Gab es eine Maschine mit 8 Köpfen?
#1
Gab es im Consumerbereich eine Reverse-Maschine mit 8 Köpfen? Also 6 + 2 Crossfields???
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#2
Mal so gefragt: Hat außer Akai (+ baugleichen wie Roberts und Califone) und Tandberg noch ein Hersteller überhaupt Bandmaschinen mit Crossfield-Technik angeboten? Und hat Tandberg mal ein Reverse-Gerät gebaut?

Wenn es auf Akai als einzigen möglichen Hersteller hinausläuft, behaupte ich mal: Gab es nicht. Die mir bekannten Crossfield-Maschinen von Akai haben teils kein Reverse (M-9, M-10), teils Reverse mit schwenkbarem Wiedergabekopf (einige Modelle der X-100-Reihe, X-200, X-201), aber komplett doppelte Kopfbestückung gab es meines Wissens nur bei den GX-Modellen.

Ganz nebenbei: Wer hat die Crossfield-Technik eigentlich erfunden? Ich meine, in dem Handbuch zu meiner Tandberg 9200 rühmte sich dieser Hersteller, der Erfinder von Crossfield zu sein, wogegen ich letztens im Netz gelesen habe, daß Akai die erste Crossfield-Maschine gebaut hat.
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#3
Mal anders geantwortet:

Gut, dass (unser??) Eduard Schüller schon fast dreißig Jahre tot ist, so dass er vom Streit um Crossfieldurheberschaften befreit seinen Austrag im Jenseits der Magnetbandpioniere genießen (??) kann:

Sein frühes Patent [DE] 660 377, gültig ab 24.12.1933 (erteilt 28. April 1938), beschreibt nämlich die Crossfieldtechnik, wenn auch knapp ein Jahr vor dem erstmaligen Auftreten der Hf-Idee im Herbst 1934 (übrigens durch Erwin Lehrer in Ludwigshafen), die in Berlin bei AEG -also auch von Schüller- schlicht übergangen wurde. Was wäre gewesen, wenn schon 1934... War aber nicht.

Wer sich für die Patentschrift DE 660377 interessiert, möge sich folgenden Links bedienen:

http://depatisnet.dpma.de

Der Eintrag der Daten DE und 660377 sollte ein PDF des Patentes von Schüller auswerfen. Im Augenblick aber läuft der Server nicht, ich denke jedoch, dass er wiederkommen wird. Wer es dennoch nicht erwarten kann, möge es hier versuchen:

http://l2.espacenet.com/espacenet/bnsvie...660377C1+I+

Dies ist ein derzeit funktionierender Direktaufruf des Schüllerschen Patentes als PDF.

Ich bin mir im Klaren darüber, dass Schüller nicht ein Gerät mit Crossfieldtechnik konzipierte, sondern allein das Verfahren beschrieb und sich patentieren ließ. Gerade sein Lebenswerk zeigt ja, dass der Weg von der Idee zum Produkt grundsätzlich lang, dornenreich (Magnetbandverfahren, Kopftrommel) und oft erfolglos (TED-Bildplatte), vor allem aber unmittelbar abhängig ist von der Zuträgerschaft vieler Köpfe und dem menschlichen Spielen am Sachverhalt. Walter Weber schüttelte einmal -diese Anekdote ist verbrieft- über seine Patentflut den Kopf: "Warum nur immer ich, es sind doch soviele Kollegen beteiligt...?"

Hans-Joachim
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#4
Zitat:PhonoMax postete

Ich bin mir im Klaren darüber, dass Schüller nicht ein Gerät mit Crossfieldtechnik konzipierte, sondern allein das Verfahren beschrieb und sich patentieren ließ.
Und vermutlich könnten Akai oder Tandberg einige, vor allem marketingrelevante Marginalien vortragen, in denen sich das Verfahren, so wie es bei ihnen zur Anwendung kommt, von dem ursprünglichen Schüller-Entwurf unterscheidet, und in ihren Augen erst dadurch zum "Crossfield"-Verfahren wird (ich nehme mal vorsichtig an, daß es bei Schüller noch nicht so hieß).

Interessant aber trotzdem, daß die Grundidee schon so alt ist.
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#5
Wurden dann Crossfield so schnell wieder aufgegeben, weil man den Patentrechtsstreit verlor oder weil die Technik zu aufwendig war?
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#6
Als das Verfahren praktisch in die Gänge kam, war die Schutzfrist abgelaufen, wenn man überhaupt zur Kenntnis nahm, dass das Verfahren schon einmal auf den Tischen der Patentanwälte gelegen hatte. Man dürfte wohl darüber gestolpert sein, als man den Versuch zum neuzeitlichen Schutz unternahm, weshalb es dann dazu möglicherweise gar nicht mehr gekommen ist. Ich gehe der Sache einmal nach.

Das Problem war -so sagte man uns im Studium-, dass sich die Felder idealerweise in der Magnetitschicht zu kreuzen hatten, was eigentlich die Einstellung für jeden Bandtyp unterschiedlicher Stärke gesondert erfordern würde, wenn man die Vorteile der Crossfield-Magnetisierung konsequent nutzen wollte.

Zusätzlich müsste der Abschliff des Aufnahmekopfes durch eine regelmäßigen mechanischen Neuabgleich berücksichtigt werden, was dann namentlich bei Amateurkopfträgern und ihrer relativen Labilität doch eine Nummer zu weit ging. Ich schließe auch nicht aus, dass der Abgleich in der Fertigung einfach zu teuer war. Bei Audio-Cassettenschnellkopiergroßanlagen dürfte die Technik aber noch heute Verwendung finden.

Schüller aber wird sich in den letzten Lebensjahren um diesen Sachverhalt nicht mehr gekümmert haben.

Hans-Joachim
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