09.08.2012, 14:15
Peter berichtet aus seiner Lehrzeit:
„In unserer Lehrfirma, einer Ingenieur- geleiteten PHILIPS- Vertragswerkstatt ,die durch ihre hohe Reparatur- Kompetenz und den Bau eigenentwickelter NF-Verstärkeranlagen, Antennenverstärker, Gegensprech-, Kommando- und Schiffsanlagen sowie Werbetextgeber überregional bekannt war ,wurden Radio- und Fernsehtechniker und auch Elektromechaniker ausgebildet. Ganze Heerscharen von Lehrlingen fanden von hier aus ihren weg ins Berufsleben. Hermann war Elektromechaniker- Lehrling. Doch anstatt in der Elektromechanik zu wickeln, zu feilen und zu löten, hatte Hermann das fragliche Privileg, in der Fernsehwerkstatt Tonbandgeräte reparieren zu dürfen. Und so passte es ganz und gar nicht in die Reparatur- Akribie, dass Hermann eine ganz besondere Art an den Tag legte, mechanische Probleme zu lösen. Wenn z.B. das Band am Spulenflansch schliff, justierte Hermann nicht etwa die Höhe des Bandtellers, nein, Hermann löste den linken Bandführungsbolzen mit einer dicken Kombizange und verstellte sie solange, bis der Spulenflansch keine Schleifgeräusche mehr machte, ohne darüber nachzudenken, dass dadurch die ganze Bandführung durcheinander geriet ,der Bandlauf und die korrekte Einstellung der Tonköpfe nicht mehr stimmte. Hermann ließ sich von solchen Nebensächlichkeiten nicht beeindrucken. Auf jeden Fall ließ Hermann sich von mir mit dem Faible für UHER Tonbandgeräte anstecken.
Das lag wohl daran, dass der tägliche Umgang mit PHILIPS- Tonbandgeräten auf Dauer etwas nervte. Außerdem bot UHER zu der damaligen Zeit bei seinen Geräten eine bessere Tonqualität und mehr Trickmöglichkeiten. So war es kein Wunder, dass auch er sich privat ein UHER- Tonbandgerät vom Typ Royal zulegte. Seltsam war nur, dass Hermann das nagelneue, wunderschöne Gerät erst mal komplett zerlegte und hinterher einige Schwierigkeiten hatte, dieses wieder zu komplettieren und funktionsfähig zu machen. Zahlreiche Federchen sprangen ihm vom Tisch und mussten erst mühsam gesucht und dann wieder in das Gerät zurückverpflanzt werden.
Weil er bei solche diffizilen Aufgaben meist einen roten Kopf und eine nasse Stirn bekam, lud er extra einen weiteren Lehrling, nämlich Joachim zu sich nach Hause ein, um mit seiner Hilfe dann das Royal Stereo wieder funktionsfähig zu machen.
Eines Tages, es muss so um 1965 gewesen sein, kündigte PHILIPS einen Werbefeldzug an, den es zu der Zeit in dieser Form noch nicht gab. PHILIPS charterte nämlich einen Sonderzug der Deutschen Bundesbahn, stattete die Waggons mit den neuesten Geräten aus und tourte so durch die Republik, in der Hoffnung, durch diesen Werbegag den Umsatz anzukurbeln.
Als PHILIPS- Vertragswerkstatt hatten wir sozusagen die Pflicht, den im Hauptbahnhof Wilhelmshaven stationierten Zugwaggons einen Besuch abzustatten. Früher hatte man es bei PHILIPS meist mit etwas arroganten Vertretern zu tun, und so wundert es nicht, dass Hermann in seiner unermesslichen Blauäugigkeit gegenüber dem PHILIPS- Vertreter eine abfällige Äußerung über deren Tonbandgeräte machte. Er scheute sich auch nicht, darauf hinzuweisen, dass es seiner Ansicht nach einen besseren Hersteller gab: nämlich UHER. Ich ahnte schon, dass dies nicht ohne Folgen bleiben sollte. Wochen später klingelte das Telefon, doch an Stelle eines Kunden meldete sich die Geschäftsleitung der PHILIPS- Werke aus Berlin und verlangte besagten Lehrling .Bei Aufregung jeglicher Genese bekam Hermann immer einen puterroten Kopf, so auch jetzt. Der Mithörer wurde eingeschaltet und wir hörten mit Spannung, wie Hermann befragt wurde, was denn an den PHILIPS- Geräten zu kritisieren sei. Hermann fing an zu stottern. Schweiß stand auf seiner Stirn. Nach schier endlosen 10 Minuten musste Hermann den Hörer an seinen Chef, der mittlerweile Lunte gerochen hatte, übergeben.
Danach folgte ein Tobsuchtsanfall der übelsten Art, verbunden mit wüsten Beschimpfungen, wie man denn als Mitarbeiter einer PHILIPS- Vertragswerkstatt einen solch verdammten Unsinn erzählen könne. Hermann tat uns allen zwar ein bisschen leid, aber insgeheim freuten wir uns, dass wieder mal was los war, und vor allem, dass es nicht uns selbst erwischt hatte.
Hermann wurde bald strafversetzt, natürlich auch wegen seiner hemdsärmeligen Reparaturmethoden, und musste fortan in der Elektromechanik Trafos wickeln. Sein Schicksal diente als Abschreckung!“ Sein UHER Royal aber war sein ganzer Stolz, mit dem er „Help“ von den BEATLES aufnahm. Tonbandgeräte reparierte ab sofort nur noch Peter.
„In unserer Lehrfirma, einer Ingenieur- geleiteten PHILIPS- Vertragswerkstatt ,die durch ihre hohe Reparatur- Kompetenz und den Bau eigenentwickelter NF-Verstärkeranlagen, Antennenverstärker, Gegensprech-, Kommando- und Schiffsanlagen sowie Werbetextgeber überregional bekannt war ,wurden Radio- und Fernsehtechniker und auch Elektromechaniker ausgebildet. Ganze Heerscharen von Lehrlingen fanden von hier aus ihren weg ins Berufsleben. Hermann war Elektromechaniker- Lehrling. Doch anstatt in der Elektromechanik zu wickeln, zu feilen und zu löten, hatte Hermann das fragliche Privileg, in der Fernsehwerkstatt Tonbandgeräte reparieren zu dürfen. Und so passte es ganz und gar nicht in die Reparatur- Akribie, dass Hermann eine ganz besondere Art an den Tag legte, mechanische Probleme zu lösen. Wenn z.B. das Band am Spulenflansch schliff, justierte Hermann nicht etwa die Höhe des Bandtellers, nein, Hermann löste den linken Bandführungsbolzen mit einer dicken Kombizange und verstellte sie solange, bis der Spulenflansch keine Schleifgeräusche mehr machte, ohne darüber nachzudenken, dass dadurch die ganze Bandführung durcheinander geriet ,der Bandlauf und die korrekte Einstellung der Tonköpfe nicht mehr stimmte. Hermann ließ sich von solchen Nebensächlichkeiten nicht beeindrucken. Auf jeden Fall ließ Hermann sich von mir mit dem Faible für UHER Tonbandgeräte anstecken.
Das lag wohl daran, dass der tägliche Umgang mit PHILIPS- Tonbandgeräten auf Dauer etwas nervte. Außerdem bot UHER zu der damaligen Zeit bei seinen Geräten eine bessere Tonqualität und mehr Trickmöglichkeiten. So war es kein Wunder, dass auch er sich privat ein UHER- Tonbandgerät vom Typ Royal zulegte. Seltsam war nur, dass Hermann das nagelneue, wunderschöne Gerät erst mal komplett zerlegte und hinterher einige Schwierigkeiten hatte, dieses wieder zu komplettieren und funktionsfähig zu machen. Zahlreiche Federchen sprangen ihm vom Tisch und mussten erst mühsam gesucht und dann wieder in das Gerät zurückverpflanzt werden.
Weil er bei solche diffizilen Aufgaben meist einen roten Kopf und eine nasse Stirn bekam, lud er extra einen weiteren Lehrling, nämlich Joachim zu sich nach Hause ein, um mit seiner Hilfe dann das Royal Stereo wieder funktionsfähig zu machen.
Eines Tages, es muss so um 1965 gewesen sein, kündigte PHILIPS einen Werbefeldzug an, den es zu der Zeit in dieser Form noch nicht gab. PHILIPS charterte nämlich einen Sonderzug der Deutschen Bundesbahn, stattete die Waggons mit den neuesten Geräten aus und tourte so durch die Republik, in der Hoffnung, durch diesen Werbegag den Umsatz anzukurbeln.
Als PHILIPS- Vertragswerkstatt hatten wir sozusagen die Pflicht, den im Hauptbahnhof Wilhelmshaven stationierten Zugwaggons einen Besuch abzustatten. Früher hatte man es bei PHILIPS meist mit etwas arroganten Vertretern zu tun, und so wundert es nicht, dass Hermann in seiner unermesslichen Blauäugigkeit gegenüber dem PHILIPS- Vertreter eine abfällige Äußerung über deren Tonbandgeräte machte. Er scheute sich auch nicht, darauf hinzuweisen, dass es seiner Ansicht nach einen besseren Hersteller gab: nämlich UHER. Ich ahnte schon, dass dies nicht ohne Folgen bleiben sollte. Wochen später klingelte das Telefon, doch an Stelle eines Kunden meldete sich die Geschäftsleitung der PHILIPS- Werke aus Berlin und verlangte besagten Lehrling .Bei Aufregung jeglicher Genese bekam Hermann immer einen puterroten Kopf, so auch jetzt. Der Mithörer wurde eingeschaltet und wir hörten mit Spannung, wie Hermann befragt wurde, was denn an den PHILIPS- Geräten zu kritisieren sei. Hermann fing an zu stottern. Schweiß stand auf seiner Stirn. Nach schier endlosen 10 Minuten musste Hermann den Hörer an seinen Chef, der mittlerweile Lunte gerochen hatte, übergeben.
Danach folgte ein Tobsuchtsanfall der übelsten Art, verbunden mit wüsten Beschimpfungen, wie man denn als Mitarbeiter einer PHILIPS- Vertragswerkstatt einen solch verdammten Unsinn erzählen könne. Hermann tat uns allen zwar ein bisschen leid, aber insgeheim freuten wir uns, dass wieder mal was los war, und vor allem, dass es nicht uns selbst erwischt hatte.
Hermann wurde bald strafversetzt, natürlich auch wegen seiner hemdsärmeligen Reparaturmethoden, und musste fortan in der Elektromechanik Trafos wickeln. Sein Schicksal diente als Abschreckung!“ Sein UHER Royal aber war sein ganzer Stolz, mit dem er „Help“ von den BEATLES aufnahm. Tonbandgeräte reparierte ab sofort nur noch Peter.