Wenn Geräte nicht mehr neu sind oder: Die große Ernüchterung
#1
Kennt ihr das auch: Den Punkt, an dem das Gerät nicht mehr neu erworben ist, die erste Begeisterung ist verflogen und nun macht sich auch der eine oder andere Schwachpunkt bemerkbar. Wie Ralf B neulich in anderem Zusammenhang schrieb: Vielleicht versuche ich mir auf diese Weise schön zu reden, dass die Köpfe noch nicht runter sind?

Ich kenne diese Momente recht gut. Seltsamerweise mag mir jetzt nichts dazu einfallen.
Naja ... ich entsinne mich, dass ich schon etwas irritiert war, als ich bemerkte dass diese seltsame Geräusch von den doch recht neuen Lautsprechern das Strömungsrauschen an der Baßreflexröhre war...

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#2
Hallo!
O ja, das kenne ich auch. Bei mir hat das Auftauchen der ersten Schwachpunkte die Kreativität entfacht. Schaltpläne waren dann meine Bettlektüre, was dann entsprechend Ideen und deren Umsetzung nach sich zog. So habe ich, so weit es mir möglich war, alles nach meinen Vorstellungen so angepasst, dass ich wirklich fast wunschlos glücklich wurde, und manchmal habe ich bei meinen Umbauten auch mehr Glück als (Sach)Verstand gehabt.

Das einzige Gerät, was nun schon seit sieben Jahren bei mir seinen Dienst verrichtet, ohne umgebaut worden zu sein, ist mein Renkforce / Wangine HVA-5081. Dieser Verstärker begeistert mich bei jedem Einschalten aufs Neue. Ich hatte durch gelegentliche Reparaturen fremder Geräte Vergleichsmöglichkeiten, ich kann nur sagen: meine Zufriedenheit mit dem Taiwanesen wuchs dadurch nur noch mehr.

Aber da ist noch etwas: für mich wurden meine Geräte, je länger sie mich begleiteten, fast sowas wie Freunde, die mir Trost boten, wenn ich von Menschen wieder mal aufs Heftigste enttäuscht wurde, die Musik das Seelenbalsam, was die Wunden schneller heilen ließ.

Verschwindet die Begeisterung für die "alten Kämpfer"? Bei mir nicht. Sie gehören einfach dazu, und um so mehr, je länger sie bei mir sind.

Gruß
Jochen

edit: Natürlich heißt der Verstärker HVA-8051, sorry Timo, war ein Verdreher...
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#3
Zitat:McWangine postete
ist mein Renkforce / Wangine HVA-5081
... 5081? 8051, oder? :oah:

(Soll keine Erbsenzählerei sein. Wenn es wirklich einen HVA-5081 gibt, bitte ich Dich um ein Bild. :-))
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#4
Hallo!

Dieses Gefühl ist mir weitgehend fremd.

Das liegt vielleicht daran, daß alle meine
technischen Neuerwerbungen relativ lange
in Benutzung sind (wie z. B. das UHER
4000 - in diesem Jahr sind es 50 Jahre).

So erfreue ich mich jedes Mal, wenn ich
etwas vorkrame und es auf Anhieb seinen
Dienst ebenso verrichtet, wie zu seiner
Anfangszeit.

>>>OT

Das muß nicht immer "Jubelelektronik" sein.
Die Nähmaschine meiner Frau stammt von
meiner Ex-Schwiegermutter, die sie im Jahre
1949 in Köln neu gekauft hat.
Es ist eine elektrische ELNA Modell 1 im Trage-
koffer, die damals fast 700DM gekostet hat. Sie
ist ein Wunderwerk bester Feinmechanik. Ob-
wohl sie schon viele Betriebsstunden auf dem
Buckel hat, läuft sie leise und ohne Fehl und
Tadel.
Selbstverständlich ist noch alles Zubehör dabei.

[Bild: ELNA_01_red.jpg]

[Bild: ELNA_02_red.jpg]

[Bild: ELNA_03_red.jpg]

OT<<<

Sorry, daß ich meiner Begeisterung einfach freien Lauf lies.
Werde mich aber NICHT bessern...

Gruß
Wolfgang
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#5
Moin Allerseits,

"neu erworben" muß ja nicht unbedingt "fabrikneu" bedeuten.
Insofern verstehe ich Niels Frage eher in Richtung "Ernüchterung
nach Erwerb von bisher wenig Bekanntem".
Und da kann ich nur schreiben "oh ja, das Gefühl kenn' ich!"
Es ist aber auch in meinen Augen allzu menschlich, dass man
ein wenig das Fieber verliert, sobald ein langgehegter Wunsch
durch Kauf erfüllt wird und sich die Sehnsucht durch Benutzung zur
Normalität wandelt. Je häufiger man etwas Neues/Anderes kauft,
desto schneller tritt dieser Effekt ein (ein Teufelskreis vieler Sammler
übrigens!).

Und dann gibt es natürl. auch noch die Ernüchterung - ja besonders die
kenne ich zur Genüge. Gestern noch das heißbegehrte (Tonband-)Gerät,
das man (aus welchen Gründen auch immer) schon lange gerne mal
besitzen würde. Und dann? Nach Kauf/Benutzung/Inaugenscheinnahme
der techn. Eigenschaften und "Innereien" die erschreckende Erkenntnis,
was das doch im Grunde für eine "elende Gurke" ist.

Auf der anderen Seite macht dieses Neu-Kennenlernen ja m.E. auch einen
gewissen Reiz bei so einem Hobby aus, findet ihr nicht?

Gruß

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#6
Zitat:PeZett postete
"neu erworben" muß ja nicht unbedingt "fabrikneu" bedeuten.
Insofern verstehe ich Niels Frage eher in Richtung "Ernüchterung
nach Erwerb von bisher wenig Bekanntem".
Das hat der Dichter sagen wollen. Wink

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#7
Ein neuer Plauderthread - wie schön !!!
Und unser aller altgedienter Niels eröffnet ihn mit diffusen Gefühlen.
Und das am Wochenende! Smile

Bei mir merke ich Folgendes:
Ich muß mit dem Bandmaschinen-Anschaffen aufhören.
Es kann "krank" machen, ständig neue Maschinen haben zu wollen, bedingt durch die Vielfalt der damaligen Produktion.
Es war für mich ein fast weihnachtliches Erlebnis: Kiste kommt, auspacken, kaputte Sachen hinpfriemeln,Begeisterung,Enttäuschung weil es doch altes Zeug ist und irgendwas seinen Dienst nicht tun will, Reparaturrechnung, Begeisterung, weils wieder dreht.Aber Weihnachten war eben schnell wieder vorbei, die nächste Kiste stand schon unter Beobachtung.....
Also Suchtpotential.

Nun hat die Vernunft halbwegs gesiegt, bin kein Profi, kann also nur soviele Maschinen behalten, wie ich auch im Gang halten kann.
Beneide absolut die Leute, die was davon verstehen und sich aus einer Kiste mit Macken ein wunderbar funktionierendes Gerät wiederaufbauen können.
Mir fehlt die Zeit (Ja...ich vertippe sie lieber hier...)

Was anderes: Der moralische Verschleiß.
Den hatte ich bei Bandgeräten noch nie, weil ich sie nach wie vor total "liebe".
Auch wenn die Dokorder 1120 z.Zt.auf einem Kanal nicht aufnimmt....es ist ein phantastischer schwarz-silberner Zauberkasten!

Aber wenn ich dann gesundheitsbedingt mal fünf Wochen zu Hause hocke, und in dieser Zeit quittieren vier Maschinen den Dienst, denke ich:
"Was warst Du früher glücklich!", und "Dieses Hobby ist nicht geeignet für mich."
Es ist ja auch nicht neu: Je mehr der Mensch hat, desto weniger ist der Mensch froh.

Und trotzdem kann ich nicht aufhören, und es gibt hier keine Bandmaschine, deren Anschaffung ich bereut hätte.

Also moralischer Verschleiß bei mir hier im Wohnzimmer: 0

Wieder was anderes: Technischer Verschleiß
Da muß ich immer an Jogi denken, der sinngemäß ständig geschrieben hatte:
Für den Elektroschrott geb ich keinen Euro, da müßte ich mir ja die Entsorgung erstatten lassen.
Hat er zwar übertrieben....aber ein bißchen hat er recht gehabt.

Und wenn dann die Musi spielt, während andere sich die Finger wegen des besten Sounds wund tippen....
....komme ich einfach zu keiner Lösung, wie das mal weitergehen soll!

Wolfgang: Was hältst Du von einem "Frauentausch" ohne Fernsehen ???
Meine kann sehr gut Kochen. Wenn Deine näht...könnten wir...zumindest für eine Zeit lang....weißt Du, wie ich das meine......???
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#8
Hallo,

ja Ralf, das kenne ich auch :bier:

Bei mir war es so, dass ich alles das besitzen wollte, was ich mir in den 70ern nicht leisten konnte.

Und da die Gebrauchtpreise für die Objekte der damaligen Begierde gegenüber denen der damaligen Neupreise teilweise nur 10% - 20% sind, habe ich mir diesen und jenen Verstärker / Receiver hingestellt.

Letztendlich geblieben sind nur die Tapedecks; die Receiver / Verstärker habe ich alle wieder weggegeben, um mir meine ABACUS Kombi zu kaufen, die mich klaglich mehr zufriedenstellt, als alle anderen, vormals besessenen Geräte zusammen.

So höre ich hier mit einem Transrotor Plattenspieler, einer PR99, 10 Tapedecks, einem Rega Apollo, einem Equalizer und einem Ultramizer, sowie selbst gebauten Boxen.

Mit dieser Zusammenstellung bin ich sehr, sehr zufrieden, hätte gerne richtig schöne, große Hörner......, aber leider fehlt mir der Platz.

So bin für meine Verhältnisse sehr, sehr glücklich.

Gruß aus Bärlin
Peter
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
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