Sony TC-D5: Riementausch wie? Rutschkupplung?
#1
Moin,

ich habe zwei TC-D5, einen in der Version Pro II und einen in Standardausführung M. Besonders der letztere könnte mal einen neuen Riemensatz gebrauchen (den habe ich schon). Allerdings habe ich auch nach dem Studium des SM keine Ahnung, wie ich da rankomme. Muss ich dazu die Hauptplatine ausbauen (was mir schon jetzt den Schweiß auf die Strin treibt!), oder kommt man da von oben dran?
Vielleicht hat das ja schon mal einer von euch gemacht und kann mir da den entscheidenden Tipp geben.
Denn obwohl das SM eigentlich recht ordentlich ist, und z.B. alle nur erdenklichen Explosionszeichnungen enthält, steht nicht ein Wort darin über mechanische Reparaturen.

Weiterhin sind z.B. auch die Werte für den Bandzug angegeben, aber keine Möglichkeit aufgezeigt, diesen zu ändern. Der Aufwickelbandzug ist bei beiden Geräten derart schlapp, dass bereits eine nicht 100% leicht laufende Kassette genügt, um stehen zu bleiben. Kann da was justiert werden? Wo sitzt die Rutschkupplung?
Ich bin durch die Serviceanleitungen von Herstellern wie Revox und Grundig wohl ziemlich verwöhnt, wo wirklich alles Erdenkliche drinsteht. Leider hat Sony da trotz gutem Ansatz einiges offen gelassen! Schließlich gehört ein Riementausch zu den absolut gängigen Servicearbeiten...

LG
Holgi
Zitieren
#2
So, da ja hier so viele Antworten kamen Wink, habe ich mir das Gerät heute vorgenommen.
An die Mechanik kommt man in der Tat von der Unterseite heran. Man muss die Platine lösen und hochklappen, nachdem man alle in Schlaufen verlegten und mit Filzklebestreifen fixierten Drähtchen gelöst hat. Ebenso muss man zwei dickere Drähte (gelb und schwarz) am Spannungswandler neben dem Batteriefach ablöten.
Zwei der drei Riemchen ließen sich einigermaßen problemlos wechseln, der dritte nicht. Da er in gutem Zustand war, habe ich ihn gelassen, wo er war.
Die Friktion für die Aufwickelseite lässt sich sicher irgendwie ausbauen und reinigen — gesehen habe ich sie! — aber ich glaube, da reichen meine feinmechanischen Fähigkeiten nicht ganz. Ich wollte nicht riskieren, das praktisch neuwertige Gerätchen hinterher in die Tonne zu werfen...

Also alle erreichbaren Gummibeläge auf diversen Rädchen mit Benzin und Wattestäbchen geputzt und die Platine wieder drauf.

Natürlich habe ich versäumt, von der ganzen Aktion Fotos zu machen, wie fast immer. Man ist so in die Arbeit vertieft, dass einem das immer erst hinterher einfällt >Sad

Die Fummelei mit den bewussten Lötbrücken, um die Vormagnetisierung "einzustellen", war mir schon beim WM-D6C ein Gräuel. Und geändert werden musste da was, denn mit der von mir bevorzugten Kassettensorte TDK SA klang das Ganze ziemlich höhenarm. Ich sann also auf Abhilfe, sprich, eine Möglichkeit die Biaseinstellung ohne Lötkolben zu vollziehen.

Die Lösung bestand aus zwei SMD-Trimmern 6,5...35 pF (oder in der Größenordnung). Bei meinem Exemplar des TC-D5M waren von der werksseitigen Einmessung her jeweils die Kapazitäten 15 und 18 pF parallel geschaltet, rechts zusätzlich 2,2 pF.
Ich unterbrach die Lötbrücke für 18 pF, reinigte die Lötstellen und lötete je einen der winzigen Kapazitätstrimmer über die Lötpads. Fertig. Natürlich hätte ich genauso gut eins der unbenutzten Pads dafür nehmen können, nachdem die 18 pF aufgetrennt waren. Wurscht :grins:

Nun konnte ich nach der Anleitung im SM die VM so einstellen, dass bei -20 dB Pegel die Frequenzen 1 und 10 kHz auf 0,5 dB den gleichen Pegel ergaben.
Nachdem ich noch kleine Korrekturen an den Pegeltrimmern vorgenommen hatte, denn der linke Kanal wurde ca. 2 dB leiser aufgenommen, war ich mit dem erzielten Ergebnis voll und ganz zufrieden!
Im Vergleich mit meinem noch im Auslieferungszustand befindlichen Pioneer-Deck CT-959 stellte ich fest, dass die VU-Meter beim Sony ca. 4 dB Vorlauf haben. Der auf dem TC-D5 auf genau 0 dB gepegelte 1 kHz-Sinus ergibt auf dem stationären Deck also -4 dB. Die Peak-LED des Sony leuchtet bei ca. +6dBu auf. Wenn man so aussteuert, dass die LED ab und zu flackert, erzielt man eine gute, aber nicht zu reichliche Aussteuerung. Auf dem Pioneer gehen die FL-Anzeigen dann bis etwa +3 oder 4 dB.

Übrigens habe ich als zweites TC-D5 die ProII-Version. Diese hat im Gegensatz zur Normalversion einen Ferritkopf. Der nutzt sich zwar praktisch nicht ab, ermöglicht aber nicht so hohe Pegel! Es werden bereits Verzerrungen hörbar, wenn man bei diesem Recorder die Peak-LEDs allzu häufig aufblinken lässt.
Als nachteilig empfinde ich bei der Profiversion auch die Tatsache, dass er keine Netzteilbuchse besitzt und die XLR-Mikrofonbuchsen männlich sind. Man muss sich also erst passende Kabel löten, die an beiden Enden Weibchen haben.
Spätere Exemplare hatten dann die korrekte Buchsenbauart! Praktisch ist dagegen die Möglichkeit, die XLR-Eingänge per Schalter parallel zu schalten, so dass man mit einem Mono-Mikro auf beiden Spuren aufnimmt. Beim "M" muss man sich dazu wiederum einen Y-Adapter basteln...

Hier ein Foto. Der kleine Trimmer ist so flach, dass er problemlos unter den Deckel passt, der zudem von innen mit einer Folie isoliert ist. Den zweiten, für den linken Kanal, sieht man oben links in der Ecke.

[Bild: P1000232klein.jpg]

Auch eine Gesamtansicht des nun hervorragend klingenden Portis soll nicht fehlen:

[Bild: P1000249klein.jpg]

Gruß
Holgi
Zitieren
#3
Lieber Holgi,

danke für den prima Bericht! :lesen:
Und was für ein supergepflegtes Gerät...sogar der Cassettenfach-Aufkleber ist noch drauf...was schliessen lässt, dass es kein frühes Gerät ist, denn da gab es den Slogan noch nicht.

Bei meinem Gerät sind die Gleichlaufwerte und auch der Bandzug noch annehmbar, weshalb ich um einen Riementausch bislang nicht verlegen war.

In der Tat sin die "Disassembly"-Seiten des SM nicht zuu üppig:
http://transom.org/wp/wp-content/uploads...pdf?9d7bd4
Auf der Seite 27 (Exploded View) findet man dann die 3 Riemen:
3-545-601-00 (pulley),
3-507-115-00 (A) und
3-545-602-00 (counter).

Welche Quelle für die Riemen hast Du denn bemüht? Haben diese gute Qualität, sprich: sind die Gleichlaufwerte tadellos? Von Sony ist ja zu befürchten, nix mehr liefern zu können / wollen...

Die Idee mit den SMD-Bias-Trimmern ist ja wirklich nachahmenswert. :daumen2:

Was die Netzteilbuchse der "Pro-Version" betrifft:
der "Pro" (ohne II) hatte jene in der Tat nicht.
der "Pro II" hat eine solche aber (für Netzgerät AC-D 468); dafür fehlt dann der Monoumschalter für die Mikros. Und IECIV-Aufnahmen können beide Pro's nicht, war wahrscheinlich der Batterielebensdauer geschuldet.

Viele Grüße
Frank

P.S.: hat noch jemand die Bed.-Anl. vom Pro II in PDF? Bei Transom gibt es ja nur jene vom "M"...
Zitieren
#4
Zitat:kesselsweier postete
Welche Quelle für die Riemen hast Du denn bemüht? Haben diese gute Qualität, sprich: sind die Gleichlaufwerte tadellos? Von Sony ist ja zu befürchten, nix mehr liefern zu können / wollen...

Ich habe die Riemen diesmal bei William Thakker (http://www.zum-shop.de/Antriebsriemen_c2...83a_x1.htm) bestellt (11,- €). Qualität und Passform sind einwandfrei. Aber den Gleichlauf habe ich mit den neuen Riemen noch nicht gemessen. Ich habe aber keine Bedenken, dass er durch den servogeregelten Direktantrieb nach wie vor o.k. sein wird.

Was die Netzteilbuchse der "Pro-Version" betrifft:
der "Pro" (ohne II) hatte jene in der Tat nicht.
der "Pro II" hat eine solche aber (für Netzgerät AC-D 468); dafür fehlt dann der Monoumschalter für die Mikros. Und IECIV-Aufnahmen können beide Pro's nicht, war wahrscheinlich der Batterielebensdauer geschuldet.

Also mein Pro II hat keine Netzteilbuchse, aber dafür einen Monoumschalter!
Die einzige Erklärung dafür, wenn es das so wirklich nicht gab, könnte der beim Vorbesitzer erfolgte Austausch des vorderen Gehäuseteils gegen eines vom Pro II sein.
Damit wäre meiner dann ein Pro. Letztlich ist mir der Monoschalter aber wichtiger, weil dann Adapter mit zwei Steckern am Monomikro überflüssig sind!
Gruß Holgi
Zitieren
#5
Dsnke für den Link.

Dafür noch ein Bildchen; Pro oben, Pro II unten, mit 6V-NSG.

[Bild: IMG_3906a.jpg]

Und, nein, ich sammle nicht, der obereist ein elektr. defekter Ersatzteilträger...:-)

Gruß
Frank
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste