17.11.2012, 17:00
Hallo!
Bei einer Gesamtproduktionszahl von >1 Million UHER Report in gut 35 Jahren könnte man
uneingeschränkt von einer Erfolgsgeschichte im Bandgerätebau sprechen. Könnte man...
Wäre da nicht ein kleines Kapitel in der Produktionsgeschichte, wo dieser Erfolg m. E. aus-
geblieben ist.
Es geht um die Stereo-Varianten des Ur-4000, das 4002 (2-Spur Stereo) und das 4004 (4-Spur
Stereo).
Immerhin, es waren m. W. die ersten tragbaren Stereo-Tonbandgeräte auf dem Weltmarkt.
Also durchaus als Meilenstein in der Entwicklung portabler Tonbandgeräte zu bezeichnen.
Warum kennen die meisten Report-Benutzer und -Freunde sie kaum oder nicht? Meist
kommt die Frage, ob ein Zahlendreher vorliegt (4200; 4400), wenn ich nachgefragt habe.
Lange bevor ich mit einem dieser frühen Stereo-Report´s Kontakt bekam, stieß ich bei
meinen Recherchen fast immer auf wenig Positives (Schaltung nicht ausgereift, neigt
zu Schwingungen, etc. - so die Aussage von Herrn H. Krüger). Was mich aber nicht davon
abgehalten hat, so ein Gerät zu Gesicht zu bekommen oder zu erwerben. Beides gestaltete
sich zu einer langwierigen Geschichte (ca. 1990 - 12-2010). Dann war es endlich soweit.
Ich konnte ein 4004 für kleines Geld dingfest machen. "Versteckt" in einem Konvolut von
4 Report´s (4000-L; 4004 Stereo; 4400 Stereo; 4400-IC Stereo ) fand es den Weg aus München
zu mir.
Mein Glücksgefühl hielt sich stark in Grenzen, als ich die Ruine auspackte. Obwohl ich es
zum Leben erwecken konnte und ohne Weiteres Bänder abspielen und hören konnte,
war der äußere Zustand doch ziemlich ramponiert. Abgeplatzter Lack, wohin ich blickte.
Beide Instrumente unbeweglich. Beide Deckel verbeult/verformt. Gerät völlig verdreckt.
Doch es gab auch Positives. Alle Knöpfe unbeschädigt, keine abgefallenen Beschriftungs-
streifen, Deckelfenster heil, Front ohne größere Kratzer (was sich erst nach der Grund-
reinigung offenbarte).
Die Tonköpfe sind in einem erstaunlich guten Zustand. Ich brauchte nur den
Schmulch der Jahrzehnte entfernen. Die Wiedergabe ist besser als gedacht.
Es folgten bange Minuten, bis der Blick auf die inneren Werte frei war. Von Mängeln keine
Spur! Weder ausgelaufene Batterien, noch Spuren von unsachgemäßen Reparaturversuchen.
Das Gerät war innen völlig unberührt. Sogar die alten Riemen verrichteten , mehr oder
weniger erfolgreich, ihren Transportdienst. Es hatte sich kein Krümel der äußerlichen
Dreckkruste in das Gerät verirrt.
Die Durchsicht ergab lediglich folgende Mängel:
Ein Kanal bei Aufnahme tot (abgerissener Draht an der Schwenkplatine)
Beide Instrumente defekt (Blockierung durch abgefallene Magneten)
Sporadischer Brumm auf dem Nutzsignal (Wackelkontakt im Inneren der einzigartigen Universalanschlußbuchse)
Eingeschränkte Rückspulfunktion (Verschleiß der Bandtellerunterseite -> mangelnder Kraftschluß zum Alukonus der Umspulwippe)
Bis auf Letzeres (konnte bislang keinen einwandfreien Bandteller dafür auftreiben)
sind alle Fehler behoben (die Instrumente habe ich als Grobmotoriker von einem guten
Freund richten lassen).
Mehr Arbeitsaufwand erforderte die kosmetische Behandlung des abgerockten Äußeren.
Den oberen Deckel ersetzte ich durch ein einwandfreies Exemplar aus meinem Ersatz-
teilfundus. Den untere Deckel konnte ich richten, mußte aber die Gummischienen (zer-
bröseltan beiden Enden) austauschen. Da das 4004 einmal sehr unsanft Berührung mit
einem härteren Gegenstand hatte (obere linke Ecke eingerissen/eingedrückt), bestand
auch hier Handlungsbedarf. Dieser Anstoß könnte den Ausfall der Instrumente zur Folge
gehabt haben.
Zinkdruckguß ist nicht so einfach wieder in Form zu bringen, wie ich aus
Erfahrungen mit Oldie-Teilen weiß. Es gelang mir aber die Verformung weitgehend rück-
gängig zu machen. Die Risse (zuerst v-förmig verbreitert) füllte ich mit Flüssigmetall auf.
Nach der Aushärtung ein wenig Nachschleifen, und schon waren Stabilität und Form wieder
wieder hergestellt. Jetzt konnte ich mich den blättrigen Lack widmen. Losen Lack entfernen
und die Übergänge abschmirgeln. Dabei immer darauf achtend, daß möglichst kein Staub
nach innen kommt. Das Abkleben dauerte so seine Zeit. Viele Ecken und Winkel, das hält
auf. Genau so, wie der Schutz des empfindlichen Typschildes (konnte nicht zerstörungsfrei
entfernt werden). Nach der Austrocknung der Grundierung alles mit Naßschleifpapier über-
geschliffen und entfettet.
Jetzt wären die Lackierarbeiten dran gewesen. Wenn nicht der
Farbton (graubraunbeige, oder was auch immer - jedenfalls ein übler Farbton!) für die Neu-
lackierung so unerwartet große Probleme bereitet hätte. Im Modellbauladen gab es, trotz
gefühlter 1000 Farbnuanchen, kein Happyend. Läden, die noch nach Farben nach Farbkarten
zusammen mischen, waren in Hannover rar geworden. Als ich dann endlich einen Laden
fand, der noch einen Mischautomaten in Betrieb hat, waren mehrere der benötigten Misch-
farben mehr oder weniger alle. Dann war die Betreiberin (ca. 80 Jahre alt) für mehrere
Monate krank und der Laden blieb geschlossen. Geduld, Geduld und nochmals Geduld.
Nun ist das nicht gerade mein 2. Vorname. Darum war die Prüfung ziemlich hart.
So verschickte ich erst einmal das 4004 zur Instrumentenreparatur zu meinem Freund. Als es
retour kam, erlebte ich beim Auspacken eine böse Überraschung. Die Schwungmasse
war komplett aus ihren Lagern gerissen worden und klöterte in Gerät herum. DHL muß
das Paket m. E. aus großer Höhe fallen gelassenhaben. Trotz bester Verpackung wurde
die Schwungmasse aus den Lagern gerissen. Glücklicherweise gab es keine Folgeschäden
und ich konnte die Schwungmasse wieder an Ort und Stelle bringen. Nach dieser Aktion
fuhr es mir siedendheiß durch die Glieder. DIE INSTRUMENTE!!! Hoffentlich, hoffentlich...
Nein, die Instrumente hatten keinen erneuten Schaden davongetragen. Ein Stein fiel
mir vom Herzen. Ersatz für diese Futzelinstrumente ist kaum zu beschaffen, will man
nicht ein "unschuldiges", funktionierendes 4000 Report seines Instrumentes berauben.
NEIN, will ich nicht!
Irgendwann war der Farbenladen wieder offen und der Farbton, der dem O-Farbton
am nächsten kam, wurde angemischt (mit der Angst, daß der Mischer aussteigt, weil
eine oder mehrere Mischfarben nicht ausreichen). Selig verließ ich den Laden mit der
Farbe im Gepäck. Daheim lackierte ich ein Probeblech um es mit dem Refenzblech
(die Tastenabdeckung) zu vergleichen. Paßt natürlich nicht. Wäre ja auch zu einfach
gewesen. Von meiner Frau (gelernte Inneneinrichterin) lernte ich, was für Farben
zur Angleichung des Farbtons beizumischen seien (nie im Leben wäre ich darauf ge-
kommen, daß da gleichzeitig Schwarz und Weiß zugemischt werden müssen!). Etwas
von der Grundfarbe abgezweigt und die Humbrol-Töpfchenbatterie aufgebaut. Dann
ging´s los. Immer Tröpfchen für Tröpfchen rein, akribisch und ausdauern umrühren.
Jetzt erneut ein Probeblech lackiert und auf die Austrockung warten. Warten, warten,
warten... Wie war das noch mit der Geduld? Erst war der Farbton zu hell, dann war er
wieder zu dunkel. In etlichen Iterationsschritten näherte ich mich dem O-Farbton an.
Dabei immer schön die "Buchführung" nicht vergessen. Könnte ja sein, daß man mehr
davon braucht...
Als ich dachte ich hätte es, war ich so leichtsinnig meiner Frau stolz das Resultat zu
präsentieren. Mit dem Ergebnis, daß ich weitermischen durfte bis sie zufrieden mit
dem Ergebnis war.
ENDLICH LACKIEREN!
Doch halt! Der O-Lack ist weder glatt noch glänzend. Matt ist er aber auch nicht und
ausgeprägte Struktur ebenfalls nicht. Was tun? Auf in den Farbladen. Wenn nicht da,
wo sonst bekomme ich Tipps. Und ja, mir wurde geholfen.
Der Lack wird aufgetragen, muß dann eine bestimmte Zeit antrockenen (die Zeit-
spanne mußte experimentell ermittel werden) und wird dann in nur einer Richtung mit
einer trockenen Schaumstollrolle mit wenig Andruck zügig übergerollt. Dabei haftet die
angetrocknete Farbe etwas an der Rolle und wird nach obern gezogen. Sie löst sich fast
komplett wieder von der Rolle, kehrt aber nicht ganz in ihre Ausgangsposition zurück.
OK, ganz wie ab Werk habe ich´s nicht hinbekommen. Das Ergebnis kann sich m. E. aber
sehen lassen.
Die beiden Abdeckungen (Tonkopf und Tastensatz) habe ich im O-Farbton belassen.
Man soll sehen, daß das 4004 neu lackiert worden ist und wie der alte Lack aussieht.
Zurück zur Frage: "Erfolgsmodell oder nicht?"
Im 3. Quartal 1962 gab es in Deutschland noch keine Rundfunksendungen, die in Stereo
ausgestrahlt wurden (s. Auszug aus der BDA des PHILIPS RK66, Bj. 1964).
Mikrophone und Plattenspieler waren bei uns die einzig möglichen Quellen. Das war z. B. in den USA anders.
Dort gab es in den Ballungsgebieten stereophon ausgestrahlte Sendungen. Das wäre ein
mögliches Einsatzgebiet des 4002/4004 gewesen. In 1962 war das Report noch nicht so
bekannt und beliebt, wie es später dann der Fall war. Einer der Gründe, warum es kein
Exportschlager wurde. Außerdem war die netzgebundene Konkurrenz stark (auch im
eingenen Haus, mit UHER 760, Stereorecord I/II/III) und oft günstiger zu haben. Obendrein
hatten die auch noch längere Laufzeiten, bedingt durch grüßere Spulen.
In Deutschland kostete ein 4002/4004 stolze 798DM. Ein Stereorecord I kostete 100DM
weniger. Und für ein Stereorecord II/III worden 938DM, bzw. 898DM aufgerufen. Nicht
sooo viel mehr, aber dafür mit viel mehr Funktionen. Außerdem machten die großen
Koffer "mehr her". Weiß ich aus Erfahrung. Denn, als ich ein Report 4000 kaufte, machten
meine Eltern entsprechende Bemerkungen.
Warum also ein 4002 kaufen? Der Einsatz für Stereoaufnahmen war sehr eingeschränkt.
Natürlich konnte man auch Mono aufzeichnen. Aber das konnte ein 4000 für 598DM auch.
Etwas besser schnitt da das 4004 ab. Damit war es möglich die Spieldauer für Monoaufnahmen
zu verdoppel. Ein, m. E., aber dürftiges Kaufargument!
Der Verkauf muß demnach sehr schleppend erfolgt sein. Dazu die vielen Rückläufer
im Prüffeld. Verdient hat UHER an 4002/4004 mit großer Wahrscheinlichkeit nichts.
Im Gegenteil, ein reines Verlustgeschäft. Da fiel es den Verantwortlichen nicht schwer,
die Produktion von 4002/4004 nach nur einem Jahr zu beenden. So sind vermutlich nicht mehr als insgesamt 1000 - 1500 Stück gebaut worden. Wovon der Löwenanteil sicherlich
auf die 4004-Geräte fiel.
Demnach KEINE Erfolgsgeschichte der frühen Stereo Report.
War´s das jetzt?
Nein, noch nicht ganz.
Der nächste Versuch ein Stereo Report zu lancieren, gab es ca. Ende 1963/Anf. 1964
mit dem UHER 4004 Report-S Stereo. Ob es auch eine 2-Spur-Variante gab, ist mir
nicht bekannt. Auch nicht, wie viele 4004-S gebaut wurden. Viele können es nicht ge-
wesen sein. Denn, sie kamen offiziell nie in den Handel. Die UHER-Bosse zogen vorher
die Reißleine. Sicher aus gutem Grund, denn Stereo-UKW gab´s in D noch immer nicht.
Das gezeigte 4004-S gehörte damals A.Fl., der es an einen guten Freund am Bodensee
abgab. Diesen zog es nach Ungarn, wo er leider viel zu früh verstarb. Damit verliert
sich die Spur dieses 4004-S.
Ob das 4004-S, was Hans-Jürgen Bäumler auf dem Pressephoto benutzt, mit dem o. a.
4004-S identisch ist, oder ob es sich um ein anderes 4004-S handelt?
Ich weiß es nicht. Über HInweise für beide 4004-S wäre ich sehr dankbar.
So nahm die Erfolgsgeschichte der Stereo Report´s erst mit der 3. Generation, dem 4200/4400 Stereo ihren Anfang, Stereo-IC und Stereo Monitor führten sie weiter bis
zum Ende.
Gruß
Wolfgang
PS.:
Die Bilder des 4002 und 4004-S durfte ich mit Genehmigung von A. Fl. benutzen - vielen Dank.
Das "Bäumler-Bild" stammt vermutlich aus einer Zeitung (bekam ich per mail von PSMS,
der es im www fand). Sollte ich damit Urheberrechte verletzen, entferne ich es umgehend.
Die Bilder von UHER 514/524 durfte ich mit Genehmigung von P. S. (PSMS) benutzen - vielen Dank.
Im UHER-Buch heißt es auf Seite 123 "...ein von der Firma PREH entwickelter Spurwahlschalter...".
Da könnte man meinen, daß dieser Umschalter eigens für das 4002/4004
entwickelt wurde. Dem ist aber nicht so. Der PREH´sche Spurumschalter wurde be-
reits früher in den Tonbandtypen 514 und 524 verbaut. Man griff auf Bewährtes zurück...
Bei einer Gesamtproduktionszahl von >1 Million UHER Report in gut 35 Jahren könnte man
uneingeschränkt von einer Erfolgsgeschichte im Bandgerätebau sprechen. Könnte man...
Wäre da nicht ein kleines Kapitel in der Produktionsgeschichte, wo dieser Erfolg m. E. aus-
geblieben ist.
Es geht um die Stereo-Varianten des Ur-4000, das 4002 (2-Spur Stereo) und das 4004 (4-Spur
Stereo).
Immerhin, es waren m. W. die ersten tragbaren Stereo-Tonbandgeräte auf dem Weltmarkt.
Also durchaus als Meilenstein in der Entwicklung portabler Tonbandgeräte zu bezeichnen.
Warum kennen die meisten Report-Benutzer und -Freunde sie kaum oder nicht? Meist
kommt die Frage, ob ein Zahlendreher vorliegt (4200; 4400), wenn ich nachgefragt habe.
Lange bevor ich mit einem dieser frühen Stereo-Report´s Kontakt bekam, stieß ich bei
meinen Recherchen fast immer auf wenig Positives (Schaltung nicht ausgereift, neigt
zu Schwingungen, etc. - so die Aussage von Herrn H. Krüger). Was mich aber nicht davon
abgehalten hat, so ein Gerät zu Gesicht zu bekommen oder zu erwerben. Beides gestaltete
sich zu einer langwierigen Geschichte (ca. 1990 - 12-2010). Dann war es endlich soweit.
Ich konnte ein 4004 für kleines Geld dingfest machen. "Versteckt" in einem Konvolut von
4 Report´s (4000-L; 4004 Stereo; 4400 Stereo; 4400-IC Stereo ) fand es den Weg aus München
zu mir.
Mein Glücksgefühl hielt sich stark in Grenzen, als ich die Ruine auspackte. Obwohl ich es
zum Leben erwecken konnte und ohne Weiteres Bänder abspielen und hören konnte,
war der äußere Zustand doch ziemlich ramponiert. Abgeplatzter Lack, wohin ich blickte.
Beide Instrumente unbeweglich. Beide Deckel verbeult/verformt. Gerät völlig verdreckt.
Doch es gab auch Positives. Alle Knöpfe unbeschädigt, keine abgefallenen Beschriftungs-
streifen, Deckelfenster heil, Front ohne größere Kratzer (was sich erst nach der Grund-
reinigung offenbarte).
Die Tonköpfe sind in einem erstaunlich guten Zustand. Ich brauchte nur den
Schmulch der Jahrzehnte entfernen. Die Wiedergabe ist besser als gedacht.
Es folgten bange Minuten, bis der Blick auf die inneren Werte frei war. Von Mängeln keine
Spur! Weder ausgelaufene Batterien, noch Spuren von unsachgemäßen Reparaturversuchen.
Das Gerät war innen völlig unberührt. Sogar die alten Riemen verrichteten , mehr oder
weniger erfolgreich, ihren Transportdienst. Es hatte sich kein Krümel der äußerlichen
Dreckkruste in das Gerät verirrt.
Die Durchsicht ergab lediglich folgende Mängel:
Ein Kanal bei Aufnahme tot (abgerissener Draht an der Schwenkplatine)
Beide Instrumente defekt (Blockierung durch abgefallene Magneten)
Sporadischer Brumm auf dem Nutzsignal (Wackelkontakt im Inneren der einzigartigen Universalanschlußbuchse)
Eingeschränkte Rückspulfunktion (Verschleiß der Bandtellerunterseite -> mangelnder Kraftschluß zum Alukonus der Umspulwippe)
Bis auf Letzeres (konnte bislang keinen einwandfreien Bandteller dafür auftreiben)
sind alle Fehler behoben (die Instrumente habe ich als Grobmotoriker von einem guten
Freund richten lassen).
Mehr Arbeitsaufwand erforderte die kosmetische Behandlung des abgerockten Äußeren.
Den oberen Deckel ersetzte ich durch ein einwandfreies Exemplar aus meinem Ersatz-
teilfundus. Den untere Deckel konnte ich richten, mußte aber die Gummischienen (zer-
bröseltan beiden Enden) austauschen. Da das 4004 einmal sehr unsanft Berührung mit
einem härteren Gegenstand hatte (obere linke Ecke eingerissen/eingedrückt), bestand
auch hier Handlungsbedarf. Dieser Anstoß könnte den Ausfall der Instrumente zur Folge
gehabt haben.
Zinkdruckguß ist nicht so einfach wieder in Form zu bringen, wie ich aus
Erfahrungen mit Oldie-Teilen weiß. Es gelang mir aber die Verformung weitgehend rück-
gängig zu machen. Die Risse (zuerst v-förmig verbreitert) füllte ich mit Flüssigmetall auf.
Nach der Aushärtung ein wenig Nachschleifen, und schon waren Stabilität und Form wieder
wieder hergestellt. Jetzt konnte ich mich den blättrigen Lack widmen. Losen Lack entfernen
und die Übergänge abschmirgeln. Dabei immer darauf achtend, daß möglichst kein Staub
nach innen kommt. Das Abkleben dauerte so seine Zeit. Viele Ecken und Winkel, das hält
auf. Genau so, wie der Schutz des empfindlichen Typschildes (konnte nicht zerstörungsfrei
entfernt werden). Nach der Austrocknung der Grundierung alles mit Naßschleifpapier über-
geschliffen und entfettet.
Jetzt wären die Lackierarbeiten dran gewesen. Wenn nicht der
Farbton (graubraunbeige, oder was auch immer - jedenfalls ein übler Farbton!) für die Neu-
lackierung so unerwartet große Probleme bereitet hätte. Im Modellbauladen gab es, trotz
gefühlter 1000 Farbnuanchen, kein Happyend. Läden, die noch nach Farben nach Farbkarten
zusammen mischen, waren in Hannover rar geworden. Als ich dann endlich einen Laden
fand, der noch einen Mischautomaten in Betrieb hat, waren mehrere der benötigten Misch-
farben mehr oder weniger alle. Dann war die Betreiberin (ca. 80 Jahre alt) für mehrere
Monate krank und der Laden blieb geschlossen. Geduld, Geduld und nochmals Geduld.
Nun ist das nicht gerade mein 2. Vorname. Darum war die Prüfung ziemlich hart.
So verschickte ich erst einmal das 4004 zur Instrumentenreparatur zu meinem Freund. Als es
retour kam, erlebte ich beim Auspacken eine böse Überraschung. Die Schwungmasse
war komplett aus ihren Lagern gerissen worden und klöterte in Gerät herum. DHL muß
das Paket m. E. aus großer Höhe fallen gelassenhaben. Trotz bester Verpackung wurde
die Schwungmasse aus den Lagern gerissen. Glücklicherweise gab es keine Folgeschäden
und ich konnte die Schwungmasse wieder an Ort und Stelle bringen. Nach dieser Aktion
fuhr es mir siedendheiß durch die Glieder. DIE INSTRUMENTE!!! Hoffentlich, hoffentlich...
Nein, die Instrumente hatten keinen erneuten Schaden davongetragen. Ein Stein fiel
mir vom Herzen. Ersatz für diese Futzelinstrumente ist kaum zu beschaffen, will man
nicht ein "unschuldiges", funktionierendes 4000 Report seines Instrumentes berauben.
NEIN, will ich nicht!
Irgendwann war der Farbenladen wieder offen und der Farbton, der dem O-Farbton
am nächsten kam, wurde angemischt (mit der Angst, daß der Mischer aussteigt, weil
eine oder mehrere Mischfarben nicht ausreichen). Selig verließ ich den Laden mit der
Farbe im Gepäck. Daheim lackierte ich ein Probeblech um es mit dem Refenzblech
(die Tastenabdeckung) zu vergleichen. Paßt natürlich nicht. Wäre ja auch zu einfach
gewesen. Von meiner Frau (gelernte Inneneinrichterin) lernte ich, was für Farben
zur Angleichung des Farbtons beizumischen seien (nie im Leben wäre ich darauf ge-
kommen, daß da gleichzeitig Schwarz und Weiß zugemischt werden müssen!). Etwas
von der Grundfarbe abgezweigt und die Humbrol-Töpfchenbatterie aufgebaut. Dann
ging´s los. Immer Tröpfchen für Tröpfchen rein, akribisch und ausdauern umrühren.
Jetzt erneut ein Probeblech lackiert und auf die Austrockung warten. Warten, warten,
warten... Wie war das noch mit der Geduld? Erst war der Farbton zu hell, dann war er
wieder zu dunkel. In etlichen Iterationsschritten näherte ich mich dem O-Farbton an.
Dabei immer schön die "Buchführung" nicht vergessen. Könnte ja sein, daß man mehr
davon braucht...
Als ich dachte ich hätte es, war ich so leichtsinnig meiner Frau stolz das Resultat zu
präsentieren. Mit dem Ergebnis, daß ich weitermischen durfte bis sie zufrieden mit
dem Ergebnis war.
ENDLICH LACKIEREN!
Doch halt! Der O-Lack ist weder glatt noch glänzend. Matt ist er aber auch nicht und
ausgeprägte Struktur ebenfalls nicht. Was tun? Auf in den Farbladen. Wenn nicht da,
wo sonst bekomme ich Tipps. Und ja, mir wurde geholfen.
Der Lack wird aufgetragen, muß dann eine bestimmte Zeit antrockenen (die Zeit-
spanne mußte experimentell ermittel werden) und wird dann in nur einer Richtung mit
einer trockenen Schaumstollrolle mit wenig Andruck zügig übergerollt. Dabei haftet die
angetrocknete Farbe etwas an der Rolle und wird nach obern gezogen. Sie löst sich fast
komplett wieder von der Rolle, kehrt aber nicht ganz in ihre Ausgangsposition zurück.
OK, ganz wie ab Werk habe ich´s nicht hinbekommen. Das Ergebnis kann sich m. E. aber
sehen lassen.
Die beiden Abdeckungen (Tonkopf und Tastensatz) habe ich im O-Farbton belassen.
Man soll sehen, daß das 4004 neu lackiert worden ist und wie der alte Lack aussieht.
Zurück zur Frage: "Erfolgsmodell oder nicht?"
Im 3. Quartal 1962 gab es in Deutschland noch keine Rundfunksendungen, die in Stereo
ausgestrahlt wurden (s. Auszug aus der BDA des PHILIPS RK66, Bj. 1964).
Mikrophone und Plattenspieler waren bei uns die einzig möglichen Quellen. Das war z. B. in den USA anders.
Dort gab es in den Ballungsgebieten stereophon ausgestrahlte Sendungen. Das wäre ein
mögliches Einsatzgebiet des 4002/4004 gewesen. In 1962 war das Report noch nicht so
bekannt und beliebt, wie es später dann der Fall war. Einer der Gründe, warum es kein
Exportschlager wurde. Außerdem war die netzgebundene Konkurrenz stark (auch im
eingenen Haus, mit UHER 760, Stereorecord I/II/III) und oft günstiger zu haben. Obendrein
hatten die auch noch längere Laufzeiten, bedingt durch grüßere Spulen.
In Deutschland kostete ein 4002/4004 stolze 798DM. Ein Stereorecord I kostete 100DM
weniger. Und für ein Stereorecord II/III worden 938DM, bzw. 898DM aufgerufen. Nicht
sooo viel mehr, aber dafür mit viel mehr Funktionen. Außerdem machten die großen
Koffer "mehr her". Weiß ich aus Erfahrung. Denn, als ich ein Report 4000 kaufte, machten
meine Eltern entsprechende Bemerkungen.
Warum also ein 4002 kaufen? Der Einsatz für Stereoaufnahmen war sehr eingeschränkt.
Natürlich konnte man auch Mono aufzeichnen. Aber das konnte ein 4000 für 598DM auch.
Etwas besser schnitt da das 4004 ab. Damit war es möglich die Spieldauer für Monoaufnahmen
zu verdoppel. Ein, m. E., aber dürftiges Kaufargument!
Der Verkauf muß demnach sehr schleppend erfolgt sein. Dazu die vielen Rückläufer
im Prüffeld. Verdient hat UHER an 4002/4004 mit großer Wahrscheinlichkeit nichts.
Im Gegenteil, ein reines Verlustgeschäft. Da fiel es den Verantwortlichen nicht schwer,
die Produktion von 4002/4004 nach nur einem Jahr zu beenden. So sind vermutlich nicht mehr als insgesamt 1000 - 1500 Stück gebaut worden. Wovon der Löwenanteil sicherlich
auf die 4004-Geräte fiel.
Demnach KEINE Erfolgsgeschichte der frühen Stereo Report.
War´s das jetzt?
Nein, noch nicht ganz.
Der nächste Versuch ein Stereo Report zu lancieren, gab es ca. Ende 1963/Anf. 1964
mit dem UHER 4004 Report-S Stereo. Ob es auch eine 2-Spur-Variante gab, ist mir
nicht bekannt. Auch nicht, wie viele 4004-S gebaut wurden. Viele können es nicht ge-
wesen sein. Denn, sie kamen offiziell nie in den Handel. Die UHER-Bosse zogen vorher
die Reißleine. Sicher aus gutem Grund, denn Stereo-UKW gab´s in D noch immer nicht.
Das gezeigte 4004-S gehörte damals A.Fl., der es an einen guten Freund am Bodensee
abgab. Diesen zog es nach Ungarn, wo er leider viel zu früh verstarb. Damit verliert
sich die Spur dieses 4004-S.
Ob das 4004-S, was Hans-Jürgen Bäumler auf dem Pressephoto benutzt, mit dem o. a.
4004-S identisch ist, oder ob es sich um ein anderes 4004-S handelt?
Ich weiß es nicht. Über HInweise für beide 4004-S wäre ich sehr dankbar.
So nahm die Erfolgsgeschichte der Stereo Report´s erst mit der 3. Generation, dem 4200/4400 Stereo ihren Anfang, Stereo-IC und Stereo Monitor führten sie weiter bis
zum Ende.
Gruß
Wolfgang
PS.:
Die Bilder des 4002 und 4004-S durfte ich mit Genehmigung von A. Fl. benutzen - vielen Dank.
Das "Bäumler-Bild" stammt vermutlich aus einer Zeitung (bekam ich per mail von PSMS,
der es im www fand). Sollte ich damit Urheberrechte verletzen, entferne ich es umgehend.
Die Bilder von UHER 514/524 durfte ich mit Genehmigung von P. S. (PSMS) benutzen - vielen Dank.
Im UHER-Buch heißt es auf Seite 123 "...ein von der Firma PREH entwickelter Spurwahlschalter...".
Da könnte man meinen, daß dieser Umschalter eigens für das 4002/4004
entwickelt wurde. Dem ist aber nicht so. Der PREH´sche Spurumschalter wurde be-
reits früher in den Tonbandtypen 514 und 524 verbaut. Man griff auf Bewährtes zurück...