05.12.2004, 23:00
"... equidem ad pacem hortari non desino" (Livius: "Ich meinerseits lasse nicht ab, zu einem freundlichen Umgangston aufzufordern..."). In diesem Sinne kehren wir aus dem Lateinunterricht zum Thema zurück ("Mens sana in corpore sanella" hieß das bei uns im kgl. bayerischen Turnuntericht beim Bauer-Karle: Lehrer für Turnen und Ladein..., verwegener Ski- und Käferfahrer):
Prinzipiell ist die Sache der Aussteuerung recht klar und in der Regel auch geräteun- weil bandabhängig, sofern die Verstärker nicht zu altertümlich ausgelegt sind. Dann nämlich setzt deren Aussteuerbarkeit bei neuzeitlichem Bandmaterial doch Grenzen. Die an sich diesbezüglich und für die Zeit der Konzeption sehr guten Verstärker der A77 beispielsweise erfahren eine Einschränkung durch die Ausgangsstufe, die man bei voll aufgedrehtem Volume-Steller mit neuzeitlichem Band in die Begrenzung fahren kann. Man tut bei diesem Gerät deshalb ganz gut daran, bei Wiedergabe saftig ausgesteuerter Modulation den Volume-Steller ein wenig einzuziehen. Dann passiert nichts.
Der Sättigungsfluss modernerer Bänder liegt zwischen 1990 pWb/mm (468) und 2930 pWb/mm (900 Maxima). Selbst das ja schon recht dünne LPR 35 liefert ein für Langspielbänder und 19,05 cm/s mit 1800 pWb/mm sehr gutes Ergebnis.
Nur: Diesen Sättigungsfluss kann man nicht nützen, solange einem an einem gewissen Wiedererkennungswert zwischen Original und Aufzeichnung gelegen ist. Die Väter der Magnetbandtechnik definierten deshalb einen Klirrfaktor von 3 % als 'mittlere' Qualitätsgrenze, was ein durchaus verträglicher Wert ist. Ehedem galt das zwar als Vollaussteuerung, die Bänder wurden aber um so vieles besser, dass man die Austeuerungsgrenzen erheblich anheben konnte, wobei der Klirrfaktor gar noch deutlich sank.
Für viele Ereignisse kann man jenen Klirrgrad auch noch überschreiten, für sinusförmige Klangereignisse (Horn, Posaune, Block- und Traversflöte etc.) jedoch sollte man tunlichst darunter bleiben.
Dieser Klirrfaktor von 3 % nun wird in der Regel bei etwa 1200 bis 1400 pWb/mm unter 38 cm/s und etwa 800 bis 1000 pWb/mm bei 19 cm/s erreicht, sofern das Gerät mit dem verwendeten Band gut zurecht kommt. Allein das Band 900 Maxima erreicht 3 % Klirrfaktor erst bei knapp 1600 pWb/mm (38 cm/s), was die physikalische Grenze für das klassisch analoge Magnetbandverfahren darstellt, weil selbst Verstärker moderner Bauart infolge der starken Nichtlinearitäten im analogen Aufzeichnungsverfahren (eine schöne Grafik dazu gibt es im Webers, Tonstudiotechnik aller Auflagen) hier langsam aber sicher deutlich ins Treten kommen.
Sieht man genau zu, was bei Aufnahme und Wiedergabe geschieht -und das geht nur auf der Basis einer perfekten Einmessung, vor allem auch hinsichtlich der Spaltlagen-, kann man die etwas weniger weit gefassten Möglichkeiten 'normalerer Bänder' durchaus ausnützen, jedoch nur dann. Andernfalls wird nämlich (meist infolge mangelhafter Ausnützung des Bandes) verschenkt.
Die Interpretation der Kennlinienscharen erlaubt dabei zudem einen individuellen Kompromiss zwischen maximaler Aussteuerbarkeit und minimalem Klirrfaktor -je nach Aufgabe- zu wählen. Doch derlei ist (, besser war) hohe Schule.
Ohne sinnvoll nachprüfbaren Bezug der Maschine aber artet eine solche Um- bzw. Einmessung des Gerätes in erhebliche Arbeit aus. Die hohen Ansprüche an die Magnetbandfertigung (Chargengleichheit) und die Suche nach sinnvollen 'Bezugschargen' haben in der erwähnten Einmessvereinfachung ihre Ursache: Man muss sich auf die Aussagen der Hersteller verlassen können. Kann man es nicht, wird die Aufnahme weitgehend zum Zufallsprodukt. Dies erklärt auch die 'Pinseleien' der Rundfunkanstalten, die hinsichtlich der Bändern keinen Spaß verstanden.
Hans-Joachim
Prinzipiell ist die Sache der Aussteuerung recht klar und in der Regel auch geräteun- weil bandabhängig, sofern die Verstärker nicht zu altertümlich ausgelegt sind. Dann nämlich setzt deren Aussteuerbarkeit bei neuzeitlichem Bandmaterial doch Grenzen. Die an sich diesbezüglich und für die Zeit der Konzeption sehr guten Verstärker der A77 beispielsweise erfahren eine Einschränkung durch die Ausgangsstufe, die man bei voll aufgedrehtem Volume-Steller mit neuzeitlichem Band in die Begrenzung fahren kann. Man tut bei diesem Gerät deshalb ganz gut daran, bei Wiedergabe saftig ausgesteuerter Modulation den Volume-Steller ein wenig einzuziehen. Dann passiert nichts.
Der Sättigungsfluss modernerer Bänder liegt zwischen 1990 pWb/mm (468) und 2930 pWb/mm (900 Maxima). Selbst das ja schon recht dünne LPR 35 liefert ein für Langspielbänder und 19,05 cm/s mit 1800 pWb/mm sehr gutes Ergebnis.
Nur: Diesen Sättigungsfluss kann man nicht nützen, solange einem an einem gewissen Wiedererkennungswert zwischen Original und Aufzeichnung gelegen ist. Die Väter der Magnetbandtechnik definierten deshalb einen Klirrfaktor von 3 % als 'mittlere' Qualitätsgrenze, was ein durchaus verträglicher Wert ist. Ehedem galt das zwar als Vollaussteuerung, die Bänder wurden aber um so vieles besser, dass man die Austeuerungsgrenzen erheblich anheben konnte, wobei der Klirrfaktor gar noch deutlich sank.
Für viele Ereignisse kann man jenen Klirrgrad auch noch überschreiten, für sinusförmige Klangereignisse (Horn, Posaune, Block- und Traversflöte etc.) jedoch sollte man tunlichst darunter bleiben.
Dieser Klirrfaktor von 3 % nun wird in der Regel bei etwa 1200 bis 1400 pWb/mm unter 38 cm/s und etwa 800 bis 1000 pWb/mm bei 19 cm/s erreicht, sofern das Gerät mit dem verwendeten Band gut zurecht kommt. Allein das Band 900 Maxima erreicht 3 % Klirrfaktor erst bei knapp 1600 pWb/mm (38 cm/s), was die physikalische Grenze für das klassisch analoge Magnetbandverfahren darstellt, weil selbst Verstärker moderner Bauart infolge der starken Nichtlinearitäten im analogen Aufzeichnungsverfahren (eine schöne Grafik dazu gibt es im Webers, Tonstudiotechnik aller Auflagen) hier langsam aber sicher deutlich ins Treten kommen.
Sieht man genau zu, was bei Aufnahme und Wiedergabe geschieht -und das geht nur auf der Basis einer perfekten Einmessung, vor allem auch hinsichtlich der Spaltlagen-, kann man die etwas weniger weit gefassten Möglichkeiten 'normalerer Bänder' durchaus ausnützen, jedoch nur dann. Andernfalls wird nämlich (meist infolge mangelhafter Ausnützung des Bandes) verschenkt.
Die Interpretation der Kennlinienscharen erlaubt dabei zudem einen individuellen Kompromiss zwischen maximaler Aussteuerbarkeit und minimalem Klirrfaktor -je nach Aufgabe- zu wählen. Doch derlei ist (, besser war) hohe Schule.
Ohne sinnvoll nachprüfbaren Bezug der Maschine aber artet eine solche Um- bzw. Einmessung des Gerätes in erhebliche Arbeit aus. Die hohen Ansprüche an die Magnetbandfertigung (Chargengleichheit) und die Suche nach sinnvollen 'Bezugschargen' haben in der erwähnten Einmessvereinfachung ihre Ursache: Man muss sich auf die Aussagen der Hersteller verlassen können. Kann man es nicht, wird die Aufnahme weitgehend zum Zufallsprodukt. Dies erklärt auch die 'Pinseleien' der Rundfunkanstalten, die hinsichtlich der Bändern keinen Spaß verstanden.
Hans-Joachim