Philips N4414 und N4415 elektrischer Abgleich
#1
Hallo Bandmaschinenfreunde,

neulich habe ich das Netzteil eines frühen Philips N4414 Tonbandgeräts instandgesetzt. Es hat das gleiche Netzteil und ist auch sonst Baugleich zum N4415. Spätere Serien des N4414 haben aber ein geändertes Netzteil. Der Trafo hatte gebrummt. Defekt war der Brückengleichrichter und einige Elkos auf dem Netzteil waren taub, aber nicht der grosse. Wenn der Gleichrichter defekt ist (eine Diode hat Schluss) wird der Trafo überlastet und es fehlt eine Halbwelle. Da das Netzteil mit einer Ladungspumpe arbeitet, stimmen dann auch die Spannungen am Aufnahme- und Wiedergabeverstärker nicht. Dass der originale Gleichrichter an dieser Serie oft defekt ist - mit den beschriebenen Symptomen - wurde hier im Forum bereits früher berichtet.

http://forum2.magnetofon.de/index.php?pa...555b3d4442

Bei der Gelegenheit wollte ich auch den elektrischen Abgleich / Einmessen dieses 40 Jahre alten Gerätes überprüfen - nach Service-Manual. Leider musste ich feststellen, dass der Abgleich nach Service Manual überhaupt nicht funktioniert. Da ist eine komplett fehlerhafte Abgleichanweisung in den Philips-Service-Manuals abgedruckt - sowohl für die N 4414, wie auch für die N4415. Wenn man sich die Schaltung anschaut, sieht man auch sofort, dass es so nicht funktionieren kann. Die angebliche "Nullpunkt-Einstellung" der Aussteuerungsanzeige ist in Wirklichkeit eine Empfindlichkeitseinstellung, deren Einregelung aber gar nicht angegeben ist.

Ich habe mich dahintergeklemmt und festgestellt, dass die Abgleichanweisungen für die "höheren" Gerätetypen (z.B. N4416) dieser Serie aber stimmen. Da dort der REC/PLAY Verstärker und der Aufsprech-/Hörkopf gleich ist und die Schaltung in der Peripherie sehr ähnlich, konnte ich die korrekte Abgleichanweisung für die Bandmaschinen N 4414 und N 4415 daraus ableiten. Die will ich Euch nicht vorenthalten. Fnktioniert damit auf Anhieb einwandfrei. Klirrfaktor (< 3%) und Frequenzgang (linear von ca. 40 Hz bis knapp 18 kHz bei 19 cm/s) sind danach prima!

Die Vormagnetisierung musste ich nicht nachstellen, hat noch gestimmt. Statt mit Wachs sind die Kerne der Spulen bei mir mit grauem Lack gesichert. Scheint sehr schwer zu entfernen. Bevor man da also die Spule beschädigt oder den Spulenkern bricht, nur den Sollwert überprüfen und wenn es etwa stimmt, lieber lassen, wie es ist. Die Vormagnetisierungsspule verstellt sich nicht und wurde ja werksseitig fixiert. Aber die Aussteuerungsanzeige und der REC/PLAY Verstärker muss korrekt abgeglichen sein. Sonst ist die Einmessung ausser Balance. Nach korrekter Einstellung des REC/PLAY Verstärkers, wie hier angegeben, waren bei mir sofort - ohne Nachstellen - die HF-Vormagnetisierung auf Sollwert (9 mVeff) und der Frequenzgang gerade und Klirrfaktor niedrig, beide entsprachen den Solldaten für dieses Gerät.


Elektrischer Abgleich N 4414 und N 4415

A) Aussteuerungsanzeige und REC/PLAY Verstärkung
1. Neues, unbespieltes Band bester Qualität einlegen
2. Einstellung: STEREO; 19 cm/s; REC gedrückt (alle anderen Regler auf Minimum)
3. An Buchse PHONO, Pins 3 & 5 Tongeneratorsignal (Sinus) 333 Hz, 1Veff, REC Regler auf „6“
4. Ausgangsspannung des Tongenerators so einstellen, dass an der Messbuchse PIN 1/gegen PIN 2 (PIN 4/gegen PIN 2) jeweils 1,6 mVeff stehen (NF-Millivoltmeter)
5. Mit R27 Aussteuerungsanzeige auf 100% (0 dB) einstellen
6. Das Signal aufnehmen und abspielen. Bei der Wiedergabe in TRACK 1-4 (2-3) mit R6 (R106) die Aussteuerungsanzeige für jede Spur (Kanal) auf 100% (0 dB) einstellen.
7. Spannung an der IN/OUT Buchse PIN 3/Masse (PIN 5/Masse) soll jeweils 1,4 V eff sein

B) HF-Vormagnetisierung
1. Neues, unbespieltes Band bester Qualität einlegen
2. Einstellung: STEREO; 19 cm/s; REC gedrückt; PLAY gedrückt, REC-Regler Minimum
3. An IN/OUT Buchse an PIN 3/Masse (PIN 5/Masse) 1 kHz, 1Veff anlegen
4. REC Regler auf 100% (0 dB) einstellen
5. L1 (L101) von Wachs befreien, Kern herausziehen. Kern wieder soweit hereinschieben, dass an der Messbuchse an PIN 1/Masse (PIN 4/Masse) jeweils 9 mVeff liegen (NF-Millivoltmeter).
6. Kerne mit Wachs sichern
7. Klirrfaktor bei Vollaussteuerung (0dB) prüfen (333 Hz). Soll: </= 3% bei 19 cm/s
8. Frequenzgang prüfen bei -10 dB Aussteuerung

Herzlichen Gruss,
Reinhard


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