Tipps gegen kratzende Potis
#1
Hallo in die Runde!

Jetzt sind auch meine Geräte dran! Nach einer längeren Betriebspause (wohlgemerkt im sauberen Wohnzimmer eines Nichtrauchers)
kratzen auch bei meinen Geräten einige ( lang nichtverwendete Potis).
Verschleiß ist es also nicht, auch keine Dreckschicht.
Es handelt sich um Geräte, die 20-30J alt sind, und die vor ein-drei Jahren noch nicht kratzten.
Welche Erfahrung habt Ihr denn in solchen Fällen (die Potis bekommt man natürlich nicht mehr, weil es sich um die Ausführung mit den zwei unterschiedlich dicken Achsen handelt , für getrennte Einstellung beider Kanäle). Was habt Ihr mit Erfolg ausprobiert?
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#2
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...readid=308
Michael(F)
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#3
wenn der Reparatureffekt länger anhalten soll:

Pot ausbauen,zerklegen,reinigen Federkontakte (Schleifer) nachjustieren.
Bei durchgeschliffener Widerstandsbahn mit kleiner Zange eine Etage in den Schleifer biegen(Verkürzung des Schleifers),damit der Schleifkontakt neben der zerstörten Bahn auf unbenutztem Material läuft.
Leicht ölen und wieder montieren - und das zweite Potileben beginnt.
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#4
Potis kratzen auch, wenn Gleichspannung anliegt. In einigen Schaltungen werden Tantal-, oder Elektrolyt-Kondensatoren verbaut, deren Leckströme mit dem Alter ansteigen. Dieser dann duch das Poti fließende Strom verursacht die kratzenden Geräusche. Schau mal im Schaltbild nach, und tausche die in Frage kommenden Bauteile vor und hinter dem Poti aus. Würde ich prophylaktisch tun, bevor die Potis behandelt werden, weil Sprays oft zerstörerisch auf Potis wirken.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#5
Danke, das mit dem Gleichstrom durch alt gewordene Koppelelkos glaube ich vor Jahren schon mal gehört zu haben, und es könnte auch der wahre Grund sein, denn, wie gesagt, es kann kein Verschleiß sein, da die Geräte nur selten verwendet werden. Ich werde bei nächster Gelegenheit die Elkos tauschen.
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#6
Zitat:Nikola postete

Welche Erfahrung habt Ihr denn in solchen Fällen ... Was habt Ihr mit Erfolg ausprobiert?
Schlicht und ergreifend eine ordentliche Ladung Kontakt-Spray (80, wenn ich mich recht entsinne). Wenn die Aussteuerungs- und Lautstärke-Potis eurer 4000er heute kratzen, scheint das doch keine wirklich erfolgreiche Methode gewesen zu sein. Aber wenigstens haben wir die Mühlen durch die Endprüfung gekriegt. Smile

Schon wieder Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#7
Hallo Nikola und die Runde!

Von irgendwelchen Kontaktsprays rate ich dringenst ab!!!
Der Erfolg ist zwar kurzzeitig verblüffend, die Spätfolgen können aber bööösartig sein.
Kontaktsprays haben die Eigenart, Oxidschichten und andere störende Beläge bei Metallkontakten anzugreifen und abzulösen. Das ist sehr sinnvoll, um beim Auto im Motorraum den Gammel von Steckkontakten oder Relais zu entfernen.
Leider weiß das Kontaktspray nicht, daß die Widerstandsschicht im Poti gewollt ist, es betrachtet diese Schicht als den Feind, den es zu zerstören gilt...
Die Vorschläge von mfranz und capstan sind gut, habe ich schon selbst teils mehrfach an meinen "Lieblingen" durchgeführt.
Meist reicht es schon, ein kratzendes Poti etwa 20 mal schnell hin- und herzudrehen. Auch in einer saubern Nichtraucherwohnung ist ganz feiner Staub zu finden, der sich zwischen Schleifer und Bahn setzen kann.

Andreas
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#8
Zitat:dl2jas postete
Von irgendwelchen Kontaktsprays rate ich dringenst ab!!!
Nun, die Firma Kontakt Chemie bietet ja wirklich eine ganze Palette verschiedener Sprays an: http://www.crcind.com/csp/web/functdisp....&brand=KOC. Von "irgendwelchen" rate ich auch ab, nicht aber von "maßgeschneiderten".

Gruß, Anselm
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#9
Auch wenn es mittlerweile ein alter Hut ist: Balistol Waffenöl (als Spray), bei Conrad Elektronik erhältlich im Bereich 'Modellbau'. Es riecht zwar wie tote Füße, hat hier aber bislang noch nie Kontaktschichten angegriffen und scheint sehr lange zu halten. Tuner 60 und 80 schaffen meist nur kurzfristig Abhilfe...riechen aber wesentlich besser Big Grin
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#10
Hallo Andreas,

bei Kontakt 60 solltest Du auch anschließend mit Kontakt WL Sprühwäsche reinigen und mit Kontakt 61 Korrosionsschutz wieder vor erneuter Korrosion schützen. Das scheint sehr lange zu halten. Der Effekt ist vermutlich mit Balistol vergleichbar.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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#11
Hallo higlander und rolie348!

Ja,ich kenne die Idee oder Vorschrift von Kontaktchemie. Erst Kontakt 60 (das eigentliche Kontaktspray) benutzen und dann mit Kontakt WL eine richtige Klospülung machen. Im letzten Arbeitsgang das blaue Zeugs Kontakt 61 hineinsprühen. Wenn man es gewissenhaft macht, ist das auch ein Weg.
Es klingt aber verdächtig danach, möglichst viele Produkte der Firma Kontaktchemie oder jetzt:
CRC Industries Deutschland GmbH
zu benutzen.
Das Kontakt 60 muß nahezu restlos entfernt werden. Da hilft natürlich zum Auswaschen ganz viel Kontakt WL, der Hersteller freut sich... Ob das Kontakt 61 wirklich gut ist, wage ich zu bezweifeln. Schäden dadurch sind mir nicht bekannt. Ich benutze die letzen Reste Kontakt 61 als Kühl/Schmiermittel an der Drehbank, das geht brauchbar bei Stahl.
Das Waffenöl Ballistol-Klever ist da in meinen Augen schon wesentlich besser. Soweit ich weiß, greift es keine Materialien in der Elektronik an. Vom Ballistol Waffenöl gibt es auch noch eine Variante, die ist in der Apotheke erhältlich. Sie heißt:
NEO BALLISTOL
und wird von
F.W. KLEVER
hergestellt.
Damit kann man eigentlich nichts unwiederbringbar zerschießen. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob es nicht irgendwann ausharzt, sollte ein Naturprodukt sein.
Ich würde es in dem Fall nur mit Drehen am Poti versuchen. Hilft das nicht, etwas dünnes nicht harzendes Öl auf die Schleiferbahn geben. Meist ist ja nicht die Schleiferbahn versaut, besonders in diesem Fall.
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#12
Zitat:highlander postete
Tuner 60 und 80 schaffen meist nur kurzfristig Abhilfe...riechen aber wesentlich besser Big Grin
Daher unser angenehmes Betriebsklima! Smile

Anselm
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#13
Hallo Anselm

Eine Mühle irgendwie durch die Endabnahme zu bringen, das kenne ich nur zu gut.
Es gibt Firmen da ist das aus verschiedenen Gründen normal.

War das Betriebsklima bei Uher wirklich gut?

Ist zwar in diesem Tread OT, aber interessieren täte es mich schon.

MfG Matthias
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#14
Zitat:Matze postete
War das Betriebsklima bei Uher wirklich gut?
Hallo Matthias,

die Zeit verklärt sehr, sehr vieles. Im 4000er-Prüffeld, in dem ich lange arbeitete, haben wir uns eigentlich recht gut verstanden und viel "Gaudi" gemacht. Beispielsweise haben wir mal einen Ausflug nach Andechs (http://www.andechs.de) gemacht, das war toll. Als Chef hatten wir - Friede seiner Asche - einen ehemaligen Feldwebel, der seine Führungsqualitäten aus der Wehrmacht mitgebracht hatte. Er war ziemlich cholerisch. Eine junge Mitarbeiterin kam häufig zu spät, was er meist mit Augenzwinkern quittierte. Eine ältere Mitarbeiterin kam jahraus, jahrein pünktlich, nur einmal eben auch zu spät, mit triftigem Grund. Die Frau hat er zusammengeschissen, dass sie in keinen Schuh mehr passte. Ich schäme mich heute noch, da nicht dazwischengegangen zu sein.

Mit den übrigen Abteilungen hatten wir nur in Grundsatzfragen zu tun. Ich erinnere mich nur, dass die Zusammenarbeit weitgehend gut klappte. Problematisch wurde es nur, wenn die Entwicklung etwas konstruierte, was in der Serie kaum zu halten war (Frequenzgang, Gleichlauf waren beliebte Themen).

Die Qualitätssicherung konnte bei entsprechenden Stichproben-Fehlern die ganze Fertigung zwecks Nachprüfung und -arbeit stoppen. Die Herrschaften waren entsprechend gefürchtet und waren sich ihrer Bedeutung durchaus bewusst. Unser Feldwebel bekam bei Fertigungsstopp jeweils cholerische Anfälle.

Soweit bis ca. 1970. Den allmählichen Niedergang zähle ich nicht zum Betriebsklima.

Hast du nun was versäumt? Wink

Gruß, Anselm
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#15
Hallo Anselm

Zitat:Anselm Rapp postete
Hast du nun was versäumt? Wink

Gruß, Anselm
Das wohl nicht. Es geht mir um etwas anderes.
Elektronik im allgemeinen und Ton und Funktechnik im besonderen haben mich von klein auf fasziniert. Ich bin im allgemeinen auch mehr für europäische Geräte denn für fernöstliche.

Nun, nachdem ich hier regelmässig lese, bekomme ich ja auch etwas über die Firmen, und die Verhältnisse dort, mit die meine Kindheitsträume hergestellt haben. Dadurch bekommen die Geräte für mich nun eine Art Gesicht. Wenn ich nun ein Uher Gerät sehe, denke ich an dein Bildchen das neben deinen Postings steht und denke mir dabei, dieser Kerl hatte etwas damit zu tun Smile Und ich möchte schon wissen was abgegangen ist. Wenn firstthird etwas von den appen Fingern und den unternehmerischen Schweinereien bei Grundig schreibt, dann verliert das Antlitz von Grundig in meinen Augen an Schönheit. Und ich war schon 80er Jahre Grundig Fan. Und ich möchte mir halt nicht noch im Nachhinein den Schindehannes hinstellen. Davon gibt es heute wieder mehr als genug.
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#16
Hallo Matthias,

Zitat:Matze postete
Es geht mir um etwas anderes.
Wenn ich dich richtig verstehe, um eine mitarbeiterfreundliche Unternehmenspolitik. Bis zum Abschied von Baron Hornstein habe ich das schon so empfunden. Vielleicht hat er ja auch die Mitarbeiterfreundlichkeit zu lange durchgehalten. Die späteren Bosse haben mir schon eher den Eindruck von Gewinnmaximierern gemacht, was letzten Endes ja auch den Mitarbeitern zugute kommen kann. Mein persönliches Fazit: Es war lange gut auszuhalten. Bewusste Gemeinheiten der Belegschaft gegenüber habe ich nicht in Erinnerung.

Gruß, Anselm
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#17
Waffen- oder Nähmaschinenöl löst Dreck und läßt den Schleifer besser laufen. Allerdings hat es auch einen hohen ohmschen Widerstand, zieht weiteren Dreck an und verteilt sich wegen seiner geringen Oberflächenspannung leicht auf der Platine. Und es wirkt nicht immer. Andererseits wollen viele Potis auf der Schleifbahn geschmiert sein, das ist konstruktionsbedingt so. Besser ist dafür aber Fett, kein leichtes Öl.

Ein Bauteil in Alkohol zu waschen ist schwieriger, als man sich vorstellt. Selbst wenn man wild schüttelt und pustet, bleibt in Ecken, Ritzen und Kontaktbahnen Dreck stecken. Vielleicht geht es besser, wenn man die Oberflächenspannung des Alkohols herabsetzt, aber dennoch bleibt das eine nasse und aufwendige Angelegenheit.

Wir haben es also mit einer kniffeligen Detailfrage, die oft über Leben und Tod des Geräts entscheidet, zu tun.

Ich bin letztens in eine seit mehreren Jahren leerstehende Fabrik eingestiegen, um mich umzusehen. Mehrere tausend Quadratmeter auf vier Etagen, in denen Parfum-Plakate und ähnliche Werbemittel gedruckt und hergestellt wurden. Das meiste leergeräumt, aber teilweise total versaut, als wäre eine Bombe eingeschlagen: Aus den Regalen gezerrte und auf dem Boden verteilte Produktionsmittel, umgeschmissene ausgelaufene Fässer mit Filmentwickler und Klebstoff, systematisch zerbrochene Glastüren. Ähnlich wird das Ende der deutschen Hifibranche ausgesehen haben. Oder meine Arbeitserfahrung 2004 in einem "Hi-End"-Laden: Ein Hauen und Stechen.
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#18
Dazu noch ein Hinweis: Schieberegler laufen manchmal bewußte mit 'viel' Schmierung. Kontaktspray würde diese Schicht mit entfernen, der Schieberegler ließe sich dann kaum noch von der Stelle bewegen (m.W. gilt das für alle Saba-Gleitschieberegler). Vermutlich hilft hier nur auslöten, auseinandernehmen, per Hand reinigen, neu fetten und wieder einlöten...
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#19
Hallo,

die Diskussion erinnert mich an eine Frage,die ich vor längerer Zeit einmal gestellt habe:
was tut man auf die Kohlenstoffschicht von Fadern??

Bei mir steht immer noch ein alter abe-Mischre rum,den ich teilweise zerlegt habe um ihn zu reinigen.Meine Frage ist:was tue ich auch die Kohlenstofffolien der Fader??Vorher war da sicher etwas drauf,aber nach der Reinigung(die nötig war,weil die Dinger einfach nicht mehr gut gelaufen sind) ist nicht mehr viel übrig...

Viele Grüße
Frank
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#20
Wenn sie spiegelglatt ist, und die Schleifer nicht feste drücken, wohl gar nichts. Andernfalls wird eine Schmierung vorgesehen sein. Was das für ein Fett sein soll, ist hier die Frage.
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#21
Lieber Frank,

im studerdicken Hand(-Ring-)buch zu den Pulten 169 und 269 beschreibt man für die Kanalfader ("conductive plastic"; Studer-Selbstbau) ein Bad am Samstagabend mit Seifenlauge und allem Drum und Dran, sofern diese einmal nicht mehr richtig wollen. Da sollte dann ja 'nach dem Spülen' wohl ein 'Conditioner' aufgetragen werden, zu dessen neuzeitlicher Erhältlichkeit man im Handbuch eigentlich Farbe bekennen müsste.

Leider habe ich mein 269-Handbuch 1997 nach dem Diebstahl des Pultes verschenkt und nur die Schaltungssammlung (nebst einigen Kopien) behalten. Deshalb kann ich hier nur lückenhaft aus der Erinnerung 'referieren'. Wenn du jemanden kennst, der ein 169 oder 269 mit den serienmäßigen Beigaben besitzt, wäre da vielleicht fündig zu werden. Im Nachfolger 961/962 beschreibt Studer ähnliche Verfahrensweisen offenbar nicht mehr, zumindest konnte ich in meinem Exemplar hierzu nichts Vergleichbares finden.

Aus dem Nachlass meines Vaters übernahm ich eine sukzessive zerfallende Zinntube "Siemens (& Halske) Wählerfett T", das nach Lage der Dinge geringfügig vor meiner Zeit in jenes Behältnis praktiziert wurde, dem ich gut und gerne 60 Jahre gebe. Mit diesem Fett habe ich so manches Pot, so manchen Nf-Kontakt nach Reinigung diesseits und jenseits der Kontakt-Chemie, Rastatt wieder hergeholt, wobei die letzten Unternehmungen dieser Art auch schon länger zurückliegen, weil neuzeitliche Potentiometer seltenst zerstörungsfrei zu öffnen sind.

Hans-Joachim
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#22
Hier ein praxisbezogenes Update zum Thema:

Ich habe dem Ratschlag von einem Forumsteilnehmer folgend an den 3 kratzenden Potis mehrfach hin und her gedreht (20x oder so) und siehe da:
das Kratzen war völlig verschwunden!
Es ist also anzunehmen, daß die Potis (wenn sich um ein selten gebrauchtes aber altes Gerät handelt) irgendeine Schicht anlegen (Staub? Oxid? was-auch-immer), die man mit der mechanischen "Reinigung" durch den Poti-Schleifer problemlos wieder entfernen kann.
Für diesen Rat hier auch ein lautes DANKE, ich wäre wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, wie ein Idiot auf einem Poti 20mal hin und her zu drehen,
(man will ja die Geräte doch nicht quälen...) aber es ist wohl eine super methode!!!

Grüße,

Nikola
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