B 77: linker Kanal schweigt. Bin ratlos.
#1
Hallo,

obwohl ich mich durchaus als versierten Bastler bezeichnen würde (ca. 40 Jahre im "Geschäft"), so merke ich doch hin und wieder, dass mir gewisse Grundlagen fehlen, so dass ich mir manche Defekte nicht erklären kann und ratlos vor dem Schaltplan sitze.

Ich mache es so kurz wie möglich. Bei einer von mir zu überholenden B 77 MkI ist der linke Kanal wiedergabeseitig stumm. Weder Vor- noch Hinterband ist etwas zu hören. Und zwar weder an den Line- oder Radiobuchsen noch am Kopfhörerausgang. Auch das linke VU-Meter zuckt nicht.

Ich habe durch Signalverfolgung und Gleichspannungsmessung inzwischen folgende Feststellungen gemacht:

- Der Monitorverstärker ist in Ordnung.
- Das Signal ist vor und hinter dem Monitor- und Spurwahlschalter noch vorhanden. An der Basis von Q 1 auf dem Repro-Amp ebenfalls noch. Dahinter nichts mehr!
- Die Betriebsspannung von 21 V liegt an.
- Die im Schaltplan angegebene halbe Betriebsspannung zwischen dem Emitter von Q 6 und Masse ist nur direkt nach dem Einschalten oder Einstecken der Platine da, beginnt aber sofort, langsam zu sinken! Nach 5 Minuten sind es noch ca. 3 V mit weiter fallender Tendenz. Im rechten Kanal bleibt diese Spannung konstant.
- Die Transistoren sind definitiv in Ordning. Ich habe sie mit einem Atlas Halbleitertester durchgemessen. Alle Elkos und Tantalis wurden bereits vorher erneuert. Zinnbrücken habe ich nicht gebaut (merhmals mit Lupe geprüft).

Hier der Schaltplanauszug mit dem in Frage kommenden Teil. Wie kommt dieses Verhalten zustande? Wohin verschwindet das Signal an der Basis von Q 1? Warum sinkt die Spannung an Q 6 immer weiter?
Ich hoffe, es kann mir einer von euch den entscheidenden Tipp geben.

   

Gruß Holgi
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#2
Kein eingebauter Fehler?
Wenn der Fehler aus dem Ausgang des Repro Amp kommt kann es nicht so schwer sein, es sind ja nur drei Transistoren und eine handvoll Bauteile.

Die Spannungen (ohne Signal) an allen drei Transistoren könnte weiterhelfen.
Ohne Messwerte ins Blaue hinein, C13 und R13 überprüfen.

Gruß Ulrich
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#3
Wenn du die Elkos schon ersetzt hast, schau mal nach ob alle richtig gepolt eingebaut sind. Ist mir auch schon bei so einer Elko wechsel Aktion passiert.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#4
Hallo, bei meinem letzten Einsatz an der ReVox machte mich ein müder Elko kirre, ebenso ein defekter Widerstand, somit liegt Ulrichs Hinweis ziemlich nahe.
Gruss Andre
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#5
Ich beschreibe jetzt mal detailliert, was ich gestern gemacht habe. Mittlerweile hat mich aber der grippale Infekt erwischt, ich bitte daher um Geduld, falls ich mal ein paar Tage nicht reagieren sollte!

Ich habe die Platine gezogen, an mein Labornetzteil angeschlossen, welches auf 21 V eingestellt war. Die Messung der Spannung am Emitter des Q 6 erbrachte im rechten Kanal dasselbe Ergebnis wie in der Maschine, nämlich die korrekten 10,6 V. Links, im gestörten Kanal, fiel die Spannung jetzt merkwürdigerweise nicht mehr langsam ab, sondern betrug sofort nach dem Einschalten nur ca. 2,2 V. Ich tauschte aufs Geratewohl noch mal die Elkos C2, C3 und C13. Keine Änderung. Die Polung der Elkos ist korrekt. Ich markiere immer vor dem Auslöten den Pluspol auf der Platine mit einem Filzschreiberpunkt, obwohl eine Punktmarkierung auch herstellerseitig auf der Lötseite angebracht ist.

Nach dem Ersetzen des Transistors Q 1 und der Widerstände R 3 und R 13 (je 150 k) glaubte ich, den Störenfried erwischt zu haben. Die 2,2 V hatten sich auf 11 V erhöht und blieben auch so! Egal, wie oft ich die Betriebsspannung ein- und ausschaltete, die 11 V am Emitter von Q 6 blieben.
Guter Hoffnung steckte ich die Platine in die B 77 und schaltete ein....
Der Fehler war unverändert vorhanden, links kein Signal und kein Ausschlag des VU-Meters. Danach schmiss ich erst mal wieder alles in die Ecke und ging ins Bett, zumal ich durch die Infektion einen Kopp wie 'ne Gasuhr hatte.
Als nächstes werde ich noch mal den fliegenden Aufbau auf dem Tisch machen, und zusätzlich dann ein NF-Signal einspeisen und den Ausgang abhören. Dazu steht mir ein Signalverfolger zur Verfügung.
Sollte das kein positives Ergebnis haben, teile ich wunschgemäß auch noch die Spannungen an den anderen Transistoren mit. Sollte sich da aber Funktion zeigen, weiß ich nicht mehr weiter.

Grundsätzlich stehe ich immer noch absolut auf dem Schlauch. Wie kann einen eine so einfache Schaltung derart ärgern? Ich gehe insgeheim immer noch von einem selbst eingebauten Fehler aus, denn erfahrungsgemäß macht man die relativ häufig. Ich weiß aber nicht, was und wo!

Bis dann
Holgi
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#6
Hallo Holgi,
die Gleichspannungswerte an den Transistoren wären schon hilfreich. Wenn Die Schaltung auf dem Tisch lief und in der B77 nicht mehr würde ich auch mal nach Wackelkontakten / schlechten Lötstellen / Rissen schauen. Kältespray und Heißluft sind eventuell auch hilfreich. Bei solchen Fehlern tausche ich manchmal auch einfach alle Teile aus; geht meist schneller als die detaillierte Fehlersuche. Ich wünsche Dir aber erstmal gute Besserung !
Hagen
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#7
So.
Nachdem ich praktisch alle Bauteile in dem betreffenden Verstärkerzug getauscht habe und das Ding immer noch nicht funktionierte, habe ich mir eine gebrauchte Platine bei Ebay gekauft. Die ist jetzt eingebaut und läuft (Oder auch nicht, denn sie hat ja keine Beine Big Grin) . Als ich sie erstmalig eingesteckt hatte, bin ich fast vom Glauben abgefallen, denn bei ihr war nun der rechte Kanal tot! Hier dauerte die Fehlersuche aber nur zehn Minuten: Der Bösewicht war der C16 am Eingang, der Schluss hatte. Nun funktioniert alles prima. Jedenfalls auf dieser Platine.
Dafür leuchten jetzt die „Peak”-LED's nicht mehr, egal, wie ich die (neuen) Trimmpotis einstelle. Ich glaube, da kommt nur der Doppel-OP RC4558 in Frage, zumal beide LED's dunkel bleiben! Davon sind schon zehn Stück bestellt, und eine Fassung kommt auch rein, für spätere Maleschen....

Vielen Dank jedenfalls für eure Hilfs-"Versuche". thumbsup

Gruß
Holgi
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#8
Hallo Holgi,

lese ich das richtig? Du hast alle Bauteile getauscht und trotzdem? Die neue Platine ging links und rechts nicht ganz gleich auf Anhieb? Nein, da fällst Du nicht vom Glauben ab. So ein ähnliches Phänomen hatte ich an einer anderen Maschine, bei der 3 baugleiche Platinen die irrsten Sachen trieben. Alle 3 aber i.O.? Nicht ganz. Egal
Gingen denn die *Peak* -LED's vorher? Also ich hätte da schon Vergleichsmessungen mit beiden Platinen gemacht. Manchmal öffnet das, die schon weit offenen Augen noch mehr und so findest Du vielleicht ja doch noch den Bösewicht auf Deiner alten Platine.

Gruss Andre
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#9
Ja, Andre, die Peak-LED's leuchteten vorher. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass diese nicht von derselben Platine angesteuert werden, sondern von der dahinter folgenden Monitorplatine. Das ist also schon wieder eine neue Baustelle!
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#10
Abschlussmeldung:
Nach dem Austausch des Doppel-OP RC 4558 tun es nun auch die Peak-Lämpchen wieder.
Die Einmess-Orgie kann beginnen.
Die alte Repro-Amp-Platine werde ich mal einem Kollegen aus dem Dual-Board zuschicken, der wollte sich gern damit vergnügen. Ich bin gespannt...

Vielen Dank für alle guten Ratschläge und Tipps von euch! thumbup

Holgi
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