soll: jetzt weiß ich es Wink
Tja, und in meinem ansonsten vollständigen Manual steht zu 0V, Schirmungs- und Erdungskonzept so gut wie nix drin, da darf man sich einfach selber durchwursteln. Und ich möchte nicht wissen, wer von den "Anwendern" vor mir sich darüber schon den Kopf zerbrochen hat (oder eben auch nicht).

Yoski,'index.php?page=Thread&postID=186448#post186448 schrieb:Ich vermute das die Maschine Zeit ihres Lebens, mit falsch angeschlossem Dolbysystem gelaufen ist.
Und nicht nur dieses Exemplar und dieser Maschinentyp, wenn ich das mal so in den Raum hinein vermuten darf.

Grüße, Peter
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#7
Peter Ruhrberg schrieb:Die Bedienung ist - trotz notwendiger Rec/Play Umschaltung - im Grunde narrensicher und eine rechte Freude,

Darauf wollte ich noch kurz eingehen. Ja, der Vorteil bei den CAT431 Karten ist, dass sie eine Steuerungsfunktion für diese Umschaltung besitzen. Du kannst dich sicher daran erinnern, dass ich Bammel davor hatte, diese Funktion mit meiner Otari zu verkoppeln. Schließlich speist man an die 9V Fremdspannung in die Maschine ein. Nachdem ich mich aber 10-fach davon überzeugt habe, dass die Railes in der Otari (der dafür vorgesehene Schaltkreis) messeisoliert sind, habe ich den Versuch doch gewagt. Mit Erfolg. Die Umschaltung von Wiedergabe auf Aufnahme funktioniert für jedes Kanal einwandfrei. Sobald ich die REC-Taste gedrückt habe, springen die entsprechden Kanäle/Karten in den Kodier-Modus um. thumbup
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#8
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=186401#post186401 schrieb:Zudem war es üblich, dass M15A-Kopfträger bei fortgeschrittenen Verschleißerscheinungen einfach ausgewechselt wurden.
Das fiel mir beim Thema dieses Thread auch direkt ein - für den ARD-Bereich würde ich das mal schwer vermuten... Laufwerk aus dem Studio holen, Kopfträger wechseln, alles justieren und einmessen, und retour mit der Maschine ins Studio, anschließen, Regler aufziehen Wink - der Betriebsstundenzähler blieb dabei sicherlich derselbe.

Mich hat übrigens letztens wieder ein Mitmusiker angesprochen, der für sein semiprofessionelles Studio (digital natürlich) mit einer Analogmaschine liebäugelt. Ich bringe ihm nach und nach bei, daß er mit einer Telefunken möglicherweise billiger wegkommt als mit einer schicken Studer A807 o.ä. - und daß eine kleinere Studer (PR99) oder Tascam (BR20), die er fürs selbe Geld wie eine M15A bekäme, wahrscheinlich nicht so lang halten würde... mal gar nicht zu reden von dem Aufwand, den die Reparatur einer Maschine mit so vielen elektronischen Beigaben wohl mit sich bringen würde. (Wenn ich da so an die Sachen denke, die mir immer über die M20/M21 erzählt werden...) Rolleyes
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#9
mk1967,'index.php?page=Thread&postID=186999#post186999 schrieb:Ich bringe ihm nach und nach bei, daß er mit einer Telefunken möglicherweise billiger wegkommt
Falls Bedarf besteht: Die beiden angesprochenen M15A-Exemplare (beide von mir gewartet und betriebsbereit) sind weiterhin abzugeben.

Grüße, Peter
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#10
Das werde ich weitergeben Smile.
(Dummerweise ist der Musikerkollege gerade knapp bei Kasse; ihm ist sein Macbook abgeraucht - als er sagte, was Reparaturen in den Apfel-Schmieden kosten, ist mir schwindlig geworden. Wie froh war ich wieder über meine alten linux-befeuerten PC-Kisten Wink...)
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#11
Zur Eingangsfrage:

In der ARD wurde ermittelt, dass eine M15 / M15A mit rund 13.000 Betriebsstunden (eingeschaltete Zeit) soweit ist, dass die Tonköpfe getauscht wurden.

Einmal kann man diese läppen lassen, um wieder ca. 85% der Neuwerte zu erreichen.

Ich hatte mal eine mit 28.000 Betriebsstunden, alles war fit. Mit fast 33.000 Stunden hat sie ein begeistertes neues Herrchen gefunden... thumbsup

Mein Tipp: Finger weg von asbachuraltem Bandmaterial wie z.B. PER555, der Kram ist Schmirgel für die Köpfe! wacko

Rudy
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#12
Irgendwo aufgeschnapptes Zitat:

Mit Digital geht alles schneller - dauert nur etwas länger! ;(
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