Telefunken-Mikro TD26; Klangcharakter?
#1
Hallo ihr Lieben,

ich habe zwei TD 26-Mikrofone von Telefunken (1969-76) in meinem Bestand. Es sind, soviel ich weiß und optisch vergleichenderweise festgestellt habe, Sennheiser-OEM-Mikros. Das Original heißt MD 402 LM.
Ich finde die sehr schön und handlich. Sie haben ein Alu-verkleidetes Druckgussgehäuse.

Die Daten des Mikrofons lesen sich eigentlich sehr gut (50-18000 Hz, Superniere, 750 Ohm, 0,26 mV/µbar, Rückwärtsdämpfung >15 dB) und Telefunken hat seinerzeit auch Pärchen davon als Stereo-Mikros angeboten, die auch Hifi-Ansprüche erfüllen sollten.

So weit, so gut. Meine beiden allerdings können mich klanglich überhaupt nicht begeistern. Sie klingen mittenbetont, irgendwie grell, aufdringlich und bassarm. wären so sicher gut als Durchsage- oder Funkmikes geeignet!
Ich hatte mir, als ich erst eines hatte, aus diesem Grund schon ein zweites ersteigert, aber ich fürchte fast, das ist bei allen so...

Kann das jemand von euch bestätigen? Oder ist das Mikro in negativer Weise von Alterung betroffen? So wie ich? Wink

[Bild: TD26-2.jpg]

LG Holgi
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#2
Ich muss mal wieder selbst antworten, weil offenbar keiner so ein Teil hat.

Mittlerweile habe ich den Sollfrequenzgang gefunden. Man erkennt deutlich, warum das Mikro so klingt!
Bei einer Anhebung von rund 8 dB bei 4 kHz kein Wunder.

[Bild: senn%20md402lm%20soll.jpg]

Gruß Holgi
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#3
Bei mir liegt genau so ein Mikrofon seit einigen Wochen in der OVP rum.
Ich wollte es schon die ganze Zeit ausprobieren. Werde dies demnächst machen. Bitte erinnere mich daran, falls nicht bald eine Antwort von mir kommt. Wink Mal sehen, ob es sendetauglich ist, oder ob ich bei meinem bewährten Philips-Mikrofon bleiben werde.
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#4
Hi Holgi,

du hast es ja selbst herausgefunden. Dynamische Mikrofone haben meist diesen Frequenzverlauf. Für mich klingen sie auch "aufdringlich", und sind meist als Sprach/Nah-Mikros im Einsatz. Im Gegensatz dazu gibts Kondensatormikrophone, die mit Phantomspeisung arbeiten und einen glatten Frequenzgang haben, so von 20 -30 Hz an. Allerdings haben viele bei rund 6-10 kHz eine ganz leichte Anhebung, was aber nicht stört. Aber die sind natürlich mit Speisegerät viel teurer. (Studiomikros) Bekannte Hersteller: Neumann, Bruel & Kjaer, Sennheiser, Schoeps...

Hier im Forum gibts auch ein paar Threads drüber, schau mal nach.

Heribert
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#5
Hallo Heribert,

ich weiß das ja alles, was du da schreibst.
Ich habe ja eine ganze Sammlung von Mikrofonen. Da ich aber "Tonbandamateur" (so hieß das früher) bin, sind solche Namen wie Neumann, Brüel & Kjaer oder Schoeps natürlich weit außerhalb der für mich erreichbaren Sphären!
Meine Kondensatormikros haben Namen wie Røde, t.bone oder Behringer.

Und dass alle dynamischen Mikros solche aufdringlichen Frequenzgänge haben, stimmt nicht. Ich nenne hier etwa das AKG D202, das Sennheiser MD 441 oder MD 21, oder auch (man höre und staune) das Telefunken TD 60 (made by Sennheiser).
Bei einigen ist zwar eine leichte Brillanzanhebung vorhanden, aber mit 3-4 dB in einem Bereich oberhalb von 5 kHz fällt die nicht annähernd so aufdringlich aus wie bei dem angefragten TD 26/MD 402.

Die beiden Sennheiser-Clons von Telefunken sollen also nicht etwa als "Studio"-Mikros zur Aufnahme von Sinfonieorchestern benutzt werden Wink , sondern sie sind eben Teil meiner kleinen Mikrofonsammlung und ihr unangenehmer Klangcharakter hatte mich zu dieser Anfrage angeregt. Das Sennheiser-Original klingt übrigens ganz genauso. Das habe ich inzwischen auch.

Gruß Holgi
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#6
Okay, Holgi,

sicherlich gab es da Unterschiede. Die Sennheiser MD 441 und 21 waren schon respektable Mikros und relativ teuer. Ich hatte in den 70iger/80iger auch jeweils ein Pärchen, trotzdem haben sie mich bei live-Aufnahmen nie ganz überzeugen können. Die tiefen Frequenzen und glasklare Höhen fehlten einfach...sie legten den Aufnahmen immer eine Verfärbung drauf. Für Sprachaufnahmen und Soloaufnahmen waren sie hervorragend. Dies ist nur meine Meinung/Erfahrung.Confusedpace:

Heribert
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#7
Heute kam ich endlich dazu, mein Telefunken TD 26 ans Mischpult zu hängen und einige Probeaufnahmen damit zu machen. Es klingt überraschend gut, im Bassbereich leicht angehoben, aber das verleiht dem Klang sogar einen wertigen Charakter, man denkt sich wunder was für ein teures Mikrofon man verwendet. Big Grin Also ganz gut eigentlich.

Werde es mal eine zeitlang benutzen. In der Praxis merkt man erst viel deutlicher die Stärken und Schwächen, die so ein Mikrofon ggf. haben kann. Doch vorab kann ich schon mal sagen: Tolles Mikrofon, sauberer Klang. Ist wirklich jedem billigen Karaoke-Mikrofon aus dem Jahr 2012 für ein paar Euro deutlich überlegen.

Was mich jedoch etwas stört: Bei mir gibt´s starke, pochende Geräusche, wenn ich das Mikrofon schüttelte. Die Membran ist wohl nicht ganz fest in der Kapsel. Entweder hat sich etwas im Laufe der Jahrzehnte gelöst oder es muß so sein, kann ich nicht beurteilen.
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#8
Hallo Manuel,

die Membran ist sicher fest, aber es befindet sich eine Blechabdeckung über der Kapsel, die nur von einem Schaumstoffteil in der Einsprache angedrückt wird. Dieser Schaumstoff hat sich wie üblich zu einer fast flüssigen oder krümeligen Masse verflüchtigt, wodurch das Blechteil klappert.
Die Anfertigung eines neuen Schaumstoffzylinders wirkt oft Wunder. Ebenso das Fixieren der Blechabdeckung mit ein paar Tropfen Klebstoff an den vier Nasen.

Dass das Mikro im Bassbereich angehoben ist, widerspricht allerdings der Frequenzkurve.
Es wird sich wohl eher um den üblichen Nahbesprechungseffekt handeln, der allen Druckgradientenempfängern eigen ist. Wenn du das Gerät 40 cm von deinem Mund entfernt besprichst, ist diese Bassanhebung weg.

LG Holgi
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