03.09.2020, 07:26
Hallo Thomas,
das hast du sehr schön und sehr sachlich geschrieben. Bei diesem ewigen und emotional überladenen Thema gar nicht so einfach ...
Hier noch etwas erläuternder Senf dazu:
Elektronenröhren und auch Tonbandgeräte (auch MOS-Transistoren) haben eine hauptsächlich quadratische Übertragungskennlinie (solange man sie nicht arg übersteuert). Dadurch entstehen geradzahlige, "harmonische" Oberwellen. Diese heißen so, weil sie vom Menschen als nicht so störend oder sogar angenehm empfunden werden. Warum? Der Mensch ist daran gewöhnt, weil sie auch bei allen akustischen Klangquellen auftreten. Genau genommen machen erst diese den "Klang" aus, denn sie sind es, die den Unterschied zwischen dem lebhaften Kammerton "a" auf einer Violinensaite vom toten Nicht-Klang eines 440Hz-Sinus unterscheiden. Alle Instrumente, die den Kammerton "a" spielen, haben eine Frequenz von 440Hz (in Österreich 444Hz), aber das harmonische Oberwellenspektrum ist anders.
Bipolare Transistoren haben exponentielle Übertragungskennlinien und die erzeugen auch ungeradzahlige Oberwellen. Und die empfindet der Mensch nur als schrecklich, da unnatürlich. Deshalb müssen Transistorverstärker stark gegengekoppelt werden, um alle Oberwellen möglichst vollständig zu unterdrücken. Da man die Harmonischen dabei zwangsläufig mit unterdrückt, klingen sie im Vergleich zu einem Röhrenverstärker völlig neutral - was allein nichts Schlechtes ist.
Bei z.B. der Musikproduktion ist der Einsatz jeglicher Klangmanipulation völlig legitim, Stichwort "Künstlerische Freiheit". Eine Stradivari wird man möglichst unverfälscht aufnehmen wollen, aber was wäre Jimi Hendrix mit einer akustischen Gitarre und "sauberem" Verstärker?
Mein Fimmel ist es, nur analoge Quellen - also Vinyl - auf Tonband zu überspielen und dann auch mit einem Verstärker aus den 70ern zu hören: reine Nostalgie. Auch das ist eigentlich sinnlos. Fertige digitale Quellen auf TB zu überspielen käme mir nicht in den Sinn. Da möchte ich die Quelle möglichst original so hören, wie der Künstler es sich gedacht hat. Alles andere fällt bei mir unter "Verschlimmbesserung". Aber - Leute - es ist auch keine Todsünde! Jedem Tierchen sein Plaisirchen. Im eng rationalen Sinn ist doch fast alles hier Unfug.
Viel Spaß beim Musikhören aus euren Rostwicklern wünscht
Frank
das hast du sehr schön und sehr sachlich geschrieben. Bei diesem ewigen und emotional überladenen Thema gar nicht so einfach ...
Hier noch etwas erläuternder Senf dazu:
Elektronenröhren und auch Tonbandgeräte (auch MOS-Transistoren) haben eine hauptsächlich quadratische Übertragungskennlinie (solange man sie nicht arg übersteuert). Dadurch entstehen geradzahlige, "harmonische" Oberwellen. Diese heißen so, weil sie vom Menschen als nicht so störend oder sogar angenehm empfunden werden. Warum? Der Mensch ist daran gewöhnt, weil sie auch bei allen akustischen Klangquellen auftreten. Genau genommen machen erst diese den "Klang" aus, denn sie sind es, die den Unterschied zwischen dem lebhaften Kammerton "a" auf einer Violinensaite vom toten Nicht-Klang eines 440Hz-Sinus unterscheiden. Alle Instrumente, die den Kammerton "a" spielen, haben eine Frequenz von 440Hz (in Österreich 444Hz), aber das harmonische Oberwellenspektrum ist anders.
Bipolare Transistoren haben exponentielle Übertragungskennlinien und die erzeugen auch ungeradzahlige Oberwellen. Und die empfindet der Mensch nur als schrecklich, da unnatürlich. Deshalb müssen Transistorverstärker stark gegengekoppelt werden, um alle Oberwellen möglichst vollständig zu unterdrücken. Da man die Harmonischen dabei zwangsläufig mit unterdrückt, klingen sie im Vergleich zu einem Röhrenverstärker völlig neutral - was allein nichts Schlechtes ist.
Bei z.B. der Musikproduktion ist der Einsatz jeglicher Klangmanipulation völlig legitim, Stichwort "Künstlerische Freiheit". Eine Stradivari wird man möglichst unverfälscht aufnehmen wollen, aber was wäre Jimi Hendrix mit einer akustischen Gitarre und "sauberem" Verstärker?
Mein Fimmel ist es, nur analoge Quellen - also Vinyl - auf Tonband zu überspielen und dann auch mit einem Verstärker aus den 70ern zu hören: reine Nostalgie. Auch das ist eigentlich sinnlos. Fertige digitale Quellen auf TB zu überspielen käme mir nicht in den Sinn. Da möchte ich die Quelle möglichst original so hören, wie der Künstler es sich gedacht hat. Alles andere fällt bei mir unter "Verschlimmbesserung". Aber - Leute - es ist auch keine Todsünde! Jedem Tierchen sein Plaisirchen. Im eng rationalen Sinn ist doch fast alles hier Unfug.
Viel Spaß beim Musikhören aus euren Rostwicklern wünscht
Frank
In Rust We Trust!
T e s l a B 1 1 6 (A.D.), R E V O X B 7 7
T e s l a B 1 1 6 (A.D.), R E V O X B 7 7