14.04.2012, 18:57
Hallo zusammen.
Jetzt fummle ich hier schon drei Stunden an der Vorstellung, habe schon zweimal den Text neu geschrieben und jetzt ein drittes Mal. Ich weiß schon, warum ich auf analog stehe. Also jetzt wieder:
Sie ist angeblich eine seltene Bandmaschine, die Telefunken M 26, hervorgegangen aus der M 24. Den Typ kannte ich schon seit 1969, als ich mir mein erstes Sennheiser MD 421-2 gekauft hatte, aus der Mikrofon-Anschlussfibel. 1974 erfüllte ich mir einen langjährigen Traum: Ich kaufte beim Bielefelder "Tonbildstudio" Bernhard Ruf eine gebrauchte M 24 für 150 Mark. Es stand zwar 9,5/19 auf der Grundplatte, sie lief aber mit 19/38. Ein hierzulande bekannte Techniker (damals bei Ruf beschäftigt) hatte die M 24 auf die höhere Geschwindigkeit umgerüstet samt Entzerrungsänderung. Außerdem ließ er die Dreizacke ebenso halbieren wie die Grundplatte der TFK-Bobby-Adapter und spendierte der Maschine zwei Teller in Hammerschlag. Fertig war die kleine Studiomaschine, die im Tonbildstudio offenbar als Mono-Vollspur-Zuspieler für eine M5C fungierte.
Ich hatte bislang viel Freude an ihr. Von 1989 bis 1993 diente sie bei einem professionellen Lokalradiokursus (für arbeitslose Geisteswissenschaftler als Grundlage zum Lokalfunkjournalismus) zur Beurteilung von gebauten Beiträgen. Sie war bisher immer zuverlässig, steht aber seitdem mit ganz wenigen Unterbrechungen im Keller. Um 1989 hatte mein Bruder das Ergänzungsschaltbild M 24 zu M 26 bekommen und sich beim TFK-/Studer/Revox-Techniker unseres Vertrauens in Hannover Tipps zur Geschwindigkeitsänderung geholt: anderer Motor oder anderes Motorpully. Daraufhin hat er zwei weitere M 24 in M 26 verwandelt.
Ende der 90er holte ich mir aus der Bucht die erste "echte" M 26 aus Berlin, leider "nur" eine Zweispurversion. Die funktioniert. Allerdings nur gut 45 Minuten, bis ein Erdschluss (vermutlich durch Erwärmung) den FI-Schalter im Haus auslöst. Seitdem steht sie im Keller, keine Zeit.
Vor gut drei Jahren holte ich mir aus Wiesbaden die nächste M 26, diesmal in Vollspur. Gepflegtes Gerät, leider die ersten 30 Minuten zu langsam (noch keine Zeit gehabt, die Fühlhebelautomatik nachzustellen). Die lief bis vor drei Wochen ganz gut, bis dann die Netzsicherung nach drei Stunden Betrieb auslöste. Wir vermuten im Moment einen defekten Gleichrichter im Anodenstromkreis.
Und das ist sie:
Wenn man genau hinsieht (geht auf dem Foto sowieso nicht) sieht man, dass Telefunken in Wedel die alten M23-Grundplatten weiterverwendet hat. Mein Kollege Gerhard Kuper hat den Kopf geschüttelt, als ich ihm sagte, die M 24/M 26 hätte Ähnlichkeiten mit M 10 und M 5.
Und hier der Tastensatz. Die ersten M 24 hatten trotz des Desasters mit der M 23 noch immer keinen "Tastenauslösemagneten". Das heißt, wenn die Maschine stoppte, weil der rechte Umlenkhebel auslöste, blieb die getastete Funktion erhalten. Wenn man dann das neue Band einlegte, spulte die Maschine sofort los. Erfreulicherweise haben die Ingenieure um Schüller den Makel bald beseitigt. Das Bild ist leider etwas unscharf, aber man sieht die Bezeichnungen 19 und 38 wohl noch halbwegs deutlich.
Und hier die rechte Seite mit dem 4-Kanal-Mischpult sowie Bass-, Höhen- und Lautstärkeregler. Die Maschinen gibt es auch in einer Version ohne Endverstärker und Lautsprecher-Koffer. Rechts ist der Hebel für die Endabschaltung zu sehen. Das Band wird um ihn herum zur Spule geführt, bei Ende oder Riss schaltet die M 24 ab. Bei der M 26 kann der Hebel in der Abschaltposition bleiben, der Andruck funktioniert aber, und damit ist Papierkorbbetrieb möglich.
Diese Ausführung hat sogar symmetrische Hochpegel-Ein- und Ausgänge (wahrscheinlich von einem Profi eingebaut, muss ich noch klären). Der normale Mikro-Eingang ist bei M 23, 24 und 26 von Hause aus symmetrisch. Dafür gab es von AKG extra das schöne Mikro D19cBK200.
Ich habe noch zwei weitere original M 26, die sogar ein M 26-Typenschild aufweisen (bei den anderen mir bekannten sind es M-24-Schilder). Eine ist zweispur mit Telechron-Kopf (Dia- oder Schmalfilmsteuerung durch Impulse). Der Kopf ist direkt mit der Fernstartbuchse verbunden, von dort geht es zum Diachron- oder Telechron-Steuergerät.
Hier die Beschriftung des Verstärkersatzes. Es gibt nur "Höhen I" (nicht wie bei den Großen auch noch "Höhen II". Und für beide Geschwindigkeiten gibt es nur einen Pegelsteller.
So sieht die M 26 (M 24) von innen aus. Wenn da mal ein Kondensator defekt ist, muss man ganz schön suchen. Ohne Schaltplan geht da sowieso nix. Rechts unten ist ein Zusatz mit Röhre erkennbar, den wir derzeit für eine Symmetriereinheit halten. Schaltpläne sagen dazu nichts. Die Einheit ist offensichtlich professionell nachgerüstet.
Diese M 26 hat ein M 24-Typenschild. Aber es gibt auch M26-Typenschilder. Ist er nicht nostalgisch, der dreipolige Kopfhörer-Anschluss? Die Maschine hat immerhin schon einen neuen Lautsprecher-Anschluss ("Tonnenstecker"). Und der Fernbedienungsanschluss rechts daneben steuert Start-Stopp mit Fuß- oder Handschalter. In der selben Buchse kann aber auch noch der Telechron-Tonkopf angeschlossen werden. Das ist die Zuleitung zum Steuergerät von Telefunken (Dia- und Schmalfilmsynchronisation). Da muss man natürlich gut isolieren, damit es nicht zum Kurzschluss zwischen Telechronkopf und Andruckmagnet kommt...
Und hier noch etwas kurioses:
Das ist ein sogenannter Playbackkopfträger. Die gab es für 23, 24, 26 in Zwei- und Vollspur. Wie man sieht, ist der Wiedergaberkopf links, der Löschkopf in der Mitte und der Aufnahmekopf rechts. Man konnte damit zu einer auf dem Band vorhandenen Aufnahme Sprache oder anderes zumischen. Dazu wurde der Hochpegelausgang mit dem Hochpegeleingang verbunden, die übrigen drei Kanäle standen zur freien Verfügung. Ich frage mich allerdings bis heute: Wer hat das jemals genutzt und warum?
Vielleicht habt Ihr ja eine Antwort.
Ich habe jetzt vier Stunden an diesem "Thread" gebastelt. Hoffentlich ist er halbwegs interessant.
Bis später.
Frank B. aus B.
EDIT: Bilder verkleinert, neue dazu und Text erweitert
Jetzt fummle ich hier schon drei Stunden an der Vorstellung, habe schon zweimal den Text neu geschrieben und jetzt ein drittes Mal. Ich weiß schon, warum ich auf analog stehe. Also jetzt wieder:
Sie ist angeblich eine seltene Bandmaschine, die Telefunken M 26, hervorgegangen aus der M 24. Den Typ kannte ich schon seit 1969, als ich mir mein erstes Sennheiser MD 421-2 gekauft hatte, aus der Mikrofon-Anschlussfibel. 1974 erfüllte ich mir einen langjährigen Traum: Ich kaufte beim Bielefelder "Tonbildstudio" Bernhard Ruf eine gebrauchte M 24 für 150 Mark. Es stand zwar 9,5/19 auf der Grundplatte, sie lief aber mit 19/38. Ein hierzulande bekannte Techniker (damals bei Ruf beschäftigt) hatte die M 24 auf die höhere Geschwindigkeit umgerüstet samt Entzerrungsänderung. Außerdem ließ er die Dreizacke ebenso halbieren wie die Grundplatte der TFK-Bobby-Adapter und spendierte der Maschine zwei Teller in Hammerschlag. Fertig war die kleine Studiomaschine, die im Tonbildstudio offenbar als Mono-Vollspur-Zuspieler für eine M5C fungierte.
Ich hatte bislang viel Freude an ihr. Von 1989 bis 1993 diente sie bei einem professionellen Lokalradiokursus (für arbeitslose Geisteswissenschaftler als Grundlage zum Lokalfunkjournalismus) zur Beurteilung von gebauten Beiträgen. Sie war bisher immer zuverlässig, steht aber seitdem mit ganz wenigen Unterbrechungen im Keller. Um 1989 hatte mein Bruder das Ergänzungsschaltbild M 24 zu M 26 bekommen und sich beim TFK-/Studer/Revox-Techniker unseres Vertrauens in Hannover Tipps zur Geschwindigkeitsänderung geholt: anderer Motor oder anderes Motorpully. Daraufhin hat er zwei weitere M 24 in M 26 verwandelt.
Ende der 90er holte ich mir aus der Bucht die erste "echte" M 26 aus Berlin, leider "nur" eine Zweispurversion. Die funktioniert. Allerdings nur gut 45 Minuten, bis ein Erdschluss (vermutlich durch Erwärmung) den FI-Schalter im Haus auslöst. Seitdem steht sie im Keller, keine Zeit.
Vor gut drei Jahren holte ich mir aus Wiesbaden die nächste M 26, diesmal in Vollspur. Gepflegtes Gerät, leider die ersten 30 Minuten zu langsam (noch keine Zeit gehabt, die Fühlhebelautomatik nachzustellen). Die lief bis vor drei Wochen ganz gut, bis dann die Netzsicherung nach drei Stunden Betrieb auslöste. Wir vermuten im Moment einen defekten Gleichrichter im Anodenstromkreis.
Und das ist sie:
Wenn man genau hinsieht (geht auf dem Foto sowieso nicht) sieht man, dass Telefunken in Wedel die alten M23-Grundplatten weiterverwendet hat. Mein Kollege Gerhard Kuper hat den Kopf geschüttelt, als ich ihm sagte, die M 24/M 26 hätte Ähnlichkeiten mit M 10 und M 5.
Und hier der Tastensatz. Die ersten M 24 hatten trotz des Desasters mit der M 23 noch immer keinen "Tastenauslösemagneten". Das heißt, wenn die Maschine stoppte, weil der rechte Umlenkhebel auslöste, blieb die getastete Funktion erhalten. Wenn man dann das neue Band einlegte, spulte die Maschine sofort los. Erfreulicherweise haben die Ingenieure um Schüller den Makel bald beseitigt. Das Bild ist leider etwas unscharf, aber man sieht die Bezeichnungen 19 und 38 wohl noch halbwegs deutlich.
Und hier die rechte Seite mit dem 4-Kanal-Mischpult sowie Bass-, Höhen- und Lautstärkeregler. Die Maschinen gibt es auch in einer Version ohne Endverstärker und Lautsprecher-Koffer. Rechts ist der Hebel für die Endabschaltung zu sehen. Das Band wird um ihn herum zur Spule geführt, bei Ende oder Riss schaltet die M 24 ab. Bei der M 26 kann der Hebel in der Abschaltposition bleiben, der Andruck funktioniert aber, und damit ist Papierkorbbetrieb möglich.
Diese Ausführung hat sogar symmetrische Hochpegel-Ein- und Ausgänge (wahrscheinlich von einem Profi eingebaut, muss ich noch klären). Der normale Mikro-Eingang ist bei M 23, 24 und 26 von Hause aus symmetrisch. Dafür gab es von AKG extra das schöne Mikro D19cBK200.
Ich habe noch zwei weitere original M 26, die sogar ein M 26-Typenschild aufweisen (bei den anderen mir bekannten sind es M-24-Schilder). Eine ist zweispur mit Telechron-Kopf (Dia- oder Schmalfilmsteuerung durch Impulse). Der Kopf ist direkt mit der Fernstartbuchse verbunden, von dort geht es zum Diachron- oder Telechron-Steuergerät.
Hier die Beschriftung des Verstärkersatzes. Es gibt nur "Höhen I" (nicht wie bei den Großen auch noch "Höhen II". Und für beide Geschwindigkeiten gibt es nur einen Pegelsteller.
So sieht die M 26 (M 24) von innen aus. Wenn da mal ein Kondensator defekt ist, muss man ganz schön suchen. Ohne Schaltplan geht da sowieso nix. Rechts unten ist ein Zusatz mit Röhre erkennbar, den wir derzeit für eine Symmetriereinheit halten. Schaltpläne sagen dazu nichts. Die Einheit ist offensichtlich professionell nachgerüstet.
Diese M 26 hat ein M 24-Typenschild. Aber es gibt auch M26-Typenschilder. Ist er nicht nostalgisch, der dreipolige Kopfhörer-Anschluss? Die Maschine hat immerhin schon einen neuen Lautsprecher-Anschluss ("Tonnenstecker"). Und der Fernbedienungsanschluss rechts daneben steuert Start-Stopp mit Fuß- oder Handschalter. In der selben Buchse kann aber auch noch der Telechron-Tonkopf angeschlossen werden. Das ist die Zuleitung zum Steuergerät von Telefunken (Dia- und Schmalfilmsynchronisation). Da muss man natürlich gut isolieren, damit es nicht zum Kurzschluss zwischen Telechronkopf und Andruckmagnet kommt...
Und hier noch etwas kurioses:
Das ist ein sogenannter Playbackkopfträger. Die gab es für 23, 24, 26 in Zwei- und Vollspur. Wie man sieht, ist der Wiedergaberkopf links, der Löschkopf in der Mitte und der Aufnahmekopf rechts. Man konnte damit zu einer auf dem Band vorhandenen Aufnahme Sprache oder anderes zumischen. Dazu wurde der Hochpegelausgang mit dem Hochpegeleingang verbunden, die übrigen drei Kanäle standen zur freien Verfügung. Ich frage mich allerdings bis heute: Wer hat das jemals genutzt und warum?
Vielleicht habt Ihr ja eine Antwort.
Ich habe jetzt vier Stunden an diesem "Thread" gebastelt. Hoffentlich ist er halbwegs interessant.
Bis später.
Frank B. aus B.
EDIT: Bilder verkleinert, neue dazu und Text erweitert
Klangfilm-Telefunken-Bauer