Grundig TK 245 deluxe
#1
Hallo Leute,

mir ist ´mal wieder ein Fehler unterlaufen: ich habe 2 Grundigs im Paket gekauft: 2 TK 245 deluxe: ein älteres mit Aussteuerungsanzeige mit Röhre, und ein neueres mit einem Drehspulmeßinstrument.
Gereizt haben mich dabei eigentlich nicht die Grundigs, sondern die Tonbänder, die dabei waren. Aber wie das Leben so spielt: die Bänder sind wohl nicht einmal mit einem Grundig TK 245 aufgenommen worden, was sich nicht zuletzt dadurch zeigt, daß ein Teil mit 4.75 cm/sec aufgenommen wurde. Und auf den Bändern ist Disco-Musik und Schlager vom Beginn der 70-iger, bei der sich mir die Zehennägel aufrollen.

Die Grundigs laufen zwar prinzipiell, aber leider hat da jemand Hand angelegt : Einmal abgesehen davon, daß die Knöpfe falsch wieder eingebaut worden waren, was ich sogar als Grundig-Laie leicht beheben konnte (wenn auch ein Knopf zerbrochen und durch ein Fremdfabrikat ersetzt worden war), waren abenteuerliche Reparaturversuche zu bestaunen: z.B. war der Bandzug der aufwickelnden/rechten Spule offenbar irgendwann zu gering. Statt das durch Verkürzung durch Verbiegen eines zuständigen Drahtes,der die Andruckkraft des dafür vorgesehenen Zwischenrades bestimmt, zu lösen, hat man den Radius des Wickeltellers durch Aufbringen mehrer Lagen Tesafilm erhöht. Der Tesafilm war leider nicht glatt, sondern wellig, was zu interessanten Veränderungen des Aufwickeldrehmomentes führte. Aber das ist behoben, wenn es auch einige Mühe erforderte, die Reste des Klebstoffs zu entfernen.


Mein Problem ist: Kanal 1/2 sind deutlich leiser und dumpfer als 3/4 (bei meinem alten Philips entspräche das 1/4- 3/2). Wenn ich mir die Sicherungslacke ansehe, dann sieht das so aus, als hätte jemand die Höhe der Tonköpfe verändert, und zwar bei beiden Geräten. Um den Fragen zuvorzukommen: dieser Unterschied tritt sowohl mit den Bändern auf, die dabei waren (was meine Vermutung nährt, daß die gar nicht mit den Grundigs aufgenommen wurden) als auch auf einem Band, das mit einer revidierten (ich denke, das ist kein Geheimnis: von Michael B) B77
aufgenommen wurde.


Jetzt habe ich ich die Möglichkeit, die Geräte zu verticken:" alle Lichter brennen, Vor- und Rücklauf funktionieren, Aufnahme und Wiedergabe auch, allerdings ist der Ton etwas dumpf.."

Oder den Versuch zu machen, das halbwegs zu begeben:
Die Höhe des Tonkopfs neu zu finden und dann den Kopf einzutaumeln habe ich eigentlich keine Lust. Mir fehlen dazu auch die nötigen Mittel, d.h. ein Band zum Einstellen der Höhe müßte ich erst besorgen. Ich habe mir überlegt: ich nehme mit der B77 vom Radio Rauschen auf, lege das auf die Grundigs und verändere die Einstellung der Bandführungen links und rechts vom Kopf (es gibt nur diese zwei), bis die Pegel in einem nachgeschalteten Peakmeter /NTP 177-400 gleich sind.


Daß das nur grob sein kann ist mir bewußt.. Aber eine höhere Genauigkeit würde ich angesichts des Zustandes der Köpfe, die deutliche Gebrauchspuren tragen, aber gleichmäßig abgenützt aussehen, nicht fordern.


Oder hat einer ein Manual, in dem eine gangbare Methode beschrieben ist?


Was meint die Grundig-Fraktion dazu?? Wie würdet ihr vorgehen??

Viele Grüße
Frank



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#2
Hallo Frank,

wenn die Reibraeder noch gut sind, der Lauf entsprechend ruhig, gibt es keinen Grund, die Geraete aufzugeben. Die Hoehe des A/W Kopfes ist mittels zweier Madenschrauben auf der Taumelplatte einstellbar. An den beiden Hoehenfuehrungen rechts und links vom Kopf wuerde ich ohne zwingenden Grund nicht drehen, es sei denn, es hat schon jemand daran herumgepfuscht. Ich wuerde mir ein entsprechendes Testband herstellen und frisch ans Werk gehen. Man kann an einem TK 245 nicht viel falsch machen. Es stehtt und faellt alles mit dem Zustand des Antriebsrades.....

Gruss
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#3
Hallo Thomas,

die Räder sind für ein Gerät, das so ums Jahr 1968 die Bänder in Bayreuth verlassen hat, erstaunlich gut. Etwas hart, aber sie laufen absolut ruhig, das Gerät , das ich im Moment auf dem Tisch habe, ist bei 9.5 cm/sec sogar ausgesprochen leise. So richtig funktioniert das die Aufwickelspule antreibende Rad allerdings erst nach 5-10 Minuten. Bis dahin schwankt das Drehmoment doch etwas.. die letzten 2 Stunden habe ich Ohrenkrebs riskiert und die Bänder, die dabei waren, abgehört.

Das mit den Madenschrauben habe ich mir gedacht. Auf denen sind Farbkleckse, die so groß und schlampig sind daß die Anschlußdrähte des Kombikopfes hinten bei der dort gelegenen Madenschraube gleich mitlackiert wurden. Wenn ich die Sache richtig sehe, ändert sich aber bei der Höhenverstellung mit diesen Schrauben auch der Azimut. Naja, heute habe ich erst einmal das oben erwähnte Band aufgenommen. Jetzt muß ich nur noch meinen alten Anpaßverstärker finden, um von DIN nach XLR zu kommen....

Etwas überrascht hat mich das viele Blech im Inneren des TK 245. Ich dachte bisher, der Max hätte dieser Baureihe ein Druckgußchassis spendiert wie den (Halb-)Vorgängern TK 40 etc. (oder hatten die auch keins?? ) Aber schließlich funktioniert es bis heute, nach 45 Jahren!

Viele Grüße
Frank
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#4
Hello all,

oder wenigstens: hallo an alle Mitleser und Grundig-Freaks, die sich in den vergangenen Jahren nicht durch meine despektierlichen Bemerkungen zu Grundig beleidigt gefühlt haben, und insbesondere an Thomas,

(wobei ich den Mitgliedern des Forums soviel intellektuelle Kompetenz unterstelle, daß sie zwischen Kritik an den Geräten, an der Person Max Grundigs und an dessen Geschäftspolitik zu unterscheiden vermögen)

Als Zwischen(oder End?-)Bericht in meiner Mittagspause zur Entspannung:

Vor 2 Tagen habe ich jetzt das neuere, aber kosmetisch schlechtere Gerät wieder zusammengebaut. Das mit der Einstellung des Tonkopfs hat gut geklappt. Höheren Anspüchen genügt es sicher nicht, aber als Musiklieferant in meinem Bastelzimmer ist es absolut ausreichend. Jedenfalls, bis das Gerät, das bisher dort seinen Dienst getan hat, revidiert ist. Es hat jetzt 2 Abende problemlos gespielt.

Leider hat das zweite Gerät als Ersatzteillieferant dienen müssen: Im jetzt funktionierenden Gerät haben zum einen Federn, ein Sprengring und die Abdeckung einer Taste gefehlt, zum anderen ließ sich beim zweiten Gerät kein befriediegender Bandzug der aufwickelnden Spule im Wiedergabebetrieb erzielen: der Kontakt zwischen Reibrad und Rutschkupplung des linken Spulentellers war auch durch Nachjustieren nicht in einen akzeptablen Bereich zu bringen: es bildeten sich Schlaufen, das Band wurde immer wieder um die Gummiandruckrolle gewickelt. Glücklicherweise war dieses Gerät aber komplett, so daß die im ersten Gerät fehlenden Teile den Ort ihres Wirkens gewechselt haben.

Gewundert habe ich mich über mehrere Dinge:

Erstens, wie oben erwähnt, dachte ich bis dahin, daß Grundig den TK 2XX ein Gußchassis ähnlich den TK 40/41/42 spendiert hätte. Statt dessen fand ich nur Blech.

Zweitens wundere ich mich bis zu zum heutigen Tag über den Aufwand, der getrieben wurde, um einem Einmotoren-Gerät das Laufen beizubringen: 2 Rutschkupplungen, 4 Reibräder, 2 Riemen (ohne den Zählwerksriemen) der Bremsmechanismus, ein ausgeklügelter Mechanismus, um die Riemen, die für das Umspuelen verantwortlich sind, durch Bewegen der Achsen der Rutschkupplungen zu spannen: schon in der Vergangenheit hat mich das zu der nie von kompetenter Seite beantworteten Frage geführt: hat in den 60-iger Jahren die Arbeitskraft, die hinter der Entwicklung dieser Mechanik (die ja auch völlig anders war als die der Vorgänger), der Herstellung der vielen Teile und des Zusammenbaus dieser Teile so wenig Geld geskostet, daß das billiger war als Konzeption und Bau eines 3-Motorenlaufwerks, dessen Grundprinzipien ja bereits seit den 30-iger Jahren bekannt waren?? Oder muß man das geschichtlich sehen?? Die ersten Consumergeräte wurden damit beworben, daß sie einen schnellen Rücklauf besaßen. Und als Krönung kam dann der schnelle Vorlauf. Und danach die Meinung eines anderen, damals in einem andere Geschäftsfeld bedeutenden, aber inszwischen vergessenen Firmengründers: "...was wollen Sie. Die Leute kaufen das doch...."

Genug, meine Mittagspause nähert sich ihrem Ende

Frank
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#5
Hallo Frank,

danke für deine Rückmeldung und Glückwunsch zur Aktion "aus zwei mach eins". Schön, dass das Gerät dich momentan mit Funktion überrascht.

Wer zum ersten Mal in ein solches Modell hineinschaut, bekommt sicher erst einmal das kalte Grausen, zumindest bei dieser Mechanik. Aber, nachdem ich mich seit etwa 1970 mit diesem Gerätetyp beschäftige, kann ich aus echter Überzeugung sagen, dass es sich um ein Tonbandgerät handelt, das man einfach nicht kleinkriegt. Leider ist selbst bei Grundig-Fans diese Modellreihe eher unbeliebt.
Wenn man den Aufbau mit der Vorgänger-Reihe Typ 40 ff vergleicht, versteht man auch, warum. Jedoch ist diese Missgunst absolut unbegründet. Die Geräte nehmen nichts übel und wenn dieses vermaledeite Reibrad nicht wäre, könnte man von einem praktisch perfekten Heimtonbandgerät sprechen, das zudem auch noch richtig schick aussieht. Alleine der Tastenblock ist für die Ewigkeit gebaut, ich habe noch nicht einmal einen Defekt an einem solchen gehabt.

In dem Punkt Entwicklungsarbeit und -kosten gebe ich dir absolut recht. Wenn man zudem bedenkt, dass sowohl die Vorgänger als auch die Nachfolger komplett anders in ihrem mechanischen Teil aufgebaut waren und dass die Gerätetypen 2er-Serie "hoch" nur von 1966 bis 1969 angeboten wurden, ist der betriebene Aufwand schon extrem hoch. Die nachfolgenden Geräte der 2er-Serie "flach", also TK 248 und ähnliche hatten einen komplett anderen mechanischen Aufbau, der heute auch große Probleme bereiten kann. Größere, als bei den TK 245 u.ä. überhaupt denkbar.

Egal, du hast ein Überbrückungsgerät, dass sicher bis zur Fertigstellung deines Hauptgerätes durchhalten wird. Ich wünsche weiterhin viel Freude damit.
Noch etwas: Bitte die Überreste des Schlachtgerätes nicht entsorgen, falls nicht schon passiert. Und wenn´s weg soll, hebe ich schon mal vorsorglich die Hand. Denn E-Teile sind für diesen meinen Lieblings-Gerätetyp immer willkommen. thumbup

Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#6
Hallo Thomas,

weggeworfen wird erstmal nichts. Wenn der Platz ´mal wieder zu knapp wird, denke ich an Dich.

Viele Grüße
Frank
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#7
Hallo Frank,

interessiert hab ich das alles gelesen und ein leichtes Schmunzeln war auch dabei. Ich hatte nun schon einige Grundig Geräte hier, TK147, TK600, TK40, TK246 und 3 TS925. Alle haben nach vielen Stunden Arbeit wieder Ihren Dienst getan. So wie am ersten Tag. Mich hat auch immer der Aufwand gewundert, was die Mechanik angeht, ob Rutschkupplungen, Zwischenräder, Servoräder und und und. Frag lieber nicht wie oft die TS925 z.B. schon aus dem Fenster flog. Ich sehe das aber so: Andere Mütter haben auch schöne Kinder und unbedingt hässlich sind die Grundigs nicht. Meine TK40 und meine TS925 haben aus folgendem Grund Ihre Daseinsberechtigung bekommen. Sie liefern *TOP* ab. Die TS925 z.B. brauch sich hinter dem N4522 Bomber nicht zu verstecken, Klanglich gesehen. Wartungstechnisch hat jede Bandmaschine Ihre Vor- und Nachteile. Darüber muss man als Bandmaschinenliebhaber stehen. Wer z.B. nur Grundig in Pflege nimmt, lacht über alle Hürden. Wer aber, wie ich, das fast *ALLES* Programm hat, dem entgleitet schon der ein oder andere Fluch.
Ich für mich behaupte, die Grundig Tonbandgeräte gehören einfach zum Tonbandeln dazu und wer die Maschinen nicht mag, brauch sie ja auch nicht versuchen zu reparieren, oder sich in seine Zimmer zu stellen.
Ich geb meine nicht mehr her, egal ob sie mich ärgern oder nicht.

Grüssle Andre
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