Neuzugang Revox A 77, Knall und Rauch !
#1
Hallo Tonbandfreunde,

am Wochenende war ich auf einer Haushaltsauflösung, nur zwei Straßen entfernt. Ich wollte nur etwas stöbern, da der Wohnungseigentümer, den ich vom Sehen kannte, in ein Pflegeheim gezogen ist.

Außer den üblichen Sachen, die ein älterer Mensch so in seinem Heim angesammelt hat, gab es auch eine Revox A 77 aus seinem Erstbesitz zu kaufen. Die Entrümpler wollten 50 Euro für das Gerät samt einigem Zubehör haben. Das war mir im ersten Moment zu viel, zumal ich schon zwei Tonbandgeräte besitze, mit denen ich eigentlich ausgelastet bin.

Zuhause habe ich die Sache erst mal sacken lassen und etwas im Netz gestöbert. Da wurde mir klar, dass der Preis eigentlich in Ordnung zu sein schien, die verlangten und teilweise wohl auch erzielten Preise sind ja doch um einiges höher.

Ich habe das Gerät dann am gestrigen Sonntag doch gekauft und nach Hause geschleppt. Ich war zu Fuß dort, die etwa 300 Meter waren die Hölle, das Gerät ständig wechselnd mit der linken und der rechten Hand geschleppt, ein Rucksack mit dem Zubehör auf dem Buckel, ich war fix und alle, als ich endlich zuhause ankam.

Nach einer Tasse Kaffee und einer Verschnaufpause habe ich das Gerät dann ans Stromnetz angeschlossen und eingeschaltet: Es lief völlig geräuschlos, bis nach etwa zwei Minuten - ich wollte gerade ein Band einspannen - ein lauter Knall, Rauchentwicklung und ein grässlicher Gestank dem Vergnügen ein jähes Ende setzten. Ich habe voller Schreck das Gerät wieder ausgeschaltet und den Stecker gezogen. Eine Stunde später habe ich es nochmals riskiert und es wieder angeschlossen. Und es lief, als wäre nie etwas gewesen. Ein erster Test mittels angeschlossenem Kopfhörer verlief auch positiv, es scheint alles noch intakt zu sein. Ein dazu gehörendes Band auf einer großen Metallspule klang zunächst sehr gut, dann wurde es immer dumpfer und ich musste erst mal die Maschine putzen. Das Ganze wiederholte sich noch einige Male, das Band müffelt und ist scheinbar nicht mehr in Ordnung. Aufnahme habe ich noch nicht getestet.

Was kann da bloß geknallt haben ? Muss ich mir Sorgen machen ? Ich überlege, es einmal vorsichtig zu öffnen, das scheint auch für einen Neuling nicht allzu schwer zu sein.

Das Gerät macht nämlich einen tadellosen Eindruck, ich möchte es gerne gefahrlos benutzen und habe jetzt doch einige Bedenken.

Danke für Tipps und viele Grüße

Tim
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#2
burlimann,'index.php?page=Thread&postID=159539#post159539 schrieb:Was kann da bloß geknallt haben ?

Wahrscheinlich hat der Entstörkondensator sich verabschiedet. Das passiert bei der A77 und bei vielen anderen älteren Geräten einfach irgendwann (Such-Stichworte "Rifa" oder "Knallfrosch"). Austauschen (Ersatz kostet maximal ein paar Euro, im Idealfall sogar nur Centbeträge), und schon läuft die Revox wieder.

50 € sind übrigens sehr günstig, wenn das Gerät ansonsten in Ordnung ist.

Zum Band: Was ist das denn für ein Typ? Eventuell ein Revox-Band? Das ist leider meistens ein Fall für die Tonne.
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#3
Kleine Frage am Rande: Tim, wenn dein Auto zu qualmen beginnt: würdest du es nach einer Stunde auch einfach wieder anlassen ohne nach der Ursache des Qualms geforscht zu haben?

50 Euro für eine A77 mit Zubehör halte ich für allemal akzeptabel!

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#4
In der A77 sitzen vier Entstörkondensatoren mit 0,47 µF; drei auf dem Laufwerksteuerungsboard und einer auf dem Drehzahlregelboard. Die solltest du alle erneuern (lassen), weil diese Rifa-Knallfrösche fast immer rissige Kunststoffgehäuse haben, die dann zum Eindringen von Luftfeuchtigkeit und damit zum Zerknall dieses Bauteils führen. Die Maschine funktioniert nach dem Knall meist wieder, aber natürlich haben diese Teile ihren Sinn und Zweck, der dann nicht mehr gegeben ist! Wenn du selbst nicht löten kannst, dann findest du sicher jemanden in deinem Bekanntenkreis. Oder einen netten Tonbandfreak in deiner Nähe! Smile
Ein wirklicher Kostenfaktor ist das nicht. Die Kondensatoren kosten pro Stück zwischen 20 und 80 Cent.
Das Problem mit den Schmierbändern ist nicht dauerhaft lösbar. Es gibt die Möglichkeit, die Bänder zu backen, um sie dann noch ein letztes Mal abzuspielen (und dabei auf ein einwandfreies Medium zu kopieren). Ansonsten kommt leider nur die Tonne in Betracht.... ;(
Die Revox-Bänder der Typen 621, 631 und 641 sind alle Schmier-Kandidaten. Lediglich das alte 601 ist stabil.
Zum Thema Schmierbänder findest du genug im Internet!

Gruß Holgi
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#5
Hallo Freunde,

ja, ich war mal wieder zu voreilig mit meinen Ausprobier-Versuchen.

Ich hätte mich erst mal in die Materie einarbeiten sollen, statt gleich zu testen.

Aber ich habe euren Rat befolgt und mich heute abend durch das Netz gewühlt. Ich weiß immerhin, dass die Kondensatoren getauscht werden müssen, auch wenn das Gerät anscheinend problemlos läuft. Ich weiß nun auch, wie man das Gerät aus dem Gehäuse holt, dass es dann nicht mehr läuft, weil ein Blindstecker eingesteckt werden muss, den ich nicht habe und dass das Gerät einen vorbildlichen Aufbau hat. Von Letzterem konnte ich mich vorhin überzeugen, ich kenne ja nur meine beiden Grundigs im aufgeschraubten Zustand, als ich die Revox vorsichtig aus ihrem Holz befreite, war das ein echtes Aha-Erlebnis: unglaublich sauber und ordentliches Innenleben, die ist ja innen fast schöner als außen. Denn eigentlich ist das ja optisch ein sehr nüchternes und emotionsloses Gerät, da machen ja meine beiden Grundigs mehr her.

Ich habe aber auch gelesen, dass gerade das wohl die Stärke der Revox-Geräte sein muss und dass man auf Äußerlichkeiten wohl keinen Wert legte.

Dann habe ich die einzelnen Beiträge über den Austausch bestimmter Bauteile gelesen, wirklich verstanden habe ich es jedoch nicht. Auch von auseinander fallenden Potis habe ich erfahren, und dass diese auch getauscht werden müssen, dass damit aber auch ein komplett neuer Abgleich stattfinden muss. Es gibt wohl ein spezielles Forum für Revox-GHeräte, dort kann man leider nur lesen, wenn man registriert ist. Das bin ich aber noch nicht.

Ich habe den Eindruck, dass man hier vom Hundertsten ins Tausendste kommt. Ich kann das definitiv nicht reparieren und muß nun überlegen, wie ich weiter verfahre. Ich könnte das Gerät wohl sogar mit Gewinn weiterverkaufen, möchte mich dazu aber noch nicht aufraffen, da selbst mich als Laien der vorbildliche Aufbau im Inneren glauben lässt, hier ein ganz besonderes Tonbandgerät vor mir zu haben. Ich muss gestehen, dass mir diese Firma bisher völlig unbekannt war. Da sieht man mal, was für ein Anfänger ich wohl bin.

Es werden auch Adressen genannt, welche die Überarbeitung des Revox übernehmen, das ist aber eine Kostenfrage. Was soll ich also tun ?

Gestehen muss ich auch, dass ich eine Aufnahme probiert habe, es geht jedoch nur eine Seite (links), rechts bleibt alles ruhig. Links klingt es sehr gut, ich habe die Aufnahme sowohl auf der Revox, als auch auf meinem Grundig 220 (hat wohl die gleiche Spuranzahl) abgespielt, einwandfrei.

Auf den beiden Umspulmotoren habe ich immerhin das Datum entschlüsselt: August 1973. Nach meinen Recherchen habe ich also eine Mark III. Insgesamt gab es wohl vier verschiedene Ausführungen. Ach ja, es ist eine mit Dolby in Zweispur-Version. Und für diese eigenartigen Adapter, welche ich dazu bekam und mit denen ich erst gar nichts anfangen konnte (die sind wohl für die großen Spulen) scheint es fast einen eigenen Markt zu geben. Auf den Bildern sieht man sie oft. Naja, mit den kleinen Spulen von meinen Grundig sieht das Gerät auch irgendwie seltsam aus. Mit den großen dagegen macht sie schon was her. Leider passt dann die Plastikhaube nicht mehr drauf.

Ach, das wär´schon klasse, wenn die wieder laufen würde. Hoffentlich wird die dann keine Konkurrenz für meine beiden anderen.
Die mag ich nämlich sehr.

Viele Grüße
Tim
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#6
burlimann,'index.php?page=Thread&postID=159556#post159556 schrieb:Auf den beiden Umspulmotoren habe ich immerhin das Datum entschlüsselt: August 1973.

Mein Geburtsmonat. Die Maschine verdient es, in Ehren gehalten zu werden. Wink

Im Ernst: Die A77 ist schon ein anderes Kaliber als eine TK 220 u.Ä.. Vielleicht hast Du einen Bandmaschinenfreund in der Nähe, der Dir beim Kondensatortausch behilflich ist.
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#7
Hallo Tim,

ich denke, Timo hat das schlagende Argument geliefert und der August 1973 ist der Schlüssel, der die Werkstatt-Tür öffnet. Hilfe naht also.
Wäre deine Revox jedoch einen Monat früher oder später produziert worden, hättest du hier am langen Arm verhungern können. Big Grin

Wir telefonieren später, alles weitere dann.

Gruß
Thomas

PS: ich möchte ja schon gerne mal wissen, wieso du immer einen solchen Dusel hast. Ich habe noch keine A77 für´n Fuffi an Land ziehen können. Für diesen Kurs bekomme ich dafür solche "Raritäten" wie TK 146 oder TK 23 angeboten. Naja, was ist schon Revox....wertloser Mist. Tongue
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#8
Hallo Thomas,



Zitat:PS: ich möchte ja schon gerne mal wissen, wieso du immer einen solchen Dusel hast. Ich habe noch keine A77 für´n Fuffi an Land ziehen können. Für diesen Kurs bekomme ich dafür solche "Raritäten" wie TK 146 oder TK 23 angeboten. Naja, was ist schon Revox....wertloser Mist. Tongue

Ich hatte letztens auch so ein Glück. Habe 3 A77 MKIV mit einem Satz Nabadapter für 150€ bekommen. Leider ist 1 Maschine optisch nicht sehr gut. Dafür mit nur 2 mm Kopfspiegel. Das war dann nicht mehr so schlimm das die Optik nicht stimmt.

@ Tim,

ich habe Dir eine PM geschrieben.

Liebe Grüße

Gunar
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#9
Hallo Freunde,

kommenden Samstag werden meiner Neuerwerbung einige neue Teile implantiert. Was genau gemacht wird, kann ich leider noch nicht sagen, denke aber, dass alles gut gehen wird. Die Reparatur wird diesmal jedoch nicht bei mir zuhause geschehen, sondern bei einem von mir sehr geschätzten Forumskollegen, der letztes Jahr auch meiner Grundig 220 wieder auf die Beine geholfen hat.

Was ich bisher über die Revox in Erfahrung bringen konnte, war, dass sie wohl früher ein ziemlich gutes Tonbandgerät gewesen sein mußte, ich habe von diesem Hersteller noch nichts gehört. Das besagt jedoch nicht viel, da ich mich erst seit letztem Jahr mit dem Hobby beschäftige. Aber der Tenor der im Netz gelesenen Beiträge sowie auch die hier geposteten sprechen doch eine recht deutliche Sprache. Ich bin gespannt, ob ich mit meiner Neuerwerbung genau so froh bin, wie mit den Grundigs.

Ich werde berichten. Vorerst freue ich mich wie dolle auf eine funktionstüchtige A77 und dass ich hoffentlich auch vom Wissen her etwas mitnehmen kann. Wird bestimmt interessant !

Grüße von Tim
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#10
Hi Tim,

noch immer ein lesenswerter Thread:

Mythos A77

Aber Vorsicht, die Ansteckungsgefahr mit dem Revox-Virus ist erheblich! Tongue

Heribert
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#11
Hallo Tim,

ich denke Du wirst schon erstaunt sein, wenn alles wieder richtig geht. Ich hatte mal beide A77 da. Halb- und Viertelspur. Die Halbspurvariante ist einer N4522 gewichen und die Viertelspur Maschine ist noch da. Meine A77 steht keiner der hier vorhandenen Bandmaschinen in etwas nach und ich betrachte sie als Meilenstein der TB Geschichte. Der Preis für Deine war heiss und wenn, sind da immer noch ein paar Adapter drin. Meine Haube benutze ich wie viele andere auch, nie. ;-) Das ist aber jedem selbst überlassen.

Gruss Andre

Kleine Impression ;-)

   
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#12
Viel Spass dabei beim erraten der MK Version bei Andre seiner Maschine :-)

Ich selber habe auch 2 A77, auch in Halb und Viertelspur ausfuehrung und ich mag se nicht mehr hergeben wollen, ausser nach meinem Tode. Das wird aber wohl noch ein bissel dauern, hoffe ich :-)

MFG Ralf
Ich putze hier nur...
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#13
Hallo Andre,

ja, das Foto macht Appetit. Sieht sehr schön aus.

Und die Haube hat meines Erachtens keinen wirklichen Sinn, ausser vielleicht zum Wegstellen des Gerätes oder für Transportzwecke. Es passen ja nicht einmal mehr die Spulen drauf. Wenn das Gerät wieder marschiert und ich es benutze, brauche ich die Haube auch nicht. Beim heimschleppen ist mir die Haube erst mal von der Maschine geplumpst, sie wird ja nur eingehängt. Das ist bei meinen beiden Grundigs deutlich besser gelöst, auch, dass man den Deckel bei aufgelegten 18cm-Spulen schließen kann. Ich habe gelesen, dass es wohl auch eine Haube für die 77 gab, mit der man das Gerät auch mit Deckel betreiben kann, Micky-Maus-Haube. Ein schöner Begriff, wie ich finde. Gibt es diese Haube heute noch ? Die würde mir schon gefallen.

Die beiden Adapter sind die hohen mit dem Kelch (auch beim Stöbern gelernt). Finde ich etwas protzig, aber bei probeweisem aufspannen mit den großen Metallspulen sieht das schon ganz enorm aus.

Ich denke auch, dass der Preis wohl ok war, immerhin gab es zum Gerät das komplette Bandarchiv (5 Metallspulen mit Band und eine Leerspule), die Betriebsanleitung, einen Laufplan, ein Reparaturhandbuch, ein Reinigungsset und die Adapter dazu. Wenn ich den Angaben im Netz Glauben schenken darf, sind alleine die Zubehörteile schon das Geld wert. Für mich sehr wichtig: Das Gerät stammt aus Erstbesitz, wie mein Grundig 220. Das TK 246 vom Flohmarkt hat keine nachvollziehbare Historie, ist für mich dadurch schon praktisch wertlos.

Ja, jetzt muss sie nur noch laufen. So lange höre ich Musik mit der treuen TK 220. Und die Revox steht daneben und guckt neidisch. :love:

Grüße von Tim
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#14
Hallo Ralf,

das weiß ich: Es ist die vierte und letzte Ausführung, genannt MK4.
Ja, ich habe mich informiert.

Habe ich nun die Lizenz zum Revox-Besitz ?

Grüße
Tim
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#15
Kelchadapter? Schau mal die Preise auf Ebay an.

Wenn die Maschine wieder läuft, legst du dir ein schönes Band auf, nimmst ein nettes Getränk deiner Wahl dazu, setzt dich in einen bequemen Sessel und genießt und denkst "50 Euro, hihihihi........." Die langen Arme von Schleppen sind gaaaanz schnell vergessen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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